Veränderung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung unter dem Druck der Krise?
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- Werner Baumgartner
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1 Veränderung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung unter dem Druck der Krise? WSI Herbstforum Berlin, 7. November 2012 Dr. Christina Klenner
2 Vorbemerkung Projekt zu Familienernährerinnen Forschungsergebnisse nicht mit der Intention gewonnen, Genderfolgen der Krisen zu ergründen Fortführung zu den Krisenfolgen ist work in progress 2 Dr. Christina Klenner
3 Gliederung 1. Ausgangspunkte 2. Empirische Basis und Methoden 3. Ergebnisse und Erklärungen: Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung bei der finanziellen Versorgung der Familie 4. Ausblick: Verschiebung der häuslichen Arbeitsteilung? 3 Dr. Christina Klenner
4 1. Ausgangspunkte 4 Dr. Christina Klenner
5 Ausgangspunkte Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung Männer Haupternährer der Familie Frau hauptverantwortlich für den Sorgebereich Auswirkungen der Krise auf die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung? Männer könnten in Ernährerrolle geschwächt werden Erwerbstätigkeit von Frauen könnte wichtiger werden Häusliche Arbeitsteilung / Sorgeverantwortung könnte sich verschieben 5 Dr. Christina Klenner
6 Ausgangspunkte Völker (2008) und Manske /Pühl (2010): Prekarisierung bisherige Geschlechterarrangements zur Disposition gestellt Legerski / Cornwall (2010) Gregory/ Milner and Windebank (2012) 6 Dr. Christina Klenner
7 Ausgangspunkte But do changes in working hours and patterns automatically result in a deterioration of work/life balance and penalize women? Or could certain changes, such as employer-led flexible working, actually bring benefits (see for example Perrons, 2006), for example by drawing fathers more fully into childcare and evening out the domestic division of labour? (Gregory/ Milner and Windebank 2012) 7 Dr. Christina Klenner
8 Ausgangspunkte Ingrid Kurz-Scherf sowie Andreas Heilmann: krisenhafte Prozesse beschleunigen den Wandel der industriegesellschaftlich geprägten Geschlechterordnung 8 Dr. Christina Klenner
9 These Frauen nehmen zunehmend Verantwortung für den finanziellen Unterhalt der Familie wahr. Einige Frauen werden Familienernährerinnen die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung wandelt sich aus ökonomischen Gründen 9 Dr. Christina Klenner
10 2. Empirische Basis und Methoden 10 Dr. Christina Klenner
11 Empirische Basis Flexible Familienernährerinnen in Ostdeutschland WSI in der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf Leitung: Christina Klenner, Mitarbeit: P. Drauschke, S. Pfahl, K. Menke Auswertung des SOEP Kooperation Wolfram Brehmer (WSI), Tanja Schmidt (Sozialforschung Berlin) und Ute Klammer (Universität Duisburg-Essen) Multivariate Analyse (Daten 2007) Work in progress für Daten 2008, 2009, 2010 [2011] 41 qualitative Interviews mit ostdeutschen Frauen 11 Dr. Christina Klenner
12 Empirische Basis - Quellen Brehmer, Wolfram/ Klenner, Christina/ Klammer, Ute Wenn Frauen das Geld verdienen - eine empirische Annäherung an das Phänomen der "Familienernährerin, WSI-Diskussionspapier, Nr. 170 Klenner, Christina/ Menke, Katrin/ Pfahl, Svenja Flexible Familienernährerinnen. Opladen: Barbara Budrich, Dr. Christina Klenner
13 3. Ergebnisse und Erklärungen: Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung bei der finanziellen Versorgung der Familie 13 Dr. Christina Klenner
14 Einkommensrelation im Paarhaushalt Deutschland 1990 und in % ,1 64,3 60,3 61,5 59, ,4 28,1 29,6 29,9 24, ,3 7,6 8,3 8,9 10,5 Frau Familienernährerin* Mann Familienernährer** egalitäre Einkommensrelation*** * Familienernährerinnen, die 60 % und mehr des gemeinsamen Einkommens erwirtschaften. ** Mann erwirtschaftet 60 % und mehr des personenbezogenen Haushaltseinkommens. *** Mann und Frau erwirtschaften jeweils zwischen 40 und 59 % des personenbezogenen Haushaltseinkommens Quelle: SOEP, T. Schmidt/W. Brehmer 14 Dr. Christina Klenner
15 Einkommensrelation im Paarhaushalt Westdeutschland 1990 und in % ,0 68,8 64,9 64,9 63, ,5 6,8 7,6 8,8 9,7 27,6 24,4 26,3 27,1 17,5 Frau Familienernährerin* Mann Familienernährer** egalitäre Einkommensrelation*** * Familienernährerinnen, die 60 % und mehr des gemeinsamen Einkommens erwirtschaften. ** Mann erwirtschaftet 60 % und mehr des personenbezogenen Haushaltseinkommens. *** Mann und Frau erwirtschaften jeweils zwischen 40 und 59 % des personenbezogenen Haushaltseinkommens. Quelle: SOEP, T. Schmidt/W. Brehmer 15 Dr. Christina Klenner
16 Einkommensrelation im Paarhaushalt Ostdeutschland 1990 und in % ,3 45,1 46,1 48,1 42,5 43,7 44,5 40,2 41,8 43,7 20 7,2 11,2 11,7 9,4 14,4 0 Frau Familienernährerin* Mann Familienernährer** egalitäre Einkommensrelation*** * Familienernährerinnen, die 60 % und mehr des gemeinsamen Einkommens erwirtschaften. ** Mann erwirtschaftet 60 % und mehr des personenbezogenen Haushaltseinkommens. *** Mann und Frau erwirtschaften jeweils zwischen 40 und 59 % des personenbezogenen Haushaltseinkommens. 16 Quelle: SOEP, T. Schmidt/W. Brehmer Dr. Christina Klenner
17 Ebene der Gesellschaft Ebene der Politik Ebene der Arbeitsmarkts Kultur und Traditionen (Leitbilder) Arbeitsmarkt-, Sozial-, Gleichstellungspolitik, Förderung bestimmter Lebensmodelle Zugang zu Positionen, Entwicklung der Branche, Strategien des Arbeitgebers Ebene des Haushalts Einkommensrelation Frau / Mann Einkommen Mann Erwerbskonstellation im Haushalt Partnerwahl Einkommen Frau Ebene des Individuums indiv. Faktoren Mann (Bildung, Gesundheit, Einstellung) indiv. Faktoren Frau (Bildung, Gesundheit, Einstellung) Quelle: Eigene Darstellung 17 Dr. Christina Klenner
18 Faktoren, die Wahrscheinlichkeit erhöhen + Mann Rente Mann nicht erwerbstätig Mann arbeitslos Mann Teilzeit Mann Minijob Mann selbständig jüngstes Kind unter 3 J. Haushaltseinkommen niedrig Haushalt in Ostdeutschland relatives Eink. Frau im oberen Drittel relatives Eink. Mann im unteren Drittel Mann beruflicher oder kein Abschluss 18 Dr. Christina Klenner
19 Faktoren, die Wahrscheinlichkeit senken - Frau Rente Frau nicht erwerbstätig Frau arbeitslos Frau Teilzeit Frau Minijob relatives Eink. Mann im oberen Drittel relatives Eink. Frau im unteren Drittel Frau beruflicher oder kein Abschluss 19 Dr. Christina Klenner
20 Ursachen der Familienernährerinnen-Konstellation Zusammenfassend: EINERSEITS: zunehmende berufliche Orientierung und Arbeitsmarktaktivität von Frauen ANDERERSEITS: zunehmende Prekarisierung der Erwerbsarbeit / Arbeitslosigkeit (auch) von Männern 20 Dr. Christina Klenner
21 Ebene der Gesellschaft Ebene der Politik Ebene der Arbeitsmarkts Kultur und Traditionen (Leitbilder) Arbeitsmarkt-, Sozial-, Gleichstellungspolitik, Förderung bestimmter Lebensmodelle Zugang zu Positionen, Entwicklung der Branche, Strategien des Arbeitgebers Ebene des Haushalts Einkommensrelation Frau / Mann Einkommen Mann Erwerbskonstellation im Haushalt Partnerwahl Einkommen Frau Ebene des Individuums indiv. Faktoren Mann (Bildung, Gesundheit, Einstellung) indiv. Faktoren Frau (Bildung, Gesundheit, Einstellung) Quelle: Eigene Darstellung 21 Dr. Christina Klenner
22 Annahmen zur Verschiebung der Einkommensrelation auf Haushaltsebene infolge der Krise (I) Arbeitslosigkeit von Männern ab 2009 (leicht) gestiegen Leiharbeit eingebrochen Kurzarbeit und beschäftigungssichernde Arbeitszeitverkürzungen mit Einkommensverlusten weniger Berechtigung zum Leistungsbezug bei Langzeitarbeitslosigkeit 22 Dr. Christina Klenner
23 Annahmen zur Verschiebung der Einkommensrelation auf Haushaltsebene infolge der Krise (II) Absinken der Löhne im Niedriglohnbereich Frauenerwerbstätigkeit weiter gestiegen Beschäftigung und frauendominierten Branchen vergleichsweise stabil Quellen: Kalina/Weinkopf 2012 und WSI GenderDatenPortal 23 Dr. Christina Klenner
24 Ergebnis der qualitativen Analyse Frauen sind oft ungeplant und ungewollt in den Familienernährerinnen-Status hineingerutscht Frauen ernähren zu anderen Bedingungen als Männer weniger Einkommen wenig häusliche Entlastung Transformationsprozess in Ostdeutschland Analogie zu krisenbedingten Folgen? 24 Dr. Christina Klenner
25 Monatliches Nettoeinkommen von Familienernährerinnen und Hinzuverdienerinnen in % 60 53,3 Deutschland ,9 30,6 26,8 42, weibl. FE kein Einkommen >1.601 weibl. Familienernährerin weibl. FE 15,2 weibl. FE 4,5 Zuverdienerin Zuverdienerin Zuverdienerin Partnerin eines Familienernährers ("Zuverdienerin") Quelle: SOEP 2007, gewichtet, n=4.532, Brehmer, Klammer, Klenner Dr. Christina Klenner
26 Monatliches Nettoeinkommen von männlichen Familienernährern und Hinzuverdienern in % 100 Deutschland , ,3 36,8 männl. FE ,1 männl. FE 17,8 männl. FE 18,3 Zuverdiener Zuverdiener kein Einkommen > ,6 Zuverdiener männl. Familienernährer Partner einer Familienernährerin ("Zuverdiener") Quelle: SOEP 2007, gewichtet, n=4.532, Brehmer, Klammer, Klenner Dr. Christina Klenner
27 4. Ausblick: Veränderung der häuslichen Arbeitsteilung? 27 Dr. Christina Klenner
28 Frage Verändert sich die häusliche Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau im Paarhaushalt, wenn die Frau die den größeren Teil des Familieneinkommens erwirbt? 28 Dr. Christina Klenner
29 Annahmen zur Veränderung der häuslichen Arbeitsteilung Empirical research on the family economy and decisionmaking has shown that the individual decision-making in a family is linked to earning power [ ] there is some evidence to suggest that a woman's breadwinner status in the family economy (level of earnings) enables her to make claims about the division of household labor (...). (Hobson 1990: 236) 29 Dr. Christina Klenner
30 Stand der Forschung Theorien: Ressourcentheorie / Bargaining theory Time availibility Geschlechterrollentheorie Gender Display / Deviance neutralisation Widersprüchliche empirische Befunde 30 Dr. Christina Klenner
31 Veränderung der häuslichen Arbeitsteilung? (I) insgesamt: weitgehende Persistenz bei Familienernährerinnen: leichte Tendenz zur Verschiebung der häuslichen Arbeitsteilung in Richtung von mehr Egalität keine Gleichverteilung der Sorgearbeit, keine Umkehrung der traditionellen Geschlechterrollen 31 Dr. Christina Klenner
32 Veränderung der häuslichen Arbeitsteilung? (II) ob sich an der Arbeitsteilung etwas ändert, hängt vom Typ des Familienernährerinnen-Paares ab am ehesten im Typ der erzwungenen Notgemeinschaft und beim weiblichen Karrierevorsprung 32 Dr. Christina Klenner
33 Veränderung der häuslichen Arbeitsteilung? (III) Fazit für ostdeutsches Sample: des Geschlechterarrangement zur Disposition gestellt, wenn Mann arbeitslos oder prekär beschäftigt Frau übernimmt geschlechtsuntypische Rolle der Familienernährerin oft unfreiwillig / unvorbereitet aus der Not heraus Mann übernimmt geschlechtsuntypische Rolle bei Kinderversorgung und im Haushalt 33 Dr. Christina Klenner
34 Zusammenfassung Familienernährerinnen-Konstellationen - auch über Krisenjahre hinweg zugenommen Steigende Bedeutung des Erwerbseinkommens der Frau - Verantwortung für den Lebensunterhalt Ursachen für neue Rolle von Frauen: wichtiger als hohe berufliche Position der Frau ist Niedrigeinkommen und Arbeitslosigkeit des Mannes Familienernährerinnen-Status nicht unbedingt mit Modernisierung der häuslichen Arbeitsteilung verbunden 34 Dr. Christina Klenner
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