Fallpräsentation Geburtshilfe

Ähnliche Dokumente
Narren atemlos. Alltägliche Maskeraden oder das Spektrum unterer Atemwegsinfektionen. 22. St.Galler Infekttag Eva Lemmenmeier

Kasuistik: Todesfall bei HELLP-Syndrom Mütterlicher Sterbefall 2009

TUT 3. Dr. Christoph Bichler

Fall einer hereditären Hämochromatose (HH) Dr. med. Carl M. Oneta Schaffhauserstrasse Winterthur

Fallbuch Gynäkologie und Geburtshilfe

Fallbuch Gynäkologie und Geburtshilfe

Klinische Fälle. Stefanie Döbele, Innere Medizin I Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie Universitätsklinikum Tübingen

Konventionelle Röntgendiagnostik des Thorax. Fallbeispiele aus der Praxis

Fallvorstellung Akutes postpartales Leberversagen , Berlin M. Wink, Dr. H. Blumenstein, Prof. Dr. M. Untch

Wieviel und welche Diagnostik bei. ..unspezifischen Krankheitssymptomen (B-Symptomen)

PLEURAERGUSS. Prof. Michael Tamm Chefarzt Klinik Pneumologie, USB

Fieber und Bauchschmerzen

Fall x: - weiblich, 37 Jahre. Symptome: - Visusminderung, Gangunsicherheit. Neurologischer Befund: - rechtsbetonte spastische Tetraparese - Gangataxie

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

Eine Patientin mit Nierenversagen und hyperammoniämischen Koma. Edith Doberer Univ. Klinik für Innere Medizin III Medizinische Universität Wien

Inhaltsverzeichnis. Fall 1 Seite 2 67-jährige Patientin mit ausgeprägter Luftnot. Fall 2 Seite 3 72-jährige Patientin mit makrozytärer Anämie

Infek&ologisches Konsil Kasuis&k 1. PD Dr. med. Rika Draenert Sek&on Klinische Infek&ologie Klinikum der Universität München

Bluttransfer über die Plazenta - das fetomaternale Transfusionssyndrom. Maier JT, Schalinski E, Schneider W, Gottschalk U, Hellmeyer L

Hochblutdruck und Schwangerschaft

Definition. Entzündliche abakterielle Nierenerkrankungen mit Befall unterchiedlicher glomerulärer Strukturen

Schwangeren-Vorsorge

Institut für Labormedizin IFLM. eine - auch labormedizinische - Wanderung mit Folgen?

Lernziele. Typische Ursachen der Dyspnoe, die mit radiologischen Verfahren diagnos(ziert werden können

Thrombopenie in der Schwangerschaft. Prof. Dr. Jörg Beyer Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin

Notfälle während Schwangerschaft und Geburt Notarzt-Refresher BHS Linz. Prim. Dr. Harald Gründling. Freitag, 19. Oktober Symptomatik.

Rationale Pneumoniediagnostik und -therapie

Akutes Nierenversagen unter ART. Silvia Ernst Spitalzentrum Biel

Befundbogen für Abklärungsuntersuchungen zur Nieren-und/oder Pankreastransplantation

Ambulante Therapie bei Fieber: wann? wie? Andrea Duppenthaler

Zurück ans Bett! Trends der modernen Diagnostik und ihre Gefahren. Katia Boggian, Infektiologie/Spitalhygiene, Kantonsspital St.

Geburtenbericht 2015!

Die in den Mundspeicheldrüsen und im Pankreas gebildete Alpha- Amylase (α-amylase) ist ein Enzym der Kohlenhydratverdauung.

Prävention der neonatalen Sepsis durch Streptokokken der Gruppe B

UNSER RATGEBER FÜR DIE SCHWANGER- SCHAFT

HypertensiveErkrankungen in der Schwangerschaft (HES)

Der hypertensive Notfall

Röntgenquiz Thorax. S. Diederich. Deutscher Röntgenkongress 2013, Hamburg

:35 Bei einem Blasensprung ab 36+0 SSW ist eine antibiotische Prophylaxe bis zur Geburt indiziert, wenn die Dauer des Blasensprunges 18

Kopfschmerzen beim Patienten oder beim Arzt?

Triage - Notfallpflege Vitalparameter: Puls 78/min SaO2 98% bei Raumluft Temp 36.3 C

Labor und apparative Diagnostik. kompakt-information. detail-information. 6.1 Labor. 6.2 Infektionsdiagnostik. 6.3 Befunde aus apparativer Diagnostik

E-Poster 66. Pulmonale Raumforderung unter Infliximab-Therapie

Sepsis aus der Sicht des Klinikers

Strukturierter Dialog bei häufiger Azidose und kritischem Zustand des Kindes bei Geburt Der Hessische Weg. W. Künzel und B.

Mikrobiologische Diagnostik- wann ist was sinnvoll?

jährige Patientin mit rechtsseitigem Unterbauchschmerz jährige I. Gravida/Nullipara in der SSW beiz. n. IVF

Koronare Herzerkrankung Diagnostik nicht-invasiv

Herzlichen Dank für die Einladung. Herzchirurgie: Bewährtes und Neues Universitätsspital Basel 1.Nov.2012

Familienplanung und Sexualität nach Transplantation: Schwangerschaften nach Transplantation

Vor- und Nachname. Geburtsdatum. Gesundheitsheft

Perikarditis - Was sagen die neuen Leitlinien?

Einsatz von Magnesiumsulfat in der Geburtshilfe Fetale Neuroprotektion und Eklampsieprophylaxe

Atemnot Herzinsuffizienz oder ACS?

Patient mit Husten: Klinische Unterscheidung von akuter Bronchitis und Pneumonie

Empfehlungen zur Antibiotikaverschreibung bei häufigen ambulant erworbenen Infektionen. Kriterien für die Antibiotikaverschreibung

Schwangerschaft (HES)

Wie aus einer Mücke ein Elefant wird C. Doenecke

Mutterpass. Bitte sorgfältig aufbewahren und zu jeder ärztlichen Untersuchung sowie zur Entbindung mitbringen.

Die Lungenembolie in der Notfallaufnahme. Oana-Maria Driga

Bundesauswertung 2002 Modul 16/1 Geburtshilfe 5. Basisauswertung. Alle Geburten ,0 100, , ,0

Eine ungewöhnliche Sportverletzung. Giftige Fälle, K. Kurz, Innere Medizin II

Voruntersuchungen. Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin

2. Auflage Bernhard Hellmich

Pneumonie im Kindesalter: Diagnose und Therapie. Carmen Casaulta Medizinische Kinderklinik Inselspital 3010 Bern

GERIATRIE. ÜBERRASCHEND VIELFÄLTIG.

Hypertonie in der Schwangerschaft

Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen

Keimspektrum bei HWI

GerOSS: Versorgung und Outcomebei Eklampsie im Vergleich und Fallberichte

CLINICAL PATHWAY Ambulant erworbene Pneumonie (CAP)

2.2. Empirische intravenöse Therapie gemäss vermutetem Fokus

Beckenendlagengeburt spontan oder per Sectio?

Diagnostik und Management des fetalen Hydrothorax

Intensivmedizinische Therapie der akut exacerbierten COPD. Katholisches Klinikum Koblenz Innere Medizin/Pneumologie

Formular Untersuchungsverzeichnis Zentrallabor (Beispiel)

Harnwegsinfektionen von der Hausarztpraxis bis zur Intensivstation. Professor Christian Ruef Institut für Infektiologie und Spitalhygiene

Vorbereitungsbogen einer Nierenspende

Ergebnisqualität nach Nierentransplantation

Fortschritte in der Diagnostik häufiger Infektionskrankheiten. Ursula Flückiger Zentrum Innere Medizin Hirslanden Klinik Aarau

Einführung in die klinische Medizin IV 1

Von Irrungen und Wirrungen. M. Huber/H. Kovari Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene USZ

Fallbeispiele aus der Praxis

Teil 1 Anamnese. Teil 2 Geburtsbeginn. Teil 3 Eröffnungsphase. Teil 4 Austrittsphase. Teil 5 Besondere Geburten. Teil 6 Nachgeburtsphase

Laparoskopische Pankreasresektion

Infekte der (oberen) Atemwege. Husten Halsschmerzen Ohrenschmerzen NNH - Entzündung

Behandlungspfad Geburt

Dr. med. Jens Wilhelm. Stuttgart

Veränderungen der Gerinnung in der Schwangerschaft Köln Köln/Bonner Symposium Schwangerschaft und Gerinnung

TSS versus TRALI. Anästhesiologie, Universitätsspital Basel Herbstsymposium Der rote Faden

Die neue Leitlinie Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen Was ist wirklich neu?

Zentrum. Visitenblatt. akut nicht akut Wiedervorstellung erfolgt

Diagnostische Strategien: Dyspnoe. Michael Beldoch, Dr. Susanne Anton, Julia Pfeiffer, Dr. Heike Seidel PD Dr. Alex Frydrychowicz

(K)ein klarer Fall. Dr. med. Jean-Marie Schnyder. Facharzt für Pneumologie, innere Medizin, physikalische Medizin & Rehabilitation

US-WQ 1 (E-RV Urinsediment) Autor(en): Schürer

Halsschmerzen, kemmen Sie schnell!

Transkript:

Fallpräsentation Geburtshilfe Tatiana Naydina Ragaz Spital Limmattal

29-jährige 1-Gravida 1-Para Spontangeburt am 11.08.2015 in der 40+0 SSW Rhesuskonstellation (Blutgruppe A Rh negativ) Multiple Sklerose (ED 2004) schubförmig remittierend letzter Schub 06/2013: Parästhesie rechte Körperhälfte und periumbilikal Therapie: Copaxone 04/04-02/09, Gilenya 08/12-02/13, Tysabri 05/13 10/14 Während der Schwangerschaft Remission ohne Therapie

Schwangerschaftsverlauf ETT nicht durchgeführt Nüchtern Blutzucker physiologisch Gewichtszunahme in der Schwangerschaft: 22.3 kg BMI: 28.5 kg/m2 Serologien Röteln IgG positiv (14 IU/ml), HBs Ag negativ, Anti-HBc Ak negativ, HIV negativ, VZV IgG positiv, Toxoplasmose IgM /IgG negativ Abstriche Streptokokken der Gruppe B: unbekannt

Geburtshilfliche Anamnese Bland Gynäkologische Anamnese 2012: Mammaaugmentation bds., Belgrad

Geburt Eintritt in der 40+0 SSW mit SBS (Abgang von klarem FW) und Kontraktionen bei MM fd. Eröffnungsphase: problemlos, EP-Dauer 4 Std. Austreibungsphase: rasche AP bei suspektem CTG. Spontangeburt über m/l Episiotomie und Vaginalriss. AP-Dauer 30 Min. Blasensprung: ca. 5 Std. antepartum Plazenta: spontan, vollständig Blutverlust: 300 ml

Postpartaler Verlauf 1.Tag: Rhophylac -Gabe bei Rhesuskonstellation Unauffällige Überwachung, RR 110/60 mmhg

2. Tag: Verschlechterung des allgemeinen Zustandes Fieber 38,8 C RR 123/73 mmhg Uteruskantenschmerz, keine weitere Symptomatik Infektparameter: CRP 100mg/l und Lc 12 G/l, Hb 96 g/l Verdachtsdiagnose: beginnende Endomyometritis Therapie: Augmentin i.v.

3. Tag: T 39.2 C Infektparameter: CRP 224 mg/l, Lc 8,9 G/l beta-hämolysierende Streptokokken Gruppe C/G im Vaginalabstrich Blutkulturen negativ Therapie: zusätzlich Vibravenös i.v.

4. Tag: zunehmende AZ- Verschlechterung Dyspnoe mit trockenem Husten Auskultatorisch Rasselgeräusche rechts Röntgenthorax: V.a. Pneumonie T 38.7 C; RR 115/73mm Hg Therapie: Fortführen der Therapie mit Augmentin und Vibravenös. Zusätzliche Inhalation mit Ventolin Labor: regrediente Lc (6,0 G/l), CRP ansteigend (297 mg/l)

5. und 6.Tag: Verbesserung des AZ sowie der Dyspnoe RR 131/85mmHg, 128/85mmHg Afebril schleichende Zunahme von Ödemen der unteren Extremitäten, (interpretiert: postpartal DD infektbedingt) CRP weiter ansteigend (323mg/l) Lc normwertig (5,7 G/l)

7.Tag: Erneut zunehmende Dyspnoe, afebril Massive rechtsseitigen Oberbauchschmerzen Erhöhte Leberwerte (LDH 285 U/l, ASAT 96 U/l, ALAT 108 U/l, AP 238 U/l, GGT 82 U/l) Thrombozytenzahl normwertig (232 G/L) Infektparameter: CRP 231 (sinkend) ; Lc 5,9 G/l Steigende BD-Werte: RR 140/88 mmhg bis RR 153/95 mmhg

Chirurgisches Konsil: V.a. akute Cholezystitis ad laparoskopischer Cholezystektomie und Leberbiopsie Intraoperativ: Gallenblase diskret entzündlich verändert Histologie: leichtgradige Wandverdickung und mässiggradige chronische lymphofollikuläre Entzündung Leberbiopsie: keine Hinweise für ein entzündliches Geschehen, eine portalvenöse Stauung Postoperativ Verlegung auf die IPS CT Thorax / Abdomen: Pleuraergüsse bds., rechts >links

Minithorakotomie rechts. Pleuradrainage nach Bülau (1,5l) Mikrobiologie des Transsudats: bland TTE und TEE : EF 64%, geringe pulmonale Hypertonie, Ausschluss einer Endokarditis. Diskreter Perikarderguss. Keine Kardiomyopathie.

8. Tag: Hypertonie bis 200/110 mmhg Hyperreflexie massive generalisierte Ödeme 24h-Sammelurin : KEINE Proteinurie (Proteinverlust< 123mg/24h) KEINE Thrombozytopenie (Tc 311 G/l) Leberwerte regredient Infektarameter: CRP 120 mg/l, Lc 7,5 G/l Verdachtsdiagnose: schwere late onset Präeklampsie Therapie: Enalapril, Furosemid, Magnesium i.v.

9-10. Tag: Verbesserung der klinischen Symptomatik Regredienz der Infektparameter Minusbilanzierung Normalisierung der Blutdruckwerten unter Therapie Regrediente Ödeme Verbesserung der Atemsymptomatik Weiterhin rückläufige Leberwerte

10.Tag: Sistieren der antibotischen Therapie Rückverlegung der Patientin in den Gebärsaal Weiterhin Minusbilanz Diarrhoe nach Antibiotika- Therapie Stuhlprobe auf Chlostridium difficile negativ

Weiterer Wochenbettverlauf Magnesiumtherapie sowie Torasemid am 13. Tag postpartal sistiert HWI :Pseudomonas aeruginosa. Therapie mit Ciprofloxacin p.o. Sekundär abgestillt Psychiatrische Beurteilung kein Hinweis für Wochenbettdepression

Labor bei Entlassung: Lc 7,6G/l, Hb 122g/l, Tc 531 G/l, Gerinnung normwertig, CRP 18 mg/l, LDH 268 U/l (leicht erhöht), ASAT, ALAT normwertig, AP 125 U/l und GGT 64U/l (leicht erhöht) Entlassung nach Hause am 14.Tag postpartal Medikamente beim Ausstritt: Enalapril 20 mg/d, Analgetika, Maltofer Verlaufskontrolle in 4 Wo nach Entlassung durch Kardiologie : BD-Werten normoton, Sistieren von Enalapril Vollständig regrediente Ödeme (Körpergewicht 23 kg)

Vielen Dank!

Literatur Leitlinien der Arbeitsgemeinschaf Schwangerschaftshochdruck/Gestose der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. AWMF 12/2013 Implantationsstörungen, Präeklampsie und Intrauterine Wachstumsrestriktion Gynäkologe 2012 Springer-Verlag 2012. B. Huppertz. H. Schneider Dopplersonographie in der Geburtshilfe. B. Kadoch-Lattorff. Workshop