15 Jahre Sicherheitsaudits ein Erfahrungsbericht Dr.-Ing. Christian Adams Plaza de Rosalia 1 30449 Hannover Telefon 0511.3584-450 Telefax 0511.3584-477 info@shp-ingenieure.de www.shp-ingenieure.de
15 Jahre Sicherheitsaudit 1999 Einrichtung der FGSV-ad-hoc-Gruppe Sicherheitsaudit auf Straßen (SAS) auf Veranlassung des BMVBW 2002 Einführung der Empfehlungen für das Sicherheitsaudit von Straßen [ESAS 2002] Stand 10.07.2017 288 ausgebildete Auditoren Autobahnen, Landstraßen, Ortsdurchfahrten, Hauptverkehrs- und Erschließungsstraßen 1
Was ist das Sicherheitsaudit? Ein formalisiertes, standardisiertes und unabhängiges Verfahren zur Beurteilung der Sicherheitsbelange eines Straßenentwurfs in allen Arbeitsschritten vom Entwurf über den Bau bis zur fertigen Straße. Formalisiert Selbständiger Teil der Projektarbeit mit Regeln für Auftraggeber, Auftragnehmer und Auditor zum Verfahrensablauf Standardisiert Überprüfbare einheitliche Verfahren Unabhängig Weder Auftraggeber noch Auftragnehmer können dem Auditor Anweisungen geben 2
Ziel des Sicherheitsaudit? Beachtung der sicherheitsbezogenen Festlegungen der geltenden Richtlinien (Minimalforderung) Optimale Berücksichtigung der Belange der Verkehrssicherheit im Entwurf und der Ausführung Angemessene Berücksichtigung der Belange der Verkehrssicherheit bei der Abwägung mit konkurrierenden Ansprüchen gegenüber der Wirtschaftlichkeit, der Verkehrsqualität, Naturschutzbelangen, örtlichen Zwangsbedingungen,.... 3
Auditoren Wo finde ich die? xx xx 4
Dienststellen der Auditoren laut Auditorenliste 14% 5% 46% Behörde privates Büro Stadt/Kommune Hochschule 35% Stand 10.07.2017 5
Entwicklung der Anzahl ausgebildeter Sicherheitsauditoren 40 35 30 25 20 15 10 5 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 6
Einzugsgebiet SHP bisher 81 Sicherheitsaudits durchgeführt 8% 6% 19% 67% Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4 62% 38% Außerorts Innerorts 7
Anzahl der Defizite 100 80 60 40 20 0 innerorts Min. 5 Defizite Max. 71 Defizite Ø ca. 18 Defizite 100 80 60 40 20 0 außerorts Min. 6 Defizite Max. 96 Defizite Ø ca. 19 Defizite 8
Anzahl nach Defizitgruppen, innerorts Fahrbahn Bauliche Elemente zur Verkehrsführung Borde und Rinnen Lage- und Höhenplanelemente Parken/Laden Fußgängerverkehr Radverkehr Überqueren der Fahrbahn (Fußgänger) Überqueren der Fahrbahn (Rdfahrer) ca. 45 % ÖPNV Entwässerung Sicht Beschilderung/Markierung/Beleuchtung Bauliche Anlagen Sonstiges 0 20 40 60 80 100 120 140 9
Anzahl nach Defizitgruppen, außerorts ca. 35 % Beleuchtung Bepflanzung Entwässerung Sicht LSA Linienführung Querschnittsgestaltung Knotenpunktgestaltung Beschilderung Leiteinrichtung Markierung Wegweisung Oberflächenzustand Hindernisse Fahrzeug-Rückhaltesysteme Fuß-/Radverkehr Querung Sonstiges 0 10 20 30 40 50 10
Beispiele für Defizite Kreisverkehr 11
Beispiele für Defizite Radverkehr 12
Beispiele für Defizite Radverkehr 13
Beispiele für Defizite Sicht und Hindernisse im Seitenraum
Beispiele für die Defizite Lage von Abläufen 15
Beispiele für die Defizite große Eckausrundungen 16
Beispiele für die Defizite taktile Elemente 17
Beispiele für die Defizite taktile Elemente 18
Beispiele für Defizite Querschnitt / RPS 3,50 3,50 3,75 1,25 3,50 3,50 3,75 4,00 3,25 19
Erfahrungen der letzten Jahre die Auditierung ab Phase 1 ist sehr sinnvoll, wird aber noch viel zu selten bereits zu diesem Zeitpunkt durchgeführt/veranlasst Akzeptanzprobleme treten eher selten auf die Vernetzung der Auditoren funktioniert gut Symposium für Verkehrssicherheit von Straßen mit Auditorenforum es muss weiterhin an der Bewusstseinsschärfung trivialer verkehrsunsicherer Aspekte gearbeitet werden, z.b. Sichtfeldverdeckung vs. Stellplätze Fahrbahnrandhaltestellen vs. Verkehrsqualität Passive Schutzeinrichtung vs. Baumerhalt bzw. vs. Grunderwerb 20
Erfahrungen der letzten Jahre Die Belange der Barrierefreiheit sind sehr viel stärker in das Bewusstsein gerückt: Hinweise für Barrierefreie Verkehrsanlagen HBVA (2011) DIN 18040-3 Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 3: Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum DIN 32984 Bodenindikatoren im öffentlichen Raum 21
Weiterentwicklung der Regelwerke Auditphasen Vorplanung Entwurfsplanung Ausführungsplanung vor Verkehrsfreigabe Nach Verkehrsfreigabe Bestandsaudit Defizitlisten (FE 82.535/2011) Bundesautobahnen Landstraßen Hauptverkehrsstraßen Erschließungsstraßen 22
Regelwerk zum Bestandsaudit FGSV-Arbeitskreis 2.7.1 Empfehlungen für die Durchführung eines Bestandaudits von Straßen Leitung: Prof. Jürgen Follmann Straßenbauverwaltung Baden-Württemberg, Bayern, NRW, Sachsen BMVI ADAC, BASt, DVR, GDV, Polizei Hochschulen/Universitäten 23
Vorgesehene Arbeitsschritte im Zuge eines Bestandsaudits Zusammenstellung der Streckeninformation Dokumentation und Kontrolle der Streckenstruktur Begutachtung und Defizitermittlung vor Ort Nachbetrachtung und Korrekturen Detailanalyse Auditbericht und Abschlussgespräch Diskussionsstand Bestandsaudits Aber heute gibt es doch: Streckenkontrolle, Verkehrsschau, Zustandserfassung und Bewertung, ESAS Das Bestandsaudit soll Anlassbezogen sein Erhaltungsmaßnahmen, Änderung verkehrlicher Bedeutung, Veränderungen im Umfeld, Sonderuntersuchung 24
Fazit Sicherheitsaudits von Straßen sind für alle Straßenkategorien sehr sinnvoll Sicherheitsaudits führen zu einer deutlich stärkeren Beachtung verkehrssicherheitsrelevanter Themen, z.b.: Berücksichtigung der Mobilität von Kindern, älteren Menschen und mobilitätseingeschränkten Personen Passive Schutzeinrichtungen frühzeitiges Erkennen von Defiziten führt zu einer Vermeidung von Planungs- und Umbaukosten der fertigen Straßenverkehrsanlage sowie von zusätzlichen Reisezeit- und Betriebskosten während des Umbaus der Nutzen eines Sicherheitsaudits ist weit höher als die Kosten (weit unter 1% der Baukosten) Sicherheitsaudits können als Argumentationshilfe im Planungsprozess dienen 25
Fazit Sicherheitsaudits verbessern die Planungs- und Entwurfsqualität (interne und externe Qualitätskontrolle) Noch (viel) zu wenige Sicherheitsaudits im kommunalen Bereich Gegebenenfalls kann die Vergabe von Fördermitteln an die Notwendigkeit zur Durchführung von Sicherheitsaudits geknüpft werden um das Sicherheitsaudit noch stärker in den Planungsprozess zu integrieren. Die RSAS kommt. Verfahrensschritte werden konkretisiert Verbindlichkeit steigt (Richtlinie statt Empfehlung) Bestandsaudit integriert? 26
VIELEN DANK FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT 27