Über die Notwendigkeit von Beziehung und Kontakt
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- Agnes Winter
- vor 5 Jahren
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Transkript
1 DU, ICH & DEMENZ Herausforderungen für die Partnerschaft Über die Notwendigkeit von Beziehung und Kontakt Detlef Rüsing (MScN) Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) Universität Witten/Herdecke
2 Inhalt Um wen es geht Entstehung herausfordernden Verhaltens Personzentrierte Pflege Neues aus Absurdistan wir wissen, wie es geht Studien zu Partnerschaften und Demenz
3 Kurt Tucholsky ( ), dt. Schriftsteller Wie sprechen Menschen mit Menschen? Aneinander vorbei.
4 UM WEN ES GEHT
5 Gedanken von Pflegenden (Bowlby-Sifton 2007) Ich hasse ihn, ich hasse mein Leben, ich hasse diese Situation, ich hasse den Verlust meiner Freiheit. Warum kann sie nicht ihre Schultern zurücknehmen und aufrecht gehen wie ein normaler Mensch? Das ist doch nicht so schwer! Sei doch bitte einfach still. Was du sagst ist so töricht und so belanglos! Gibt es dich noch, irgendwo da drin? Ich möchte, dass du wieder du selbst bist. Warum kann ich nicht einfach sterben mein Tod würde mich so erleichtern. Meine Familie bewundert mich und denkt, ich sei so geduldig und so kompetent HA! Sie haben keine Ahnung, was mir durch den Kopf geht. Wird er rechtzeitig sterben, damit ich noch etwas vom Leben habe? War mit dem «in guten und in schlechten Tagen» wirklich DAS gemeint?
6 Ach ja und um. 7 uns
7 Disruptive behaviour: Herausforderndes Verhalten WENN VERHALTEN STÖRT... NICHT
8 Symptome (1) Wahn 10-73% (je nach Studie) Verfolgungs-, Bestehlungswahn, eingesperrt sein u.s.w. Halluzinationen 12-49% (je nach Studie) Zumeist visuell, auch auditiv Wahrnehmungsstörungen Jemand Fremdes ist im Haus 17% Selbstgespräch oder mit dem Spiegel 4% Jemanden für einen Anderen halten 12% Fernsehtäuschung 6% Unive rsität
9 Symptome Umherlaufen (wandering) 3-53% Unruhe (Agitation) Rufen, weglaufen, kramen, ständiges wiederholen, schlagen, beißen, schreien, weinen Katastrophenreaktionen 30% Klagen Enthemmung Aufdringlich, zudringlich % Festhalten, nachgehen u.s.w. Depression (je nach Studie) ca % Apathie ca. 50% Angst ca.
10 Was löst die Symptome aus?
11 Bio-psycho-soziales Modell Kitwood 1997 Biographie Verhalten/ Befinden
12 Problembereiche im Umgang für Pflegende (Rüsing et al 2008) Abwehrverhalten Aggressivität An/Auskleiden Beschäftigung Biografieerfassung Ernährung Gruppenverhalten Kommunikation Körperpflege Medikamentengabe Mobilisation Organisation Orientierung rechtliche Situation Rückzug Schmerzen Schreien Sexualität Sicherheit Unruhe Verstehen d. Situation Wandering/Umhergehen
13 Was wir wollen PERSONSEIN: MERKMALE UND BEZIEHUNGSGESTALTUNG
14 Was ist eine Person? Lexikon der Soziologie (1994) Bezeichnung für den mit Selbstbewußtsein und der Fähigkeit zu freier, verantwortlicher Willensentscheidung ausgestatteten Menschen Quinton 1973 Bewußtsein des Selbst Rationalität Macht, zu handeln Moralität Vermögen, Beziehungen zu knüpfen
15 Tom Kitwood Person sein Menschliches Personsein erwächst aus der Beziehung zwischen Mutter und Kind Erworbene Strukturen ermöglichen erst Autonomie Autonomie wird in der Demenz abgebaut es entsteht neue Abhängigkeit Diese Abhängigkeit wird erlebt Sie brauchen kindlichen Halt, Geborgenheit und Sicherheit primäre Bindungsbedürfnisse Sie können sich allein der Umwelt nicht mehr anpassen Personsein lebt immer mehr aus der sozialen Bindung D. Rüsing (MScN)
16 Personsein und Beziehung Personsein ist ein Stand oder Status, der dem einzelnen Menschen im Kontext von Beziehung und sozialem Sein von anderen verliehen wird. Er impliziert Anerkennung, Respekt und Vertrauen (Kitwood 2000; S. 27). D. Rüsing (MScN)
17 Martin Buber ( ) - Beziehungen Ich Du Beziehung auf den anderen zugehen, sich öffnen, Spontanität das Grundwort Ich Du kann mit dem ganzen Wesen gesprochen werden Ich Es Beziehung Kühle,Losgelöstheit und Instrumentalität, sichere Distanz, keine Risiken Das Grundwort Ich Es kann nie mit dem ganzen Wesen gesprochen werden D. Rüsing (MScN)
18 Personzentrierte Pflege: Beziehungsgestaltung (Rogers 1961) Akzeptanz Empathie & Wissen (D.R) Kongruenz 19
19 Merkmale der Personalität (Kitwood 2000) den eigenen Willen behaupten die eigenen Gefühle ausdrücken Soziale Kontakte aufnehmen Zuneigung zeigen die Bedürfnisse anderer wahrnehmen Selbstachtung die Verwirrtheit anderer annehmen Humor (nicht Ironie) Selbstausdruck und Kreativität Vergnügen Hilfreich sein Entspannen und Erholen 20
20 12 Formen positiver Personenarbeit 1. Anerkennen (recognition) 2. Verhandeln (negotiation) 3. Zusammenarbeiten (collaboration) 4. Spielen (Play) 5. Timalation (timalation) 6. Feiern (celebration) 7. Entspannen (relaxation) 8. Validation 9. Halten (holding) 10. Erleichtern (facilitation) 11. schöpferisch sein (creation) 12. geben (giving) Univers ität
21 Vier globale Kategorien des Wohlbefindens Das Gefühl, etwas wert zu sein (narzistische Zufuhr) Das Gefühl, etwas tun zu können Das Gefühl, mit anderen in Kontakt treten zu können Das Gefühl der Hoffnung und des Urvertrauens Univers ität
22 Psychische Bedürfnisse von Menschen (mit Demenz) Kitwood 1997 Trost Bindung Miteinbeziehung Beschäftigung Identität Univers ität
23 Eine besondere Beziehung EHE & PARTNERSCHAFT BEI DEMENZ 32
24 Die gute Nachricht für Paare: Allein Lebende, Geschiedene und Verwitwete haben einen früheren Demenzbeginn als Verheiratete Größter Unterschied zwischen Geschieden und Verheiratet Geschiedene Männer eher als geschiedene Frauen Verheiratete haben den besseren Kontext für kognitive Anregung (weniger allein, könnte Stress reduzieren, geringeres Depressionsrisiko) Sundström, A., Westerlund, O., Kotyrlo, E. (2016). Marital status and risk of dementia: a nationwide population-based prospective study from Sweden. BMJ Open, 6:e doi: /bmjopen
25 Franke L. (2010 Interview) Säulen der Beziehung werden erschüttert Nicht nur problematisch für den Betroffenen Gefährtenschaft und Intimität gehen verloren Aber gerade in dieser Situation braucht der Gesunde den Lebensgefährten Loyalitätskonflikte wegnehmen von Wichtigem - Hintergehen (Autoschlüssel, Gespräche mit Anderen) Schlechtes Gewissen durch Wechsel von Paarbeziehung und Pflegebeziehung ( übergehen ) Paarbeziehung muss nicht scheitern Entwicklung einer neuen Beziehung Notwendig ist eine gute emotionale Basis im Vorhinein Frühe Diagnose, um sich gemeinsam zu planen, ist wichtig 34
26 Bödecker (2015) Qualität der Zweierbeziehung gewinnt an Bedeutung, aber muss sich neuen Herausforderungen stellen Betroffener: Angst vor Kontroll- und Sicherheitsverlust; Angst vor dem Einfluss der Erkrankung auf die Beziehung Partner: Belastung durch Veränderung der Beziehung durch Verhaltensänderungen oder Verlust Ergebnis: Unterschiedliche Konfliktthemen Zentraler Konflikt: Akzeptanz/Widerstand gegenüber gegebener Hilfe Konflikt um Leugnung/Akzeptanz der Realität und Erhalt des Selbstwertes
27 Weitere Studien Pflege eines demenzkranken Ehepartners beschleunigt die Depressions- und Demenzentwicklung des Pflegenden Angehörigen (Vitaliano et al 2009) Die Gefühle von Überlastung und Gefangenschaft in der Rolle des pflegenden Ehepartners lösen den stärksten Stress aus (Herausforderndes Verhalten und kognitiver Level nicht stressrelevant) (Levesque et al 2008) Schwere der Demenz führt nicht allein unbedingt zu schlechtem Wohlbefinden bei PA (Braun et al 2009) Erst in Verbindung mit wachsendem Ausmaß und Intensität von HV
28 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) Universität Witten/Herdecke Stockumer Str Witten Tel: Dialogzentrum-Online: web: facebook: twitter: youtube:
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