MOBILITÄTSDYNAMIKEN IM KONTEXT WISSENSINTENSIVER ARBEIT
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- Innozenz Seidel
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1 MOBILITÄTSDYNAMIKEN IM KONTEXT WISSENSINTENSIVER ARBEIT EMPIRISCHE ERGEBNISSE AUS DEN WISSENSCHAFTSSTÄDTEN GÖTTINGEN UND MARBURG HENDRIK KOHL 14. JAHRESTAGUNG 2016 AK VERKEHR HENDRIK KOHL 24. Feb. 2016
2 GLIEDERUNG 1. Problem- und Fragestellung und theoretischer Hintergrund 2. Empirisches Forschungsdesign und Methodik 3. Ergebnisse der empirischen Studien 4. Fazit und Ausblick 2
3 1. PROBLEM- UND FRAGESTELLUNG UND THEORETISCHER HINTERGRUND 3
4 1. PROBLEM- UND FRAGESTELLUNG UND THEORETISCHER HINTERGRUND Projekt 2010/2011 zum universitären Mobilitätsverhalten von Studierenden und Beschäftigten der Universität Marburg (im Rahmen eines Stadtentwicklungsprojekts Campus Firmanei ) (STRAMBACH, KOHL & MOMBERG 2011) Berufsbedingte Mobilität von wissenschaftlichen Beschäftigten unterscheidet sich sehr stark von technisch-administrativ Beschäftigten (bez. Verkehrsmittelwahl, raum-zeitlichem Mobilitätsverhalten etc.) ähnelt stärker der Mobilität von Studierenden als den übrigen Beschäftigten 4
5 PROBLEMSTELLUNG Wie kommt es zu den auffälligen Besonderheiten der berufsbedingten zirkulären Mobilität von Wissensarbeitenden? Diskutierte Einflussfaktoren in der Mobilitätsforschung: Raumstrukturelle Rahmenbedingungen, Zeitstrukturen, Ökonom. Rahmenbedingungen und Veränderungsprozesse Soziodemogr. Faktoren, soziale Lage, Lebenslagen, Lebensstile Wohnstandortwahl (LANZENDORF & SCHEINER 2004, SCHEINER 2009, KESSELRING & VOGL 2010) Mikroebene der Tätigkeiten und ihrer Anforderungen wird bislang nicht in Analysen einbezogen Räumliche Innovations- und Wissensforschung: Inhalt und Anforderungen von Wissensarbeit unterscheiden sich stark im Vergleich zu stärker materiellen Tätigkeiten, auch in Bezug auf die raum-zeitliche Organisation 5
6 FORSCHUNGSFRAGE Haben die Wissensarbeit und ihre Tätigkeiten einen Einfluss auf das raum-zeitliche Mobilitätsverhalten? Wie beeinflussen diese Tätigkeiten die berufsbedingte zirkuläre Mobilität von Wissensarbeitenden? Wurde bislang noch nicht systematisch untersucht Getrennte Forschungsstränge an der Schnittstelle zwischen Wirtschaftsgeographie (räuml. Innovations- und Wissensforschung) und Mobilitäts- und Verkehrsforschung 6
7 WISSENSARBEIT UND WISSENSINTENSIVE TÄTIGKEITEN Steigende Bedeutung von Wissensarbeit in der Wissensökonomie und Wissensgesellschaft (FORAY & LUNDVALL 1996, OECD 1996, STRAMBACH 2014) originäre Wissensarbeit hat Generierung und Produktion von neuem Wissen zum Ziel (Wissenschaft, FuE, wissensintens. DL, Kreativindustrie) Inhalt und Anforderungen originärer Wissensarbeit Immaterieller Charakter geistig-schöpferische Tätigkeiten stehen im Vordergrund (IBERT & KUJATH 2011) Hoher Grad von Komplexität und Neuartigkeit (HUBE 2005, MINSSEN 2012, TIEMANN 2009) Prozesscharakter Reflexivität und Kumulativität der Wissensgenerierung Teilschritte hängen von vorherigen Erkenntnissen ab (ANTONELLI 2005) Hohe Bedeutung von Kommunikations- und Interaktionsprozessen (STRAMBACH & KLEMENT 2012) Raum-zeitliche Situiertheit und Fluidität: Wechselspiel aus raum-zeitlicher Bindung und Entkopplung (IBERT & THIEL 2009) 7
8 THEORETISCH-KONZEPTIONELLE ZUSAMMENFÜHRUNG DER FORSCHUNGSSTRÄNGE Abb. 1: Dimensionen der Dynamisierung und Flexibilisierung zirkulärer berufsbedingter Mobilität Mobilitätsereignisse über verschiedene räumliche Sklalen Quantitative Dimension: Häufigkeit und Verdichtung Arbeitsprozesse geprägt durch Mehrörtlichkeit Mobilitätsereignisse zeitlich wenig konstant Mobilität zwischen neuen Orten Mobilitätsereignisse schwierig vorhersehbar Quelle: Strambach & Kohl 2015: 265 8
9 2. EMPIRISCHES FORSCHUNGSDESIGN UND METHODIK 9
10 FORSCHUNGSDESIGN Fokussierung auf Einflussvariable Wissensarbeit/Wissensintensität der Tätigkeiten homogene Untersuchungsgruppe von Wissensarbeitenden mit vergleichbaren organisatorischen Rahmenbedingungen und beruflichen Kontexten 1. Qualitative Vorstudien: Interviews zur Entwicklung eines Erhebungsinstruments mit Beschäftigten, die in wissensintensiven Arbeitskontexten tätig sind 10
11 FORSCHUNGSDESIGN 2. Quantitative Primärerhebungen Wissensarbeitende aus dem Wissenschaftssystem: Universitäten, Fachhochschulen und sonst. Hochschulen, außeruniversitären Forschungsinstitute (ausgenommen: Kliniken und medizin. Fachbereiche) Marburg und Göttingen als Untersuchungsräume Repräsentative Online-Erhebungen: Recherche von adressen über Web-Seiten der Organisationen Operationalisierung mittels Einschätzungsfragen, Likertskalen 1. Operationalisierung der Wissensintensität der Tätigkeiten 2. Operationalisierung der raum-zeitlichen Dynamiken der Mobilität 11
12 RÜCKLAUF DER ERHEBUNGEN Tab. 1: Übersicht über den Rücklauf der empirischen Erhebungen Erhebung Göttingen Erhebung Marburg Grundgesamtheit Angestrebte Stichprobe Stichprobenumfang Rücklauf 445 (44,99%) 245 (36,95%) Rücklauf (bereinigt) 340 (34,38%) 211 (31,83%) Quelle: Eigene Darstellung Quelle: Eigene Berechnung und Darstellung 12
13 3. ERGEBNISSE DER EMPIRISCHEN STUDIEN 13
14 BERUFSPENDLER WEGE ZWISCHEN WOHNUNG UND ARBEITSORT Abb. 2: Zusammenhang zwischen Wissensintensität und der Flexibilisierung von Arbeitszeit und Pendlerverhalten - Quelle: Eigene Erhebung und Darstellung 14
15 AUSWÄRTIGE TERMINE UND ARBEITSBEDINGTE REISEN Abb. 3: Zusammenhang zwischen Wissensintensität und der Veralltäglichung von auswärtigen Terminen und arbeitsbedingten Reisen Quelle: Eigene Erhebung und Darstellung 15
16 AUSWÄRTIGE TERMINE UND ARBEITSBEDINGTE REISEN Abb. 4: Zusammenhang zwischen Wissensintensität und der räumlichen Skalarität von Dienst- und Geschäftsreisen Quelle: Eigene Erhebung und Darstellung 16
17 MOBILE ARBEIT Abb. 5: Zusammenhang zwischen Wissensintensität und der Häufigkeit mobiler Arbeit Quelle: Eigene Erhebung und Darstellung 17
18 VERGLEICH VON EINFLUSS- DETERMINANTEN Abb. 6: Einfluss der Wissensintensität im Vergleich zu anderen Sozialdeterminanten Quelle: Eigene Erhebung und Darstellung 14. JAHRESTAGUNG 2016 AK VERKEHR HENDRIK KOHL 24. Feb
19 4. FAZIT UND AUSBLICK 19
20 4. FAZIT UND AUSBLICK Theoretisch-konzeptionell: Zusammenführung der Forschungsstränge: Raum-zeitliche Mobilitätsdynamiken im Kontext wissensintensiver Arbeit Neben quantitativen auch qualitative Auswirkungen von Wissensarbeit auf raum-zeitliche Dynamiken berufsbedingter zirkulärer Mobilität Empirisch: Höchstsignifikante Einflüsse zwischen Wissensintensität der Tätigkeiten auf die raum-zeitlichen Mobilitätsdynamiken Tätigkeiten und ihre Wissensintensität sind weiterer Einflussfaktor für das Mobilitätshandeln/ Mobilitätsgeschehen auf der Mikroebene 20
21 4. FAZIT UND AUSBLICK Wissensarbeitende als Untersuchungsgruppe in der Mobilitätsforschung stärker in den Fokus rücken Raum-zeitliche Dynamiken stärker beleuchten Wissensarbeit betrifft immer größeren Teil der Beschäftigten vor dem Hintergrund der entstehenden Wissensökonomie Berücksichtigung der besonderen Mobilitätsbedürfnisse von Wissensarbeitenden in urbanen oder betrieblichen Mobilitätskonzepten Bedeutung der Ergebnisse vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung? 21
22 VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! 22
23 LITERATUR ANTONELLI, C. (2005): Models of Knowledge and Systems of Governance. Journal of Institutional Economics, 1/1, S FORAY, D. & B.-A. LUNDVALL (1996): The knowledge-based economy: From the economics of knowledge to the learning economy. In: OECD (Hrsg.): Employment and growth of the knowledge-based economy. Paris, S HUBE, G. (2005): Beitrag zur Analyse und Beschreibung von Wissensarbeit. Heimsheim. IBERT, O. & H. J. KUJATH (2011): Wissensarbeit aus räumlicher Perspektive Begriffliche Grundlagen und Neuausrichtungen im Diskurs. In: Ibert, O.; Kujath, H. J. (Hrsg.): Räume der Wissensarbeit. Zur Funktion von Nähe und Distanz in der Wissensökonomie. Wiesbaden, S IBERT, O. & J. THIEL (2009): Situierte Analyse, dynamische Räumlichkeiten. Ausgangspunkte, Perspektiven und Potenziale einer Zeitgeographie der wissensbasierten Ökonomie. Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, 53/4, S KESSELRING, S. & G. VOGL (2010): Betriebliche Mobilitätsregime. Die sozialen Kosten mobiler Arbeit. Berlin. KOHL, H. (2014): Zum Wandel berufsbedingter Mobilität in der Wissensökonomie. Geographische Rundschau, 66/12, S MINSSEN, H. (2012): Arbeit in der modernen Gesellschaft. Eine Einführung. Wiesbaden. LANZENDORF, M. & J. SCHEINER (2004): Verkehrsgenese als Herausforderung für Transdisziplinarität. Stand und Perspektiven der Forschung. In: Dalkmann, H.; Lanzendorf, M. u. J. Scheiner (Hrsg.): Verkehrsgenese. Entstehung von Verkehr sowie Potenziale und Grenzen der Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität. Mannheim, S (= Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 5). 23
24 LITERATUR OECD (1996): The knowledge-based economy. Online unter: >> pdf<< (Zugriff: ). SCHEINER, J. (2009): Sozialer Wandel, Raum und Mobilität. Empirische Untersuchungen zur Subjektivierung der Verkehrsnachfrage. Wiesbaden. STRAMBACH, S. (2014): Wissensökonomie räumliche Dynamiken im globalen Strukturwandel. Geographische Rundschau, 66/12, S STRAMBACH, S. & B. KLEMENT (2012): Cumulative and Combinatorial Micro-dynamics of Knowledge: The Role of Space and Place in Knowledge Integration. European Planning Studies 20/11, S STRAMBACH, S. & H. KOHL (2015): Mobilitätsdynamiken und Wissensarbeit zum Wandel berufsbedingter zirkulärer Mobilität. Raumforschung und Raumordnung, 73/4, S STRAMBACH, S.; Kohl, H. & K. MOMBERG (2011): Nachhaltige Mobilität im Zuge städtebaulicher Restrukturierungen - Räumliches Mobilitätsverhalten und Verkehrsmittelwahl von Studierenden und Mitarbeitern/-innen der Philipps- Universität Marburg. Geofocus Marburg online, Heft 4. Online unter: >> forschung/zeitschriften/geofocus/geofocus4.pdf<< (Zugriff: ). TIEMANN, M. (2009): Wissensintensive Berufe. Online unter: >> a22_preprint02_tiemann.pdf<< (Zugriff: ). 24
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