Kommunalreferat Vermessungsamt

Transkript

1 Telefon: 233 (quer 16) Telefax: 233 (quer 16) Az: 311/04 Kommunalreferat Vermessungsamt Straßenbenennung im 4. Stadtbezirk Schwabing-West Adams-Lehmann-Straße Elisabeth-Kohn-Straße Agnes-Neuhaus-Straße Centa-Herker-Bogen Sitzungsvorlage Nr / V Beschluss des Kommunalausschusses vom (SB) Öffentliche Sitzung I. Vortrag der Referentin Zusammenfassung: Im Neubaugebiet Ackermannbogen entstehen im 2. und 3. Bauabschnitt insgesamt vier neue Straßen. Die Straße im 2. Bauabschnitt wird Adams-Lehmann- Straße, die drei Straßen im 3. Bauabschnitt werden Elisabeth-Kohn-Straße, Agnes-Neuhaus-Straße und Centa-Herker-Bogen benannt. Ausgangslage Das von der Vollversammlung des Stadtrats am verabschiedete Konzept für die Straßenbenennung in den großen Münchner Neubaugebieten sieht vor, dass die Straßen im Neubaugebiet südlich und östlich der Ackermannstraße nach Frauen und Männern aus der Arbeiterbewegung der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts benannt werden. Das Vermessungsamt übermittelte im Vorfeld des Straßenbenennungsverfahrens dem Bezirksausschuss des 4. Stadtbezirks Schwabing-West eine Liste mit Namensvorschlägen aus der Arbeiterbewegung der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Daraus wählte der Bezirksausschuss des 4. Stadtbezirks Schwabing-West vier Persönlichkeiten für eine Benennung im 2. und 3. Bauabschnitt aus. /mnt/opentransformer_tmp/opentransformer_renderer_input46312.doc

2 Seite 2 Für die Straße im 2. Bauabschnitt, im Bereich Schwere-Reiter-Straße/Winzererstraße (U- 1541), sprach sich der Bezirksausschuss des 4. Stadtbezirks Schwabing-West in seiner Sitzung am einstimmig für eine Benennung nach der Ärztin und Reformerin Hope Bridges Adams-Lehmann aus. Die Benennung der drei neuen Straßen im 3. Bauabschnitt beriet der Bezirksausschuss des 4. Stadtbezirks Schwabing-West in seiner Sitzung am Er schlug dabei folgende Frauen einstimmig zur Benennung vor: Elisabeth Kohn Agnes Neuhaus Centa Herker Informationen zu den vorgeschlagenen Straßennamen Hope Bridges Adams-Lehmann Hope Bridges Adams, geb in Hallifort bei London, gest. am in München, Ärztin und Reformerin in München. Hope Bridges Adams war die erste Frau, die in Deutschland 1880 das medizinische Staatsexamen ablegte und die Erste, die in München und Bayern als Ärztin praktizierte schrieb sie einen vielfach aufgelegten Gesundheitsratgeber für Frauen, der weit über das Medizinische hinausreichte. Es ging darin um zukunftsweisende Lebenskonzepte für das Zusammenleben von Mann und Frau, um ein neues Verhältnis zur Sexualität und um Alltagsreform. In zweiter Ehe mit dem Arzt Carl Lehmann verheiratet, entwickelte Adams-Lehmann um 1900 ein aufsehenerregendes Krankenhauskonzept und einen zweisprachigen Versuchskindergarten. Im März 1914 wurde Hope Adams-Lehmann beschuldigt aus sozialen Gründen Schwangerschaften abgebrochen zu haben. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs reiste sie, die mehrsprachige Pazifistin, illegal zu einer Friedensmission nach England. Sie verstarb am an Lungentuberkulose in München.

3 Seite 3 Hope Bridges Adams-Lehmann, geb in Hallifort bei London, gest. am in München, Ärztin. Sie war die erste Frau, die in Deutschland 1880 das medizinische Staatsexamen ablegte und die Erste, die in München und Bayern als Ärztin praktizierte. Sie setzte sich für Reformen im Gesundheitswesen und für die Gleichberechtigung der Frauen ein und war Friedensaktivistin. Verläuft von der Schwere-Reiter-Straße ca. 200 m nach Norden, biegt dann im rechten Winkel nach Westen ab und endet nach 200 m. Elisabeth Kohn Dr. Elisabeth Kohn, geb. am in München, gest. (ermordet) am in Kowno, Rechtsanwältin. Elisabeth Kohn studierte an der Universität München Rechtswissenschaften und wurde am als Rechtsanwältin zugelassen. Bereits 1933 bekam sie als Jüdin Berufsverbot. Sie war sozial und politisch sehr engagiert in der SPD und der Liga für Menschenrechte sowie in der Beratung von Juden, die eine Emigration nach Palästina vorbereiteten. Am wurde sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Riga deportiert und am in Kowno ermordet. Elisabeth Kohn, Dr., geb. am in München, gest. (ermordet) am in Kowno, Rechtsanwältin. Nach ihrem Jurastudium in München und ihrer Zulassung als Rechtsanwältin 1928 bekam sie als Jüdin 1933 Berufsverbot. Sie war politisch und sozial sehr engagiert. Am wurde sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Riga deportiert und am in Kowno ermordet. Verläuft von der Ackermannstraße ca. 170 m nach Osten, dann ca. 240 m nach Nordwesten zum Centa-Herker- Bogen.

4 Seite 4 Agnes Neuhaus Agnes Neuhaus, geb. am in Dortmund, gest. am in Soest. Agnes Neuhaus rief 1900 den Verein vom Guten Hirten ins Leben, aus dem 1968 schließlich der Sozialdienst Katholischer Frauen e.v. hervorging. Sie wurde 1920 als Abgeordnete des Zentrums in den Deutschen Reichstag gewählt, dem sie bis 1930 angehörte. Als Fürsorgeexpertin hatte sie weitgehenden Einfluss auf die Verabschiedung des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes, das 1924 in Kraft trat. Zeitlebens engagierte sie sich in sozialen Organisationen: Sie war Vorstandsmitglied des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit, des Katholischen Deutschen Frauenbundes und der Deutschen Zentrale für Jugendfürsorge, sowie des Allgemeinen Fürsorgeerziehungstages und des Caritas-Verbandes für das katholische Deutschland. Agnes Neuhaus, geb. am in Dortmund, gest. am in Soest. Agnes Neuhaus rief 1900 den Verein vom Guten Hirten ins Leben, aus dem 1968 schließlich der Sozialdienst Katholischer Frauen e. V. hervorging. Sie gehört zur ersten Generation Frauen, die als Parlamentarierinnen (Mitglied des Reichstags von 1920 bis 1930) politische Gestaltungsmöglichkeiten, besonders auf sozial-caritativem Gebiet, wahrnahm. Verbindungsstraße zwischen der Elisabeth-Kohn-Straße und dem Centa-Herker-Bogen. Centa Herker Centa Herker, geb. am als Kreszens Dengler in München, gest. am in München. Die Tochter einer Arbeiterfamilie, wurde 1928 Mitglied der KPD. Vor allem seit ihrer Heirat mit dem ehemaligen Reichstagsabgeordneten der KPD, Hans Beimler, im Jahr 1930 geriet sie ins Visier der Nationalsozialisten. Nach dessen Verhaftung im Frühjahr 1933 wurde sie im Rahmen von Sippenhaft und wegen illegaler Tätigkeit gegen den Nationalsozialismus über viereinhalb Jahre im Gefängnis Stadelheim, im Frauenlager Moringen und im Gestapogefängnis / Wittelsbacherpalais inhaftiert und wegen Beihilfe der Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt. Nach dem Krieg baute sie zusammen mit ihrem zweiten Mann Hans Herker die KPD in München wieder auf. Bis in ihre letzten Jahre engagierte sich Centa Herker-Beimler vor allem für die Entschädigung ehemaliger NS-Opfer und als Zeitzeugin für die Aufklärung Jugendlicher über das Naziregime.

5 Seite 5 Centa Herker, geb. am in München, gest. am in München. Die Tochter einer Arbeiterfamilie heiratete 1930 den KPD-Reichstagsabge-ordneten Hans Beimler. Im Rahmen der Sippenhaft war sie von 1933 bis Kriegsende insgesamt viereinhalb Jahre inhaftiert. Nach dem Krieg war sie weiter politisch aktiv und referierte als Zeitzeugin für die Aufklärung Jugendlicher über das Naziregime. Hufeisenförmiger Straßenzug, von der Elisabeth-Kohn-Straße zuerst nach Osten, dann nach Norden und nach Westen zurück zur Elisabeth-Kohn-Straße. Zuständigkeit für die Benennung Die Zuständigkeit für die Benennung von Straßen nach Personen liegt ausschließlich beim Stadtrat. In dieser Angelegenheit besteht ein Anhörungsrecht des Bezirksausschusses des 4. Stadtbezirks Schwabing-West. Der Bezirksausschuss befasste sich in seiner Sitzung am mit der Straßenbenennung im 2. Bauabschnitt und sprach sich einstimmig für eine Benennung nach Hope Bridges Adams-Lehmann aus. Anmerkung zum Straßennamen Adams-Lehmann-Straße: Um nicht von der Hand zu weisenden Gegenargumenten, wie zu langer Straßenname, fehleranfällige Schreibweise und schwer auszusprechen entgegenzuwirken, sprach sich der BA Schwabing-West für die Verwendung nur des Namens Adams-Lehmann, ohne Miteinbeziehung der Vornamen Hope Bridges, aus. In seiner Sitzung am befasste sich der Bezirksausschuss 4 Schwabing-West mit der Benennung der drei neuen Straßen im 3. Bauabschnitt und schlug dabei einstimmig Elisabeth Kohn, Agnes Neuhaus und Centa Herker zur Benennung vor: Benennungsverfahren Die am Benennungsverfahren beteiligten Gutachter haben der Benennung zugestimmt.

6 Seite 6 Der Ältestenrat war in seiner Sitzung am mit der Angelegenheit befasst und ist mit der Benennung einverstanden. Dem Korreferenten, Herrn Stadtrat Helmut Pfundstein, und der Verwaltungsbeirätin, Frau Stadträtin Mechthild von Walter sowie dem Bezirksausschuss des 4. Stadtbezirks Schwabing-West wurde ein Abdruck der Sitzungsvorlage zugeleitet. II. Antrag der Referentin Die vier neuen Straßen im Neubaugebiet Ackermannbogen werden wie folgt benannt: 1. Die Straße U-1541 im 2. Bauabschnitt wird Adams-Lehmann-Straße benannt. 2. Die drei neuen Straßen im 3. Bauabschnitt werden Elisabeth-Kohn-Straße, Agnes- Neuhaus-Straße und Centa-Herker-Bogen benannt. III. Beschluss nach Antrag Der Stadtrat der Landeshauptstadt München Die Vorsitzende Die Referentin Dr. Burkert Friderich 2. Bürgermeisterin Berufsmäßige Stadträtin

7 Seite 7 IV. Abdruck von I. mit III. über den Stenographischen Sitzungsdienst an das Revisionsamt an das Direktorium - Dokumentationsstelle z.k. V. Wv. Kommunalreferat - Vermessungsamt - Straßenbenennung Kommunalreferat I. Die Übereinstimmung vorstehenden Abdrucks mit der beglaubigten Zweitschrift wird bestätigt. II. An den Bezirksausschuss des 4. Stadtbezirks Schwabing-West die Gleichstellungsstelle für Frauen das Kulturreferat die Direktion der Städt. Bibliotheken das Schulreferat das Stadtarchiv das Kreisverwaltungsreferat das Kreisverwaltungsreferat GL - 32 die Stadtwerke München GmbH - Bereich Verkehrsbetriebe die Stadtwerke München GmbH - WVB - V - 4 das Referat für Stadtplanung und Bauordnung das Referat für Gesundheit und Umwelt 161 das Baureferat das Baureferat HZ 4 das Baureferat - HA U-Bahnbau U II/1 das Sozialreferat an das Sozialreferat - Sozialamt Leitung S - I LG z.k. Am I.A. Abeska