Humor im pädagogischen Alltag
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- Judith Koenig
- vor 7 Jahren
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1 Fachtag: Schlüsselposition Kitaleitung - Hohe Anforderungen und wenig Unterstützung?! Berlin, Institut für angewandte Familien-, Kindheitsund Jugendforschung e.v. an der Uni Potsdam Staffelder Dorfstraße Staffelde Eva Schmidpeter, M.A. Tel.: +49 (0) eva.schmidpeter@ifk-potsdam.de
2 Was ist Humor? Humor ist ein Phänomen, das sich auf der körperlichen Ebene als Lächeln oder Lachen abbilden kann: Aktivierung der Muskeln des Brustkorbbereichs, Steigerung der Lungenfunktion, Aktivierung der Stimmbänder, Sauerstoffanreicherung im Blut In der mittelalterlichen Medizin sind humores die vier Hauptsäfte, von deren Beschaffenheit und Mischungsverhältnis das Temperament abhängt. Die vier Hauptsäfte sind schwarze Galle, Galle, Schleim und Blut es hängt von der Mischung ab Temperamente: Choleriker (schnell reizbar), Melancholiker (schwermütig), Phlegmatiker (schwer anzutreiben), Sanguiniker (leichtblütig und lebhaft) Beim Humor kommt es auf das Temperament des Menschen an: Sage mir also, worüber du lachst, und ich sage dir, wer du bist.
3 Was ist Humor? Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt. (Joachim Ringelnatz) Das Wesen Humor hat mit Disharmonien, mit Unangemessenheit, mit Überraschungen und mit Dingen zu tun, die unerwartet sind und nicht zusammenpassen - Überraschung und Verblüffung, Gegensatz und Verrücktheit Zugleich geht es um Normabweichung, Regelverletzung und Tabubruch, weil Verrücktheit und Verblüffung stets im Kontrast zum Erwartbaren und Berechenbaren steht.
4 Warum finden wir etwas zum Lachen? Humorprinzipien Überraschung Dinge, die im Kontext nicht vermutet werden, passieren. Maßlosigkeit Bestimmte Tatsachen, Dinge, Gefühle, Verhaltensweisen u. ä. werden bezüglich ihrer Größe, Proportion, Zeit, Anzahl, Art oder Qualität ganz offensichtlich über- oder untertrieben. Absurdität Es werden Dinge oder Sachverhalte präsentiert, die albern, unlogisch, unsinnig, verrückt, irrational oder verdreht sind. Wortspiel Es werden Doppeldeutigkeiten, Anspielungen, Sprichwörter u.ä. verwendet. Inkongruenz Zwei gewöhnlich nicht zusammenpassende Sachverhalte, Dinge, Ideen, Gefühle, Situationen etc. werden miteinander verknüpft. Inkongruenz bedeutet der Konflikt zwischen dem, was eine Person erwartet und dem, was sie tatsächlich erlebt. Imitation/ Spiegelung humorvolles Imitieren auf unangemessene bzw. unangepasste Verhaltensweisen oder Äußerungen aufmerksam gemacht. Körperhumor Der Körper als Ganzes oder auch nur bestimmte Körperpartien werden eingesetzt, um durch ungewohnte Verhaltensweisen, Kleidung o. ä. Humor zu vermitteln.
5 Inhalte, die uns zum Lachen bringen Die Themen und ihre Altersspezifik deuten darauf hin, dass wir über Dinge lachen, welche uns Probleme bereiten: Unsere (Entwicklungs)aufgaben sind eben manchmal schwierig zu bewältigen, und unsere unvermeidlichen Misserfolge lachen wir hinweg. doch zuerst müssen wir den Humor verstehen Humor zu verstehen, ist die entscheidende Voraussetzung, um Spaß zu haben: Wer die Pointe einer Erzählung nicht versteht, kann auch nicht lachen.
6 Welche Art von Humor produzieren Kinder? Necken Streiche Ärgern Quatsch Spiele Heiterkeit Humorarten Ironie Witzeln Scherz Jargon/ Kalauer Hohn Spott
7 Bildung und Humor: ein unversöhnlicher Widerspruch? Bildung Humor methodisch sorgfältig sachlich wertorientiert formell planlos launenhaft provozierend informell Humor verursacht viel Lärm und Unruhe, (zer)stört die Konzentration und das Lernen der Kinder, bedroht System und Ordnung und verursacht Chaos.
8 Bildung und Humor: kein unversöhnlicher Widerspruch! Nach Humboldt ist Bildung die Verbindung zwischen dem Menschen und der Welt in der allgemeinsten, lebendigsten und ungehemmtesten Weise. Humor fördert dieses Verständnis von Welt. Humor wirft gegebene Hierarchien und Normen über den Haufen und kann sie durch andere Verhaltensregeln und Rangordnungen ersetzen: Die Auflösung von Ordnungen und Regeln, von Normen und Hierarchien, von Verhaltensmuster und Machtstrukturen gehört zu den Wirkungen von Humor. Das Bedürfnis nach Respektlosigkeit ist ein unbewusstes Motiv bei der Freude an Humor. Das Opfer in der komischen Situation wird seiner Autorität entkleidet.
9 Warum ist wichtig? Besonders in verfahrenen, scheinbar ausweglosen Situationen wirkt Humor oft Wunder durch Umdeutung und Veränderung durch Überraschung durch Gegensatz und Übertreibung durch Verschiebung gängiger Denk- und Sichtweisen in eine Normabweichung oder gar Verrücktheit. Humor betrifft und beeinflusst die atmosphärischen Bedingungen, das emotionale Klima und die Beziehungsebene von Kommunikation.
10 Was kann die pädagogische Fachkraft tun? Die Aufgabe einer pädagogischen Fachkraft ist es, Anlässe und Gelegenheiten für humorvolles und lachfreudiges Erleben und Verhalten, wie sie in unzähligen alltäglichen Situationen gegeben sind, wahrzunehmen und zu nutzen, also aufmerksam und bewusst erkennen und genießen. Humor üben: Humor soll ein Charakterzug oder ein Persönlichkeits-merkmal und eine individuelle Fähigkeit von Pädagogen sein. Das lässt sich zwar nicht verschreiben oder verordnen; Humor kann aber bewusst gemacht und entwickelt werden. Über sich selbst lachen können ist ein wichtiger Aspekt in der Pädagogik. Gerade die Erziehungsperson selbst braucht Humor, um die Bedingungen, den täglichen Konflikten, Frustrationen und Belastungen zu bearbeiten und sie ggf. besser zu ertragen. Humor bezeichnet eine individuelle Fähigkeit zur Selbstdistanzierung, zur Lösung und Entspannung von Belastungs- und Problemsituationen, zur Überwindung und Befreiung von Abhängigkeiten und Zwängen.
11 Literatur Bönsch-Kauke, Marion (2003). Kinderhumor im Schulalltag beobachtet. In: Televizion,16/2003/1. Bönsch-Kauke, Marion (2003). Psychologie des Kinderhumors: Schulkinder unter sich. Wiesbaden: Leske + Budrich. Dickhäuser, Andreas (2002). Humor und Unterricht. In: Existenz und Logos, Zeitschrift für sinnzentrierte Therapie, Beratung, Bildung. Heft 1. Dresel, Markus et al. (2014).Humor von Lehrkräften in der Schülerwahrnehmung: Abgrenzung von Lehrerenthusiasmus und Zusammenhänge mit Dimensionen des Unterrichts. Psychologie in Erziehung und Unterricht, [S.l.], p Verfügbar unter: Drews, Johanna (2010). Kategorien und Funktionen des frühkindlichen Humors, seine Wirkungen und die Möglichkeiten einer bewussten Induzierung in Bildungs- und Erziehungsprozessen von Kindern. Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Sozialwissenschaften in der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Verfügbar unter: Fernandes, F. (2016): Humor in der frühen Kindheit. Verfügbar unter: Gruntz-Stoll, J. (2001). Ernsthaft humorvoll. Lachen(d) lernen in Erziehung und Unterricht, Beratung und Therapie. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. Liebertz, C. (2007): Lachen und bilden ein Traumpaar Bedeutung des Lachens für das Lernen. In: Unsere Kinder Das Fachjournal für Bildung und Betreuung in der frühen Kindheit. Jg. 62, Nr. 3, S Linz: UNSERE KINDER. Neuß, N. (2003). Humor von Kindern: Empirische Befunde zum Humorverständnis von Grundschulkindern, Televizion 16, SØbstad, F. (2003).Bildung und Humor im Kindergarten. Ein unversöhnlicher Widerspruch? In: Sturzbecher, D. (Hrsg.). Kinder stark machen. Potsdamer Beiträge zur Jugend- und Familienforschung
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