Ischämietest und Herzkatheteruntersuchung

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Transkript:

Ischämietest und Herzkatheteruntersuchung Was sollte der Pneumologe wissen? Lungenfunktionstagung Barmelweid, 10. Dezember 2015 PD Dr. med. Otmar Pfister Leiter Herzinsuffizienz und Rehabilitation Klinik für Kardiologie Universitätsspital Basel

Übersicht Ischämiesuche (Diagnostik KHK): Wann und wie? Stress-Echokardiografie Kardio MRI Myokardszintigrafie Linksherzkatheter Rechtsherzkatheter

Indikation für einen nicht-invasiven Ischämiest Diagnostik der koronaren Herzkrankheit Präoperative Abklärung Therapiekontrolle

Definition der typischen Angina pectoris Retrosternale Schmerzen oder Beschwerden Provozierbar durch körperliche Belastung / Emotionen Besserung in < 10 min durch Ruhe oder Nitro Typisch: 3/3 Atypisch: 2/3 Nicht-anginös: 1/3

Vortest-Wahrscheinlichkeit Hoch (>84%) Mittel Tief (< 13%) gemäss Diamond and Forrester

Fall 1

Fall 1

Fall 2: Ruhe EKG

Fall 2: EKG bei 125 Watt, Angina

Fall 2: EKG Erholungsphase

Fall 3

Wahl des optimalen Ischämiesuchtestes Baseline EKG Veränderungen (Vorhergegangene Revaskularisation) nein ja fähig Velo zu fahren fähig Velo zu fahren ja nein ja nein Ergometrie Pharmakologisch Bildgebung Ergometrie Bildgebung Pharmakologisch Bildgebung

Kontraindikationen für Stresstest Akute koronare Herzkrankheit Symptomatische Rhythmusstörungen Akute Myo-/Peri-/Endokarditis Ausgeprägte Hypertonie (220/120 mmhg) Symptomatische Aortenstenose/Ao-aneurysma V.a. Aortendissektion Akute nicht kardiale Erkrankungen - akute Lungenembolie - Infekte

Richtiges Monitoring und Ausrüstung Nie alleine mit Patienten Allgemeineindruck Liege neben dem Ergometer/Treadmill Monitor Defi Notfallmedikamente Ambu-Beutel

Abbruchkriterien Blässe, Cyanose, Bewusstseinstrübung BD oder Frequenzabfall bei steigender Belastung BD Anstieg > 250-270mmHg ST Hebungen ST Senkungen mit klarer AP Symptomatik Höhergradige ventrikuläre Rhythmusstörungen (VT, gehäufte Couplets, Triplets) av Blockierungen Linksschenkelblock (relativ)

Ist die Ergometrie sicher? Mortalität 1:40 000 1:50 000 Kammerflimmern/Infarkt 1:7000 1:8000 Spezialsituation (post-mi): Fataler MI od. kardiale Ruptur 0.03% Non-fatal MI od. erfolgreiche REA 0.09% Komplexe Arrhythmien 1.4% Submaximale Belastung Symptomlimitierte Tests 1.9 fach höheres Risiko

Ergometrie Vorteile Standardtest Breit verfügbar Gut validiert Niedrige Kosten Nachteile Nicht leistungsfähige Patienten nicht verlässlich Gegenüber anderen Stresstest niedrigere Sensitivität und Spezifität Spezifität schlecht bei vorbestehenden Veränderungen im Ruhe-EKG i.d.r. keine Lokalisation und Aussage über Ausmass der myokardialen Ischämie

Myokardperfusionsszintigraphie (MPS)

Myokardperfusionsszintigraphie (MPS) Vorteile Gut validiert LV-Funktion und Grösse kann bestimmt werden Ausmass und Lokalisation einer Ischämie bestimmbar Quantifizierung korreliert mit Prognose Medikamentöse Belastung möglich Adenosin, Dobutamin, Dipyridamol Nachteile Hohe Kosten Zeitaufwendig Radioaktive Strahlenexposition

Stressechokardiografie

Stressecho Vorteile Beurteilung von regionalen Wandbewegungsstörungen und regionaler Verdickung des Myokards Vergleichbare Sensitivität und Spezifität mit MPS Breit verfügbar Medikamentöse oder ergometrische Belastung möglich Relativ geringer Zeitaufwand Multiple weitere Parameter können erfasst werden (LVEF, Vitien, Wanddicke etc.) Perfusionsaufnahmen mit KM können durchgeführt werden Nachteile Interpretation stark untersucher- und patientenabhängig und schwierig bei vorbestehenden Wandbewegungsstörungen

Kardio-MRI

Kardio-MRI 23 www.kara mba.ch

Kardio-MRI Vorteile Multiple weitere Parameter können erfasst werden (LVEF, Vitien, Wanddicke etc.) Beurteilung der Funktion und Perfusion Narbe und Viabilität kann visualisiert werden Keine radioaktive Strahlung Nachteile Begrenzt verfügbar Schrittmacher / Defibrillator Kontraindikation Hohe Kosten Relativ hoher Zeitaufwand Nur medikamentöse Belastung möglich

Linksherzkatheter (Koronarangiografie) www.kara mba.ch

Verschluss der linken Koronararterie vorher nachher

Rechtsherzkatheter Rechtskatheter Interpretation

Werner Forssmann: 1904-1979 Mit solchen Kunststücken habilitiert man sich im Zirkus und nicht an einer anständigen deutschen Klinik (Ferdinand Sauerbruch)

Rechtsherzkatheter Indikationen Beweis einer pulmonalen Hypertonie (Goldstandard) Hämodynamische Klassifikation der pulm. Hypertonie (präkapillär / postkapillär / kombiniert) Reversibilitäts-Prüfung bei pulm. art. Hypertonie Gruppe 1 Dokumentation der pulmonalen Hämodynamik bei Transplantations- Kandidaten (Lunge / Herz / Leber) Diagnose der Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (Nachweis von erhöhten Füllungsdrücken trotz normaler linksventrikulärer Ejektionsfraktion) Abklärung bei Vitien (Mitralinsuffizienz, Mitralstenose, Shunt-Vitien (ASD)

Rechtsherzkatheter Re-Kath Durchführung Basics Zugang V. cephalica V. jugularis V. femoralis Einschwemmkatheter, 6 F Seldinger-Technik Durchleuchtung Arterieller Druck (nicht-invasiv, invasiv) Arterielle Sauerstoffsättigung (nicht-invasiv, invasiv)

Rechtskatheter: Durchführung

RV CAVE: Atemvariabilität

Definition der pulm. Hypertonie CO normal or reduced Mean PAP 25 mmhg PCWP 15 mmhg präkapillär PCWP > 15 mmhg postkapillär

LV pressure (mmhg) PH bei Linksherzinsuffizienz 20 15 10 5 Diastolic dysfunction Normal 0 20 40 60 80 100 120 LV volume (ml/m 2 ) Terminologie Wedge Druck Diast. Druckdifferenz Isolierte postkapilläre PH > 15 mmhg < 7 mmhg Kombinierte postkapilläre und präkapilläre PH > 15 mmhg 7 mmhg

Fall: Patient 73 Jahre 1.) COPD Gold II - Lungenemphysem - FEV1/VC 46%; FEV1 49% (62% nach Inhalation), TLC 99% Soll - O2-Sättigung Raumluft: 86% - Heimsauerstoff-Therapie seit 01/2015 2.) Mittelschweres Schlafapnoesyndrom - unter CPAP Therapie 3.) Valvuläre und koronare Herzkrankheit - St. n. Aortenklappenersatz und 1-fach AKB auf linke Koronararterie - St. n. rez. PTCA/Stenting der rechten Koronararterie

Fall: Echo

Echo-Screening PH unlikely PH possible PH likely TRV 2.8 m/s, PA systolic pressure 36 mmhg and no additional echo variables suggestive of PH TRV 2.8 m/s, PA systolic pressure 36 mmhg and presence of additional echo variables suggestive of PH TRV 2.9-3.4 m/s, PA systolic pressure 37-50 mmhg TRV > 3.4 m/s, PA systolic pressure > 50 mmhg Galiè N, et al. Eur Heart J 2009; 30:2493-537.

mpap measured by RHC (mmhg) Korrelation Echo / Re-Kath 50 40 False negative: at least 10/24 (42%) Positive predictive value: 14/22 (64%) 30 25 20 10 0 2.4 2.6 2.8 3 3.2 3.4 3.6 3.8 4 4.2 2.9 TRV (m/sec) Parent F, et al. N Engl J Med 2011; 365:44-53 (appendix).

Fall: Rechtsherzkatheter re Atrium re Ventrikel Pulmonalarterie Wedge-Position syst=43 P syst=43 P mean=31 9 mmhg a=11 v=8 diast=9 P diast=22 9 mmhg

Fall: Interpretation Re-Kath

Take home message 1. Bei Linksschenkelblock oder Schrittmacherrhythmus ist eine Ergometrie bezüglich Ischämie nicht aussagekräftig 2. Die Myokardszintigrafie, die Stressechokardiografie und das Kardio- MRI haben eine vergleichbare Sensitivität und Spezifität um eine Ischämie nachzuweisen. Die Wahl des Ischämietests ist abhängig von der jeweiligen Verfügbarkeit und spezifischen Patientencharakteristika 3. Die Güte der Stressechokardiografie ist stark untersucher- und patientenabhängig 4. Die Linksherzkatheteruntersuchung ist der Goldstandard zur Diagnose einer koronaren Herzkrankheit. Sie hat aber eine limitierte funktionelle und prognostische Aussagekraft 5. Der Rechtsherzkatheter ist essentiell in der Diagnose und Therapieplanung der pulmonalen Hypertonie

Vielen Dank www.cardiobasel.ch

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