Fachvortrag: Bedeutung der gesellschaftlichen Selbstverwaltung für eine effiziente Entwicklung der Familienbetriebe
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- Karola Holst
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1 Fachvortrag: Bedeutung der gesellschaftlichen Selbstverwaltung für eine effiziente Entwicklung der Familienbetriebe Deutsch-Ukrainischer Agrarpolitischer Dialog: Familienbetriebe als wichtiger Bestandteile der nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume deutsche Erfahrungen Kiew, 28. Oktober 2015 DR. PAUL ARMBRUSTER RHEINBREITBACH, GERMANY OKTOBER 2015 Kontakt:
2 Inhalt 1. (Globale) Trends im Agrarsektor 2. Die Rolle von Regierungen 3. Die Rolle von Familienbetrieben 4. Entwicklung der Agrarstruktur in Deutschland 5. Bäuerliche Selbsthilfeorganisationen 6. Genossenschaften 7. Fazit INHALT SEITE 2 VON 27
3 Globale Trends prägen den Agrarsektor - weltweit steigende Nachfrage nach Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Rohstoffen zunehmende Volatilitäten der Preise für Agrargüter höhere Bedeutung von Qualitätsstandards und Nachhaltigkeit bei Produktion und Verarbeitung Migration von jungen Leuten aus dem ländlichen Raum steigendes Interesse globaler Investoren der Klimawandel Bild: fotolia.com - EtiAmmos 1. GLOBALE TRENDS IM AGRARSEKTOR SEITE 3 VON 27
4 Die Bereitschaft zu Strukturwandel birgt Chancen sich zu entwickeln Der ländliche Strukturwandel ist ein langfristiger und mehrdimensionaler Veränderungsprozess mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Dimensionen Bild: fotolia.com - Trueffelpix Die Stadt-Land-Beziehungen sind politisch und wirtschaftlich determiniert; die Interessen sind unterschiedlich verteilt 1. GLOBALE TRENDS IM AGRARSEKTOR SEITE 4 VON 27
5 Rolle der Regierungen Der Staat setzt die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Good Governance Stärkung der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Partizipation orientiert an sozialen Prinzipien martkwirtschaftlichen Prinzipien ökologischen Prinzipien Hauptziel des staatlichen Handelns: Schaffung und Absicherung möglichst guter Lebensbedingungen für alle Bevölkerungsschichten 2. DIE ROLLE VON REGIERUNGEN SEITE 5 VON 27
6 Determinanten für staatliches Handeln im ländlichen Raum Rechtssicherheit (u.a. Schutz von Eigentums- bzw. Verfügungsrechten) Agrarverfassung bzw. Agrar- und Förderpolitik Ressourcenausstattung, Bildungsstand und technischem Know-how Physische Infrastruktur Zugänglicher, leistungsfähiger Finanzsektor - vor allem für kleine und mittlere Unternehmen Freier Zugang zu allen relevanten Märkten 2. DIE ROLLE VON REGIERUNGEN SEITE 6 VON 27
7 Familienbetriebe übernehmen hohe gesellschaftliche Verantwortung Produktions- und Versorgungsfunktion Träger der ländlichen Wirtschaft und Gesellschaft Der Familienbetrieb befindet sich im Eigentum eines Landwirts - er entscheidet eigenständig und haftet mit vollem Risiko Arbeit wird überwiegend von Familienarbeitskräften erledigt Deutliches politisches Signal: UN-Jahr des Familienbetriebs 2014 Bild: fotolia.com Valerie Potapova 3. DIE ROLLE VON FAMILIENBETRIEBEN SEITE 7 VON 27
8 Ökonomische Beziehungen von Familienbetrieben Landwirtschaftliche Unternehmer agieren auf mehreren Märkten gleichzeitig: Beschaffung von Betriebsmitteln und Maschinen Absatz der produzierten Erzeugnisse Finanzierung bzw. Finanzdienstleistungen jeder Landwirt ist unternehmerisch aktiv und muss als solcher (auf allen Märkten gleichzeitig) auftreten Landwirte sind in Wertschöpfungsnetzwerke eingebunden (und von diesen abhängig) 3. DIE ROLLE VON FAMILIENBETRIEBEN SEITE 8 VON 27
9 Entwicklung der Agrarstruktur in Deutschland Gründung der Bundesrepublik (BRD) und der DDR mit grundlegend unterschieldichen politischen Systemen: BRD - Privateigentum als konstitutives Element mit dem bäuerlichen Familienbetrieb als Leitbild DDR - Schrittweise Kollektivierung in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) 1990 Wiedervereinigung von BRD und DDR: Restrukturierung der Landwirtschaft in den Neuen Bundesländern, u.a. Restitution von Grund und Boden Reorganisation von Genossenschaften Neueinrichtung von Betrieben mit unterschiedlichen Rechtsformen 4. ENTWICKLUNG DER AGRARSTRUKTUR IN DEUTSCHLAND SEITE 9 VON 27
10 Die Anzahl der Betriebe ist (nicht nur) in Deutschland rückläufig Anzahl der Betriebe nach Größenklassen Betriebsfläche in ha mehr als bis bis 20 5 bis 10 bis Quelle: BMELV bis 1990 nur BRD, ab 1990 inkl. Neue Bundesländer 4. ENTWICKLUNG DER AGRARSTRUKTUR IN DEUTSCHLAND SEITE 10 VON 27
11 gleichzeitig hat sich der Anteil der Betriebe mit kleinen Flächen stark verringert Prozentualer Anteil der Betriebe nach Größenklassen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% Betriebsfläche in ha mehr als bis bis 20 5 bis 10 bis 5 20% 10% 0% Quelle: BMELV bis 1990 nur BRD, ab 1990 inkl. Neue Bundesländer 4. ENTWICKLUNG DER AGRARSTRUKTUR IN DEUTSCHLAND SEITE 11 VON 27
12 Starke Veränderungen der Betriebsstruktur Betriebsgröße Jahr in ha bis bis bis bis mehr als Insgesamt ,5 Mio. (-84%) Quelle: BMELV bis 1990 nur BRD, ab 1990 inkl. Neue Bundesländer 4. ENTWICKLUNG DER AGRARSTRUKTUR IN DEUTSCHLAND SEITE 12 VON 27
13 Gründe und Ursachen des Strukturwandels Marktentwicklung und agrarpolitische Entscheidungen Strukturwandel und Entwicklung der außerlandwirtschaftlichen Sektoren 90 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland sind Familienbetriebe. Hinzu kommen 765 Agrargenossenschaften in den neuen Bundesländern, die als Mehrfamilienbetriebe bezeichnet werden 10 % der Betriebe haben andere Rechtsformen 4. ENTWICKLUNG DER AGRARSTRUKTUR IN DEUTSCHLAND SEITE 13 VON 27
14 Bäuerliche Selbsthilfeorganisationen Die landwirtschaftlichen Produzenten müssen sich selbst helfen: In der Öffentlichkeit für ihre Interessenvertretung: finanziell unabhängige Bauernverbände und bei ihren wirtschaftlichen Aktivitäten: durch Zusammenschluss in Genossenschaften, in Maschinenringen, in Erzeugergemeinschaften etc. 5. BÄUERLICHE SELBSTHILFEORGANISATIONEN SEITE 14 VON 27
15 Genossenschaften Die Bezeichnung Genossenschaft ist geschichtlich bedingt je nach Nation unterschiedlich belegt Eine mit der Landwirtschaft verbundene Genossenschaft ist eine Vereinigung von Personen, die sich freiwillig zusammenschließen, um durch ein gemeinsames und demokratisch geleitetes Unternehmen ihre gemeinsamen wirtschaftlichen Bedürfnisse zu erfüllen.* *Die ILO (International Labour Organization der UN) und die ICA (International Cooperative Alliance) definieren die Genossenschaften entsprechend. 6. GENOSSENSCHAFTEN SEITE 15 VON 27
16 Friedrich Wilhelm Raiffeisen Der Gründer der ländlichen Genossenschaften in Deutschland, Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat die 3 S in den Vordergrund gestellt: Selbsthilfe Selbstverantwortung Selbstverwaltung Mit genossenschaftlicher Kooperation kann der einzelne eigenverantwortlich und solidarisch unternehmerisch handeln. 6. GENOSSENSCHAFTEN SEITE 16 VON 27
17 Die Funktionen einer Genossenschat ergeben sich aus den Bedürfnissen ihrer Mitglieder Einkauf und Lieferung von landwirtschaftlichen Produktionsmitteln Ankauf und Verkauf von landwirtschaftlichen Erzeugnissen Erfassung und Lagerung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen Be- und Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen Produktionsorientierte Beratung Dienstleistungen für die Mitglieder Gewährung von Krediten Entwicklung neuer Produkte Werbung für Nahrungsmittel Lokaler und regionaler Marktausgleich Beobachtung der Märkte Versorgung und Beratung des Handels 6. GENOSSENSCHAFTEN SEITE 17 VON 27
18 Leistungen von Bezugs- und Absatzgenossenschaften Lieferung von Produktionsmitteln (an die Mitglieder) Be- und Verarbeitung von Agrarprodukten (für die Mitglieder) Saatgut Düngemittel Pflanzenschutzmittel Futtermittel Baustoffe Brennstoffe Treibstoffe, Schmierstoffe, Öle Landmaschinen Landmaschinenreparatur landwirtschaftliche Ersatzteile landwirtschaftliche Hilfsdienste Erfassung, Reinigung, Trocknung Lagerung, Beizung, Sortierung Verpackung Mischfutterproduktion Ölsaatenverarbeitung Vermarktung von pflanzlichen Agrarprodukten (für die Mitglieder) Getreide, Ölsaaten (Raps) Hülsenfrüchte Kartoffeln, Kohl etc. 6. GENOSSENSCHAFTEN SEITE 18 VON 27
19 Anzahl ldw. Betriebe > 1 ha ab 1990 > 2 ha / 2013 > 5 ha Anzahl der Genossenschaften Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe und Raiffeisen-Genossenschaften 1,800,000 24,000 1,600,000 21,000 1,400,000 1,200,000 1,000, , , , ,000 18,000 15,000 12,000 9,000 6,000 3, GENOSSENSCHAFTEN SEITE 19 VON 27
20 Erfolgsfaktoren für Genossenschaften unternehmerische Ausrichtung und Führung (professionelles Management) Orientierung am Förderauftrag und den 3 S (Selbsthilfe, Selbstverwaltung, Selbstverantwortung) im Geschäftsbetrieb Angemessene Rechtsgrundlagen Strukturierung als dezentrale, mehrstufige Systeme Pflichtprüfung (z.b. durch genossenschaftliche Verbände) Strukturierte Aus- und Weiterbildung / Qualifizierung 6. GENOSSENSCHAFTEN SEITE 20 VON 27
21 Die ländliche Raiffeisen- Organisation in Deutschland Deutscher Raiffeisenverband e.v. 5 regionale Verbände 17 Hauptgenossenschaften (inkl. DRWZ) und Spezialunternehmen Raiffeisen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften 992 Genossenschaften in Handel und Verarbeitung 125 Kreditgenossenschaften mit Warengeschäft 293 Bezugs- und Absatz (mit 6 Zentralen) 225 Milch (mit 5 Zentralen) 92 Vieh- und Fleisch (mit 2 Zentralen) 88 Obst-, Gemüse und Gartenbau (mit 1 Zentrale) 169 Winzer (mit 3 Zentralen) 553 sonstige Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften 765 Agrargenossenschaften Quelle: drv Deutscher Raiffeisenverband e.v., Geschäftsbericht GENOSSENSCHAFTEN SEITE 21 VON 27
22 Raiffeisengenossenschaften in Zahlen Stand: Waren-, Dienstleistungs- und Agrargenossenschaften 66,4 Mrd. Umsatz in Raiffeisen-Märkte (Haus, Garten, Tiernahrung) 715 Bau-Fachmärkte, 810 Tankstellen Mitarbeiter Quelle: drv Deutscher Raiffeisenverband e.v., Geschäftsbericht 2014 Bildmaterial (v.l.n.r.): Bild 1 und 2 fotolia.com countrypixel, Ramona Heim; Bild 3 DRV 6. GENOSSENSCHAFTEN SEITE 22 VON 27
23 Raiffeisen-Genossenschaften im Wandel der Zeit Raiffeisen-Genossenschaften insgesamt Kredit mit Ware Bezug und Absatz Hauptgenossenschaften 7 6 Milch darunter Milch verarbeitende Genoss Vieh und Fleisch Winzer Obst, Gemüse, Gartenbau Zentralen Genossenschaften in Handel / Verarbeitung Agrargenossenschaften Übrige Raiffeisen-Genossenschaften Mitgliedschaften insgesamt (in 1.000) * Umsatzerlöse insgesamt (Mio. Euro) Beschäftigte insgesamt Quelle: drv Deutscher Raiffeisenverband e.v., Geschäftsbericht GENOSSENSCHAFTEN SEITE 23 VON 27
24 Fazit: Chancen für Familienbetriebe durch Kooperation Stärkung von Eigeninitiative, Selbstständigkeit und Unternehmergeist Stärkung der regionalen und lokalen Wirtschaftsentwicklung Steigerung der Attraktivität des ländlichen Raums Rolle von Genossenschaften: unternehmerische Form der Selbsthilfe (neue) Brücken zu Märkten Verknüpfung zu gemeinsamen Wertschöpfungsketten (z.b. Lager-, Verarbeitungs- und Handelskapazitäten) Skaleneffekte (Economies of Scale) DR. PAUL ARMBRUSTER RHEINBREITBACH, GERMANY OKTOBER 2015 Kontakt: SEITE 24 VON 27
25 Backup SEITE 25 VON 27
26 Beschaffungsmarkt Leistungsbeziehungen in einer Produktivgenossenschaft Produktivgenossenschaft Gemeinsame Produktion mit gemeinsamen Ressourcen gemeinsame Bereitstellung und Nutzung von Arbeit, Kapital (z.b. Gebäude, Maschinen), Land Absatzmarkt Mitglied Mitglied Mitglied Mitglied SEITE 26 VON 27
27 Beschaffungsmarkt Leistungsbeziehungen in einer Mehrzweckgenossenschaft Mehrzweckgenossenschaft Gemeinschaftsbetrieb für Bezug und Absatz (Mehrzweck) Absatzmarkt Mitglied Mitglied Mitglied Mitglied autonome landwirtschaftliche Produktion autonome landwirtschaftliche Produktion autonome landwirtschaftliche Produktion autonome landwirtschaftliche Produktion SEITE 27 VON 27
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