IV T H E R M I S C H E V E R F A H R E N S T E C H N I K A G R U N D L A G E N

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Transkript:

-IV A.1- IV T H E R M I S C H E V E R F A H R E N S T E C H N I K A G R U N D L A G E N 1 Einleitung Während heterogene Stoffgemische sich häufig durch mechanische Trennverfahren in ihre homogenen Phasen zerlegen lassen, bedarf es bei homogenen Gemischen meistens zusätzlicher Trennverfahren. Diese sind häufig mit Temeraturveränderungen (meist Erwärmen) verbunden. Dabei wird das homogene Gemisch in mehrere Teilströme, so genannte Fraktionen, aufgetrennt. Die Hinweise zu weiterführenden Erklärungen oder Darstellungen im Buch beziehen sich jeweils auf das Buch Chemietechnik *). 2 Thermodynamische Grundlagen 2.1 Gesättigter Damf Betrachten wir einen geschlossenen, zum Teil mit Flüssigkeit gefüllten Behälter. Abb.1: Anziehungskräfte auf Stoffteilchen Ein Teil der Flüssigkeit verdunstet. In der Flüssigkeit ziehen sich die Moleküle gegenseitig an, an der Oberfläche jedoch bestehen quasi keine Anziehungskräfte zwischen den Molekülen aus der Flüssigkeit und den Molekülen aus der Gashase. Durch die ständige Bewegung und Zusammenstöße der Moleküle entstehen energiereichere Moleküle, die es schaffen, die Anziehungskräfte an der Oberfläche zu überwinden und in die Gashase zu gelangen. Die Moleküle in der Gashase bewegen sich schneller, stoßen auch gegeneinander und an die Wand des Behälters, woraus ein Druck, der Damfdruck 0 resultiert. Ein Teil der Moleküle aus der Gashase trifft auf die Oberfläche auf und wird von den Molekülen in der Flüssigkeit festgehalten. In einem abgeschlossenen Behälter entsteht so bei einer bestimmten Temeratur ein Gleichgewicht zwischen der Anzahl an Molekülen, die aus der Flüssigkeit in die Gashase treten, und umgekehrt. Der Sättigungs- oder Siededamfdruck 0S ist der Druck dieses Gases über der siedenden Flüssigkeit. Er ist temeraturabhängig. Man bezeichnet das Gas, das mit der siedenden Flüssigkeit im Gleichgewicht steht, als gesättigten Damf. Es hat gleiche Temeratur und gleichen Druck wie die siedende Flüssigkeit. *) Dr.-Ing. Eckhard Ignatowitz Chemietechnik Euroa-Lehrmittel Nr.: 70415 ISBN 978-3-8085-7050-0

-IV A.2-2.1.1 Volumenveränderung Wie verändert der Damfdruckes 0 sich bei Verkleinerung des Behältervolumens? Ein kleineres Volumen führt bei idealen Gasen zu einer Erhöhung des Druckes (z.b. Zylinder oder Druckluftbehälter). Der Druck kann jedoch nicht größer werden als der Siededamfdruck 0S. Der maximale Druck bleibt dadurch konstant, dass Moleküle aus der Gashase in die Flüssigkeit übergehen, d.h. ein Teil des Damfes kondensiert. 2.1.2 Temeraturveränderung Wie verändert der Damfdruckes 0 sich bei Erwärmung des Behälters? Beim Erwärmen wird den Molekülen mehr Energie zugeführt. Dadurch schaffen mehr Moleküle aus der Flüssigkeit den Übergang in die Gashase und der Druck über der Flüssigkeit, der Damfdruck 0, steigt an. 2.2 Aggregatzustandsänderungen reine Stoffe Die Aggregatzustände und ihre Änderungen lassen sich für reine Stoffe in einem Druck,Temeratur-Diagramm darstellen. Die thermodynamischen Gleichgewichtszustände zwischen verschiedenen Aggregatzuständen oder Phasen werden durch Linien abgegrenzt: Die Damfdruck- (oder Siedeunkt-)linie trennt gasförmige und flüssige Phase. Die Schmelzdruck- (oder Schmelzunkt-)linie trennt flüssige und feste Phase. Die Sublimationsdrucklinie trennt gasförmige und feste Phase. Im Trielunkt treffen alle Linien zusammen, hier liegt thermodynamisches Gleichgewicht zwischen drei Phasen vor. In Abb.2 erkennt man das Druck,Temeratur-Diagramm für einen reinen Stoff. Abb.2: Druck,Temeratur- Diagramm von reinem Wasser

-IV A.3- Bei der Trennverfahren der Thermischen Verfahrenstechnik werden häufig nur die Damfdruckkurven der Stoffe gebraucht. Diese sind für die beiden Stoffe Benzol und Toluol in Abb.3 dargestellt. 7 Damfdruckkurven Siededamfdruck in 100 kpa 6 5 4 3 2 Benzol Toluol 1 0 0 50 100 150 t in C Abb.3:Damfdruckkurven (Quelle: berechnet mit Antione-Gleichung) 2.3 Gasgemische Für ein ideales Gas gilt die universelle oder thermodynamische Gasgleichung: Gleiche Volumina idealer Gase enthalten bei gleichem Druck und gleicher Temeratur die gleiche Anzahl an Stoffteilchen. V = n R T : Druck in N/m 2 Werden bei gleicher Temeratur mehrere ideale Gase (Abb.4) in einem Raum mit Volumen V gemischt, so gilt für jede Komonente i: i V = ni R T (Gl.1) V: Volumen in m 3 n: Stoffmenge in mol R: universelle Gaskonstante R = 8,314 J/(molK) T: Temeratur in K Abb.4: Gesamtdruck von Gasen mit gleichem Volumen und gleicher Temeratur

-IV A.4- Gesetz von Dalton: Der Gesamtdruck im Gasgemisch setzt sich aus den Partialdrücken i jeder einzelnen Komonente zusammen. = Σ i : Gesamtdruck in N/m 2 i: Partialdruck in N/m 2 Um die Menge eines Gases in einem Gemisch anzugeben, verwendet man den Molanteil oder Stoffmengenanteil eines Gases: Molanteil (Stoffmengenanteil) einer Komonente in einem Gasgemisch. yi = n n i yi: Molanteil der Komonente i im Gas in %/100 (0 yi 1) ni: Stoffmenge der Komonente i im Gas in mol n: Gesamtstoffmenge im Gas in mol Aus Gleichung 1 und der idealen Gasgleichung erhält man: i V V = n i R T n R T Unter Berücksichtigung des Molanteils ergibt sich somit: i n = i = yi n (Gl.2) Stellt man die Gleichung um, so ergibt sich eine wichtige Ausdrucksform für das Gesetz von Dalton: i = yi Anmerkung: (Gl.3) Für die Mischung verschiedener Gaskomonenten unterschiedlicher Volumina bei gleichem Ausgangsdruck (Abb.5) gilt: yi = n n i = V i RT V RT somit yi = V V i Abb.5: Gesamtdruck von Gasen mit gleichem Druck und gleicher Temeratur

-IV A.5-2.4 Lösungen Lösungen bestehen aus einem Lösungsmittel (einer Flüssigkeit), und dem oder den gelösten Stoffen, die ursrünglich fest, flüssig oder gasförmig waren. Der Molanteil oder Stoffmengenanteil der Komonente i in der Flüssigkeit gibt den Anteil dieser Komonente in der Lösung an: Molanteil (Stoffmengenanteil) einer Komonente in einer Lösung. xi = n n i xi: Molanteil (Molenbruch) der Komonente i in der Lösung in %/100 (0 xi 1) ni: Stoffmenge der Komonente i in der Lösung in mol n: Gesamtstoffmenge in der Lösung in mol Für den Gleichgewichtszustand zwischen einer Lösung und der Gashase d.h. dem Damf über der Flüssigkeit, gilt das Gesetz von Raoult: Der Damfdruck einer Lösung ist gleich dem Produkt aus dem Damfdruck des reinen Lösungsmittels und dem Molenanteil des Lösungsmittels. i = xi 0i i: Partialdruck in N/m 2 xi: Molanteil in %/100 0i: Damfdruck der Komonente i in N/m 2 Wenn alle Komonenten i einer Lösung dem Gesetz von Raoult folgen, sricht man von einer idealen Lösung. Stark verdünnte Lösungen und Lösungen chemisch ähnlicher Komonenten sind annähernd ideale Lösungen. 2.5 Gas-Flüssigkeits-Gleichgewichte Die meisten thermischen Trennverfahren (Destillation, Absortion) dienen zum Trennen von Flüssigkeiten, wobei Aggregatszustandsänderungen mit der Gashase erfolgen. Betrachten wir das quasi binäre Gemisch Luft: Siedeunkt von Stickstoff: TS,N2 = -195 o C. Molanteil in der Gashase: y1=0,79. Siedeunkt von Sauerstoff: TS,O2 = -183 o C. Molanteil in der Gashase: y2=0,21. Wenn man das Gemisch bis zur Bildung der ersten Flüssigkeitstrofen abkühlt, stellt man fest, dass es sich bei diesen Trofen nicht um reinen Sauerstoff handelt. Es ist ein Gemisch mit einem Sauerstoff-Molanteil von ca. x2 = 0,5. Ebenso enthalten beim Erwärmen von flüssiger Luft die ersten Gasblasen nicht reinen Stickstoff, sondern nur einen höheren Molanteil an Stickstoff. Beim thermischen Trennen von Gemischen erhält man keine reinen Stoffe. Die getrennten Fraktionen werden an den entsrechenden Komonenten angereichert. Die Erklärung für diese Vorgänge liefern die Gesetze von Dalton und Raoult.

-IV A.6-2.5.1 Siedelinie eines Zweistoffgemisches im Druckdiagramm Betrachten wir ein Zweistoffgemisch bei einer bestimmten Temeratur (Temeratur ist konstant). Wir wählen den Index 1 für die nieder- oder leichterflüchtige Komonente, d.h. den Stoff mit dem kleineren Siedeunkt. Das Gesetz von Dalton besagt: = 1 + 2 Nach Raoult gelten: und 1 = x1 2 = x2 Für ein Zweistoffgemisch muss gelten: oder x1 + x2 = 1 x2 = 1 - x1 Somit errechnet sich der Gesamtdruck zu: = x1 + x2 = x1 + (1 - x1) = x1 ( - ) + (Gl.4) Dies ist eine lineare Funktion des Druckes, der sich in Abhängigkeit des Molanteils der leichterflüchtigen Komonente in der Flüssigkeit darstellen lässt. Trägt man die Partialdrücke und den Gesamtdruck über dem Molanteil in der Lösung auf, erhält man ein Druckdiagramm (Abb.6). Es gilt bei konstanter Temeratur. Die Gesamtdruckkurve entsricht der Siedelinie des Zweistoffgemisches. Bei Unterschreiten dieses Druckes beginnt die Flüssigkeit zu sieden. 1 1 2 2 0 x 100 % 1 Abb.6: Druckdiagramm eines idealen Zweistoffgemisches Die Siedelinie realer Zweistoffgemische weicht von dem linearen Verlauf ab. Im Buch (Bild 2 S. 432) ist sie beisielhaft dargestellt.

-IV A.7-2.5.2 Taulinie eines Zweistoffgemisches im Druckdiagramm Berechnen wir den Gesamtdruck in Abhängigkeit von der Konzentration in der Gashase. (Gl.3) besagt: i = yi Mit dem Gesetz von Raoult erhält man: xi o1 = yi Umgestellt: xi = yi 0i Eingesetzt in die Summe der Molanteile in der Lösung: x1 + x2 = y1 Für ein Zweistoffgemisch gilt: x1 + x2 = 1 und: y1 + y2 = 1 d.h. y2 = 1 - y1 Man erhält somit 1 = = = + y2 (Gl.5) = y 1 y2 = y 1 y2 y 1 y 1 1 y1 (1 y y ( 1 1 ) ) (Gl.6) Diese Funktion von in Abhängigkeit des Molanteils der leichterflüchtigen Komonente in der Flüssigkeit wird durch eine Hyerbel (Abb.7) im Druckdiagramm (bei konstanter Temeratur) dargestellt. Es ist die Taulinie (oder Kondensationslinie) des Zweistoffgemisches: bei Druckerhöhung über der Taulinie beginnt der Damf zu kondensieren (zu tauen ). Abb.7: Druckdiagramm eines idealen Zweistoffgemisches

-IV A.8- Das Gebiet zwischen Siedelinie SL und Taulinie TL bezeichnet man als Nassdamfgebiet. Für die geltende Temeratur zeigt Abb.7 bei einem bestimmten Gesamtdruck, dass eine Flüssigkeit mit einer bestimmten Konzentration (z.b. x1) mit einem Damf einer bestimmten Konzentration (dann y1) im Gleichgewicht steht. Das Diagramm gilt nur für ein ideales Zweistoffgemisch mit vollkommener Mischbarkeit im flüssigen und gasförmigen Zustand. 2.5.3 Siedelinie und Taulinie eines Zweistoffgemisches im Siedediagramm In der Technik laufen die Reaktionen häufiger bei konstantem Druck als bei konstanter Temeratur ab. Die Gründe hierfür sind: - Viele Reaktionen finden in offenen Behältern statt, d.h. bei Umgebungsdruck. - Die Regelung des Reaktionsablaufes durch die Veränderung von Temeraturen ist einfacher. In Abb.8 ist das Siedediagramm eines idealen Zweistoffgemisches dargestellt. Man hat ähnlich wie im Druckdiagramm die Siedelinie und die Taulinie dargestellt. Dazwischen befindet sich wiederum das Nassdamfgebiet. Anmerkung: Abb.8: Siedediagramm eines idealen Zweistoffgemisches Das Siedediagramm kann für ein ideales Zweistoffgemisch aus den Damfdruckkurven der beiden Komonenten konstruiert werden (Abb.9). Hierbei ist der Gesamtdruck jeweils konstant. Die Molanteile sind ebenso wie die Damfdrücke temeraturabhängig. Sie müssen berechnet werden: Aus Gl.4 erhält man x1(t) = Gl.5 umgestellt ergibt: y1 (T) = (T) (T) (T) zur Berechnung der Siedelinie, und (T) x1(t) zur Berechnung der Taulinie. Abb.9: Konstruktion des Siedediagramms aus den Damfdruckkurven (ideales Zweistoffgemisch)

-IV A.9-2.5.4 Gleichgewichtkurve eines Zweistoffgemisches Ideale Zweistoffgemische Die Änderungen der Aggregatzustände können bei konstantem Druck durch die Siede- und Taulinie im Siedediagramm und durch die Gleichgewichtskurve nach McCabe-Thiele dargestellt werden. In der Gleichgewichtskurve ist für ein Zweistoffgemisch die Konzentration der leichterflüchtigen Komonente in der Gashase (y1) über der Konzentration in der flüssigen Phase (x1) aufgetragen. Die Gleichgewichtskurve (y1,x1) lässt sich Punkt für Punkt (Abb.10) aus der Siedelinie und der Taulinie des Siedediagramms konstruieren. Abb.10: Konstruktion der Gleichgewichtskurve aus dem Siedediagramm (ideales Zweistoffgemisch) Je weiter die Gleichgewichtskurve von der 45 -Linie entfernt ist, desto einfacher lassen sich die beiden Komonenten trennen.

-IV A.10- Nicht ideale Zweistoffgemische Nicht ideale Zweistoffgemische folgen nicht den Gesetzen von Dalton (für ideale Gase) und Raoult (für ideale Lösungen). Die entsrechenden Siedekurven (Abb.11) können ein Siedeunktminimum oder ein Siedeunktmaximum aufweisen. In den Gleichgewichtskurven (Abb.11) bezeichnet man den Schnittunkt mit der 45 -Linie als azeotroen Punkt. Ein Beisiel für ein Zweistoffgemisch mit Siedeunktminimum ist Ethanol/Wasser (azeotroer Punkt bei 1,3 10 5 Pa: x1 = 0,894). Saetersäure/Wasser besitzt ein Siedeunktmaximum (azeotroer Punkt bei 1,3 10 5 Pa: x1 = 0,386). Abb.10: Siede- und Gleichgewichtsdiagramm mit Siedeunktminimum (links) bzw. Siedeunktmaximum (rechts) (Quelle: Schwister/Taschenbuch der Verfahrenstechnik)