Use it or lose it! Die innere Uhr und Schlaf im Alter
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- Ute Bäcker
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1 Use it or lose it! Die innere Uhr und Schlaf im Alter Prof.em. Anna Wirz-Justice PhD Zentrum für Chronobiologie Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel
2 Der Schlaf-Wach-Zyklus wird durch die innere Uhr im Gehirn gesteuert Schlaf-Wach Zyklus Thermoregulation Pinealorgan Endokrinfunktion: Melatonin Kortisol Wachstumshormon TSH etc. Stimmung Suprachiasmatische Kerne (SCN) Leistung
3 Neue Photorezeptoren verantwortlich für die circadiane Wirkung Melanopsin-enthaltende Ganglionzellen ( nm, blau-empfindlich) Stäbchen, Zapfen Netzhaut
4 Die innere Uhr braucht Zeitgeber zur Synchronisation LICHT Melatonin Essen körperliche Aktivität soziales Umfeld exogen verabreicht bekannt als Tagesstruktur in der Psychiatrie
5 Licht als Therapie Lichthelm Tischlampe Blaulicht Therapielampen Lichtzimmer Dämmerungssimulator (Design bisher nicht optimal) Spaziergang!
6 Nicht alle Zeitgeber wirken gleich auf alle Uhren Licht & Melatonin - Zeitgeber für den SCN Körperliche Aktivität - Zeitgeber für die Muskeln Essen - Zeitgeber für die Leber
7 Chronotypus: Wann schlafen wir? 23 7 "Normal" Alterseffekte 20 4 "Lerchen" schlafen früh "Senile Bettflucht" 3 11 "Eulen" schlafen spät Teenagers
8 früh Chronotypus (MSFsc) spät Chronotypus, Alter und Geschlecht 5.5 N 75, Alter Roenneberg et al, Curr Biol (2004) 14: R
9 Warum ist Synchronisation wichtig? Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen Affekt Depression, Stimmungsschwankungen, Manie Erschöpfung Irritabilität, Impulsivität, Frustration, Wut Kognition verminderte Aufmerksamkeit und Konzentration verminderte Gedächtnisleistung und Exekutivfunktion Somatik Müdigkeit, Mikroschlaf- Episoden erhöhtes Schmerzempfinden erhöhtes Risiko für somatische Erkrankungen
10 Was kann schief gehen: zuwenig Licht (Verhalten, Architektur, Krankheit) Schlaf-Wach-Zyklus
11 Lichtexposition Jung ± 5 St./Tag Alt ± 1 St./Tag Demenz ± 2 Min/Tag
12 Umgebungslicht als Zeitgeber ~ 20 lux
13 Architektur von Altersheime: Die Beleuchtung muss zirkadiane Komponenten berücksichtigen, um Schlafqualität, Wohlbefinden und Gesundheit zu fördern
14 Was kann schief gehen: das Auge Schlaf-Wach-Zyklus
15 Im Alter nimmt der Lichtinput ab, insbesondere der blauen Wellenlängen, die notwendig sind für zirkadiane Synchronisation 6 mths 8 y 12 y Linsen werden gelb (Blaufilter) 25 y 47 y 60 y Altersbedingte Miosis der Pupille Retinale Degeneration 70 y 82 y 91 y Katarakte reduzieren primär die blauen Wellenlängen Glaukom reduziert die Anzahl Ganglionzellen
16 Verminderter SCN-Output im Alter Schlaf-Wach-Zyklus D Swaab, E van Someren
17 Der Schlaf-Wach-Zyklus bei Alzheimer s Demenz Gesunde (f, 38y) Milde Demenz (f, 78y) Schwere Demenz(f, 82y) E Werth
18 Melatonin pg/ml Amplitude des Melatoninrhythmus nimmt ab mit dem Alter, kann aber mit mehr Tageslicht wieder normalisiert werden 24 Jung 40 Ältere mit Schlaflosigkeit nach Lichtbehandlung Ältere 10 0 Ältere mit Schlaflosigkeit Tageszeit M Münch et al, Neurobiol Aging (2005) 26: K Mishima et al, J Clin Endocrinol Metab (2001) 86:
19 Aufenthaltsraum (im Altersheim) erhellt ~ 1000 lux E. van Someren 2002
20 Lichtwirkung bei Demenz Verbesserung der: Kognition Depression Funktionelle Einschränkungen Schlaf-Wach-Rhythmus RF Riemersma-van der Leck et al, JAMA (2008)299:
21 schlechter Δ MMSE Kognition bei Demenz (MMSE) 2 1 vorher nachher Lichtwirkung: Effektgrösse 0.88±0.43 Licht (1000 Lx) Placebo Licht (normale Beleuchtung) 0.12 (100) 0.5 (119) 1.0 (85) 1.5 (65) Messzeitpunkt der Studie (Jahre) (n) 2.0 (38) RF Riemersma-van der Leck et al, JAMA (2008)299:
22 Lichttherapie bei Alzheimererkrankung im Frühstadium Δ GDS AD-MCI (milde kognitive Einschränkung) - subjektive Gedächtniseinbussen (n=70) 30 min morgentliches & abendliches Licht vs. Placebo während 2 Jahren Depressionssymptomatik 4 2 Placebo-Licht Licht Jahre in Behandlung E. Møst et al, 2014 in Vorbereitung
23 Lichttherapie bei Altersdepression % Baseline HAMD-17 3 Wochen morgentliches Licht vs. Placebo-Licht Depressionssymptomatik 100 Placebo-Licht (n=44) Licht (n=40) Baseline ** * Licht Woche 3 Ohne Licht Woche 6 R. Lieverse et al, Arch Gen Psychiatry, 2011;68:61-70
24 Zusammenfassung der placebokontrollierten Lichttherapie-Studien bei moderater Alzheimer-Demenz: Licht verbessert Schlaf-Wach-Zyklusstörungen, Tagesaktivitäten, Kognition und Stimmung bei AD im Frühstadium (MCI): Licht verbessert depressive Symptome bei Altersdepression: Licht verbessert depressive Symptome keine Nebenwirkungen von Licht (im Gegenteil) die Wirkung von Licht braucht Zeit
25 Anwendungen der Lichttherapie - Behandlung der Wahl bei SAD + sub-sad - SAD bei Jugendlichen und Kindern - (Saisonale) Bulimie - Prämenstruelles Syndrom - Depression während Schwangerschaft & post-partum Depression - nicht-saisonale Depression - Zirkadiane Schlafstörungen - Verhaltensstörungen bei Alzheimer-Demenz
26
27 Die thermoregulatorische Kaskade am Abend vor dem Einschlafen 1. Melatoninsekretion fängt an 2. Endogene circadiane Regulation von Wärmeverlust am Abend 3. Abliegen Infrarot Thermometrie Wach 4. Entspannung nach Licht aus Schlaf K Kräuchi et al, Nature 1999
28 zum Einschlafen: warme Hände und Füsse! am Tag vor dem Einschlafen oder nach Melatonin-Einnahme
29 Temperatur «Behandlungen» Wir wissen, dass warme Füsse und Hände notwendig sind, zum einschlafen - d.h. zuerst distale Vasodilatation und danach Wärme-Verlust. Das Einschlafen kann mit einfachen, altmodischen Temperatur-Interventionen unterstützt werden. Circadin = retard-form von Melatonin für Schlafstörungen im Alter
30 (Zimmer)temperatur Eine Nachtabsenkung der Zimmertemperatur wäre wünschenswert. Dies fördert Wärmeverlust und die notwendige nächtliche Absenkung der Körpertemperatur.
31 (Zimmer)temperatur Umgekehrt, um das Einschlafen am Tag zu reduzieren: Am Tag in den Aufenthaltsräumen Temperatur nicht zu hoch halten (Pullover tragen) nicht aus ökonomischen sondern aus gesundheitlichen Aspekten: - Vasoconstriktion fördert Aufmerksamkeit - Zuviele Nickerchen bedeuten schlechten Nachtschlaf!
32 Entstehung der Schlafstörungen bei älteren Menschen Schlafhygiene (Kaffee, Nikotin, Schokolade, Alkohol ) Primäre Schlafstörungen (Apnoe, Restless legs, Narkolepsie, Insomnie, etc.) Somatische Erkrankungen (Poly-) Medikation Psychiatrische Erkränkungen wie z.b. die Altersdemenz
33 Im Alter: Chronobiologie anwenden! Gute Synchronisierung der inneren Uhr mit dem Tag-Nacht- und Schlaf-Wach-Zyklus Genugend (Tages-) Licht (Zeitgeber), genug Dunkelheit Adäquate Retinalfunktion für die Lichtwirkung (Augenkrankheiten? Katarakte? Blinde?) Achtung: gutes soziales Netzwerk (Zeitgeber) Essen und körperliche Aktivität (Zeitgeber)
34 Anleitung
35 Center for Environmental Therapeutics
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