Gesundheitsdefinitionen Das WHO - Konzept der Theoretische Grundlagen Gesundheit ist kein Zustand, sondern eine Verfasstheit, kein Ideal und nicht einmal ein Ziel. Gesundheit ist ein Weg, der sich bildet, wenn man ihn geht. (Schipperges, 1982) Gesundheit ist überhaupt nicht nur ein medizinischer, sondern überwiegend ein gesellschaftlicher Begriff. Gesundheit wiederherzustellen, heißt in Wahrheit: den Kranken zu jener Art von Gesundheit zu bringen, die in der jeweiligen Gesellschaft die anerkannte ist, ja in der Gesellschaft erst gebildet wird. (Bloch 1955) Für gesunde Menschen ist (...) kennzeichnend, dass sie sich frei entwickeln, ihre eigenen Anlagen und Potenziale auf schöpferischem Wege zur Entfaltung bringen. Sie orientieren ihr Verhalten nicht an von außen aufgezogenen oder kritiklos übernommenen Normen und Wertvorstellungen, sondern erreichen die Stufe der autonomen Moral und Selbstverantwortlichkeit für sich und andere. Fragestellung: Wie und mit welchen Mitteln kann das vorhandene Gesundheitspotenzial von Menschen durch strukturelle und politische Initiativen und durch persönliche Unterstützung gefördert werden? Was ist? Analyse und Stärkung von Gesundheitsressourcen und potenzialen beim Einzelnen und auf allen politischen Ebenen Veränderung von Lebensverhältnissen und Förderung des individuellen und kollektiven Gesundheitsverhaltens Beeinflussung von Bedingungen, die das Gesundheitsverhalten des Einzelnen und ganzer Bevölkerungen generieren Reduzierung bestehender Ungleichheiten in Gesundheitsstatus und Lebenserwartung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen dem Einzelnen Selbstbestimmung über seine Gesundheit ermöglichen durch Erweiterung seiner Handlungsspielräume
6 Prinzipien Die wachsende Ungleichheit von Gesundheitschancen auch in Deutschland kann nicht allein von der Gesundheitspolitik aufgefangen werden. Entscheidungen über die Verteilung von Gesundheitschancen und damit die Lebenserwartung und Lebensqualität in der Bevölkerung fallen genauso in der Bildungspolitik, Arbeitsmarktpolitik und bei der Einkommensverteilung: Ohne Gerechtigkeit keine Gesundheit! Gesundheits- statt Krankheitsorientierung Dreh- und Angelpunkt des Konzepts ist die positive Entfaltung von Gesundheit, nicht allein die Vermeidung von Krankheit Lebens- und Umweltbezug Berücksichtigung der jeweiligen Lebens-, Arbeits- und Umweltbedingungen, mit dem Fokus auf sozial benachteiligten Gruppen Prof. Dr. Rolf Rosenbrock vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, 2008 Gemeinwesenorientierung (community approach) Beschäftigung mit den konkreten gesundheitsbezogenen Problemlagen im Rahmen einer überschaubaren lokalen Einheit 6 Prinzipien Empowerment der Einzelne oder Gruppen werden dazu befähigt, selbst mit ihren Problemen umzugehen; dafür sind aber auch gezielte Angebote zur Kompetenzerweiterung nötig Prozess- statt Ergebnisorientierung bereits die Durchführung von smaßnahmen stellt einen Wert dar; für jede Ausgangslage und Situation gibt es aber die Möglichkeit weiterer Förderung vollständige Gesundheit ist nie erreicht Beispiele 1 Mit der regelmäßigen Durchführung von Schülertagungen, auf denen alle Projektschulen vertreten sind, soll den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen ihr eigenes Handlungsvermögen deutlich gemacht werden. In Schülerworkshops stellen die Schülerinnen und Schüler jeweils den anderen Schulen ihre Schule vor und erarbeiten in einem weiteren Schritt Bereiche, in denen sie Verbesserungs- bzw. Änderungsbedarfe sehen. Diese Ergebnisse nehmen die Kinder und Jugendlichen anschließend mit in ihre Schule und stellen sie dort vor. Angestrebt wird dabei, dass mindestens eine Idee während des Projektes umgesetzt wird. Partizipation Maßnahmen werden mit den und durch die Betroffenen, nicht für sie geplant und durchgeführt; das schließt die Motivierung zur Aktivität da ein, wenn Betroffene Probleme (noch) nicht selbst ansprechen (können) Das finden wir gut gesundes Frühstück, das Winterkino, die langen Pausen, Bücherei, Betreuung, grünes Klassenzimmer Das wünschen wir uns Kiosk, Klettergarten, Schaukel auf dem Schulhof, "wieder mal eine Pizza aus der Schulküche, saubere Toiletten
Beispiele 2 In einer Grundschule in einem sozial benachteiligten Gebiet organisieren einige Väter für die Jungen jeden Freitagnachmittag gemeinsame Unternehmungen wie Fußball spielen, in den Wald gehen oder werken. Hintergrund dafür ist die Tatsache, dass viele der Jungen allein von den Müttern betreut werden und es an der Schule auch nur weibliche Lehrkräfte gibt eine männliche Bezugsperson fehlt dort oftmals. Durch die Thematisierung dieses Problems konnten aus eigener Kraft aus dem Umfeld der Schule wichtige Ressourcen genutzt werden. 5 Handlungsfelder Entwicklung einer gesundheitsförderlichen Gesamtpolitik Ebene: Gesellschaft/ Politik in den Horizont der Politik bringen Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten Ebene: Lebenswelt/Umwelt Öffnung, Vernetzung, Nutzung öffentlicher Ressourcen Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen Ebene: Organisationen/Institutionen Organisationsentwicklung Neuorientierung der Gesundheits- und anderer gesundheitsrelevanter Dienste Ebene: Gruppe Teambildung, Kooperationsformen schaffen Förderung der Entwicklung persönlicher Kompetenzen Ebene: Person Stärkung der Persönlichkeit, gesunde Lebensweisen ermöglichen und erproben Settingansatz seit 1985 Kernstrategie der Weiterentwicklung des Comunity Developments durch Erkenntnisse der Organisationsentwicklung Setting Ein Feld, das alle relevanten Umwelteinflüsse einer Bevölkerungsgruppe umfasst = soziales System Interventionen richten sich auf diese sozialen Systeme, z.b. Schule Hochschule Betrieb Krankenhaus Kommune Region
Settingansatz Gesundheit und Krankheit einer Bevölkerungsgruppe sind das Resultat wechselseitiger Beziehungen zwischen ökonomischer, sozialer und institutioneller Umwelt und persönlichem Verhalten Antwort auf eher beschränkte Erfolge traditioneller Gesundheitserziehungsaktivitäten, die sich nur auf ein bestimmtes Problem (Rauchen, Ernährung, Stressreduktion) beziehen Settingansatz muss folglich dort ansetzen, wo Gesundheit entsteht und (wieder) hergestellt wird - bei der Lebenswelt der Menschen, da wo gelebt, gelernt, gespielt, geliebt, gepflegt und gearbeitet wird. durch Organisationsentwicklung die Organisation um die Dimension Gesundheit erweitern Gesundheit als Organisationsprinzip in die etablierte Organisationskultur einführen in der Organisation verankern, dabei deren Logik verstehen und akzeptieren organisationsbezogene smaßnahmen als Anregung zur Selbst- und Weiterentwicklung Wie entsteht Gesundheit? Wodurch bleiben Menschen gesund? Aaron Antonovsky (1923 1994) Unraveling the mystery of health. How people manage stress and stay well (1987) Kernstrategie: Die Betroffenen zu Beteiligten machen
Sense of Coherence (SOC) - Kohärenzgefühl Lebenseinstellung, die dazu beiträgt, tägliche Belastungen und Lebenskrisen zu bewältigen Überdauerndes Gefühl des Selbstvertrauens, das auch durch Schicksalsschläge, Misserfolge und Anfeindungen durch andere nicht infrage gestellt oder zerstört wird 1. Die Ereignisse des Lebens sind strukturiert, erklärbar und verstehbar. Sense of Comprehensibility Das werde ich schon ich schon begreifen! Zuversicht angesichts erworbener Kenntnisse Vertrauen auf die eigene Intelligenz 2. Eigene und soziale Ressourcen sind verfügbar, um Anforderungen zu bewältigen. Sense of Manageability Das werde ich schon schaffen! Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten Vertrauen auf soziale Unterstützung 3. Anforderungen sind Herausforderungen, die Interventionen und Engagement lohnen. Sense of Meaningfullness Mein Leben und mein Tun sind sinnvoll! Zuversicht in den Sinn des Lebens
Settingansatz Lebensbereich/-welt Partizipation der Betroffenen Empowerment Orientierung an der Dimension Orga-Entwicklung Organisation als lernendes System sehen Betroffene zu Beteiligten machen Nachhaltigkeit sichern Implementierung in den Alltag einer Organisation Evaluation Aspekte der Diversitiy Management Unterschiede als Chancen begreifen Genderaspekte berücksichtigen Salutogenetischer Ansatz Stärkung von Gesundheitsressourcen und - potenzialen Abbau von Über- und Fehlbelastungen Öffnung nach außen Kooperationspartnerschaften aufbauen Ressourcenmanagement