Das posteriore reversible Enzephalopathiesyndrom: Eine seltene Erkrankung auf der Intensivstation, oder?



Ähnliche Dokumente
Hirnschlag - Symptome. Stroke Summer School Hirnschlag Symptom Parese. Hirnschlag - Symptome

Fall x: - weiblich, 37 Jahre. Symptome: - Visusminderung, Gangunsicherheit. Neurologischer Befund: - rechtsbetonte spastische Tetraparese - Gangataxie

Mike P. Wattjes. Neuroradiologisches Seminar Schlaganfall - klinische Entscheidungsfindung

FV 600 Fulminante akute Leukenzephalopathie bei mikroangiopathischer hämolytischer Anämie durch Vitamin-B12- und Folsäuremangel

Westfälische Wilhems-Uni versität Münster. Hauptvorlesung Radiologie. Neuroradiologie II

Auf finden Sie eine größere Aufnahme von diesem Bild. Funduskopie. Linkes Auge

Vorwort. 2 Epidemiologie Inzidenz Mortalität Prävalenz Prognose 7

Schlaganfalldiagnostik

Neurologische Klinik und Poliklinik Direktor: Prof. Dr. J. Volkmann PRES. W.Müllges DIVI 2014 NEUROLOGIE KLINISCHE NEUROBIOLOGIE

Neurologische Notfälle

Grundlagen der Medizinischen Klinik I + II. Dr. Friedrich Mittermayer Dr. Katharina Krzyzanowska

DIE HYPERTENSIVE KRISE. Prim. Univ.Prof. Dr. Michael M. Hirschl. Vorstand der Abteilung für Innere Medizin. Landesklinikum Zwettl

Ausbildungsinhalte zum Arzt für Allgemeinmedizin. Neurologie

Migräne. Definition. - Anfallsweise auftretende, vasomotorische bedingte schwere Kopfschmerzen (intrazerebrale Vasodilatation). Schmerzlokalisation

T ransiente I schämische A ttacke

Dem Schlaganfall vorbeugen

Epilepsie und Psyche

Koma: Wie hätten Sie`s gemacht? Farid Salih AG Akut- und Intensivneurologie Klinik für Neurologie

handlungsfehler in der präklinischen Versorgung f. Dr. A. Ferbert Jahrestagung der ANB

Delir. Dr. Josef Kirschner

Vaskuläre Demenz G. Lueg Klinik für Allgemeine Neurologie Department für Neurologie Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Hochblutdruck und Schwangerschaft

Abgrenzung zur Demenz: Delir und Depression Wie lautet Ihre Botschaft?

Elektrische Gewitter im Gehirn

Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen

Hirnschädigung nach zerebraler Hypoxie Relevante Befunde für die Prognose

Akute Wasservergiftung einer gesunden Erstgebärenden durch übermässige Flüssigkeitszufuhr

Arabella Klinik München. Makula Netzhaut Zentrum MAC 14. Diabetische Makulopathie. FLA versus OCT. J. Nasemann Makula-Netzhaut-Zentrum-München

Osterode Dr. med. Gregor Herrendorf Klinik für Neurologie Asklepios-Kliniken Schildautal Seesen/Harz

Vorlesung Interdisziplinäre Onkologie Hirntumore bei Erwachsenen

Alzheimer-Krankheit: Antworten auf die häufigsten Fragen

Diagnose Epilepsie TRIAS. Dr. med. Günter Krämer

Plötzlicher Herztod Typische Ursachen und Kolibris. Christopher Piorkowski

Der Schlaganfall wenn jede Minute zählt. Andreas Kampfl Abteilung Neurologie und Stroke Unit Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried im Innkreis

» 10 Arterielle Hypotonie

Schlaganfall-Akutbehandlung Hessen (SA_ HE)

Symptome und Diagnosestellung des Morbus Parkinson

Neurologische Komplikationen bei Nierenerkrankungen

Wichtige Informationen für medizinische Fachkräfte über die ernsten Risiken im Zusammenhang mit CAPRELSA -Tabletten

Orale Target-Therapie mit dem Tyrosinkinaseinhibitor Sunitinib (Sutent )

GERIATRIE. ÜBERRASCHEND VIELFÄLTIG.

Kooperationstagung zum Thema Demenz Strategien für eine gemeinsame Versorgung

Metabolisches Syndrom was ist das eigentlich?

2 Basismechanismen, allgemeine Ätiologie und Pathogenese 7. 3 Klassifikation epileptischer Anfälle und epileptischer Krankheitsbilder 17

1 Charakteristika in der praktischen Ausbildung am Patienten 3

FUNKTIONELLE STÖRUNGEN UND HYPOCHONDRIE

Opportunistische Infektionen Neurologische Symptome und deren Behandlung

Thrombopenie in der Schwangerschaft. Prof. Dr. Jörg Beyer Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin

Die anoxische Hirnschädigung Neurophysiologische Prognostik mit und ohne Hypothermie

Arbeitsanleitung arterielle Hypertonie im Kindes- und Jugendalter

Abgrenzung von anderen Störungen und Krankheiten

Fetale Programmierung

Datensatz Schlaganfall-Akutbehandlung (ADSR) Schlaganfall-Akutbehandlung bei Patienten ab 18 Jahren (inkl. Subarachnoidalblutungen)

Datensatz Schlaganfall Akutbehandlung (ADSR) Schlaganfall Akutbehandlung bei Patienten ab 18 Jahren (inkl. Subarachnoidalblutungen)

Einführung in die Neuroradiologie

Neurologische/ Neurogeriatrische Erkrankungen des höheren Lebensalters

Primärer Hyperaldosteronismus. Conn-Syndrom. 1. Regionaler Hypophysen- und Nebennierentag Minden

CRITICAL ILLNESS POLYNEUROPATHIE (CIP) Manfred Schmidbauer KHR

Arzneimittel im Alkoholentzug AWMF-S3-Leitlinie Sucht (Entwurf)

Schädel Hirn Trauma Behandlung von ICP / CPP

Die richtige geburtshilfliche Diagnose auf den zweiten Blick

Zerebrale Notfälle. ? 93 Welches sind die typischen Hirndruckzeichen? a) Kopfschmerz. b) Emesis. c) Sehstörung. d) Miosis. e) Bewusstseinsstörung.

Anamnese und einfache "Bedside" Tests liefern die meisten Diagnosen. Prof. Dr. Rolf R. Diehl, Essen

G-AEP-Kriterien. Schwere der Erkrankung

Die körperliche Untersuchung zeigt einen Klopfschmerz etwa in Höhe des 11. Brustwirbels. Es liegen keine sensiblen oder motorischen Störungen vor.

Inhalt Inhalt Inhalt. Hinweis und Inhaltsverzeichnis zur CD-ROM Vorwort... 13

Unverändert höheres Risikoprofil von Frauen in der Sekundärprävention der KHK Sechs-Jahres-Verlauf an Patienten

Behandlung der arteriellen Hypertonie - Wie lautet der Zielwert 2016?

`Zuviel Druck im Kopf Möglichkeiten der chirurgischen Intervention beim erhöhten Hirndruck

Perioperative Hypertonie Was ist zu beachten?

Datensatz Schlaganfall Akutbehandlung (ADSR) Schlaganfall Akutbehandlung bei Patienten ab 18 Jahren (exkl. Subarachnoidalblutungen)

Demenzscreening oder Screening zur Identifikation von Menschen mit kognitiven Einschränkungen workshop

Wichtige Informationen für medizinische Fachkräfte über die ernsten Risiken im Zusammenhang mit CAPRELSA -Tabletten

PRES (posteriores reversibles Enzephalopathiesyndrom),

Transkranielle Magnetstimulation: Hokuspokus oder Therapie der Zukunft?

Operative Intensivstation Departement Anästhesie. Schädelhirntrauma. Nadine Cueni

Migräne und andere zyklische Syndrome bei Kindern

Nichtinvasive Notfallbeatmung. Aus : Der Notarzt, 5/2009, S.168ff; C. Dodt

Seltene Demenzen. Posteriore Corticale Atrophie. lic. phil. Gregor Steiger-Bächler Neuropsychologie-Basel

Symptomatische Therapie. Frühe Therapie der MS. der MS

Akutes Nierenversagen unter ART. Silvia Ernst Spitalzentrum Biel

Anwenderinformation QS-Filter

Schlaganfallbehandlung Neurologische Rehabilitation

SOP Kopfschmerz in der Notaufnahme

Der hypertensive Notfall

Diagnostische Kriterien der wichtigsten Kopfschmerzformen. Assoz. Prof. Priv. Doz. Dr. Karin Zebenholzer Universitätsklinik für Neurologie

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Hirntoddiagnostik die neuen Richtlinien d. BÄK Hannover Landesärztekammer Niedersachsen 23. Nov Prof. Dr. A. Ferbert

Obstruktive Schlafapnoe: Risikofaktoren, Therapie und kardiovaskuläre Konsequenzen

Externe Qualitätssicherung in der Schlaganfallversorgung Baden-Württemberg. Zuordnung zum Modul 80/1 Schlaganfallversorgung gemäß ICD-Schlüssel

Kasuistik. Schwindel. Wolfgang Hausotter

Pharmakologische Behandlung von psychotischen Symptomen und Delirien im Alter

M. STÖHR R. KRAUS. Unter Mitarbeit von. Mit 146 Abbildungen und 17 Tabellen STEINKOPFF DARMSTADT

Alzheimer und andere Demenzformen

1. Bitte. Alter: andere: Jahre. 2. Bitte. 5 bis. 5 bis

Pathophysiologie 3 Möglichkeiten werden diskutiert: 1. Entzündung Dolor Rubor Tumor Calor Schmerz Rötung Schwellung Wärme 2. Sympathische Störungen

Befindlichkeits- und Verhaltensstörungen von fraglichem Krankheitswert Neurologie für Allgemeinmediziner 26. Januar 2008

Demenz und geistige Behinderung ein Widerspruch in sich?

Datensatz Schlaganfall-Akutbehandlung (nur Rheinland-Pfalz) (APO_RP)

Transkript:

4. Mittelrhein-Intensivpflegetag Koblenz 09.10.2009 Das posteriore reversible Enzephalopathiesyndrom: Eine seltene Erkrankung auf der Intensivstation, oder? Dr. med. Ralph Werner Neurologische Klinik/Stroke Unit Katholisches Klinikum Koblenz

Kasuistik 1-1 Frau (69), bekannte arterielle Hypertonie während Narkoseeinleitung (OP wg. mediastinaler Raumforderung) zunächst hypertensive Entgleisung, dann Sprachstörung und Hemiparese rechts einige Stunden später auf ITV Grand mal-status, mit Benzodiazepinen, Valproat und Phenytoin nicht zu durchbrechen Analgosedierung mit Propofol und Remifentanil, Intubation und Beatmung kurze Asystolie, mechanische Reanimation Liquor: 6 Zellen/µl, Eiweiß 3138 mg/l (massive Blut-Hirn- Schrankenstörung), kein Anhalt für (Meningo-) Enzephalitis

Kasuistik 1-2 MRT (DWI)

Kasuistik 1-3 MRT (FLAIR)

Kasuistik 1-4 nach 4 Tagen Extubation, klinisch Hemiparese rechts und kortikale Amaurosis mit Anosognosie für die Blindheit (Anton-Syndrom) im EEG epilepsietypische Potenziale uns schwere Allgemeinveränderung, unter Phenytoin und Levetiracetam keine Anfälle mehr aber akute organische Psychose mit Agitation, Verfolgungs- und Vergiftungswahn; nach Absetzen von Levetiracetam und Behandlung mit Diazepam und Neuroleptika reversibel rasche Rückbildung der Hemiparese, anhaltendes Anton- Syndrom, allenfalls Hell-Dunkel-Unterscheidung möglich nach 2 Wochen Verlegung zur neurologischen Reha

Kasuistik 2-1 Mann (72), bekannte arterielle Hypertonie Ponsblutung unter Antikoagulation wg. paroxysmaler Tachykardien DSA zum Ausschluss einer Gefäßmalformation als Blutungsquelle unmittelbar nach der bis dahin komplikationslosen Untersuchung kompletter Visusverlust (kortikale Blindheit), okzipitale Kopfschmerzen, leichtes organisches Psychosyndrom mit Desorientiertheit und Affektlabilität

Kasuistik 2-2 CT: diffuse Hyperintensität in den infra-und supratentoriellen posterioren Hirnanteilen (beidseitiges ACP-Stromgebiet inkl. beider Thalami), a. e. parenchymatöse KM-Einlagerung bei normalem Duplexsonographiebefund, insbesondere beider ACP: V. a. passagere endotheliale Dysfunktion mit konsekutiver Störung der Blut-Hirn-Schranke, vermutlich durch DSA ausgelöst unter 3-tägiger Dexamethasonbehandlung komplette Rückbildung der Visusstörung und des Psychosyndroms, Kopfschmerzen besserten sich gut auf Paracetamol i.v.

Kasuistik 2-3 CT (nativ)

Kasuistik 3-1 Frau (25), Präeklampsie mit arteriellem Hypertonus und Proteinurie 2 Tage nach Geburt einer gesunden Tochter plötzliches Gyrus angularis-syndrom (Gerstmann-Syndrom) mit Sprach-, Schreib-, Lese- und Rechenstörung, Rechts-Links- Störung und Fingeragnosie sowie bifrontale Kopfschmerzen transkranieller Duplex: bds. M1-Stenosen Verdachtsdiagnose: postpartale Angiopathie mit konsekutiver Mediaischämie Labor: Antiphospholid-Syndrom mit Nachweis des Lupus Antikoagulans und leicht verlängerter PTT (Risikofaktor für Präeklampsie)

Kasuistik 3-2

Kasuistik 3-3 MRT (DWI/ADC/FLAIR)

Kasuistik 4-1 Mann (24), während Rückfahrt vom Krafttraining zunächst Unwohlsein, stellt PKW am Straßenrand ab und ruft telefonisch Hilfe bei Eintreffen des Notarztes zunächst noch orientiert, dann zunehmend unruhig und unkooperativ, undeutliche Sprache wegen rascher Zunahme des Psychosyndroms starke Sedierung und Intubation erforderlich, Aufnahme auf ITV Rhabdomyolyse mit CK -Anstieg auf über 9000 U/l nach Extubation Klage über kompletten Visusuverlust

Kasuistik 4-2 CT: V. a. mäßiges Hirnödem EEG: schwere AV

Kasuistik 4-3 labormedizinisch Hinweise auf eine Koproporphyrie akute Exazerbation evtl. durch körperliche Anstrengung beim Training und Einnahme eines hormonhaltigen Eiweißpräparats (zum Muskelaufbau) getriggert rasche, vollständige Erholung

4 völlig verschiedene Fälle 1 arterielle Hypertonie Narkoseeinleitung DSA, KM hypertensive Entgleisung kortikale Blindheit Sprachstörung 2 Kopfschmerzen Hemiparese Psychosyndrom Grand mal-status CT-Befund pathologisches EEG Schrankenstörung Blut-Hirn-Schrankenstörung rasche Remission kortikale Amaurosis akute Psychose Präeklampsie mit Krafttraining Hypertonie pathologisches MRT Psychosyndrom Gyrus angularis- Syndrom Kopfschmerzen 3 Kopfschmerzen pathologisches CT Antiphospholid-Syndrom pathologisches EEG 4 pathologisches MRT Rhabdomyolyse gute Erholung Visusverlust Hormon-/Eiweißpräparat (Kopro)Porphyrie Remission

oder doch nicht? kortikale Blindheit 3/4 arterielle Hypertonie/hypertensive Entgleisung 3/4 Kopfschmerzen 3/4 Psychosyndrom 3/4 fokale Defizite (Sprachstörung, Hemiparese) 3/4 typischer CT-/MRT-Befund 3/4 rasche Remission, gute Erholung 3/4 Blut-Hirn-Schrankenstörung 2/4 Krampfanfälle, pathologisches EEG 2/4 Trigger? (Narkose, DSA/KM, Eklampsie, APLS, Krafttraining, Rhabdomyolyse, Porphyrie, Hormon-Eiweiß-Präparat?)

Das posteriore reversible Enzephalopathiesyndrom (PRES)

Begriff reversibles posteriores Leukenzephalopathiesyndrom (RPLS) erstmals 1996 verwendet (Serie von 15 Patienten mit reversiblem Syndrom)* akuter/subakuter Beginn, Kopfschmerzen, Sehstörungen (Verschwommensehen, visuelle Halluzinationen, visueller Neglekt, Hemianopsie, kortikale Blindheit), epileptische Anfälle und neuropsychologische Auffälligkeiten in der Bildgebung bilateral symmetrische, parietookzipital betonte leukenzephalopathische Veränderungen in der Folge weitere Fallbeschreibungen mit Schwerpunkt auf bildgebenden Untersuchungen unter verschiedenen Bezeichnungen irgendwann fiel die Ähnlichkeit mit Beschreibungen der hypertensiven Enzephalopathie und der Eklampsie auf *Hinchey et al. A reversible posterior leukoencephalopathy syndrome. NEJM 1996; 334:494 500

PRES posteriores reversibles Enzephalopathie- Syndrom

Pathophysiologie 1 viele verschiedene Auslöser, gemeinsame pathophysiologische Endstrecke: Endotheldysfunktion mit Schädigung der Blut-Hirn-Schranke und extrazellulärer Akkumulation von Zellen und Plasma (vasogenes Ödem) Ursache der Endotheldysfunktion: zytotoxische Wirkung verschiedener Stoffwechsel-/Wirkstoffmetabolite oder akuter, zerebrale Autoregulationsfähigkeit übersteigender RR-Anstieg ab RR >160/100 mmhg bei Hypertonikern aufgrund adaptiver Vorgänge erst um 220/110 mmhg

Pathophysiologie 2 prinzipiell können alle Regionen des Gehirns betroffen sein durch geringere sympathikotone Gefäßinnervation in der hinteren Strombahn Fähigkeit zur Autoregulation dort vermindert, daher dort früheres und schwereres vasogenes Ödem nicht immer nur weiße Substanz betroffen, diese allerdings weniger dicht gepackt als der Kortex, dadurch tritt Schrankenstörung dort früher und schwerer auf vasogenes Ödem prinzipiell komplett reversibel bei starker Ausprägung jedoch durch erhöhten interstitiellen Druck Störung der Mikrozirkulation und als Folge zytotoxisches Ödem mit irreversiblen ischämischen Läsionen

Ursachen häufigste Ursache: hypertensive Enzephalopathie bei Eklampsie zusätzliche Endotheldysfunktion durch zytotoxische trophoblastische Faktoren aus dem minderperfundierten fetalen Plazentaanteil bei Nierenerkrankungen neben Hypertonie auch Elektrolytverschiebungen (Hyponatriämie, -magnesiämie) sowie Akkumulation zytotoxischer Stoffwechselprodukte Chemotherapeutika/Immunsuppressiva: vasogenes Ödem durch direkt zytotoxische Wirkung (unter therapeutischen Spiegeln, auch nach längerer komplikationsloser Einnahme)

Bildgebung 1 MRT: in T2/FLAIR meist bilateral symmetrische, parietookzipital betonte Signalsteigerungen, in schweren Fällen auch die vordere Strombahn betroffen, in 56% der Fälle Kleinhirn, Hirnstamm und Thalamus; in 94% Mitbeteiligung des Kortex DWI nicht immer wegweisend, Läsionen können durch T2- Effekt sowohl hypo-/iso- als auch hyperintens erscheinen, ADC-Wert ermöglicht Unterscheidung von reversiblem vasogenem und irreversiblem zytotoxischem Ödem vasogenes Ödem: Diffusibilität und somit ADC erhöht zytotoxisches Ödem: Diffusionsrestriktion, ADC erniedrigt

Bildgebung 2 durch Störung der Blut-Hirn-Schranke girlandenförmige KM- Aufnahme der Gyri möglich MR-Spektroskopie: erhöhte Laktatwerte bei normalen N- Acetyl-Aspartat-Werten (gestörter neuronaler Stoffwechsel ohne Neuronenuntergang) SPECT: erhöhte Perfusion infolge gestörter zerebrovaskulärer Autoregulation

Therapie zügige und konsequente Therapie prognostisch entscheidend in Abhängigkeit von der Ursache entweder Senkung des Blutdruckes oder Absetzen der verantwortlichen Medikation diastolischer Blutdruck sollte auf Werte <100 mmhg, MAP innerhalb von 1 2 h um 20 25% reduziert werden bei epileptischen Anfällen antikonvulsive Medikation bis zur vollständigen Rückbildung der MRT-Veränderungen empfohlen, dauerhafte Therapie meist nicht erforderlich Dosisreduktion (wenn möglich Absetzen) von Immunsuppressiva bzw. zytotoxischen Medikamente Eklampsie: sobald wie möglich Entbindung

Fazit für die Praxis alte Bezeichnung reversible posteriore Leukenzephalopathie missverständlich, da Syndrom weder auf die hintere Strombahn noch auf die weiße Substanz beschränkt besser: posteriores reversibles Enzephalopathie- Syndrom (PRES) nicht in allen Fällen vollständig reversibel, auch wenn sich initiales vasogenes Ödem prinzipiell komplett zurückbildet Prognose hängt davon ab, ob an die Diagnose gedacht wird, gerade bei atypischer Lokalisation der Läsionen im MRT (z. B. Beteiligung des Anterior- und Mediastromgebietes, Kleinhirn, Hirnstamm, Thalamus oder Kortex) Übergang in irreversibles zytotoxisches Ödem kann durch Einleitung einer konsequenten Therapie verhindert werden