2.6 Innere Lernblockaden erkennen und abbauen

Transkript

1 Innere Lernblockaden erkennen nd abbaen 2.6 Afgaben Ja Nein Während der Qalifizierng: 11. Gehen Sie sprachlich nd methodisch af den jeweiligen Lerntyp (visell, aditiv nd/ oder kinästhetisch) ein? 12. Bieten Sie Ihre Informationen gehirn-gerecht an? Könnte ein afgewecktes zehnjähriges Kind Ihre Informationen verstehen? 13. Haben beide Gesprächspartner ein nd dieselbe Vorstellng vom Sachverhalt? 14. Werden wichtige Informationen von Ihnen wiederholt? 15. Lassen Sie als Asbilder Rückfragen z nd gehen af diese ein? 2.6 Innere Lernblockaden erkennen nd abbaen Jede Neerng ist mit nbehaglichen Übergangserscheinngen verbnden, schrieb der Physiker Max Planck. Das gilt ach für die Berfsasbildng, deren Ziel die Veränderng ist. Der Weg dorthin führt über das Lernen. Aber Lernen wird vielfach von Angst begleitet: Angst davor, die neen Herasforderngen nicht bewältigen z können nd am Ende dazstehen wie ein Depp. In solchen emotional angespannten Momenten greifen Lernende häfig nbewsst af alte, eingeschliffene Verhaltensweisen zrück, m die stressigen Sitationen z bewältigen. Diese Reaktionsmster, die in der Fachliteratr als Antreiber bezeichnet werden, sind verheißngsvolle Wege, weil sie Erfolg versprechen. Aber diese Versprechen erfüllen Antreiber nicht, weil sie tendenziell übers Ziel hinasschießen. Sie verrsachen allz oft das Desaster, das drch den Rückgriff af sie vermieden werden sollte. Um solche Lernblockaden bei Ihren Aszbildenden besser erkennen nd konstrktiv damit mgehen z können, lohnt es sich für Sie als Asbilder, diese typischen Antreiber kennenzlernen. Lesen Sie in diesem Abschnitt, wie Antreiber das Lernen von Aszbildenden behindern können nd was Sie als Asbilder tn können, m solche Lernblockaden nachhaltig abzbaen. Rolle der Antreiber erkennen 61

2 2 Fachwissen anschalich vermitteln aber wie? Die fünf Antreiber Blockierende Lerneinstellngen sind im Grnde nichts anderes als Sätze, die die Aszbildenden vor nd während des Lernens z sich selbst sagen nbewsst. Solche Lerneinstellngen entwickeln sich nicht von hete af morgen, sondern basieren af den immerwährenden asgesprochenen nd nasgesprochenen Botschaften von Eltern, Lehrern oder anderen wichtigen Bezgspersonen. In der Fachliteratr werden fünf grndlegende elterliche Forderngen in nserer Leistngsgesellschaft als Antreiber bezeichnet: Sei perfekt!, Streng dich an!, Mach es mir oder allen anderen recht!, Sei stark! nd Beeil dich! 1. Sei perfekt! oder Mach keine Fehler! Angst, Fehler z machen Dieses Antreiberverhalten verlangt von Menschen Perfektion, Gründlichkeit nd Präzision in allem, was sie tn. Ihr innerer Glabe latet: Ich müsste eigentlich alles noch besser machen, ich bin nicht gt geng! Dieser Antreiber rft zr Übererfüllng der Ziele af nd ist gleichzeitig eine Warnng, es immer sehr gena z nehmen. Aszbildende, die in brenzligen Sitationen daz neigen, diesem Antreiberverhalten z folgen, haben panische Angst davor, Fehler z machen. 2. Streng dich an! oder Arbeite hart! Angst, dass andere besser sind Wer nter dem Einflss dieses Antreibers steht, ist oftmals in einer Familie afgewachsen, in der nach dem Motto gelebt wird: Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. In Stresssitationen wird as jedem Aftrag ein Jahrhndertwerk gemacht. Nicht as dem Ergebnis, sondern as der geleisteten Arbeit schöpfen diese Menschen ihre eigene Wertschätzng nd innere Befriedigng. Mühsal wird zm Ersatz für echten Erfolg. Der Antreiber Streng dich an! warnt davor, sich gehen z lassen. Im Hintergrnd steht die Angst, dass andere besser sind. Der innere Glabe latet: Ich mss mich wenigstens bemühen, ach wenn ich es nicht schaffe! Den Antreiber Streng dich an! gibt es ach in der Variante Streng dich an nd schaffe es nicht!. Diese Menschen neigen daz, sich krz vor dem Ziel selbst ein Bein z stellen, was oftmals zr Folge hat, dass sie wieder von vorne anfangen müssen. Diese nbewsste Sabotage ermöglicht eine fortlafende Anstrengng. 62

3 Innere Lernblockaden erkennen nd abbaen Mach es mir oder allen anderen recht! Dieses Antreiberverhalten wird ach als Pass dich an!, Sei gefällig! oder T es mir zliebe! bezeichnet. Wer über dieses Antreiberverhalten verfügt, will es anderen wie früher den eigenen Eltern immer recht machen. Denn es ist ihm wichtig, von anderen geschätzt z werden nd beliebt z sein. Der Angetriebene fühlt sich verantwortlich dafür, wie andere sich fühlen; er liest ihnen möglicherweise jeden Wnsch von der Stirn ab, nd er fühlt sich schldig, wenn es jemandem nicht gt geht. Dieser Antreiber ist ein Afrf zr Gefallscht, Frendlichkeit, z Frieden nd voraseilendem Gehorsam. Zdem ist er eine Warnng vor Konflikten nd eine Ermahnng, ja keine eigenen Bedürfnisse nd Wünsche anzmelden. Ihr innerer Glabe latet: Ich mss immer alle zfriedenstellen, sonst bin ich wertlos! Afrf zr Gefallscht 4. Sei stark! oder Zeig keine Gefühle! Das Antreiberverhalten Sei stark! verlangt von Asführenden, dass sie sich keine Blöße geben, Haltng bewahren, eiserne Konseqenz zeigen nd am besten alles alleine drchstehen. Hilfe anznehmen, würde nr Schwäche bedeten nd davor haben die Betreffenden Angst. Der innere Glabe latet: Niemand darf es merken, dass ich schwach, empfindlich, ratlos bin. Af Aßenstehende können solche Mensch sehr berhigend wirken: Ach wenn in einer Krise innerlich die tosenden Wellen übereinanderschlagen, wirken sie af andere wir der Fels in der Brandng. Haltng bewahren 5. Beeil dich! oder Mach schnell! Dieser Antreiber fordert daz af, alles rasch z erledigen, nd zwar mehrere Dinge gleichzeitig. Menschen, die diesem Antreiber folgen, wachsen oftmals in Familien af, in denen es sehr hektisch zgeht. Ihr innerer Glabenssatz latet: Ich müsste eigentlich viel fixer sein, ich werde nie fertig werden! Af Aßenstehende kann dieses Verhalten sehr dynamisch wirken. Es ist jedoch eher ein Zeichen von Rhelosigkeit, ein Afrf zm Verlassen der Gegenwart nd häfig eine verborgene Warnng, anderen z nahe z kommen. Zeichen von Rhelosigkeit Gefahr der Übertreibng einer nützlichen Fähigkeit Nn liegt es nach dieser Beschreibng nahe, die Antreiber z vertefeln. Das wäre allerdings kontraprodktiv. Denn ihr Inhalt ist nicht per se schlecht: Eigenschaften wie Gründlichkeit, Schnelligkeit, Rücksichtnahme, Frendlichkeit, Das richtige Maß ist erforderlich 63

4 2 Fachwissen anschalich vermitteln aber wie? Drchsetzngs- nd Drchhaltevermögen sind drchas positive Fähigkeiten. Um ein bestimmtes Ziel z erreichen, ist es absolt angebracht, vorübergehend perfekt z sein, sich anzstrengen, sich z beeilen, sich anzpassen oder Stärke z beweisen. Antreiber haben Menschen dahin gebracht, wo sie hete stehen. Insofern ist es wichtig, die Fähigkeiten z würdigen, die drch die Antreiber entwickelt worden sind. Erst in generalisierter nd übertriebener Form werden Antreiber problematisch. Im Umgang mit den Antreibern kommt es also af die Dosis an. Der Ursprng der Antreiber Antreiber sind Notfallprogramme, die af verinnerlichten Anweisngen basieren. Sie entstehen bereits in der Kindheit nd werden in Abwandlngen im Lafe des Lebens immer wieder reprodziert. Sche nach Liebe nd Anerkennng Kindliche Wenn-dann- Fixierng Antreiber werden nbewsst abgerfen Warm? Kinder haben ein großes Bedürfnis: Sie sehnen sich nach der elterlichen Liebe. In dieser Phase sagen Kinder alles af, was Mtter, Vater nd andere Atoritäten sagen. Kinder übernehmen starke Botschaften kritiklos, weil sie von den Eltern abhängig sind. Sich nicht an die Regeln z halten, führt z Sanktionen nd in schlimmen Fällen zm Beziehngsabbrch. Af der intitiven Sche nach der Liebe begegnen ihnen die Antreiber. Das Befolgen dieser Anweisngen soll die Afmerksamkeit nd Zwendng der Eltern sichern. So gesehen handelt es sich bei dem Antreiberverhalten m eine nbewsste kindliche Wenn-dann-Fixierng: Wenn ich bestimmten Anweisngen folge, dann haben mich meine Eltern lieb, latet der naive Glabenssatz. Später greifen diese Kinder, die längst im Körper eines (jngen) Erwachsenen stecken, in brenzligen Sitationen nbewsst af diese alten eingefahrenen Reaktionsmster zrück. Ihre Antreiber schalten sich wie ein Atopilot immer dann ein, wenn sie in Stress geraten nd glaben, eine Sitation nicht bewältigen z können. Manche Menschen wollen von vornherein kritische Momente vermeiden. Daher sind sie lieber gleich präventiv den ganzen Tag perfekt, hektisch, angestrengt, anderen dienlich oder hart. Die Antreiber sind zwar meistens wohlwollend gedacht als Motivation, das Lernen z meistern, führen aber letzten Endes zm Scheitern, weil eine gte Fähigkeit überzogen wird. Letztendlich sind es von den Eltern projizierte Ängste, 64

5 Innere Lernblockaden erkennen nd abbaen 2.6 die je nach Familiensitation selektiv wahrgenommen nd während der Entwicklng so verinnerlicht werden, dass sie in Fleisch nd Blt übergehen. Später tachen sie nbewsst als Meinng wieder af. Dann ist man zm Beispiel der Meinng, dass das Lernen perfekt geschehen mss. Das hat mit Mein nichts z tn, das sind Anderngen, formliert es pointiert Vera F. Birkenbihl. Wir haben den Kopf voller Anderngen, die wir für Meinngen halten. Das Echo der Erinnerngen fixiert den Lernenden wie einen Sklaven an einer Galeere. Sobald er lernen will, werden diese zm Teil förderlichen, aber ach hinderlichen Botschaften nterirdisch aktiv, ohne dass sie an der Oberfläche bewsst zr Verfügng stünden. Im mgekehrten Fall wäre es ein Leichtes, ihre aktelle Brachbarkeit z prüfen nd sich gegebenenfalls von ihnen wohlwollend, aber bestimmt z verabschieden. Am Ende verfügten die Lernenden über ein Repertoire an Möglichkeiten, nabhängig davon, ob sie von den Eltern stammen oder nicht. Doch solange diese Fesseln der Vergangenheit nicht entdeckt sind, können sie nicht gelöst werden, m nabhängig von ihnen z lernen. Af diese Weise betrachtet ist Lernen ach immer Asdrck eines Beziehngsgeschehens. Ach wenn die Eltern körperlich nicht präsent sind, virtell sind sie immer dabei. Sie machen sich spätestens dann als schlechtes Gewissen im Nacken bemerkbar, wenn gegen ihre Lernvorstellngen verstoßen wird. Die Stimmen rfen dann nafhörlich: Sei perfekt!, Streng dich an!, Mach es allen anderen recht!, Beeil dich! nd/ oder Sei stark! So erkennen Sie die Antreiber Es gibt sprachliche Merkmale oder Verhaltensweisen, die af Lernblockaden hinweisen. In einem Seminar berichtete eine Asbilderin von ihrem Sohn, der in der Schle keinen Afsatz zstande brachte, weil er daran scheiterte, die perfekte Überschrift z formlieren. Am Ende der Stnde gab er ein leeres Blatt ab. So offen treten Lernblockaden die drch das Überziehen einer berechtigten Eigenschaft wie Perfektion entstehen eher selten af. Dennoch gibt es (körper-)sprachliche Merkmale nd Verhaltensweisen, die vor dem Hintergrnd der Antreiber af Lernblockaden hinweisen. Daz gehören im Einzelnen die Angaben, die Sie der nachstehenden Tabelle entnehmen können. 65

6 2 Fachwissen anschalich vermitteln aber wie? Antreiber Redewendngen Stimme Gestik Mimik Verhalten Sei perfekt! / Mach keine Fehler! exakte Asdrcksweise verschachtelte Sätze angefangene Sätze werden häfig abgebrochen, m eine noch asführlichere nd kompliziertere Formlierng z finden Rechtfertigngen verhalten selbstgerecht gt modliert abgehackt fordernd Afzählng mit den Fingern ( Erstens, zweitens, drittens ) angespannte Handgelenke Zeigefinger betont ernst streng herabschaend gerötet vor Anspannng wird häfig nicht fertig, weil er sich an Kleinigkeiten festbeißt schwache Neigng z Prioritätensetzng, da alles wichtig erscheint fasst Vorschläge als negative Kritik af Streng dich an! / Arbeite hart! es werden zwei Fragen nacheinander gestellt, ohne die Antwort abzwarten Fragen, die verstanden wrden, werden wiederholt Fragen werden oft nicht direkt beantwortet Ich kann/weiß nicht. Ich will es verschen. / Ich werde mir Mühe geben! Es ist anstrengend für mich! Das ist wirklich sehr schwierig. vorwrfsvoll ngedldig Hände z Fästen geballt, die manche Assagen mit leichten Schlägen betonen sitzt vorgebegt, afgestützte Ellenbogen steife Schltern Haltng nd Gebärden sind tendenziell verkrampft. Stirn gernzelt verwirrter, nrhiger Blick z viel Mimik nd Pantomimik rackert sich für eine Lösng der Afgabe ab, indem er ständig Rat- nd Vorschläge anbringt nd sich dabei znehmend verspannt arbeitet z viel, bringt Afgaben nicht z Ende fragt nicht nach Hilfe, überlastet sich der Versch reizt mehr als der Erfolg Mach es mir oder allen anderen recht! erkndigt sich, ob es für die anderen zfriedenstellend ist zstimmendes Hmmmm Könnten Sie vielleicht? Meinen Sie? Wirklich? Ist es so recht? bittend leise hoch, weinerlich verführerisch bittend asgestreckte Hände nickt zstimmend asweichend (sieht oft zr Seite) nterwürfig zieht die Agenbraen hoch verscht die Erwartngen der anderen z erahnen/erfüllen, damit diese sich wohl fühlen vermeidet jeglichen Konflikt, jede Konfrontation akzeptiert as Harmoniescht ach Fehler grenzt sich nicht ab/nfähig Nein z sagen. entwickelt keinen eigenen Standpnkt reagiert af Kritik persönlich 66