Integrations- / Inklusionspädagogik. Gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung. M. Kron / Universität Siegen

Ähnliche Dokumente
Integrations- / Inklusionspädagogik. Gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung. M. Kron / Universität Siegen

Entwicklungslogische Didaktik Nach Georg Feuser

Exklusion. Separation. Integration. Inklusion

Die entwicklungslogische Didaktik statt Aussonderung. Simon Valentin, Martin Teubner

Entwicklungslogische Didaktik statt Aussonderung

Entwicklungslogische Didaktik nach Feuser. Bildungswissenschaften Modul 8.2 Referat von: Joy Steinheimer Bianca Priolo

Die Behindertenrechtskonvention. Sonderpädagogik Plenumsvortrag auf der Fachtagung der KMK am in Bremen

DAS EINZELNE, DAS SCHWIERIGE ODER BESONDERE KIND IM KLASSENVERBAND

Von der integrativen Kindertagesstätte in die integrative Grundschule. Fachtag Wie Inklusion gelingen kann in Gammertingen-Mariaberg

GEORGE FEUSER. Der Mensch wird am Du zum Ich. Er wird zu dem Ich, dessen Du wir ihm sind. (Martin Buber) (George Feuser)

Entwicklungslogische Didaktik nach G. Feuser. von Luisa Rönsch und Timo Vidal

Gemeinsame Erziehung und Bildung in früher Kindheit ein Meilenstein für jedes Kind

ENTWICKLUNGSLOGISCHE DIDAKTIK. Nach Georg Feuser

Auf dem Weg zur Inklusion. Mathes Reinhard

Heterogenität und Differenzierbarkeit

Die entwicklungslogische Didaktik nach Georg Feuser. Eine Präsentation von Lena Grates und Janek Müller

Georg Feuser. Die entwicklungslogische Didaktik

vorhergesehenen Aufgaben erledigen dürfen, steht in großem Widerspruch zu der Freiheit der Kinder.

Langenhagen bewegt. Gemeinsamkeit macht stark, Unterschiedlichkeit macht schlau -Workshop- 24. Juni 2011

GEORG FEUSER:"ALLGEMEINE (INTEGRATIVE) PÄDAGOGIK UND ENTWICKLUNGSLOGISCHE DIDAKTIK"

Inklusion von Anfang an

Prof. Dr. Maria Kron

Benjamin Badstieber Universität zu Köln

Integrationspädagogik

Integration als ethischer Anspruch und gesellschaftspolitischer Auftrag

Inklusion eine Herausforderung für jede Schule

WERTSCHÄTZUNG VON VIELFALT INKLUSION AUS (HEIL)PÄDAGOGISCHER SICHT

Thesen zum Inklusionsbegriff nach Prof. Dr. U. Rabe-Kleberg

1992 Werner J. Röhrig Verlag St. Ingbert INTEGRATION UND SONDERPÄDAGOGIK. Alfred Sander und Peter Raidt (Hrsg.) 2. Auflage

Partizip -Ein Überblick

Die UN-Konvention. Konsequenzen für die schulische Inklusion aus pädagogischer Sicht. 16. März Bruno J. Schor. München

Inklusive Erziehung und Bildung als Herausforderung für kommunale Behindertenpolitik

Das inklusive Konzept der Montessori-Pädagogik und das Menschenrecht auf Bildung für Behinderte

3. Transferforum. Fachforum: Eltern und Inklusion

Homogene Lerngruppen: eine didaktische Fiktion und pädagogische Sackgasse

Modul 1: Erziehen. Modul: Erziehen, 1. Semester

Integration. Im Folgenden daher einige Gedanken und Hinweise zum Thema:

Kindertageseinrichtungen auf dem Weg

Allgemeine Pädagogik. Georg Feuser

Integrationspädagogik

Umsetzung der Inklusion an saarländischen Schulen

Inklusion: Vision oder Mogelpackung? Oldenburg

Sabine Lingenauber Integration, Normalität und Behinderung

Handbuch der integrativen Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder

Auswirkungen des Artikel 24 der UN- Behindertenrechtskonvention auf die Arbeit der Pädagogen an allgemeinen und Förderschulen - Ausgangslage BRK

Wir fördern die Integration wird dadurch die Sonderschule zum Auslaufmodell?

Integration zur Inklusion. Prof. Dr. Rolf Werning, Leibniz Universität Hannover

Klausurthemen Pädagogik bei geistiger Behinderung. Sonderpädagogische Qualifikation: Didaktik

Integration - Inklusion

Michael Schwager. Gesamtschule Köln-Holweide

W E I L B U R G, R E F E R E N T : C H R I S T O P H D E G E N, S O N D E R P Ä D A G O G E

Integration als Motor für Entwicklungen. in Kindergarten und Schule dargestellt am Beispiel der deutschen Schule in Südtirol

Lehrerbildung und Inklusion Positionen und Aktivitäten der Kultusministerkonferenz

Ergebnis-Protokoll der Seminarsitzung vom

Forderung der Behindertenrechtskonvention Exklusion Separation Integration oder INKLUSION?

Lehrveranstaltungen zum Modul re 2-17 (rk 2-17; ro 2-17; roo 2-17) Integration und Inklusion in Schule und Lebenswelt

Die Schule für alle. Der Gemeinsame Unterricht

Inklusion Herausforderungen und Stolpersteine

Inklusive Schule Grundlagen Beispiele - Visionen. Förderschulen in Bayern - Darstellung status quo

Landkreis Kelheim Sozialforum Arbeitsgruppe Inklusion Vorgaben der UN-Konvention Situation Inklusion im Landkreis Kelheim

Förderbedarf Abgrenzung pädagogisch - sonderpädagogisch

MAJA LATT & CLARA SCHULZE ECKEL

Inklusion in die Fachdidaktik? - Sport Entwicklung und Durchführung eines Begleitseminars zum Kernpraktikum für den inklusiven Sportunterricht

Kinder mit Behinderungen - vom Kindergarten in die Schule

Was kann die Regelpädagogik von der Sonderpädagogik lernen und vice versa und wie wird eine lernende Schule zu einer «inklusiven Schule»?

Qualitätsentwicklung, Qualitätssicherung und Selbstevaluation in EINER SCHULE FÜR ALLE. Index goes Austria (Juni 2004)

Inklusive Bildung - weitere bemerkenswerte Aspekte (ergänzte Fortführung der Darstellungen vom IKT Forum 2016)

Erfolgreiche Integration in die Regelschule. Irène Baeriswyl-Rouiller

Departement Schule und Sport Winterthur. Fachstelle für Integrierte Sonderschulung Winterthur

1. Arbeitsauftrag bis zur nächsten Seminarsitzung am 8. Dezember 2016

GEW Positionen zu Tageseinrichtungen für Kinder

Qualitätsvolle Integration ist unteilbar!

Heterogenität (0204 Bildungwissenschaften) Wintersemester 2012/13 Frau Dr. Lütjen Protokollanten: Markus Schnubel, Sebastian Stein, Liza Detemple

ENTWICKLUNGSLOGISCHE DIDAKTIK NACH GEORG FEUSER. Referentin: Katharina Beraz

Der Umgang mit Heterogenität in der Schule - Eine Herausforderung für die Schule der Zukunft

Didaktik des gemeinsamen Lernens in heterogenen Gruppen anhand mathematischer Lernumgebungen

Schulische Heilpädagogik und Schulpsychologie Schnittpunkte und Desiderate VSKZ - Veranstaltung vom , Zürich, Prof. Dr.

Inklusion Eine Herausforderung für die WfbM?

Inklusion im Elementarbereich

Fachtagung Hauptsache dabei(?) Oktober2010 in Berlin. Dr. Ludger Kowal-Summek. Grundgedanken zur UN- Behindertenrechhtskonvention (BRK)

Inklusive Perspektiven

Lehrstuhl Sonderpädagogik II Körperbehindertenpädagogik Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann. Inklusion: Welcher Weg der beste ist!?

Inklusion - nur ein Märchen?

Hintergrundwissen Inklusion. Klasse 5 10

UNSER AUFTRAG UNSERE INSTITUTION

Inklusion als Konzept

Integration - ein hehres Ziel

Auf dem Weg zur Inklusion. Erreichtes und aktuelle Entwicklungen in den städtischen Kindertageseinrichtungen

Carl-von-Linné-Schule Berlin

Sonder-und Integrationspädagogische Förderung in Thüringen. Thüringer Landtag -Erfurt,

Hessisches Kultusministerium. Inklusiver Unterricht und sonderpädagogische Förderung in Hessen

Protokoll. Organisatorisches. Datum: Modul: 0204 Heterogenität. Frau Dr. Lütjen. Neele Möhn und Vanessa Kühn

Handlexikon der Behindertenpädagogik

D E R R E T Z H O F. Bildungshaus Schloss Retzhof umfassend barrierefrei!

lntegrativen Lerngruppe

Materialien und didaktische Planungsgrundlagen für den inklusiven Unterricht

Transkript:

Integrations- / Inklusionspädagogik Gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung M. Kron / Universität Siegen

Integrations- / Inklusionspädagogik: Gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung 1. Aktuelle Situation 2. Konzepte der Integration / Inklusion 3. Prinzipien der etablierten segregierenden Erziehungs- und Unterrichtspraxis 4. Integration und Inklusion 5. Integrations-/ Inklusionspädagogik - alles andere als Gleichmacherei 6. Kinder mit besonderem Förderbedarf in Europa M. Kron / Universität Siegen 2

Normalität t? M. Kron / Universität Siegen 3

Aktuelle Situation

Das Erziehungs- und Bildungssystem in Deutschland Elementarbereich (Kindertageseinrichtungen) und Schule Regelkindergärten Kindertageseinrichtungen für Kinder ohne Behinderung Regelschulen für Kinder ohne Behinderung; Vertikal mehrgliedriges, Schulsystem Sonderkindergärten für Sonderschulen blinde / taubblinde, sehbehinderte, gehörlose, schwerhörige, geistig behinderte, sprachbehinderte, körperbehinderte, verhaltensauffällige lernbehinderte, kranke Kinder Integrative Kindergärten, Integrative und Schulen Kindertageseinrichtungen der gemeinsamen Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung; Schulen mit gemeinsamem Unterricht für Kinder mit und ohne Behinderung M. Kron / Universität Siegen 5 5

Kinder mit Behinderung in Kindergarten und Schule Sonderkindergarten Sonderschule (Kinder mit Behinderung) Kindergarten/Schule mit Einzelintegration (Gruppen mit 1-2 behinderten) Kindern Integrative Gruppen / Klassen (Gruppen mit 4-5 behinderten Kindern) Additiver Kindergarten/additive Schule (einige oder alle Kombinationen) M. Kron / Universität Siegen 6 6

Gemeinsame Schulzeit in PISA Teilnehmerstaaten 2000 Rot: endet nach 4 Jahren dunkleres Blau: endet nach 6 Jahren oder später bzw. kein vertikal gegliedertes Schulsystem (Deutsches PISA-Konsortium 2001, S. 18; Ergänzung von Katzenbach & Schröder 2007 ) M. Kron / Universität Siegen 7

Quelle: Hausotter, Anette (2002), S. 476 M. Kron / Universität Siegen 8

(Katzenbach & Schröder 2007, nach EADSNE 2003) M. Kron / Universität Siegen 9

(Katzenbach & Schröder 2007, nach EADSNE 2003) M. Kron / Universität Siegen 10

(Quelle: KMK 2003) M. Kron / Universität Siegen 11

Segregation - Integration - Inklusion

Prinzipien der etablierten segregierenden Erziehungs- und Unterrichtspraxis 1 Selektion (Aussortieren) der Schülerschaft nach normativen Leistungskriterien. Segregation (Ausschluss) von Schülern mit Behinderung aus regulären Lebens- und Lernfeldern; Einschluss in Sonder-institutionen. Sortierung von Schülern ohne Behinderung in verschiedene Schulformen. Homogenität der Lerngruppen: Dogmatisch verhärtetes Vorurteil, in homogenen Gruppen besser lehren und lernen zu können. Folge: extreme Ausdünnung sozialer Vielfalt und Handlungskompetenzen. Atomisierung der behinderten Kinder und Schüler (defekt-bezogen), dadurch Konstituierung einer»andersartigkeit«(behinderung als individuelle, dem inneren Wesen eigene Kategorie). Mögliche Folge: Isolation und gravierende Beeinträchtigung der Persönlichkeitsentwicklung (1) vgl. Feuser, 2002, 283 M. Kron / Universität Siegen 13

Prinzipien der etablierten segregierenden Erziehungs- und Unterrichtspraxis (Fortsetzung) Äußere Differenzierung als Versuch, der individuellen Vielfalt an Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten gerecht zu werden. Folge: Bildung verschiedener Schul-formen und Sonderschultypen, die wiederum die Segregierung bedingen und rechtfertigen. Reduktionistisch verengte und parzellierte Bildungsangebote und Lehrpläne. Folge: Sicherung von Bildungsprivilegien, die anderen nach Maßgabe einer jeweils gesellschaftlich definierten, fiktiven Normalität vorenthalten werden und die Selektion rechtfertigen. M. Kron / Universität Siegen 14

Exklusion Separation Integration Inklusion (?) Bürli,, 1997 Die Realität des Einbezugs aller Kinder und Jugendlichen Exklusion?? Separation Integration Inklusion Schule Schule Kindergarten Kindergarten M. Kron / Universität Siegen 15

Integration (Feuser) "Als integrativ bezeichne ich.. eine Allgemeine (kindzentrierte und basale) Pädagogik, in der alle Kinder und Schüler in Kooperation miteinander auf ihrem jeweiligen Entwicklungsniveau nach Maßgabe ihrer momentanen Wahrnehmungs-, Denkund Handlungskompetenzen in Orientierung auf die 'nächste Zone ihrer Entwicklung' an und mit einem 'Gemeinsamen Gegenstand' spielen, lernen und arbeiten." (Feuser, G.: Behinderte Kinder und Jugendliche. Zwischen Integration und Aussonderung. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1995, 173-174) M. Kron / Universität Siegen 16

Integration (Sander) "Die Umfeldbedingungen können so verändert werden, dass der betreffende Mensch weniger behindert ist als zuvor." Das bedeutet z. B.:... das örtliche Umfeld Schule so zu verändern, dass das Kind die Grundschule seines Wohnbezirks besuchen kann und dort optimale Förderung, spezifische Unterstützung in sozialer Akzeptanz erfährt. Dann ist dieses Kind weniger behindert, als wenn es eine Sonderschule für seine Schädigungsart besuchen würde. (Sander, Alfred (1994): Behinderungsbegriffe und ihre Konsequenzen für die Integration. In: Eberwein, Hans (Hrsg.): Handbuch Integration, 105-106) M. Kron / Universität Siegen 17

Integration, integrative Prozesse (Reiser) "Integration ist kein statischer Zustand, der irgend-wann einmal erreicht ist. Ständig finden soziale und persönliche Entwicklungen statt und greifen inein-ander. Deshalb muss auch Integration als ein Prozess verstanden werden. In allgemeinstem Sinn lassen sich solche Prozesse als integrativ begreifen, wenn 'Einigungen' zustande kommen. (Klein, G. u.a. (1986): Miteinander leben. Behinderte und nichtbehinderte Kinder im Kindergarten. Reihe 'Der Hessische Sozialminister informiert', Kindergarten 6, Wiesbaden, 17) M. Kron / Universität Siegen 18

Integration, integrative Prozesse: Einigungen 'Einigungen' bedeutet hier, dass Widersprüche aufgelöst werden oder ohne Schaden für das Individuum und seine Beziehungen ausgehalten werden können. Es bedeutet Verzicht auf die Verfolgung des 'Andersseins'. Dabei handelt es sich nicht nur um gegensätzliche Bedürfnisse, Interessen und Sichtweisen verschiedener Personen; auch bei einem Individuum selbst können solche Widersprüche nebeneinander bestehen. Einigungen erfordern nicht einheitliche Einschätzungen, Ziele und Vorgehensweisen. Nötig ist vielmehr die Bereitschaft, die Positionen der anderen gelten zu lassen, ohne sie oder die eigene Position als Abweichung zu verstehen. Statt 'das Andere' zu diskriminieren, kann entdeckt werden, was bei allen Unterschieden gemeinsam möglich ist. (Klein, G. u.a. (1986): Miteinander leben. Behinderte und nichtbehinderte Kinder im Kindergarten. Reihe 'Der Hessische Sozialminister informiert', Kindergarten 6, Wiesbaden, 17) M. Kron / Universität Siegen 19

Integration und Inklusion Spezielle Förderung für behinderte Kinder Gemeinsames und individuelles Lernen für alle Förderpläne für behinderte Kinder Ein individualisiertes Curriculum für alle Anliegen und Auftrag der Sonderpädagogik und Sonderpädagogen Anliegen und Auftrag der Schulpädagogik und Schulpädagogen Ausweitung von Sonderpädagogik in die Schulpädagogik hinein Sonderpädagogen als Unterstützung für Klassenlehrer, Klassen und Schulen Kombination von unveränderter Schul- und Sonderpädagogik Synthese von (veränderter Schulund Sonderpädagogik Nach A. Hinz, Zeitschr. F. Heilpädagogik 5/2004, 246 / Auswahl) M. Kron / Universität Siegen 20

Integration und Inklusion Eingliederung von Kindern mit bestimmten Bedarfen in die Allgemeine Schule Leben und Lernen für alle Kinder in der Allgemeinen Schule Differenziertes System je nach Schädigung Umfassendes System für alle Zwei-Gruppen-Theorie (mit/ohne sonderpädagogischen Förderbedarf) Theorie einer heterogenen Gruppe (viele Minderheiten und Mehrheiten) Aufnahme von behinderten Kindern Individuumszentrierter Ansatz Ressourcen für Kinder mit Etikettierung Veränderung des Selbstverständnisses der Schule Systemischer Ansatz Ressourcen für Systeme (Schulen) M. Kron / Universität Siegen 21

Mein Verständnis von Inklusion: "Inklusion" als pädagogisches Konzept optimierter und erweiterter Integration (vgl. Sander 2004, 14). Inklusion Inklusion fokussiert die Herstellung eines Umfeldes, in dem der Heterogenität von Gruppen Rechnung getragen wird und somit Barrieren der Teilhabe abgebaut werden. Die Gemeinsamkeit aller Kinder existiert nicht in einem bloßen Nebeneinander der Kinder, sondern realisiert sich in Partizipationsmöglichkeiten für alle. Systeme, ihre Strukturen und Programme werden an die Kinder angepasst, nicht die Kinder an die Systeme. M. Kron / Universität Siegen 22

Integrations- / Inklusionspädagogik alles andere als Gleichmacherei Integrations-/Inklusionsp /Inklusionspädagogik bedeutet nicht, allen Kindern das methodisch und didaktisch Gleiche zu bieten. Integrations-/Inklusionsp /Inklusionspädagogik beinhaltet die Zielperspektive, jedem Kind unter Abwägung seiner entwicklungsrelevanten Aspekte das ihm günstigste g setting physischen, psychischen und sozialen Wachstums zu ermöglichen, M. Kron / Universität Siegen 23

Integrations- / Inklusionspädagogik alles andere als Gleichmacherei statt wie bisher über die Institutionen förderlicher Ausgrenzung zu definieren, dass eine Beeinträchtigung das wichtigste Kennzeichen eines Menschen ist, dem alle anderen Entwicklungsaspekte unterzuordnen sind. Integrationspädagogik beinhaltet, dieses individuell günstigste setting in und mit einem Umfeld zu schaffen, in dem das Kind so wenig wie möglich sozial eingeschränkt wird (least restrictive environment). M. Kron / Universität Siegen 24

Integrations- / Inklusionspädagogik alles andere als Gleichmacherei Förderung im Sinne der Einweisung in immer stärker ausdifferenzierte Sondereinrichtungen wird aufgegeben, weil sie de facto eine Auslese nach unten ist. Förderung im Sinne der Nicht-Aussonderung heißt: Die tatsächliche Normalität - dass es nämlich n Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gibt - auch zur allgemeinen Sozialisationsbasis aller Kinder zu machen. M. Kron / Universität Siegen 25

Pädagogische Förderung in der Integrations- / Inklusionspädagogik Förderung im Sinne individualisierten Eingehens bleibt ein Grundgedanke - aber dies gilt sowohl für Kinder mit wie ohne Beeinträchtigung. Jedes Kind hat Anspruch auf Begleitung und Unterstützung gemäß seinen individuellen Erfordernissen - die besondere Förderung ist Bestandteil allgemeiner Pädagogik. Ausbalancieren von Individualisierung und Sozialisierung ist pädagogisch geboten. Integrationspädagogik ist Individualund Gruppenpädagogik. Auch hier ist die traditionelle Unterscheidung von Sonder- und Allgemeinpädagogik aufgehoben. M. Kron / Universität Siegen 26