Anaphylaktische Reaktionen auf seltene Allergene

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1 Allergie Aktuell 2009 Allergologie Bern Anaphylaktische Reaktionen auf seltene Allergene Arthur Helbling

2 Anaphylaxie Prävalenz verschiedene Länder Autor Jahr Land Studien- Inzidenz n (Patienten) Population population Fälle/10 5 /J Søreide 1988 Norwegen Air-Ambulanz 0.26 n = x 10 5 Sørensen 1989 Dänemark Spitalzuweisung 3.2 n = x 10 5 Bresser 1995 Deutschland Notfallambulanz 9.8 n = x 10 5 Yocum 1999 USA KG-Erhebung 21.0 n = x10 5 Helbling 2004 Schweiz Notfälle und 8.8 n = x 10 5 Allergieabklärung

3 Anaphylaxie Klinik >95% der Fälle mehrere Organsysteme Kreislaufsystem (Blutdruckabfall, Kollaps, Schock) Haut (Flush, Urtikaria, Angioödeme, Konjunktivitis) Atemwege (Stridor, Bronchospasmus, Dyspnoe, Rhinitis) Gastrointestinaltrakt (akute Nausea, Erbrechen, Koliken, Diarrhoe) 2-3% nur das Kreislaufsystem ohne andere objektivierbaren Organmanifestationen Intraoperativ, Wespenstiche

4 Anaphylaxie Definition Es gibt keine einheitliche Anaphylaxie Definition (und deren Schweregrade). Anaphylaxis is a severe, lifethreatening, generalized or systemic hypersensitivity reaction Allergy: 2001;56: Allergy Clin Immunol 2004;113:832-6

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6 Anaphylaxie Hauptursachen Ursache in % Autor Jahr n NM Medi B/W andere/ unbekannt Søreide Sørensen Bresser Pumphrey Yocum Helbling

7 Anaphylaxie seltene Ursachen 226 Patienten (n=41) % NSAID 21 51,2 Propyphenazone 6 Diclofenac 5 Antibiotika 9 21,9 β-lactame 3 Muskelrelaxantien 2 9,5 Antihelmintika, Haemaccel Heparin, Homöopathicum Hormone, Eisenersatz je 1 4,3 Lokalanästhetikum, RCM Vit-B12 FDEIA 4 Latex 4 SIT 2 Sperma 1 Mastozytose 1 Kälte-Urtikaria 1 Schlangenbiss 1 Getreidestaub 1

8 Mandragora Frau G.T Homöopathische Selbstbehandlung wegen Schulterschmerzen (Instruktion HA): Injektion 0,3 ml Mandragora D6 (2x wö) mit Steigerung auf D3. Wegen starken Lokalschwellungen injizierte der HA selbst Mandragora D3. 5 Minuten Juckreiz in Händen, Haarboden, Gesichtsschwellung, heftige Atemnot, Bauchkrämpfe, Kollaps, Bewusstlosigkeit, Stuhlinkontinenz.

9 Mandragora Frau G.T SPT Keine Atopica ++ Mandragora D3 ++ Madragorapulver Experimenteller RAST: 0 Epikutan ++ LTT starke SI auf Mandragora D3 Kreuzreaktionen? Bauchschmerzen nach Tomatenkonsum SPT + Kartoffel, Tomate Kontrollen (10): Negative SPT auf D2 LTT (4, davon 2 M-exponierte)

10 Honig Herr R.C Min nach (kristallisiertem) Honig aus Region Basel akute Konjunktivitis 15 Min später Zungen- und Lippenschwellung, Dyspnoe Notfall gen. Gesichtsschwellung, Urtikaria, subglottisches Ödem Adrenalin, Solumedrol und Ventolin Seit Jahren RC pollinosa (Frühjahr bis Herbst) Inderal bei KHK

11 Honig Herr R.C SPT Eigener Honig ++, Waldhonig ++, Blütenhonig ++ Birke +++, Platane +++, Gräser +++ Beifuss ++, Ambrosia ++ Spez. IgE Beifuss 4,7 kua/l (3), Ambrosia 21,1 (3), Honig 0,42 (1), Bet v1 41,2 (4), Bienengift <0,35 (0) Tryptase 1,7 μg/l

12 Almased Gewichtsreduktion Frau A. J Seit September 2 EL Almased tägl. 1. Einnahme Augenschwellung! ab 2. Mal: OAS im Rachen! In 3. Woche: 20 Min. nach Einnahme massive Gesichts-/Rachenschwellung Augenbeissen, Fliessnase, Dyspnoe Bürgerspital Solothurn +++ Birke, ++! Almased, ++ Soja Bet v1 7,31 ku/l (3) Gly m4 2,97 ku/l (2) Tryptase 4,8 μg/l

13 Warum diese Fälle? Nicht so sehr Chemie und Schulmedizin begünstigen (seltene) schwere allergische Reaktionen, sondern das Biologische, das Natürliche, das Gesunde, die Natur...das BIO: Proteine!

14 Warum diese Fälle? Fall 1: Auch Homöopathie kann Allergien auslösen. Es kommt auf den Inhalt und nicht die Verdünnung an. Fall 2: Bestandteile des Honigs! Asteraceae (Beifuss, Ambrosia), Kreuzreaktion mit Bienen(gift), Honig selbst oder andere Komponenten

15 Sojaallergie Fall 3 Bet v1-homologe Protein Gly m4 (Glycine maximus) in Soja Birkenpollen-sensibilisierte haben >70% Gly m4-ak 10% allergische Symptome auf Sojaprodukte Gly m 4 im Kontext mit Sojaallergie können systemische Reaktionen bis Anaphylaxie auslösen Kleine-Tebbe et al. JACI 02;110: Mittag et al. JACI 2004;113: Gly m 4-Gehalt in Sojaprodukten variabel Im Herstellungsprozess wird die Allergenizität eines Eiweisses unterschiedlich stark zerstört wird. Die höchsten Gly m 4 Konzentrationen wurden in diätetischen Pulvern (wie Sporternährung!) oder Sojadrinks, die auf Sojaproteinisolaten beruhen, nachgewiesen Ballmer-Weber/Vieths. COACI 2008;8: Kleine-Tebbe et al. Allergologie 2008;31:

16 Anaphylaxie Klinisches Muster auslösendes Agens NM Medikament Insekten Alter Peak Kinder und Erwachsene Erwachsene Inzidenz Jugendliche M/F f > m f > m m >> f Zeitintervall bis Initialsymptome Leitsymptome Atemwege, Kreislauf (Schock) GIT und/oder Atemwege Prädisposition Atopie Vorbestehende kardiovaskuläre Asthma oder respiratorische Krankheit Mastozytose Mastozytose Mastozytose

17 Anaphylaxie Tryptasemessung! Tryptase 4 3 Tryptase h 5h 24h 0 0 5h 72

18 Anaphylaxie Konklusion Prävalenz/Inzidenz in Bern ist ähnlich wie in anderen Regionen Kann jeden treffen! Hauptursachen: Insektenstiche, Medikamente, Nahrungsmittel Das Gesunde/Biologische ist für Allergiker potentiell gefährlich Aber nicht nur 1-2 Anaphylaxie-Fälle/Praxiskarriere 1-2 Anaphylaxie-Todesfälle/Jahr/Mio