Einführung in die Signalverarbeitung

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Transkript:

Einführung in die Signalverarbeitung Phonetik und Sprachverarbeitung, 2. Fachsemester, Block Sprachtechnologie I Florian Schiel Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung, LMU München Signalverarbeitung - Teil 4

Allgemeines Unterrichtssprache ist Deutsch (englische Fachbegriffe in Klammern) Fragen am besten sofort; besser einmal zuviel gefragt Literatur/Videos: Barry van Veen: Video-Turorial Introduction to the Z-transform https://www.youtube.com/watch?v=njriqhsgmb0. Pfister B, Kaufmann T (2008): Sprachverarbeitung - Grundlagen und Methoden der Sprachsynthese und Spracherkennung. Springer-Verlag Berlin Heidelberg.

Abtastung des Signals Abtastung Abtasttheorem II Bisher: Fourier von analogen Signalen Frage: Was passiert mit dem Spektrum beim digitalen (abgetasteten) Signal? Abtastung = Multiplikation mit periodischem Impulssignal mit s(t n ) = s(t) i(t) { 1 : t = 0, Tabt, 2T i(t) = abt, 3T abt... 0 : sonst Spektrum des digitalen Signals S n (f ) = F{s(t) i(t)} = S(f ) I(f ) university-logo-filen

Abtastung des Signals Abtastung Abtasttheorem II Was aber ist das Spektrum des Impulssignals i(t)? Impulssignal = periodisches Signal mit Periodendauer T abt Spektrum I(f ) muss ein Linienspektrum sein mit Linienabstand f abt = 1 T abt (in diesem Fall sind die Linien alle gleich groß.) Was bedeutet Faltung mit Linienspektrum? Wdh: Faltung eines Signals mit einem Impuls = Reproduktion des Signals Faltung mit vielen Impulsen = Mehrfache (versetzte) Reproduktion des Signals

Abtastung des Signals Abtastung Abtasttheorem II Die Abtastung des Signals s(t) bewirkt also eine Replikation des Spektrums bei ganzzahligen Vielfachen von f abt = 1 T abt :

Abtastung des Signals Abtastung Abtasttheorem II Die Abtastung des Signals s(t) bewirkt also eine Replikation des Spektrums bei ganzzahligen Vielfachen von f abt = 1 T abt : Da die wiederholten Spektren alle identisch und symmetrisch, betrachtet man nur den positiven Frequenzbereich 0... f abt 2 university-logo-filen

Abtasttheorem II Abtastung Abtasttheorem II Was passiert, wenn das Signal Frequenzen f > f abt 2 enthält? Hohe Frequenzen benachbarter Spektren überlagern sich Abtastbedingung nicht erfüllt aliasing effect (Spiegelfrequenzen hörbar) Bitte beunruhigen Sie sich nicht wegen des Begriffs negative Frequenzen. Diese entstehen durch die Fouriertransformation, haben aber keine tiefere Bedeutung, außer dass sie als Spiegelfrequenzen eine Störung verursachen können.

Fourier in der Praxis Fourier in der Praxis Reziprozitätsgesetz der Systemtheorie In der Praxis kann man keine unendlichen Signale oder Spektren berechnen. Jedes digitale Signal ist zeitlich begrenzt und hat N Abtastwerte. Die diskrete Fouriertransformation (DFT): implizite Annahme: das (zeitlich begrenzte) Signal s(t n ) (n = 0... N) ist nur eine Periode eines unendlichen periodischen Signals Fourierreihenentwicklung liefert N Linien (weil Linienspektrum) mit Abstand f = f abt N symmetrisch im Bereich f abt 2 + f abt 2 Jede Linie besteht aus 2 Werten: Amplitude und Phase der Sinusschwingung university-logo-filen

Fourier in der Praxis Reziprozitätsgesetz der Systemtheorie (DFT) Je länger also das Signalstück (N) desto feiner die Frequenzauflösung des berechneten, diskreten (weil Linien) Spektrums In der Praxis genutzt wird nur das positive Spektrum, also N 2 Linien Da jede Linie aus zwei Werten, Amplitude und Phase, besteht, sind es wieder genau N Werte wie im Signal s(t n ). Die DFT berechnet also aus N Abtastwerten ein komplexes Spektrum für N 2 positive Frequenzwerte, die sich von f = 0... f abt 2 Hz erstrecken. Jeder Frequenzwert besteht aus Amplitude und Phase der im Signal enthaltenen Sinusschwingungen. (Phase wird oft vernachlässigt. Beachte aber: aus dem Amplitudenspektrum allein lässt sich s(t n ) nicht rekonstruieren!) university-logo-filen

Fourier in der Praxis Reziprozitätsgesetz der Systemtheorie (DFT) Formeln der DFT Üblicherweise wird die DFT nicht in Abhängigkeit der kontinuierlichen Frequenz f sondern der diskreten Kreisfrequenz ω k berechnet: S D (ω k ) = N 1 n=0 s(t n )e j2πkn/n ω k = 2πk NT abt k = 0... N 1

Fourier in der Praxis Reziprozitätsgesetz der Systemtheorie Reziprozitätsgesetz der Systemtheorie Zeitliche und spektrale Auflösung (= Messgenauigkeit) sind voneinander abhängig Anschauliche Erklärung: f t Konstante ( t T abt!) Zeitsignal kürzer Zeitauflösung t kleiner (genauer, weil wir genauer wissen, wo das Signal stattfindet!) N wird kleiner (weniger Abtastwerte) weniger Werte ( N 2 ) im Spektrum S D(ω k ) Frequenzbereich 0... f abt 2 bleibt aber gleich, weil die Abtastrate f abt gleich bleibt weniger Spektralwerte für gleichen Frequenzbereich f wird größer, Frequenzauflösung schlechter university-logo-filen

Fourier in der Praxis Reziprozitätsgesetz der Systemtheorie Reziprozitätsgesetz der Systemtheorie Das Reziprozitätsgesetz findet sich beim Sonagramm wieder in dem Unterschied Schmalbandsonagramm : Zeitfenster ist groß (> 25msec) Zeitauflösung ist schlecht (Glottisschläge nicht sichtbar) Frequenzauflösung ist gut (Obertöne sichtbar) Breitbandsonagramm : Zeitfenster ist klein (< 25msec) Zeitauflösung ist gut (Glottisschläge sichtbar) Frequenzauflösung ist schlecht (Obertöne nicht sichtb.)

: Motivation Motivation Filterformel Übertragungsfunktion Ein lineares zeitdiskretes System (z.b. ein digitales Filter) lässt sich nicht immer zufriedenstellend durch seine Übertragungsfunktion G(f ) beschreiben. (ein Signal schon!) G(f ) ist die Fouriertransformierte der Impulsantwort g(t) Was aber, wenn die Impulsantwort unendlich lang ist wie bei einem IIR-Filter? Wie kann man bei einem solchen System aus der Filterformel die Übertragungsfunktion berechnen?

: Motivation Motivation Filterformel Übertragungsfunktion Warum ist das für die Phonetik wichtig? Vokaltrakt = Rohr = akustisches Filter mit Resonanzen Resonanzen (Formanten) = Frequenzen werden verstärkt = = IIR Filter Vokaltrakt + Nasenraum = Rohr mit Verzweigung = = akustisches Filter mit Formanten und Antiformanten = = IIR + FIR Filter Um also den Vokaltrakt als akustisches Filter zu modellieren, braucht man ein Filter, das FIR und IIR Anteile enthält.

: Motivation Motivation Filterformel Übertragungsfunktion Z-Transformierte Die Z-Transformierte beschreibt beliebige zeitdiskrete lineare Systeme und man kann aus ihr die Übertragungsfunktion leicht ableiten. Die Z-Transformierte ist definiert als eine Funktion der komplexen Variable z: F(z) D.h. die abhängige Variable ist zweidimensional in der komplexen Ebene, der sog. Z-Ebene (z-plane). In der Z-Ebene ist die X-Achse der Realteil von z, die Y-Achse der Imaginärteil von z. Über der Z-Ebene erhebt sich die Z-Transformierte F(z) wie ein dreidimensionales Gebirge.

: Filterformel Motivation Filterformel Übertragungsfunktion Die Z-Transformierte eines linearen Filters besteht aus zwei Polynomen in Nenner und Zähler: F(z) = a 0 + a 1 z 1 + a 2 z 2 +... b 1 z 1 + b 2 z 2 +... = a 0 + k a kz k j b jz j wobei die a k die FIR- und die b j die IIR-Filterkoeffizienten sind. Beide Polynome können für bestimmte z zu Null werden (z.b. hat das Polynom z 2 bei z = 0 eine Nullstelle). Wenn F(z 0 ) = 0 spricht man von einer Nullstelle bei z 0 ; wenn F(z p ) spricht man von einer Polstelle bei z p. (weil das Polynom im Nenner zu Null wird; 1/0.) university-logo-filen

: Filterformel Motivation Filterformel Übertragungsfunktion Nullstellen kann man sich als Senken, Polstellen als sehr hohe Spitzen in der Z-Ebene vorstellen. Zusammen bilden sie das Gebirge der Z-Transformierten F(z). Z-Ebene mit eingezeichneten Nullstellen ( ) und Polstellen ( ) eines einfachen Filters Pol- und Nullstellen sind i.d.r. konjugiert-komplexe Paare (d.h. je 2 symmetrisch zur X-Achse). Polstellen dürfen nur innerhalb des Einheitskreises (Radius 1) liegen.

Motivation Filterformel Übertragungsfunktion : Übertragungsfunktion Die Übertragungsfunktion F(f = 0... f abt 2 ) des Filters mit der Z-Transformierten F(z) ist der Verlauf von F(z) über dem halben Einheitskreis (von 0 bis 180 ), also für z = e jφ für φ = 0... π Entsprechend findet man auch die DFT auf dem Einheitskreis, aber an diskreten Punkten: z D = e j 2πk N für k = 0... N 2 Lage von Pol- und Nullstellen abhängig von Filterkoeff. Pol- und Nullstellen bestimmen die Form der Übertragungsfunktion: in der Nähe von Polen ist sie hoch, in der Nähe von Nullstellen ist sie niedrig. university-logo-filen

Fragen Motivation Filterformel Übertragungsfunktion Warum ist das Spektrum eines regelmäßig wiederholten Impulses ein Linienspektrum? Wie kann man die Abtastbedingung systemtheoretisch erklären? Warum besteht jede Spektrallinie in der DFT aus zwei Werten? Wenn man die Länge eines Analysefensters verdoppelt, was passiert dann im DFT-Spektrum? Was ist der Vorteil der bei der Beschreibung von digitalen Filtern?