Bildungserfolgreiche Migranten und alltagsweltliche Öffnung der Schule
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- Frida Huber
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1 Bildungserfolgreiche Migranten und alltagsweltliche Öffnung der Schule Untersuchungen an Mathematikaufgaben Nikola Leufer IEEM, TU Dortmund Michael Sertl PH Wien Gliederung Ausgangspunkt: Alltagsbezogene Aufgaben Lösungen alltagsbezogener Aufgaben Theoretischer Hintergrund Bernsteins Code-Theorie Alltagsbezüge vor theoretischem Hintergrund Zur Überbetonung des häuslichen Kontexts Zur Überbetonung der offiziellen Praxis 1
2 Gliederung Ausgangspunkt: Alltagsbezogene Aufgaben Lösungen alltagsbezogener Aufgaben Theoretischer Hintergrund Bernsteins Code-Theorie Alltagsbezüge vor theoretischem Hintergrund Zur Überbetonung des häuslichen Kontexts Zur Überbetonung der offiziellen Praxis Alltagsbezüge im Mathematikunterricht Alltagsbezüge im Mathematikunterricht Forderung nach anwendungsorientierter Schulausbildung Abbau von Diskrepanzen zwischen Lebenswelt der Lernenden und Schulkontext Sinnstiftung und Motivation Fördern und Angleichen der Schulleistungen aller Schülerinnen und Schüler? 2
3 Alltagsbezogene Aufgaben Aufgaben, die inhaltlich oder in den geforderten Tätigkeiten bewusst an die außerschulischen Lebenswelten der Lernenden angebunden sind Mathematischer Inhalt Mathematische Tätigkeit mathematischer Kontext Realistische Inhalte / Alltagserfahrung Außerschulische Praktiken außermathematischer Kontext Beispiele: Alltags-Tätigkeiten 3
4 Beispiele: Alltags-Tätigkeiten Beispiele: Alltags-Inhalte 4
5 Beispiele: Alltags-Inhalte Aufgabe: Tankstellen a) Beispiele: Alltags-Inhalte Aufgabe: Tankstellen b) a) Wie viele Tankstellen wird es 2012 ungefähr geben? b) Wann gibt es keine Tankstellen mehr? Begründe Deine Antwort! 5
6 Lösen alltagsbezogener Aufgaben Anforderungen beim Lösen Reale Situation muss mit dezidiert mathematischem Blick ( Mathematical gaze ) betrachtet werden (Dowling 1996, Neth & Voigt 1991) Kenntnisse aus einem außermathematischen Kontext und erfolgreicher Anschluss Erkennen, dass es sich um einen rekontextualisierten Text handelt, d.h. realistische Überlegungen sind mathematischer Sichtweise unterzuordnen Außermathematischer/außerschulischer Kontext muss ernst genommen werden, aber nicht zu ernst. Richtiges Erkennen und Handhaben des Kontextes wird zusätzliche Anforderung. Gliederung Ausgangspunkt: Alltagsbezogene Aufgaben Lösungen alltagsbezogener Aufgaben Theoretischer Hintergrund Bernsteins Modell pädagogischer Prozesse Alltagsbezüge vor theoretischem Hintergrund Zur Überbetonung des häuslichen Kontexts Zur Überbetonung der offiziellen Praxis 6
7 Bernsteins Code-Theorie Basil Bernstein: engl. Bildungssoziologe ( ) Codes: zentraler Begriff bei Bernstein sorgen dafür, dass Teilnehmer eines Diskurses den Zeichen, Symbolen, Begriffen die richtige Bedeutung zuordnen. beinhalten die Regeln, die die Teilnahme an einem Diskurs sichern sollen. Bernsteins Code-Theorie Klassifikationsprinzip: Was? Welche Kategorien gehören zu einem Diskurs? Trennung von Kultur- bzw. Bildungswissen und Alltagswissen Macht (power) sorgt für Ordnung, d.h. für die Trennung von Diskursen Starke Klassifizierung: Dinge (Diskurse, Kategorien, etc.) müssen getrennt gehalten werden. Schwache Klassifizierung: Grenzen werden nicht strikt eingefordert Recognition Rules : vermitteln das in diesem Diskurs gültige Wissen. 7
8 Bernsteins Code-Theorie Rahmungsprinzip: Wie? - Prinzipien der sozialen Steuerung Pädagogische Beziehungen sind grundsätzlich hierarchisch (transmission/acquisition) Hierarchie impliziert Macht (control) Steuerung kann in sozialen Beziehungen oder im Kontext aufgehoben sein. Starke Rahmung: erwartete Verhaltensweisen sind offensichtlich & explizit formuliert Schwache Rahmung: erwartete Verhaltensweisen sind offen formuliert, acquirer verfügt über Selbst- bzw. Mitbestimmungsspielräume Realisation Rules : Regeln für die Realisierung der geforderten Aufgabe Bernsteins Code-Theorie Codes:» Der Code ist ein, stillschweigend angeeignetes, regulatives Prinzip, das die relevanten Bedeutungen, die Form ihrer Realisierung und die sie generierenden Kontexte selektiert und integriert.«(ccc4,14) 8
9 Bernsteins Code-Theorie Rahmungsprinzip: Wie? - Prinzipien der sozialen Steuerung Framing regelt die Elemente der pädagogischen Praxis: die Selektion der Inhalte, die Sequenzierung, also die Festlegung der Reihenfolge, das pacing, also die Zuteilung der (möglicher Weise differentiellen) Wissensmenge je Schüler die Festlegung der Evaluationskriterien: Woran ist zu erkennen, dass eine Aufgabe richtig gelöst ist? Bernsteins Code-Theorie Rahmungsprinzip: Durch Variation der Rahmung kann unterschiedliche bzw. unterschiedlich gute Passung zwischen Aufgabe und Schüler erreicht werden (Morais et al.). Sequenzierung und Pacing des Stoffes: offenere Arrangements und Formen der Individualisierung im Sinne einer schwachen Rahmung können hilfreich sein Auswahl von Inhalten und Evaluation: Hier hat die Rahmung im Falle eines stark klassifizierten Diskurses (Mathematik) grundsätzlich stark zu sein. Es muss klar sein, wie die legitime Lösung der Aufgabe aussehen soll. 9
10 Alltagsbezüge vor Bernsteins theoretischem Hintergrund Offene Rahmung bei den Inhalten & Evaluationskriterien der realitätsbezogenen Aufgaben (worin besteht die legitime Lösung der Aufgabe?) stellt Klassifikationsgrenzen in Frage. Aufgabenstellungen lassen offen, ob die Regeln zur Lösung der Aufgabe einem innermathematischen oder außermathematischen Diskurs entnommen werden können. Die Recognition Rules sind also unklar. Gliederung Ausgangspunkt: Alltagsbezogene Aufgaben Lösungen alltagsbezogener Aufgaben Theoretischer Hintergrund Bernsteins Code-Theorie Alltagsbezüge vor theoretischem Hintergrund Zur Überbetonung des häuslichen Kontexts Zur Überbetonung der offiziellen Praxis 10
11 Alltagsbezug von Aufgaben Kinder bzw. Jugendliche, die die Grenzen zwischen Schul- und Alltagswissen nicht souverän / anders als erwartet ziehen, werden schlecht bewertet, wenn sie unangemessen auf ihr Alltagswissen zugreifen. Unangemessenheit im Zugriff: 1. Überbetonung des häuslichen Kontexts 2. Überbetonung der mathematischen/ offiziellen Praxis 1. Überbetonung des häuslichen Kontexts SuS wählen nicht-offizielle Recognition Rule aus: produzieren Texte (Antworten) nach den Regeln der häuslichen Praxis und nicht des offiziellen Schulkontextes. SuS schließen von geschwächter Rahmung einer Aufgabe (Selektion der Inhalte und Evaluation) auf schwache Klassifizierung z. B. Tankstellen a) 11
12 1. Überbetonung des häuslichen Kontexts Forschungsstand Recognition Rules über unterschiedliche soziale Milieus nicht gleich verteilt (z. B. Verschaffel 1994, Holland 1981; Cooper & Dunne 2000) Arbeiterkinder beziehen sich öfter unangemessen auf ihr Alltagswissen (im Sinne einer Überbetonung) Arbeiterkinder tendieren dazu, nicht-spezielle, d.h. lokale, nicht-offizielle Recognition Rules zu wählen (z. B. Verschaffel 1994, Holland 1981; Cooper & Dunne 2000, Gellert & Jablonka 2008) 12
13 2. Überbetonung der offiziellen Praxis SuS argumentieren ausschließlich inermathematisch Eigene Alltagserfahrung im Mathematikunterricht wird nicht als legitime Quelle für Plausibilitätserwägungen neben den offiziell erlernten Algorithmen betrachtet SuS gehen (aufgrund von Vorerfahrungen?) von starker Klassifizierung des Mathematikunterrichtes aus ignorieren Schwächung der Rahmung und überbetonen offiziellen Kontext. Probleme bei Aufgaben wie z. B. bei Schätzen 2 und Tankstellen b) 2. Überbetonung der offiziellen Praxis 13
14 e 2. Überbetonung der offiziellen Praxis Forschungsstand Problematisierungen verbleiben meist auf der Ebene der Feststellung fehlender Alltagsbezüge. Der Blick auf Zusammenhänge, die über die Schule hinaus verweisen, fehlt. 14
15 Eigene Studie Fokus liegt auf bildungserfolgreichen Jugendlichen (Gymnasiasten) Beobachtung bildungserfolgreicher Migranten zeigt (im Unterricht und Schulalltag) häufig Überbetonen der offiziellen Praxis Erste Hypothese Schulerfolg möglicherweise Folge dieser Strategien der Trennung Schwächung der Rahmung des Mathematikunterrichtes würde dann eine tatsächliche Hürde für diese Schüler darstellen Vielen Dank! Nikola Leufer IEEM, TU Dortmund Michael Sertl PH Wien 15
Inhaltsverzeichnis. Einleitung Anwendungsorientierung und realitätsbezogene Aufgaben... 7
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