Fokker-Planck Gleichung

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Transkript:

Fokker-Planck Gleichung Max Haardt WWU Münster 21. November 2008

Inhalt 1 Einleitung Langevin Gleichung Fokker-Planck Gleichung 2 Herleitung Mastergleichung Kramers-Moyal Entwicklung Fokker-Planck Gleichung Kramers-Moyal Entwicklungskoeffizienten 3 Beispiele und Lösungen Die Fokker-Planck Gleichung als Kontinuitätsgleichung Stationäre Lösung der Fokker-Planck Gleichung Ornstein-Uhlenbeck Prozess Anwendung auf die Brownsche Bewegung 4 Zusammenfassung

Einleitung Einleitung

Einleitung Langevin Gleichung Langevin Gleichung Langevin Gleichung ẋ = h(x,t) + g(x,t)γ(t) Γ(t) : Normalverteilte δ korrelierte Zufallskraft Bewegungsgleichung direkt für die Beobachtungsgröße Allerdings Lösung aller mikroskopischen Gleichungen notwendig Alternative Betrachtung: Trajektorie x(t) Wahrscheinlichkeitsdichte p(x,t)

Einleitung Fokker-Planck Gleichung Fokker-Planck Gleichung Fokker-Planck Gleichung p(x,t) t = x [D(1) (x,t)p(x,t)] + 2 x 2 [D(2) (x,t)p(x,t)] D (1) = h(x,t) Driftkoeffizient D (2) = (g(x,t)) 2 Diffusionskoeffizient Beschreibt die Zeitentwicklung einer Wahrscheinlichkeitsdichte p(x,t)

Einleitung Fokker-Planck Gleichung Abbildung: Aus H.Haken: Synergetics An introduction, 2.Auflage,Springer Verlag Lösung der Fokker-Planck Gleichung führt in der Regel zu einer Gaußverteilung

Herleitung Herleitung

Herleitung Mastergleichung Mastergleichung Mastergleichung p(x,t) t = W (x x)p(x,t)dx } {{ } Quellen W (x x )p(x,t)dx } {{ } Senken Bilanzgleichung Beschreibt die Zeitentwicklung der Wahrscheinlichkeitsdichte p(x,t) eines Systems Übergangsrate W (x x) = lim t 0 p(x,t+ t x,t) t Bedingte Wahrscheinlichkeit p(x,t + t x, t) Gültig nur für Markow Prozesse: p(x 1 x 2,x 3,...) = p(x 1 x 2 )

Herleitung Kramers-Moyal Entwicklung Kramers-Moyal Entwicklung Einsetzen der Länge des Sprungs x = x x : W (x x) = W (x ; x) = W (x x; x) Taylorentwicklung des ersten Terms der Mastergleichung nach x Kramers-Moyal Entwicklung p(x,t) = ( t x )n (p(x,t) 1 ( x) n W (x; x)d( x) ) n! n=1 }{{} D (n) (x,t) D (n) (x,t) Kramers-Moyal Entwicklungskoeffizienten

Herleitung Kramers-Moyal Entwicklung Problem: Gleichung hat unendlich viele Terme Frage: Wann bricht die Reihe ab? Satz von Pawula: Verschwindet der 4. Term (D (4) (x,t)), so verschwinden auch der 3. und alle höheren Terme Dies ist der Fall für eine Gaußverteilte δ korrelierte Langevin Kraft

Herleitung Fokker-Planck Gleichung Fokker-Planck Gleichung Fokker-Planck Gleichung in 1D p(x,t) t = x [D(1) (x,t)p(x,t)] + 2 x 2 [D(2) (x,t)p(x,t)] D (1) Driftkoeffizient Fokker-Planck Gleichung in 3D D (2) Diffusionskoeffizient p( x,t) t = i [D (1) i ( x,t)p( x,t)] + x i ij 2 [D (2) ij ( x,t)p( x,t)] x i x j D (1) Driftvektor D (2) Diffusionsmatrix

Herleitung Fokker-Planck Gleichung Vorteile Gegenüber der Mastergleichung: Die Fokker-Planck Gleichung ist eine reine DGL Nur die Bestimmung von Driftkoeffizient D (1) und Diffusionkoeffizient D (2) erforderlich

Herleitung Kramers-Moyal Entwicklungskoeffizienten Kramers-Moyal Entwicklungskoeffizienten Zu zeigen: D (n) (x,t) = 1 n! Bedingte Momente: lim t 0 1 t < [ξ(t + t) ξ(t)]n > ξ(t)=x M n (x,t, t) =< [ξ(t + t) ξ(t)] n > ξ(t)=x

Beispiele und Lösungen Beispiele und Lösungen

Beispiele und Lösungen Die Fokker-Planck Gleichung als Kontinuitätsgleichung Die Fokker-Planck Gleichung als Kontinuitätsgleichung Im folgenden: Driftkoeffizient : D (1) = K Definieren des Wahrscheinlichkeitsflusses: Diffusionskoeffizient : D (2) = D J = [K D d dx ]p(x,t) FPG nimmt die Form einer Kontinuitätsgleichung an: p t + d dx J = 0

Beispiele und Lösungen Stationäre Lösung der Fokker-Planck Gleichung Stationäre Lösung der Fokker-Planck Gleichung Für den stationären Fall gilt: Natürliche Randbedingungen: p t = 0 J = const p 0 f ür x ± J 0 f ür x ± Zu lösende Gleichung: D dp(x) dx = Kp(x)

Beispiele und Lösungen Stationäre Lösung der Fokker-Planck Gleichung Stationäre Lösung der Fokker-Planck Gleichung Lösung durch Exponentialansatz: Potential: V (x) = p(x) = N exp( V (x)/d) x x 0 K(x)dx Normierungskonstante N bestimmt durch + p(x)dx = 1

Beispiele und Lösungen Stationäre Lösung der Fokker-Planck Gleichung Beispiel D = const K(x) = αx βx 3 V (x) = α 2 x 2 + β 4 x 4 Wahrscheinlichkeitsverteilung p(x) = N exp[ ( α 2 x 2 + β 4 x 4 )/D] Langevin Gleichung ẋ = αx βx 3 + DΓ(t)

Beispiele und Lösungen Stationäre Lösung der Fokker-Planck Gleichung Zufallskraft schiebt ein Teilchen einen Potentialtopf hoch Nach jedem Schub fällt das Teilchen wieder herunter (a) Fall α > 0 (b) Fall α < 0 Doppelmulden Potential

Beispiele und Lösungen Ornstein-Uhlenbeck Prozess Ornstein-Uhlenbeck Prozess Linearer Driftkoeffizient K = γx Daraus folgt: Harmonisches Potential um die Gleichgewichtslage V (x) = 1 2 γx 2 Konstanter Diffusionskoeffizient D = const Fokker-Planck Gleichung für den Ornstein-Uhlenbeck Prozess p(x,t) t = γ 2 [xp(x,t)] + D x x 2 p(x,t) Anfangsbedingung p(x,t = 0) = δ(x x 0 )

Beispiele und Lösungen Ornstein-Uhlenbeck Prozess Lösung der Gleichung im Fourierraum Fouriertransformierte der Gleichung: p(k,t) t Anfangsbedingung wird zu: = γk p(k,t) Dk2 p(k,t) k p(k,t = 0) = e ikx 0

Beispiele und Lösungen Ornstein-Uhlenbeck Prozess Rücktransformation der Lösung: p(x,t) = 1 < x >)2 exp[ (x 2πσ 2 2σ 2 ] mit < x >= e γt x 0 σ 2 = 1 γ D(1 e 2γt ) Lösung entspricht einer Gaußverteilung Zum Zeitpunkt 0 ist die Varianz 0 Lösung ist eine δ-funktion Für steigendes t konvergiert die Lösung gegen eine Gaußverteilung mit Varianz D γ

Beispiele und Lösungen Ornstein-Uhlenbeck Prozess Stationäre Lösung Für t folgt ergibt sich der Gleichgewichtszustand: p(x,t ) = 1 < x >)2 exp[ (x 2πσ 2 2σ 2 ] mit < x >= 0 Es ergibt sich: σ 2 = D γ p(x,t ) = 1 2πD/γ exp[ x 2 2D/γ ]

Beispiele und Lösungen Anwendung auf die Brownsche Bewegung Anwendung der Fokker-Planck Gleichung auf die Brownsche Bewegung Die Fokker-Planck Gleichung läßt sich aus den Lösungen der Langevin Gleichung gewinnen: t v(t) = v 0 exp( γt) + dt exp( γ(t t ))Γ(t ) 0 Ziel: Berechnung von Drift- und Diffusionskoeffizient

Beispiele und Lösungen Anwendung auf die Brownsche Bewegung Berechnung von Drift und Diffusionskoeffizient Driftkoeffizient: D (1) 1 (v,t) = lim t 0 t < [V (t + t) V (t)] > V (t)=v Diffusionskoeffizient: D (1) (v,t) = γv D (2) (v,t) = 1 2 lim 1 t 0 t < [V (t + t) V (t)]2 > V (t)=v D (2) (v,t) = γk BT m

Beispiele und Lösungen Anwendung auf die Brownsche Bewegung Fokker-Planck Gleichung für die Brownsche Bewegung Fokker-Planck Gleichung für die Brownsche Bewegung p(v,t) t = γ v [vp(v,t)] + γ k BT 2 m v 2 p(v,t) Erster Term auf der rechten Seite: Driftterm Beschreibt die dynamische Reibung Zweiter Term auf der rechten Seite: Diffusionsterm Beschreibt den Diffusionsprozess im Geschwindigkeitsraum

Beispiele und Lösungen Anwendung auf die Brownsche Bewegung Stationäre Lösung Annahme Für große t: lim p(v,t) = p(v) ; p(v,t) = 0 t t Die Fokker-Planck Gleichung wird zu: γ v [vp(v)] + γ k BT 2 m v 2 p(v) = 0 Lösung ist die Maxwell-Boltzmannsche Geschwindigkeitsverteilung: p(v) = c exp( mv 2 2k B T ) ; c = ( m 2γπk B T )1/2 Lösung entspricht der des Ornstein-Uhlenbeck Prozesses

Zusammenfassung Zusammenfassung Langevin und Fokker-Planck Gleichung sind äquivalente Beschreibungen eines stochastischen Prozesses Die Fokker-Planck Gleichung läßt aus der Mastergleichung unter Anwendung der Kramers-Moyal Entwicklung und des Pawula Theorems herleiten Der Ornstein-Uhlenbeck Prozess ist ein einfaches Beispiel für Systeme, die man durch Fokker-Planck beschreiben kann Lösung ist in der Regel eine Gaußfunktion

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Literatur H.Risken: The Fokker-Planck Equation, 1. Auflage, Springer-Verlag H.Haken: Synergetics, 2.Auflage, Springer Verlag