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Transkript:

20. Juni 200 33 4 Reihen 4. Beispiele von Reihen Bemerkung (Folgen Reihen).. Folgen und ihre Konvergenz lassen sich in beliebigen metrischen Räumen definieren und untersuchen und sind unabhängig von einer algebraischen Verknüpfung. Dies ist die Stärke des Konzepts der Folgen, bedingt auch aber eine gewisse Schwäche. 2. Hat man eine algebraische Verknüpfung, etwa eine Addition, kann man Folgen leicht gliedweise verknüpfen: (a n ) n + (b n ) n := (a n + b n ) n. Einige andere wichtige algebraische Verknüpfungen lassen sich besser mit unendlichen Reihen formulieren. Wir beginnen mit einigen einführenden Beispielen. Bezeichnung (Grenzwert der Partialsummen). Zu einer Zahlenfolge (a n ) n bildet man die Folge der Partialsummen ( n ν= ) na ν. Wenn diese konvergiert, so bezeichnet man den Grenzwert der Partialsummen mit a n := lim n ν= n a ν. Beispiel: (geometrische Reihe). Nach Beispiel 2..7 gilt x n := lim n n ν=0 x ν x n+ = lim n x = x für x <. In einer vollständig normierten Algebra wendet man die geometrische Reihe andersherum an. Die Reihe konvergiert für x < und ergibt die sonst schwer zugängliche Inverse: ( x) = x n für x <. Ziel: Konvergenzkriterien für Reihen, deren Grenzwert man nicht ohne weiteres angeben kann!

20. Juni 200 34 Beispiel (Exponentialreihe). Die reelle Exponentialfunktion hat die Reihenentwicklung (vgl. Beispiel 3..40) exp x = lim n n ν=0 x ν ν! = x n n! für x R. Die Funktionalgleichung der Exponential-Funktion sollte sich aus dieser Reihenentwicklung herleiten lassen: ( x n )( y n ) = (exp x)(exp y) n! n! (x + y) n = exp(x + y) =. n! Frage: Kann man obige Funktionalgleichung auch durch Multiplikation und Umformung der Reihen erhalten? Beispiele 4.. (Funktionalgleichung: exp-reihe) Wir werden im Beispiel 4.4.30 noch begründen, warum die folgenden Umformungen erlaubt sind: ( x n )( (exp x)(exp y) = n! m=0 = m=0 n! m! xn y m y m ) = m! m=0 x n y m n! m! Faßt man die Potenzen mit gleichem k := m + n zusammen, so erhält man mit der binomischen Formel.2.8: m=0 n! nm! xn y m = = k=0 k=0 k! k l=0 k! l!(k l)! xl y k l (x + y) k = exp(x + y). k! Bemerkung. Die Funktionalgleichung der Exponentialreihe 4.. gilt allgemeiner in vollständig normierten, kommutativen Algebren. Man kann z. B : komplexe Zahlen und komplexe Funktionen kommutierende Matrizen

20. Juni 200 35 in die Exponentialreihe einsetzen Ausblick. Was passiert, wenn man den Differentialoperator in die Reihe einsetzt? Man vergleiche mit der Taylorformel: f(x + h) = n k=0 h k (D k f)(x) k! + R n (x, h) In der Funktionalanalysis untersucht man die Exponentialfunktion von Operatoren. Beispiele 4..2 (Reihenentwicklung exp z) Für z = x + iy C folgt aus Beispiel 4.. z n n! = k=0 (x + iy) k k! ( = ( x n )( ( ) n y 2n = n! (2n)! = (exp x)(cos y + i sin y). x n )( n! + i (iy) n ) n! ( ) n y 2n+ ) (2n + )! Vergleicht man die rechte Seite mit der Potenzreihen von cos und sin 3.3.8 und der Eulerschen Definition 3.4.38 der komplexe Exponentialfunktion, so erhält man die komplexe Potenzreihe: z n n! = exp z für z C. Beispiele 4..3 (Umordnung: alternierende Reihe). Nach Beispiel 3..45 gilt log 2 = ( ) k = k 2 + 3 4 +... k= 2. Die ungeraden Partialsummen sind streng monoton fallend: ( log 2 < 2 ) ( 3 4 ) ( 5 6 ) < 5 7 6. 3. Man sortiere die Terme um: immer zwei positive Terme und dann einen negativen. Die 3n-ten Partialsummen der umgeordneten Reihe sind streng monoton wachsend: 5 6 < ( + 3 2 ) ( + 5 + 7 ) ( + 4 9 + ) +... 6

20. Juni 200 36 Die umgeordnete Reihe konvergiert nicht gegen log 2 (!) 4. Beh.: Die umgeordnete Reihe konvergiert gegen 3 2 log 2. s = 2 + 3 4 + 5 6 + 7 8 +... = ( 2 + 3 ) ( + 4 5 6 + 7 ) +... 8 s 2 = ( 2 ) + ( 4 6 ) +... 8 Addiert man die Reihen für s und s 2, so folgt 3 2 s = ( + 3 ) ( + 2 5 + 7 ) +... 4 Nach dem Leibniz-Kriterium 4.3.0 konvergiert die Reihe 3 2 s = ( + ) 3 2 + ( 5 + ) 7 4 +... Da 3, 7,..., 4n 0, konvergiert die Reihe auch ohne die Klammern. 4.2 Reihe und Summe einer Reihe Bemerkung (Reihen in normierten K-Vektorräumen). Die elementare Theorie der unendlichen Reihen erfordert für Vektorräume den gleichen Aufwand wie für Reihen mit komplexen Summanden. Nur für reelle Reihen untersuchen wir zuvor zwei Sonderfälle: Reihen mit nichtnegativen Summanden, alternierende Reihen. Wir erklären daher Reihen und die Konvergenz von Reihen gleich für vollständig normierte K-Vektorräume V. Der Körper K ist R oder C. Insbesondere interessieren uns die Banachräume B(M, V ) und der Unterraum C b (X, V ). Definition 4.2. (Reihen und Summen von Reihen). Es sei V ein K-Vektorraum. Zu einer Folge (a n ) n in V bilde man die Folge (s n ) n der Partialsummen: s n := n ν= a ν

20. Juni 200 37 Die Folge der Partialsummen heißt unendliche Reihe oder kurz Reihe mit den Summanden a n. Kurzbezeichnung: n a n := (s n ) n. 2. Es sei V ein normierter K-Vektorraum. Wenn die Folge (s n ) n der Partialsummen konvergiert, so heißt die Reihe konvergent. Den Grenzwert nennt man die Summe der Reihe und bezeichnet ihn mit: a n := lim n s n. Bemerkung (andere Bezeichnung von Reihen). In der hergebrachten Schreibweise verwendet man für die Reihe und ihren Grenzwert dasselbe Symbol. Man schreibt: Reihe: a n, Summe der Reihe: s = wobei letzteres als Abkürzung für s = lim n a ν n ν= a n, verstanden wird. Dann wird a n wie eine Zahl verwendet. Die Lehrbücher handhaben die Bezeichnung für Reihen uneinheitlich. Wir verwenden, wie einige andere Texte, einen Kompromiß, der sich an der historischen Bezeichnung orientiert, aber die Doppeldeutigkeit vermeidet. Beispiel (Reihe Summe einer Reihe).. Die geometrische Reihe ist die Reihe zu der Folge der Potenzen (z n ) n N0 für Z C. Die Reihe n 0 zn ist als Folge der Partialsummen für alle z C definiert. 2. Die Summe der geometrischen Reihe existiert nur für z < : z n z n+ = lim n z = z, obwohl die rechte Seite /( z) für alle z C \ {} erklärt ist. Die Folge (z n+ ) n konvergiert gegen 0 für z < und divergiert für z. Bemerkung. (Folgen Reihen).

20. Juni 200 38. Jede Folge in einem Vektorraum kann als Reihe aufgefaßt werden. Vereinbart man b 0 = 0, so gilt: (b n ) n = n (b n b n ). In einem normierten Vektorraum ist die Untersuchung von Folgen und Reihen äquivalent. Reihen treten aber vielfach in natürlicher Weise auf und viele Aussagen über Folgen von Partialsummen lassen sich mit Reihen leichter formulieren. 2. Man kann von den Summanden einer Reihe n a n sprechen: a n = s n s n = n ν= n a ν a ν. ν= Man beachte die Konvention.2.(3.) für die leere Summe. Bemerkung (Indizierung: Folge der Partialsummen). Wir indizieren die Folge der Partialsummen vorerst ab : n a n := s, s 2, s 3, = (s n ) n N. Der Koeffizient gibt die Anzahl der verwendeten Summanden an: s k = a +... a k. Bei Potenzreihen werden wir aber die Partialsummen ab 0 indizieren: n 0 a nz n := s 0, s, s 2, = (s n ) n N0 Der Koeffizient gibt dann den Grad des Polynoms an: s k := a 0 + a z + + a k z k. Die Nummerierung ändert natürlich nicht an den Resultaten. Bemerkung. (Reihe Reihenfolge Teilfolge).. Wenn man die Reihenfolge der Summanden ändert, entsteht eine andere Reihe. Das Beispiel 4..3 zeigt, daß die Umordnung einer konvergenten Reihe eventuell nicht mehr oder gegen einen anderen Wert konvergiert. 2. Wenn die Reihe n a n zu einer Folge (a n ) n konvergiert, muß die Reihe k a n k zu einer Teilfolge (a nk ) k nicht notwendig auch auch konvergieren: log 2 = 2 + 3... aber + 3 + 5 + =. 3. Wir charakterisieren später die reellen oder komplexen Reihen, deren Grenzwert sich bei Umordnungen nicht ändert (absolut konvergente Reihen). Für solche Reihen konvergieren dann auch die Summen über Teilfolgen.

20. Juni 200 39 Feststellung 4.2.2 (Index-Operationen bei Reihen). Für eine Folge (a n ) n=n 0 läuft die Summation ab n 0 Z: n n 0 a n = ( n0 +n ν=n 0 ). n N 2. Die Bezeichnung für den Summationsindex ist beliebig wählbar: n a n = k a k. Man kann den Summationsindex verschieben: n a n = n k+ a n k 3. Entsprechende Regeln gelten für die Summe einer konvergenten Reihe. a n = a k = k= n=n 0 + a n n0. 4. Wenn c eine Konstante ist, so bezeichne c + n a n := ( c + n ν= a ν )n Die Konstante c wird zu jeder Partialsumme addiert. 5. In diesem Sinne sind die beiden Folgen gleich: a, a + a 2, a + a 2 + n 3 a n = n a n. 6. In der Folge der Partialsummen kann man endlich viele Glieder weglassen, ohne das Konvergenzverhalten und den Grenzwert zu ändern. In diesem Sinne können sich die Reihen gegenseitig ersetzen. a +... a n0 + n n 0 + a n und n a n 7. Wenn man am Anfang einer konvergenten Reihe endlich viele Summanden wegläßt, entsteht wieder eine konvergente Reihe. Für n 0 N gilt n=n 0 + a n = lim = lim = n a ν n ν=n 0 + n n 0 a ν a ν n ν= ν= n 0 a n a n.

20. Juni 200 320 8. Entsprechend gilt für die Summe einer konvergenten Reihe: a n = a + a 2 + + a n0 + a n für n 0 N. n=n 0 + Bemerkung 4.2.3 (notwendige Konvergenzbed.) Es sei V ein normierter Raum und (a n ) n eine Folge in V. Wenn die Reihe n a n konvergiert, dann gilt:. Die Summanden bilden eine Nullfolge: a n 0. Diese Bedingung ist notwendig aber nicht hinreichend für die Konvergenz der Reihe. 2. Die Reihenreste bilden eine Nullfolge: lim a ν = 0. n ν=n 3. Die Reihe erfüllt die Cauchy-Bedingung: ε > 0 n 0 N m, n N : n m n 0 n a ν < ε. ν=m Beweis (notwendige Konvergenzbedingungen).. Es sei (s n ) n die Folge der Partialsummen. } s n s a s n+ s n = s n+ s n 0. 2. Es gilt: a ν = s n s n 0. ν=n 3. Die konvergente Folge (s n ) n erfüllt die Cauchy-Bedingung. Nun gilt n a ν = s n s m für n m. ν=m Die Bedingung (3.) besagt also gerade, daß (s n ) n eine Cauchy-Folge ist.

20. Juni 200 32 Bemerkung (notwendige Konvergenzbedingung. Die Bedingung 4.2.3 (.) ist nur notwendig und nicht hinreichend für die Konvergenz der Reihe! Wenn V vollständig ist, sind 4.2.3 (2,) und die Cauchy-Bedingung (3.) auch hinreichend. Satz 4.2.4 (Cauchy-Bedingung für Reihen) Es sei V ein vollständig normierte Raum und (a n ) n eine Folge in V. Die Reihe n a n konvergiert genau dann, wenn die Folge der Partialsummen die Cauchy-Bedingung erfüllt: ε > 0 n 0 N m, n N : n m n 0 n a ν < ε. ν=m Bemerkung (Cauchy-Bedingung für Reihen). Man kann die Cauchybedingung auch so formulieren: Es sei V ein vollständig normierte Raum und (a n ) n eine Folge in V. Die Reihe n a n konvergiert genau dann, wenn es zu jedem ε > 0 ein n 0 N gibt, so daß n ν=n 0 a ν < ε für n n 0. Satz 4.2.5 (Verdichtungssatz). Eine Bildung einer Teilfolge (s nk ) k der Folge der Partialsummen (s n ) n bedeutet, daß man in der Reihe die entsprechenden Summanden klammert: (s nk ) k = k 0 Dabei ist n 0 = 0 gesetzt. n k+ ν=n k + a ν = (a + + a n ) + (a n + + + a n2 ) +... 2. Wenn die ursprüngliche Reihe konvergiert, dann konvergiert auch die geklammerte Reihe gegen den gleichen Grenzwert: a n = n k+ k=0 ν=n k + a ν

20. Juni 200 322 Bemerkung. Aus der Konvergenz der geklammerten Reihe folgt i.a. nicht die Konvergenz der Reihe ohne Klammern! Beispiel. konvergiert gegen 0, aber die Reihe n ( ) n ( )n divergiert. Lemma 4.2.6 (Stetige Verknüpfungen). Es sei (V, ) ein normierter K-Vektorraum. (a) Die Addition + : V V V ist gleichmäßig stetig: (x + y ) (x 2 + y 2 ) x x 2 + y + y 2 für (x, y ), (x 2, y 2 ) V V. (b) Die Multiplikation : K V V ist stetig und gleichmäßig stetig auf beschränkten Mengen αx βy = (α β)x + α(x y) (α β)(x y) α β x + α x y + α β x y. 2. In einer normierten Algebra ist die Multiplikation stetig und gleichmäßig stetig auf beschränkten Mengen: x y x 2 y 2 x x 2 y + x y y 2 + x x 2 y y 2. Bemerkung (Rechenregeln für Grenzwerte) Die Rechenregeln 2..5 zu Summe (.) und Produkt(2:) konvergenter Folgen gelten allgemeiner für die Summe in Normierten Räumen und das Produkt K V V und auch für das Produkt in normierten Algebren. Feststellung 4.2.7 ((Rechenregeln für Grenzwerte) Es seien V ein normierte K-Vektorraum, (a n ), (b n ) konvergente Folgen in V und (λ n ) n eine konvergente Folge in K. Aus lim n a n = a, lim n b n = b und lim n λ n = λ folgt dann:

20. Juni 200 323. lim n (a n + b n ) = a + b, 2. lim n (λ n a n ) = λ a. Ist V eine normierte Algebra, so gilt: lim (a n b n ) = a b. n Bemerkung. Die Grenzwertregel für das Produkt gilt für beschränkte bilineare Abbildungen von normierten Räumen Bezeichnung 4.2.8 (beschränkte bilineare Abbildung) Es seien U, V, W normierte Räume. Eine bilineare Abbildung heißt beschränkt, wenn gilt: b : U V W b(u, v) C u v für u U, v V. Beispiel: Matrix Vektor, Inneres Produkt, Kreuzprodukt. Feststellung. Beschränkte bilineare Abbildungen sind stetig und gleichmäßig stetig auf beschränkten Mengen: b(u, v ) b(u 2, v 2 ) C ( u u 2 v + u v v 2 + u u 2 v v 2 ) für u, u 2 U, v, v 2 V. Bemerkung (beschränkte multilineare Abbildungen). In verallgemeinerung des Produktes betrachtet man beschränkte multilineare Abbildungen, wie Determinante, Spatprodukt im dreidimensionalen euklidischen Raum. Für diese gelten die gleichen Konvergenzregeln wie für Produkte von Zahlen mit einer festen Anzahl von Faktoren. Wir werden dies später an passender Stelle formulieren. Feststellung 4.2.9 (Addition von Reihen) Für Reihen in einen normierten Raum gilt:

20. Juni 200 324. Man bildet die Summe zweier Reihen durch Addition der entsprechenden Summanden: n a n + n b n := n (a n + b n ). Man beachte die Bindung: n (a n + b n ) aber n a n + c = c + n a n. 2. Für die Summe zweier konvergenter Reihen gilt: a n + b n = (a n + b n ). Aus der Konvergenz der rechten Seite kann man nicht auf die Konvergenz der Summanden schließen! Feststellung 4.2.0 (Vielfaches von Reihen) Für Reihen in einen normierten Raum gilt:. Man bildet das Vielfache einer Reihe, indem man jeden Summanden multipliziert. Für λ K sei λ n a n := n λ a n. Allgemeiner verwenden wir diese Bezeichnung für bilineare Abbildungen. Die Verknüpfung der Terme muß erklärt sein und für endliche Summen muß das Distributivgesetz gelten. 2. Für eine konvergente Reihe in V und λ K gilt: λ a n = λ a n Die entsprechende Regel gilt auch in normierten Algebren und allgemeiner für beschränkte bilineare Abbildungen. Beispiele 4.2. (Produkt und Doppelsumme) Für zwei konvergente Reihen n a n und n b n in K folgt: ( )( ) ( ) ( ) a n b m = an b m = a n b m m= m= m=

20. Juni 200 325 Man kann also auf die Klammern verzichten und die Doppelsumme definieren: ( ) a n b m := a n b m m= m= Die Anwendung der Regel auf den zweiten Faktor ergibt: ( )( ) ( ) a n b m = a n bm = a n b m m= m= m= In diesem Fall kann man die Summationsreihenfolge vertauschen! Bezeichnung 4.2.2 (unendliche Doppelreihen) Für eine doppelt indizierte Folge (a mn ) m,n N, für die die Summen der Reihen A m := a mn für alle m N existieren, bilde man die Reihe m A m. Wenn diese Reihe konvergiert, hat man die Summe der Doppelreihe m= a mn := A m = m= ( ) a mn Bemerkung. Bei Doppelreihen darf man i.a. die Reihenfolge der Summation nicht vertauschen! m= 4.3 Reelle Reihen 4.3. Reihen mit nichtnegativen Summanden Bemerkung (nichtnegative Summanden). Es sei n a n eine reelle Reihe mit nichtnegativen Summanden a n 0. Dann ist die Folge der Partialsummen monoton wachsend. In Satz 2.2. hatten wir gezeigt: Die Reihe n a n konvergiert genau dann in R, wenn die Folge der Partialsummen nach oben beschränkt ist.

20. Juni 200 326 Bemerkung. Nach Feststellung 2..9 folgt für eine konvergente Reihe mit nichtnegativen Summanden a n 0: n a n konvergent lim n a n = 0. Das Beispiel der harmonischen Reihe n n (vgl..4. und.4.2): zeigt, daß die Umkehrung nicht gilt. Bezeichnung 4.3. (Uneigentlich konvergente Reihe) Es sei n a n eine Reihe mit nichtnegativen Summanden a n 0. Dann ist die Folge der Partialsummen monoton wachsend.. Entsprechend der Definition 2..22 bezeichnen wir auch bei uneigentlicher Konvergenz der Partialsummen den Grenzwert mit: a n = : n a ν. ν= 2. Im Fall eigentlicher Konvergenz schreiben wir zur Betonung: a n <. Feststellung 4.3.2 (Vergleichskriterium) Es seien (a n ) und (b n ) nichtnegative Folgen in R, so daß a n b n für fast alle n N, Dann gilt:. Konvergiert die Reihe n b n, dann konvergiert auch die Reihe n a n 2. Divergiert die Reihe n a n, dann divergiert auch die Reihe n b n. Bezeichnung (Minorante Majorante). Man nennt im obigen Fall 4.3.2 die Reihe n a n eine Minorante der Reihe n b n, die Reihe n b n eine Majorante der Reihe n a n.

20. Juni 200 327 Bemerkung (zum Vergleichskriterium). Um das Vergleichskriterium anzuwenden, brauch man einen Vorrat von konvergenten bzw. divergenten Reihen mit nichtnegativen Summanden. Man versucht dann, unter den bereits bekannten Reihen eine Vergleichsreihe zu finden. Mit einigen häufiger verwendeten Vergleichsreihen erhält man aus dem Vergleichskriterium die folgenden Kriterien: Verdichtungkriterium 4.3.3, Wurzelkriterium 4.3.6, Quotiententenkriterium 4.3.7 Man unterscheide den Verdichtungssatz 4.2.5 und das Verdichtungskriterium 4.3.3 Satz 4.3.3 (Verdichtungskriterium) Es sei (a n ) n eine nichtnegative monoton fallende Folge: a a 2 a 3 0 Die Reihe n a n konvergiert genau dann, wenn die verdichtete Reihe k 0 2k a 2 k = a + 2a 2 + 4a 4 + 8a 8 konvergiert: a n < 2 k a 2 k <. k=0 Beweis (Verdichtungskriterium). s n := n ν a ν, t k := k 2 κ a 2 κ. κ=0 Wir schätzen einzelne Partialsummen gegeneinander ab: s 2 k+ = a + (a 2 + a 3 ) +... (a 2 k + + a 2 k+ ) a + 2a 2 +... 2 k a 2 k = t k s 2 k = a + a 2 + (a 3 + a 4 ) + + (a 2 k + + + a 2 k) 2 a + a 2 + 2a 4 + + 2 k a 2 k = 2 t k.

20. Juni 200 328 Beide Folgen von Partialsummen sind monoton wachsend. Da s 2 k+ t k 2s 2 k, sind die Folgen entweder beide beschränkt oder beide unbeschränkt. Beispiele 4.3.4 (Verdichtungskriterium) Die Reihe n n +s konvergiert für s > 0 und divergiert für s 0. Beweis (Beispiel:Verdichtungskriterium). Für s = 0 ist die Reihe divergent (vgl. harmonische Reihe.4. und.4.2) Aus dem Vergleichskriterium 4.3.2 folgt nun = n n +s für s 0. Im Fall s > 0 wende man den Verdichtungskriterium 4.3.3 an. Für die Partialsummen der verdichteten Reihe gilt nach 2..7: t k := k κ=0 2 κ (2 κ ) +s κ=0 ( 2 s ) κ = 2 s <. Beispiele 4.3.5 (Verdichtungskriterium) Die Reihe n 2 n(log n) +s konvergiert für s > 0 und divergiert für s 0. Beweis (Beispiel:Verdichtungskriterium). Da die Logarithmusfunktion für n > positiv und monoton wachsend ist, bilden die Summanden eine positive, monoton fallende Nullfolge. Wir untersuchen die verdichtete Reihe: k 2k 2 k (log 2 k ) +s = k (k log 2) +s = k log 2 k +s. Nach Beispiel 4.3.4 konvergiert die verdichtete Reihe für s > 0 und divergiert für s 0. Nach dem Verdichtungskriterium 4.3.3 verhält sich die ursprüngliche Reihe ebenso. Bemerkung. Das Wurzelkriterium beruht auf einem Vergleich mit der geometrischen Reihe 2..7:

20. Juni 200 329 Feststellung 4.3.6 (Wurzelkriterium) Es sei (a n ) n eine nichtnegative, reelle Folge und w := lim sup n n an. Dann gilt:. Wenn w < ist, konvergiert die Reihe a n <. 2. Wenn w > ist dann ist die Folge (a n ) n keine Nullfolge. Die Reihe divergiert. 3. Für den Fall w = gibt es sowohl Beispiele konvergenter Reihen als auch Beispiele divergenter Reihen. Bemerkung. Das Wurzelkriterium gilt sinngemäß, wenn fast alle Summanden nichtnegativ sind. Beweis (Wurzelkriterium). w < : Für ein q R mit lim sup n n a n < q < gibt es einen Index n 0 N, so daß Dann gilt die Abschätzung n an < q für alle n N, n n 0. a n < q n = q n0 q <. n=n 0 n=n 0 w > : Wenn lim sup n n a n >, so gibt es eine Teilfolge (a nk ) k mit a nk >. Nach Feststellung 2..9 ist die Reihe divergent. w = : Man betrachte die Beispiele (vgl..4.3 und.4.2): n 2 < 2 aber n =. Bemerkung. Auch das Quotientenkriterium beruht auf einem Vergleich mit der geometrischen Reihe 2..7. Das Quotientenkriterium ist oft leichter zu handhaben, ist aber weniger streng als das Wurzelkriterium.

20. Juni 200 330 Feststellung 4.3.7 (Quotientenkriterium) Es sei (a n ) n eine Folge positiver reeller Zahlen a n > 0. Für die Reihe n a n gilt:. Wenn q := lim sup n a n+ a n <, dann konvergiert die Reihe. a 2. Wenn q := lim inf n+ n a n >, dann ist die Folge (a n ) n keine Nullfolge. Die Reihe divergiert. a 3. Für den Fall lim inf n+ a n a n lim sup n+ n a n gibt es sowohl Beispiele konvergenter als auch Beispiele divergenter Reihen. Beweis (Quotientenkriterium). a. Man wähle eine Zahl q R mit lim sup n+ n a n n 0 N, so daß < q <. Es gibt es ein a n+ a n < q für n n 0. Induktiv folgt dann a n0 +k q k a n0 für k N 0. Es gilt die Abschätzung ν=n 0 a ν q n0 a n0 k=0 q k = q n 0 a n0 q <. 2. Es gibt ein n 0 N, so daß a n+ a n > für n n 0. Also ist a n a n0 divergent. > 0 für n n 0. Nach Feststellung 2..9 ist die Reihe 3. Man betrachte die Beispiele (vgl..4.3 und.4.2): n 2 < 2 aber n =. Beispiele 4.3.8 (Wurzelkriterium Quotientenkrit.) Die Reihe 2 + 3 + 2 2 + 3 2 + 2 3 + 3 3 + 2 4 + 3 4 +...

20. Juni 200 33 ist als Summe zweier geometrischer Reihen sicher konvergent. Das Quotientenkriterium versagt aber: lim sup n lim inf n a n+ a n a n+ a n 3 = lim k 3( 2 = lim k ( 2 3 ) k =, ) k = 0, Das Wurzelkriterium erkennt die Konvergenz der Reihe: lim sup n ( n ) 2k an = lim k 2 k = 2 <. Bemerkung (Wurzelkriterium Quotientenkrit). Die folgenden Ungleichungen zeigen, daß das Wurzelkriterium strenger als das Quotientenkriterium ist. Man kann sich auf den Fall positiver Summanden zurückziehen, denn verschwindende Summanden kann man weglassen, ohne die Konvergenz zu verändern. Lemma 4.3.9 (Wurzelkriterium Quotientenkrit.) Es sei (a n ) eine Folge positiver, reeller Zahlen. Dann gilt: lim sup n lim inf n n an lim sup a n+ a n n lim inf n a n+ a n n an Beweis (Wurzelkriterium Quotientenkrit). Wir zeigen die Ungleichung für den Limes superior. Es sei q := lim sup n a n+ a n. Wenn q = ist, ist nichts zu zeigen. Es sei also q <. Zu q R mit q < q gibt es ein n 0 N mit a n+ a n < q für n n 0. Induktiv folgt und somit a n0 +k q k a n0 für k N 0, a n q n ( q n 0 a n0 ) für n n 0, lim sup n n an q. Da q > q beliebig war, folgt lim sup n n a n q. Die Ungleichung für Limes inferior folgt analog.

20. Juni 200 332 4.3.2 Leibniz-Kriterium Bezeichnung (alternierende Reihen) Eine Reihe n a n deren Summanden abwechselnd positiv und negativ sind, heißt eine alternierende Reihe. Wie wir gleich sehen, konvergieren solche Reihen nach dem Leibniz-Kriterium sicher, wenn ( a n ) n eine monotone Nullfolge ist. Eine solche alternierende Leibniz-Reihe, die mit einem postiven Summanden beginnt, hat die Form ( ) n a n = a a 2 + a 3 a 4 +... mit a 0 a a n a n+ 0. (Für eine komplexe Form des Leibnitskriteriums vgl. 4.4.4) Beispiel (alternierende Reihen). + x = ( x) n für 0 x <. log( + x) = arctan x = exp( x) = cos x = sin x = ( ) n x n n ( ) n x 2n ( x) n n! 2n ( ) n x 2n (2n)! ( ) n x 2n (2n )! für 0 x <. für x <. für x > 0. für x R. für x R. Satz 4.3.0 (Leibniz-Kriterium) Es sei (a n ) n eine monoton fallende Folge in R. Die alternierende Reihe n 0 ( )n a n konvergiert genau dann, wenn die Summanden eine Nullfolge bilden.. Die Partialsummen s 2n+ sind nichtnegativ und monoton wachsend. 2. Die Partialsummen s 2n sind nichtnegativ und monoton fallend.

20. Juni 200 333 3. Es sei s := ( )n a n. Dann gilt für n N 0 : 0 s s 2n+ a 2n+2, 0 s 2n s a 2n+, s s n a n+. Beweis (Leibniz-Kriterium). : klar. : Ofensichtlich gilt: ( ) n a n 0 a n 0. Für n = 0,, 2,... gilt: s 2n+3 = (a 0 a ) + (a 2 a 3 ) + + (a 2n+2 a 2n+3 ) s 2n+ s 2n+2 = a 0 (a a 2 ) (a 2n+ a 2n+2 ) s 2n (.) 0 s 2n+ s 2n+3 (2.) a 0 s 2n s 2n+2 0 s 2n+ s 2n+ + a 2n = s 2n+2 a 0. Die monotonen beschränkten Folgen (s 2n+ ) n und (s 2n ) n konvergieren und haben die gleichen Grenzwerte, da lim s 2n lim s 2n+ = lim a 2n+ = 0. n n n 3. Aus der Monotonie der Partialsummen erhält man: 0 s s 2n+ s 2n+2 s 2n+ = a 2n+2, 0 s 2n s s 2n s 2n+ = a 2n+. Den Unterschied zwischen der Summe s der Reihe und einer Partialsumme s n kann man nun durch den ersten weggelassenen Summanden abschätzen: s s n a n+. Beispiel (Leibniz-Kriterium).. Alternierende harmonische Reihe (vgl. 3..45) log 2 = ( ) k = k 2 + 3 4 +... k= Man beachte, daß die harmonische Reihe divergiert (vgl..4. und.4.2): k= k =.

20. Juni 200 334 2. Aus der Taylor-Reihe des arctan erhält man die alternierende Reihe: π 4 = ( ) n 2n + = 3 + 5 7 +.... 4.3.3 Absolut konvergente Reihen Bezeichnung 4.3. (absolutkonvergente Reihe). Eine Reihe n a n mit reellen oder komplexen Summanden a n K heißt absolut konvergent, wenn a n <. 2. Es sei (f n ) n eine Folge von rellen oder komplexen Funktionen in F(M, K). Die Funktionenreihe n f n heißt absolut konvergent, wenn für alle x M die Reihe n f n(x) absolut konvergent ist: f n (x) < für x M. Satz 4.3.2 (absolut konvergente Reihe konvergiert). Eine absolut konvergente Reihe ist konvergent. 2. Für absolut konvergente Reihen gilt die Dreiecksungleichung: a n a n <. Beweis.. Es sei a n < Wir zeigen für die Reihe n a n die Cauchy-Bedingung 4.2.4. Zu ε > 0 gibt es ein n 0 N, so daß n a ν < ε für n m n 0. Dann ist ν=m n a ν ν=m n a ν < ε für n m n 0. ν=m

20. Juni 200 335 2. Es reicht die Ungleichung für die Partialsummen zu zeigen, dann gilt sie auch für den Grenzwert. Für n N gilt: n a ν ν= n a ν ν= a ν ν= Beispiele 4.3.3 (Binomialreihe) Man bildet für α C und n N 0 den Ausdruck α über n : ( ) α α(α )... (α n + ) für n, = n n! für n = 0 und die Binomialreihe: n 0 ( ) α z n für z C. n Für α N 0 handelt es sich um die binomische Formel ( + z) α. Für Exponenten α N 0 gilt: ( α n+ ( α n ) z n+ ) z n = α n z z für n. n + Für Exponenten α N 0 ist die Binomialreihe nach dem Quotientenkriterium 4.3.7 für z < absolut konvergent und divergent für z >. Bemerkung. Für reelle und komplexe Folgen bildet man die Reihe der Beträge. Analog bildet man zu Folgen (a n ) n in einem normierten Raum die Reihe der Normen der Folgenglieder: n a n. Im Falle von Funktionen kann man nun einerseits punktweise den Betrag und andererseits die Norm der Funktionen bilden. Zur Unterscheidung führen wir noch einen Begriff ein: Bezeichnung 4.3.4 (normalkonvergente Reihe) Es sei (V, ) ein normierter Raum und (a n ) n eine Folge in V. Die Reihe n a n heißt normal konvergent, wenn a n <.

20. Juni 200 336 Bemerkung (absolut konverg. normal konverg.). In den Körpern R und C fallen die Begriffe absolut konvergente Reihe und normal konvergente Reihe zusammen. Wenn keine Verwechselungsgefahr besteht, sagt man auch häufig absolut konvergent statt normal konvergent. Bemerkung. Analog zum Satz 4.3.2 beweist man die Konvergenz normalkonvergenter Reihen: Satz 4.3.5 (normal konvergente Reihe konvergiert) Es sei (V, ) ein vollständig normierter Raum.. Eine normal konvergente Reihe ist konvergent. 2. Für normal konvergente Reihen gilt die Dreiecksungleichung: a n a n <. Bezeichnung 4.3.6 (Umordnung einer Reihe) Unter einer Umordnung einer Reihe n a n versteht man eine bijektive Abbildung (Permutation von N) σ : N N und die Bildung der umgeordneten Reihe k a σ(k) Bemerkung 4.3.7 Nach dem Verdichtungssatz 4.2.5 kann man eine konvergente Reihe beliebig klammern, ohne die Summe der Reihe zu verändern: a n = n k+ k= ν=n k + wobei (n k ) k N0 eine streng monoton wachsende Folge in N 0 mit n 0 = 0 ist. Die endlichen Summen innerhalb der Klammern kann man beliebig umsortieren. a ν, Bemerkung. Das Beispiel 4..3 zeigt, daß man in einer konvergenten Reihe im allgemeinen keine beliebigen Umordnungen vornehmen darf, ohne die Konvergenz der Reihe zu verändern. Man nennt konvergente, nicht absolut konvergente Reihen zur Betonung auch bedingt konvergente Reihen. Viel besser verhalten sich absolut konvergente Reihen.

20. Juni 200 337 Wir werden zeigen, daß man mit absolut bzw. normal konvergenten Reihen weitgehend wie mit endlichen Summen umgehen kann. Ob eine Reihe absolut bzw. normal konvergent ist, läßt sich meist auch viel leichter nachprüfen. Man brauch ja nur die Beschränktheit der Reihe der Beträge bzw. Normen zu zeigen. Hiefür gibt es viel mehr und einfachere Kriterien. Satz 4.3.8 (Umordnung absolut konv. Reihen) Es sei V ein normierter Raum und (a n ) n eine Folge in V und die Reihe n a n sei konvergent. Wenn die Reihe n a n normal konvergent ist, dann können die Summanden a n beliebig umgeordnet werden: Die umgeordnete Reihe ist immer konvergent und die Summe der Reihe ändert sich nicht. Bemerkung. Wenn V endlichdimensional ist, gilt auch die Umkehrung: W enn keine Umordnung der Reihe divergiert oder mit einem anderen Grenzwert konvergiert, dann ist die Reihe normal konvergent. Beweis (Umordnung von Reihen). Es sei (a σ(k) ) k die umgeordnete Folge. Wir nennen n n s n := a ν und t n := a σ(ν). ν= ν= und zeigen s n t n 0. Beide Reihen haben die gleiche Summe. Zu ε > 0 gibt es ein n 0 N, so daß für alle n m n 0 gilt n a n < ε. Setzt man n := max{σ (),..., σ (n 0 )}, so ist n n 0 und es gilt: {,..., n 0 } {σ(),..., σ(n )}. m Für n n heben sich in der Differenz s n t n die Summanden a,..., a n0 heraus: s n t n = n ν=n 0 + a ν µ {σ(),...,σ(n)} \{,...,n 0 } a µ.

20. Juni 200 338 Setzt man so ist n 2 n und es gilt: n 2 := max{σ(),..., σ(n)}, {σ(),..., σ(n)} \ {,..., n 0 } {n 0 +,..., n 2 }, s n t n = 2 n ν=n 0 + n 2 ν=n 0 + a ν µ {σ(),...,σ(n)} \{,...,n 0 } a ν < 2ε. a µ Bezeichnung 4.3.9 (Teilreihen) Es sei (n k ) k eine streng monoton wachsende Folge in N. Ist n a n eine Reihe, so heißt k a n k eine Teilreihe der ursprünglichen Reihe. Feststellung 4.3.20 (Teilreihen) Es sei V ein normierter Raum und (a n ) n eine Folge in V. Wenn die Reihe n a n normal konvergent ist, dann gilt. Jede Teilreihe k a n k ist normal konvergent. 2. Für die Teilreihe gilt: a nk a n <. k= Beweis (Teilreihen). Die Reihe n a n sei normalkonvergent: a n < Für k N folgt dann: Für k folgt: k n k a nκ a ν a n <. κ= ν= a nk a n <. k=

20. Juni 200 339 Korollar 4.3.2 (Addition von Teilreihen) Es sei V vollständig normiert. Die Reihe n a n sei normal konvergent. Es seien (n k ) k, (m l ) l zwei disjunkte, streng monoton wachsende Folgen in N mit ist. Dann gilt N = {n k k N} {m l l N} a nk + a ml = k= l= a n. Bemerkung. Weitergehende Formen des Assoziativgesetzes formuliert man leichter mit Hilfe des Begriffs der summierbaren Familie. Die Summanden einer normalkonvergenten Reihe bilden eine summierbare Familie. Beweis Summe von Teilreihen. Es sei s = a n. Zu ε > 0 gibt es ein n 0 N, so daß Dann ist Man setze Dann ist a ν < ε. ν=n 0 + n 0 s a ν a ν < ε. ν= ν=n 0 + k 0 := max{k n k n 0 }, l 0 := max{l m l n 0 } {n,..., n k0 } {m,..., m l0 } = {,..., n 0 }, κ= λ= k 0 Für k k 0 und l l 0 folgt nun k l s a nκ a mλ k 0 s a nk κ= λ= n 0 a nκ + l 0 n 0 a mλ = a ν. κ= λ= ν= l 0 s a ν + 2 a mλ + ν= ν=n 0 + k l a nκ + a mλ κ=k 0 + λ=l 0 + a ν < ε + 2ε = 3ε

20. Juni 200 340 Für die letzte Abschätzung vergleiche man 4.3.20 (2.). Da V vollständig ist, konvergieren die normalkonvergenten Reihen k a n k l a m l (vgl. 4.3.20 (.) und es folgt: s = a nk + a ml. k= l= und Satz 4.3.22 (absolut konvergente Doppelreihen) Es sei (a m,n ) m,n N eine doppelt indizierte Folge. Wenn die Doppelsumme der Beträge existiert: a m,n <, d.h., es konvergieren die Reihen: m= b m := < und b m < m= Dann konvergieren die beiden Doppelsummen und sind gleich: a m,n = a m,n. m= m= Beweis (absolut konvergente Doppelreihen). Es sei B m := a m,n. Da B m b m und m= b m < existiert die Summe s = m= B m. Da a m,n < b m ist, existiert die Summe A n := a m,n. Zu zeigen ist, daß die Reihe n A n konvergiert und die Summe s hat. Zu ε > 0 gibt es ein m 0 N, so daß der Reihenrest µ=m 0 + b m < ε. Da m0 ν= µ= a µ,ν = m 0 µ= b µ < gibt es ein n 0 N, so daß m 0 µ= ν=n 0 + a µ,ν < ε.

20. Juni 200 34 Für m m 0 und n n 0 ist dann m n s a µ,ν = s µ= ν= m µ= ν= a µ,ν + m s a µ,ν + m a µ,ν µ= ν=n+ m 0 m a µ,ν + a µ,ν µ= ν= µ= ν=n 0 + µ=m 0 + ν= 3ε Für n n 0 folgt nun n n n s A ν = s a m,ν = s a m,ν ν= m 0 s ν= m= n a m,ν + m= ν= m=m 0 + ν= m= ν= n a m,ν < 3ε + ε = 4ε. 4.4 Funktionenreihen Bemerkung (Reihen von Funktn. und Abbildungen). Es seien M eine Menge und (V, ) ein normierter Raum. Die Menge F(M, K) der Funktionen auf M und die Menge F(M, V ) der Abbildungen von M in V ist ein Vektorraum. Zu einer Folge (f n ) n in F(M, K) bzw. F(M, V ) bildet man die Funktionenreihe bzw. Reihe von Abbildungen n f n und untersucht die Konvergenz der Reihe. Wie für Folgen von Abbildungen hat man auch für diese Reihen verschieden Konvergenzbegriffe. Dies sind eigentlich für Reihen von Funktionen oder Abbildungen die gleichen Begriffe. Damit man dies sieht, führen wir diese Begriffe für beide Fälle einmal getrennt auf: Bezeichnung (Konvergenzbegriffe: Funktionenreihen).. Für Funktionenreihen n f n in F(M, K) unterscheiden wir: punktweise konvergent: f n(x) K für x M. absolut konvergent: f n(x) < für x M. Die Reihe konvergiert punktweise absolut (vgl. 4.3.(2.))

20. Juni 200 342 gleichmäßig konvergent: Die gleichmäßige Konvergenz bedeutet Konvergenz in der sup -Norm (vgl. 2.8.0): n lim f f n sup = 0. n Weiterhin unterscheidet man absolut und gleichmäßig konvergente und gleichmäßig absolut konvergente Funktionenreihen. Bsp.: ν= ( x) n log( + x) = n für x [0, ). 2. Für Reihen n f n in dem normierten Raum der beschränkten Funktionen (B(M, K), sup ) (vgl. 2.8.8) gibt es die Begriffe norm-konvergent = gleichmäßig konvergent: die Konvergenz in dem normierten Raum (B(M, K), sup ) (vgl. Definition 4.2. (2.)). normal konvergent: f n sup < (vgl. Bezeichnung 4.3.4) Bemrerkung. Die normale Konvergenz einer Reihe bietet ein gebräuchliches, handliches Kriterium, um die gleichmäßige Konvergenz nachzuweisen. (vgl. Feststellung 2.8.0). Satz 4.4. (normal konv. glm. konv.) Es sei (f n ) n eine Folge in B(M, K). Wenn die Reihe n f n normal konvergent ist: f n sup <, dann ist die Reihe n f n gleichmäßig konvergent. Überdies ist die Reihe gleichmäßig absolut konvergent. Bezeichnung (Konvergenzbegriffe: Abbildungsreihen). Es sei (V, ) ein normierter Raum.. Für Reihen n f n in F(M, V ) unterscheiden wir: punktweise konvergent: f n(x) V für x M. (punktweise) absolut konvergent: f n(x) < für x M. Die Reihe ist punktweise normal konvergent in dem normierten Raum V (vgl. 4.3.4)

20. Juni 200 343 gleichmäßig konvergent: Die gleichmäßige Konvergenz bedeutet Konvergenz in der Supremums-Norm: f sup := sup f(x) für f B(M, V ). x M Es gibt ein f F(M, V ), so daß (vgl. 2.8.0): n lim f f n sup = 0. n Weiterhin unterscheidet man absolut und gleichmäsig konvergente Reihen und gleichmäßig absolut konvergente Reihen. 2. Für Reihen n f n in dem normierten Raum der beschränkten Abbildungen (B(M, V ), sup ) (vgl. 2.8.8) gibt es die Begriffe ν= norm-konvergent = gleichmäßig konvergent: die Konvergenz in dem normierten Raum (B(M, V ), sup ) (vgl. Definition 4.2. (2.)). normal konvergent: f n sup < (vgl. Bezeichnung 4.3.4) Bemerkung 4.4.2 (normal konv glm. konv.) Der Satz 4.4. gilt analog für Reihen in B(M, V ). Bezeichnung 4.4.3 (Konvergenzbereich) Zu einer Reihe n f n in F(M, V ) bildet man den Konvergenzbereich K := {x x M, f n (x) V } Die Einschränkungen n f n K bilden eine punktweise konvergente Reihe. Bemerkung. Analog bildet man zu einer Reihe von Abbildungen den Bereich, auf dem die Reihe absolut konvergiert. Das ist der Konvergenzbereich der Reihe n f n(.). Bemerkung (Inneres des Konvergenzbereichs). Wenn der Definitionsbereich M ein metrischer Raum ist, bildet man das Innere des Konvergenzbereichs. Dies ist die größte offene Teilmenge von M, auf der die Reihe punktweise konvergiert. Bemerkung (lokal glm. konvergente Reihen). Wenn eine Reihe n f n in F(M, V ) punktweise, aber nicht gleichmäßig konvergiert, gibt es keine gröste Teilmenge, auf der die Reihe gleichmäßig konvergiert. Häufig untersucht man in diesem Fall die Reihe auf lokal gleichmäßige Konvergenz (vgl. Bezeichnung 3.4.32.)

20. Juni 200 344 Bezeichnung 4.4.4 (lokal normal konvergent) Eine Reihe n f n in B(M, V ) heißt lokal normal konvergent, wenn für jede kompakte Teilmenge K M die Reihe Dabei ist f n sup,k <. f n sup,k := sup f n (x). x K Beispiele 4.4.5 (geom. Reihe lokal glm. konvergent). Die geometrische Reihe n 0 zn mit z C hat als Konvergenzbereich die offene Kreisscheibe U(0, ) (vgl. 2..7). 2. Die geometrische Reihe ist auf U(0, ) absolut konvergent, aber nicht gleichmäßig konvergent. 3. Die geometrische Reihe ist auf U(0, ) nicht normal konvergent, denn ihre Summe ist unbeschränkt. 4. Die abgeschlossenen Kreischeiben mit Radien 0 < r < bilden eine offenkompakte Auschöpfung (vgl. 3.4.34) von U(0, ): U(0, r ) U(0, r 2 ) für 0 < r < r 2. Auf jeder abgeschlossenen Kreisscheibe U(0, r) mit 0 < r < ist die geometrische Reihe normal konvergent: z n sup,u(0,r) = r n = r <. 4.4. Potenzreihen Bemerkung. Das Konvergenzverhalten der geometrischen Reihe (vgl. Beispiel 4.4.5) ist typisch für Potenzreihen: Der Konvergenzbereich einer Potenzreihe ist, grob gesagt, eine Kreisscheibe. Es gibt eine größte offene Kreisscheibe, auf der die Potenzreihe konvergiert. Dort konvergiert sie sogar absolut und lokal gleichmäßig. Auf dem Rand ihres Konvergenzbereiches zeigen Potenzreihen sehr unterschiedliches Konvergenzverhalten.

20. Juni 200 345 Bezeichnung 4.4.6 (Potenzreihe) Es sei V ein K-Vektorraum und (c n ) n eine Folge in V. Die Reihe heißt eine Potenzreihe in V. n 0 c nz n für z K. Bezeichnung(dargestellte Funktion) Auf dem Konvergenzbereich K einer Potenzreihe n 0 c nz n erzeugt die Summe der Reihe eine Abbildung: f : K V mit f(z) := c n z n. Man sagt, die Abbildung f wird durch die Potenzreihe dargestellt. Bemerkung (Formale Potenzreihen). In der Algebra betrachtet man auch formale Potenzreihen c nx n, ohne die Konvergenz zu betrachten. Dabei handelt es sich eigentlich um Koeffizientenfolgen (c n ) n N0, für die man Summe und Produkt so erklärt, wie es für die Koeffizienten konvergenter Potenzreihen der Fall ist. In dieser formalen Schreibweise sind die Rechenregeln analog zu den Regeln für Polynome. Bezeichnung 4.4.7 (Entwicklungspunkt) Allgemeiner heißt eine Reihe der Form n 0 c n(z z 0 ) n für z K. eine Potenzreihe um den Entwicklungspunkt z 0 K. Bemerkung (Potenzreihe um eine Entwicklungspunkt).. Für die Konvergenzbetrachtungen reicht es den Entwicklungspunkt z 0 = 0 zu untersuchen. Man setze w := z z 0. 2. Eine reelle Potenzreihe hat die Form n 0 a n(x x 0 ) n mit a n, x 0, x R. 3. Der wichtigste Fall bilden die komplexen Potenzreihen n 0 c n(z z 0 ) n mit z 0, c n, z C. Die durch konvergente, komplexe Potenzreihen dargestellten Funktionen werden in der Funktionentheorie (4. Sem.) genauer untersucht.

20. Juni 200 346 Satz 4.4.8 (Potenzreihen lokal normal konvergent) Es sei V ein K-Vektorraum und (c n ) n eine Folge in V. Wenn die Potenzreihe n 0 c nz n für z K. für ein w K \ {0} konvergiert, dann gilt:. Für alle z K mit 0 z < w ist die Reihe absolut konvergent: c n z n <. 2. Für jedes 0 < r < w ist die Reihe normal konvergent auf der abgeschlossenen Kreisscheibe U(0, r) := {z z r}. Wenn V vollständig ist, ist die Reihe n 0 c nz n gleichmäßig konvergent für z r (vgl. Satz 4.4.). Bemerkung. Auffällig an dem folgenden Beweis des Satzes 4.4.8 ist, daß die Voraussetzung der Konvergenz der Reihe c nw n nur benutzt wird, um auf die Beschränktheit der Folge (c n w n ) n der Summanden zu schließen. Beispiele zeigen, daß man i.a. keine schärferen Aussagen gewinnen kann. Insbesondere kann man i.a. keine Information über die Konvergenz in den Punkten z mit z = w erhalten. Beweis (Potenzreihen lokal normal konvergent). Da die Reihe wn V konvergiert, bilden die Summanden eine Nullfolge (vgl. Feststellung 2..9) und sind folglich beschränkt. Es gibt ein 0 C <, so daß c n w n C für n N 0. Für 0 < r < w setze man q := r w <. Für z r folgt c n z n = c n w n z n w n Cqn für n N 0. Für die Reihe der Supremumsnormen auf der abgeschlossenen Kreisscheibe U(0, r) gilt also c n z n sup,u(0,r) C q n <. Bemerkung. Mit demselben Beweis wie zu Satz 4.4.8 erhält man:

20. Juni 200 347 Korollar 4.4.9 Es sei V ein K-Vektorraum und (c n ) n eine Folge in V. Wenn für ein ρ (0, ) die Folge (c n ρ n ) n beschränkt ist, dann gilt: Für jedes 0 < r < ρ ist die Reihe n 0 c nz n normal konvergent auf der abgeschlossenen Kreisscheibe U(0, r) := {z z r}. Wenn V vollständig ist, ist die Reihe gleichmäßig konvergent. Bezeichnung 4.4.0 (Konvergenzradius) Es sei V ein K-Vektorraum und (c n ) n eine Folge in V. Zu der Potenzreihe bilde man den Konvergenzradius: n 0 c nz n für z K. R := sup{r r [0, ) und c n r n < } Die Umgebung U(0, r) = {z z K, z < r} heißt im Falle K = C der Konvergenzkreis K = R das Konvergenzintervall der Potenzreihe. Bemerkung. Aus Korollar 4.4.9 erhält man sofort die folgenden äquivalenten Beschreibungen des Konvergenzradius einer Potenzreihe: Bemerkung 4.4. (Formel: Konvergenzradius) Es sei V ein K-Vektorraum und (c n ) n eine Folge in V. Für den Konvergenzradius R der Potenzreihe n 0 c nz n gilt: R = sup{r r [0, ) und c n r n < }, = sup{r r [0, ) und (c n r n ) n Nullfolge}, = sup{r r [0, ) und (c n r n ) n beschränkt}.

20. Juni 200 348 Bezeichnung 4.4.2 (Rechenregeln in R + ) Die Verknüpfungen in R (vgl. Bemerkung 2..23 erweitert man für Teilbereich der nichtnegativen Elemente R + = [0, ) { } um eine weitere nützliche Vereinbarung: In R + setzt man :=, 0 Man kann dann gut mit Kehrwerten nichtnegativen Nullfolgen rechnen (vgl. 2..24(.) und 2..25): 0 a n 0 a n. Der Ausdruck 0 bleibt undefiniert! Satz 4.4.3 (Formel: Konvergenzradius) Es sei V ein K-Vektorraum und (c n ) n eine Folge in V. Für den Konvergenzradius R der Potenzreihe n 0 c nz n gilt:. Es sei W := lim sup n n cn R +. Dann ist mit ( 0 := ) R = W (Cauchy-Hadamard). 2. Wenn alle Koeffizienten c n 0 sind, gilt in R + lim inf n c n+ c n R lim sup n c n+ c n. c n+ Wenn die Folge konvergiert: Q := lim n c n R +, gilt R = Q (Euler). Bemerkung. Die Regel (2.) ist in analog zum verwandten Quotientenkriterium 4.3.7 formuliert. Beweis (Formeln: Konvergenzradius)..(Cauchy-Hadamard): Für 0 < r < gilt: n w := lim sup cn r n n = r lim sup cn = rw. n n

20. Juni 200 349 Aus dem Wurzelkriterium 4.3.6 folgt für die Reihe n 0 c n r n : Reihe konvergent, wenn w < r < W, Reihe divergent, wenn w > r > W. Aus der Definition 4.4.0 folgt nun die Gleichung R = W. Beachte: Wenn R = 0 W = ist, gibt es kein r > 0, für das die Reihe n 0 c n r n konvergiert. 2. Wenn alle Koeffizienten c n 0 sind, folgt aus Lemma 4.3.9 lim inf n c n+ c n c n+ W lim sup n c n Die Abschätzung (2.) folgt nun aus der Formel (.) von Cauchy-Hadamard. c n+ (Euler): Wenn der Grenzwert Q := lim R existiert, folgt: n c n und somit c n+ lim n c n = W. R = Q. Beispiel (Konv.-Bereich: reelle Reihen).. n 0 n!xn hat Konvergenzradius R = 0 (vgl. Beispiel 2..3) 2. exp-reihe xn n! hat Konvergenzradius R = (vgl. 3..40). 3. geom. Reihe ( + x) = ( )n x n hat Konvergenzradius R = und Konvergenzbereich (, ) (vgl. 2..7). 4. Logarithmus-Reihe (vgl. 3..45) log( + x) = ( ) n x n n hat Konv.-radius R = und Konvergenzbereich (, ]. 5. Integral-log-Reihe (vgl. 4.4.2 ) x log( + ξ) dξ = ( ) n x n n=2 n(n ) hat Konv.-radius R = und Konvergenzbereich [, ].

20. Juni 200 350 Bemerkung (Konvergenzkreis). Für eine komplexe Potenzreihe mit Konvergenzradius R R + gilt:. die Reihe ist im Konvergenzkreis {z z C, z < R} absolut konvergent und lokal normal konvergent (vgl. 4.4.8). 2. die Reihe ist für z C mit z > R divergent. 3. Wenn 0 < R < ist, kann man für die Konvergenz auf dem Rand des Konvergenzkreises keine allgemeine Aussage treffen: Beispiel 4.4.23: log( + z) = ( ) n z z für z C, z, z. n Bemerkung. Das folgende Konvergenzkriterium für Potenzreihen verallgemeinert das Leibniz-Kriterium 4.3.0. Man erhält das Leibniz-Kriterium im Spezialfall z =. Das Kriterium erlaubt in einigen Beispielen, die Konvergenz auf dem Rande des Konvergenzkreises zu bestimmen. Es ist wiederum ein Spezialfall des Konvergenzkriteriums von Dirichlet. Lemma 4.4.4 (Koeffizienten: monotone Nullfolge) Es sei (a n ) n eine reelle, monoton fallende Nullfolge. Dann konvergiert die Potenzreihe n 0 a nz n lokal gleichmäßig auf U(0, ) \ {} = {z z C, z, z }. Für z, z und m N 0 gilt für den Reihenrest die Abschätzung: ν=m a ν z ν 2a m z. Beweis (Koeffizienten: monotone Nullfolge). Für n m 0 gilt: n n ( z) a ν z ν = a m z m (a ν a ν )z ν a n z n+. ν=m ν=m+ Da 0 a ν a ν ist, folgt für z, z : n n z a ν z ν a m + (a ν a ν ) + a n = 2a m 0. ν=m ν=m+

20. Juni 200 35 Die Partialsummen erfüllen also für z die Cauchy-Bedingung 4.2.4 n a ν z ν ν=m 2a m z 0. Für δ > 0 konvergiert die Reihe gleichmäßig auf K δ := U(0, ) \ U(, δ) = {z z C, z, z δ} Da die Bereiche K δ, (δ > 0) eine offen-kompakte Ausschöpfung (vgl. Bezeichnung 3.4.34) von U(0, ) \ {} bilden, ist die Reihe lokal gleichmäßig konvergent. Satz 4.4.5 (Abelscher Grenzwertsatz) Es seien V ein vollständig normierter Raum und (c n ) n eine Folge in V. Wenn die Summe c n r n für ein r > 0 konvergiert, dann konvergiert die Potenzreihe n 0 c nx n gleichmäßig auf dem Intervall [0, r] R. Insbesondere gilt: lim x r Bemerkung (zum Beweis). c n x n = c n r n. Für den Beweis kann man ohne Einschränkung r = annehmen: n 0 c nx n = n 0 (c nr n )( x r ) n. Beweis (Abelscher Grenzwertsatz). Wir setzen n s n := c n, s := c n.

20. Juni 200 352 Wir untersuchen die Cauchy-Bedingung. Für n m gilt: n n c ν x ν = ((s ν s) (s ν s))x ν ν=m = = ν=m n (s ν s)x ν ν=m n (s ν s)x ν x n (s ν s)x ν ν=m n ν=m ν=m (s ν s)x ν n = (s m s)x m ( x) (s ν s)x ν + (s n s)x n. ν=m Wir weisen die Cauchy-Bedingung für gleichmäßige Konvergenz nach. Es sei ε > 0. Es gibt ein n 0 N, so daß Für n m n 0 und x [0, ] folgt: n c ν x ν ν=m s n s < ε für n n 0. n = (s m s)x m ( x) (s ν s)x ν + (s n s)x n ν=m n (s m s)x m + ( x) (s ν s)x ν + (s n s)x n ε(x m + ( x) n ν=m Beachte: ( x) n ν=m xν = x m x n. ν=m x ν + x n ) 2ε. Beispiel (zum Abelschen Grenzwertsatz) Die Reihe ( ) n konvergiert nach dem Leibniz-Kriterium 4.3.0. Aus der Reihenentwicklung von log( + x) für x (, ) (vgl. 3.2.26) und dem Abelschen Grenzwertsatz 4.4.5 folgt nun: n log 2 = lim log( + x) = lim x x ( ) n x n n ( ) n =. n

20. Juni 200 353 Anmerkung. In Beispiel 3..45 hatten wir diese Beziehung mit Hilfe der Restgliedformel für das Taylor-Polynom von log( + x) gewonnen. Wir werden in Feststellung 4.4.23 eine weitergehende Aussage für die komplexe Potenzreihe log( + z) zeigen. Beispiel (zum Abelschen Grenzwertsatz) Nach Bezeichnung 3.4.20 ist der Arcus-Tangens die Stammfunktion zu + x 2 = ( ) n x 2n für x <. arctan x = x 0 dξ + ξ 2 = ( ) n x 2n+ 2n + für x (, ). ( ) n Die Reihe 2n+ konvergiert nach dem Leibniz-Kriterium. Nach dem dem Abelschen Grenzwertsatz 4.4.5 gilt die Reihenentwicklung auf [, ]. Für x = erhält man insbesondere die Leibniz-Reihe: π 4 = arctan = ( ) n 2n + = 3 + 5 ±..... 4.4.2 Rechnen mit Potenzreihen Bemerkung Potenzreihen verhalten sich ähnlich wie Polynome. In diesem Abschnitt untersuchen wir die lineare Struktur von Potenzreihen in einem vollständig normierten Raum. Bemerkung 4.4.6 (Potenz-Reihen sind stetig) Es seien V ein vollständig normierter Raum und n 0 c nz n eine Potenzreihe in V mit Konvergenzradius R > 0. Die dargestellte Funktion f ist stetig auf dem Konvergenzkreis: f : z c n z z für z C, z < R Beweis. Da eine Potenzreihe auf ihrem Konvergenzkreis lokal gleichmäßig konvergiert und die Partialsummen stetig sind, ist nach Satz 3.4.33 die Grenzfunktion f stetig. Satz 4.4.7 (Eindeutigkeitssatz für Potenzreihen) Es seien V ein K-Vektorraum und (a n ) n, (b n ) n Folgen in V und die Potenzreihen n a nz n, n b nz n positive Konvergenzradien.

20. Juni 200 354. Stimmen Summen der beiden Potenzreihenauf einer Umgebung U von 0 überein: a n z n = b n z n für z U, dann stimmen die Koeffizienten überein: a n = b n für n N 0. 2. Es reicht, daß die beiden Summen auf einer gegen 0 konvergenten Folge (z k ) k mit z k 0 übereinstimmen. Dann stimmen die Koeffizienten überein. Beweis. Wir zeigen die Aussage (2.). Hieraus folgt (.). Es sei ρ der kleinere der Konvergenzradien. Dann ist stetig in auf U(0, ρ). Für n = 0 folgt z f(z) := a n z n b n z n = Man kann nun induktiv fortfahren: (a n b n )z n a 0 b 0 = lim k f(z k) = 0. Es gelte a ν = b ν für ν =,..., n. Dann ist f(z) z n+ = a n+ b n+ + z n+2 f(z k ) und es folgt a n+ b n+ = lim k z n+ = 0. k (a n+2+µ b n+2+µ )z µ µ=0 Feststellung 4.4.8 (Addition von Potenzreihen) Es seien n 0 a nz n und m 0 b mz m Potenzreihen mit Konvergenzradien R > 0 bzw. R 2 > 0 und R := min{r, R 2 }. Die Summen-Reihe n 0 (a n +b n )z n zu den beiden Potenzreihen konvergiert für z K mit z < R und es gilt: a n z n + b n z n = (a n + b n )z n. Der Konvergenzradius der Summen-Reihe kann auch größer als R sein.

20. Juni 200 355 Beweis. Die Addition zweier konvergenter Potenzreihen ergibt sich aus der Regel 4.2.9 über die Addition konvergenter Reihen. Da die Summen-Reihe auf der rechten Seite für z < R konvergiert, ist ihr Konvergenzradius mindestens R. Ziel: Wir wollen zeigen, daß man Potenzreihen wie Polynome gliedweise integrieren und differenzieren darf. Wir bilden zunächst durch gliedweise Integration bzw. Differentiation eine formale Stammfunktion bzw. Ableitung. Dann untersuchen wir die Konvergenz dieser formal gebildeten Potenzreihe und zeigen, daß sie die gesuchte Stammfunktion bzw. Ableitung darstellt. Bezeichnung 4.4.9 (formale Stammfnkt., Ableitung) Es sei n 0 c nx n, x R, eine Potenzreihe.. Die formale Stammfunktion ist die unten stehende Folge von Stammfunktionen der Partialsummen: c n n n xn. 2. Die formale Ableitung ist die Folge der Ableitungen der Partialsummen: n 0 c n+(n + )x n. Lemma 4.4.20 (Konvergenzradius der Ableitung). Die formale Stammfunktion einer Potenzreihe hat den gleichen Konvergenzradius wie die ursprüngliche Reihe. 2. Die formale Ableitung einer Potenzreihe hat den gleichen Konvergenzradius wie die ursprüngliche Reihe. Bemerkung. Die formale Stammfunktion kann in einem Randpunkt des Konvergenzintervalls konvergieren, in dem die ursprüngliche Reihe divergiert. Beipiel: geometrische Reihe n 0 xn und log( x) = n xn n x =. im Punkte Beweis (Konvergenzradius der Ableitung). 2. Die formale Ableitung hat den gleichen Konvergenzradius wie die mit x multiplizierte Reihe: c n nx n = x c n+ (n + )x n. n=2

20. Juni 200 356 Aus der der Formel von Cauchy-Hadamard 4.4.3 (.) erhält man für den Konvergenzradius R der formalen Ableitung: = lim sup R n n cn n = lim sup n Man beachte, daß lim n n = ist (vgl. 2.2.9). n cn = R.. Ebenso hat die formale Stammfunktion den gleichen Konvergenzradius. Satz 4.4.2 (Integral u. Ableitung von Potenzreihen) Eine Potenzreihe n 0 c nx n ist auf ihrem Konvergenzintervall ( R, R) integrierbar und differenzierbar.. Im Konvergenzintervall ( R, R) stellt das formale Integral eine Stammfunktion dar. Man darf Potenzreihen gliedweise integrieren: x 0 ( c n ξ n) dξ = c n x n n für R < x < R. 2. Im Konvergenzintervall ( R, R) stellt die formale Ableitung die Ableitung dar. Man darf Potenzreihen gliedweise differenzieren: d ( c n x n) = dx c n+ (n + )x n für R < x < R. Bemerkung (zum Beweis von Satz 4.4.2). Wir haben mehrere Möglicheiten, den Satz zu beweisen: Man zeigt zuerst (.) mit Hilfe des Grenzwertsatzes 3..7 für Integrale. Aussage (2.) folgt aus (.) mit dem Hauptsatz 3.2.22 der Differential und Integralrechnung. Man zeigt zuerst (2.) mit Hilfe des Grenzwertsatzes 3.2.24 für Ableitungen. Aussage (.) folgt aus (2.) wie im Beweis des Satzes 4.4.42 (2.) Der gesamte Beweis des Satzes 4.4.42 zur komplexen Ableitung und komplexen Stammfunktion einer komlexen Potenzreihe gilt analog im Reellen. Beweis (Integral u. Ableitung von Potenzreihen).. Für x ( R, R) setze man f(x) = c nx n mit den Partialsummen f n (x) := n ν=0 c νx ν. Die Funktion f ist stetig. Wir betrachten alle kompakten Teilintervalle [ r, r] ( R, R).