Das inhomogene System. A x = b

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Ein homogenes lineares Gleichungssystem A x = 0 mit m Gleichungen und n Unbestimmten hat immer mindestens die Lösung 0. Ist r der Rang von A, so hat das System n r Freiheitsgrade. Insbesondere gilt: Ist m < n, so hat das System mehr als nur die Lösung 0, weil dann r m < n ist. Das System wird gelöst, indem man die Matrix A durch elementare Zeilenumformungen in zeilenreduzierte Form überführt (Gauß sches Eliminationsverfahren). Das inhomogene System Wir müssen im inhomogenen Fall einfach nur den Vektor b entsprechend mit umformen! Etwas formaler: Die Gleichungssysteme und A x = b A x = b haben dieselbe Lösungsmenge, sofern die erweiterte Matrix (A b ) 328

aus (A b) durch elementare Zeilenumformungen hervorgegangen ist. Die Strategie ist also wieder klar: Versuche, die Matrix (A b) in zeilenreduzierte Form zu bringen. Es kann passieren, dass das inhomogene System gar keine Lösung hat. Wir wollen das hier wieder an einer Reihe von Beispielen illustrieren. Wir geben nicht immer an, wie wir die einzelnen Matrizen umgeformt haben. Beispiel 6.10 Es ist mit zu lösen. Die erweiterte Matrix ist A x = b 2 1 0 2,6 A = 5 2 4, b = 6,7 5 2 6 7,2 2 1 0 2,6 5 2 4 6,7 5 2 6 7,2 329

und wird wie folgt transformiert: Die Lösung ist nun 2 1 0 2,6 5 2 4 6,7 0 0 2 0,5 1 0,5 0 1,3 0 0,5 4 0,2 0 0 2 0,5 1 0,5 0 1,3 0 0,5 0 0,8 0 0 1 0,25 1 0 0 0,5 0 1 0 1,6 0 0 1 0,25 x 1 = 0,5, x 2 = 1,6, x 3 = 0,25. 330

Wir haben also genau eine Lösung. Es sollte klar sein, dass Sie bei dieser Matrix A Ihren Vektor b beliebig wählen können und in jedem Fall genau eine Lösung bekommen. Beispiel 6.11 Wir betrachten jetzt ein anderes Beispiel, bei dem es mehr als eine Lösung gibt. Die erweiterte Matrix sei 2 1 6 10 1 1 2 4 1 2 8 6 1 1/2 3 5 1 1 2 4 1 2 8 6 1 1/2 3 5 0 3/2 5 1 0 3/2 5 1 1 1/2 3 5 0 1 10/3 2/3 0 0 0 0 331

1 0 4/3 14/3 0 1 10/3 2/3 0 0 0 0 Wir können hier wieder x 3 = a frei wählen, dann ist x 2 = 2 3 + 10 3 a x 1 = 14 3 4 3 a x 3 = a Anders gesagt: 14 3 L i = { 2 3 0 4 3 + a 10 3 1 : a R}. 332

Sie erkennen unschwer, dass 4 3 {a 10 : a R} 3 1 die Lösungsmenge des homogenen Gleichungssystems ist und dass A x = 0 14 3 2 3 0 eine spezielle Lösung des inhomogenen Systems. Wir haben hier also genau die auf Seite 318 beschriebene Situation, das man die allgemeine Lösung des inhomogenen Systems erhält, indem man zu den Lösungen des homogenen Systems eine spezielle Lösung des inhomogenen Systems addiert. 333

In diesem Beispiel hängt die Tatsache, dass es überhaupt Lösungen gibt, von b ab. Hätten wir als rechte Seite 10 4 5 gewählt, so hätten wir in A durch Umformungen die Nullzeile erhalten, auf der rechtenseitehättedannabereinezahl 0gestanden.Soetwasistoffenbarnicht lösbar. Wir halten fest: WenndasinhomogeneSystemA x = bmitmgleichungenundnunbestimmten eine Lösung hat, dann hat es n r Freiheitsgrade, wobei r der Rang der Matrix A ist. WARNUNG: Es kann passieren, dass das inhomogene System A x = b keine Lösung hat, selbst wenn es weniger Gleichungen als Unbestimmte gibt. GanzbanalesBeispiel:DiebeidenGleichungenx+y+z = 3und2x+2y+2z = 3 widersprechen sich, es gibt also keine Lösung des inhomogenen Systems mit 2 Gleichungen und 3 Unbestimmten, obwohl n r = 3 1 = 2 ist (der Rang der Koeffizientenmatrix A ist hier 1). Wenn es eine Lösung gegeben hätte, dann zeigt 334

unser Satz, dass es dann gleich ganz viele (2 Freiheitsgrade!) Lösungen gegeben hätte. Beispiel 6.12 Wir betrachten das (erweiterte) System 3 5 2 2 12 1 0 3 4 2 2 1 2 1 2 Dieses System hat mindestens einen Freiheitsgrad. Wenn es überhaupt eine Lösung gibt, dann muss diese Lösung also mindestens einen Freiheitsgrad haben. Aber Achtung: Nur wenn es eine Lösung gibt. Wir beginnen unsere Umformungen: 1 0 3 4 2 3 5 2 2 12 2 1 2 1 2 1 0 3 4 2 0 5 11 10 6 0 1 4 9 6 335

1 0 3 4 2 0 1 4 9 6 0 5 11 10 6 1 0 3 4 2 0 1 4 9 6 0 0 31 55 24 1 0 3 4 2 0 1 4 9 6 0 0 1 55/31 24/31 1 0 3 4 2 0 1 0 59/31 90/31 0 0 1 55/31 24/31 1 0 0 41/31 10/31 0 1 0 59/31 90/31 0 0 1 55/31 24/31 336

Das inhomogene System ist hier in der Tat lösbar: Eine Lösung ist 10/31 90/31 24/31 0 Die allgemeine Lösung des homogenen Systems ist 41/31 59/31 a 55/31 1 337

also ist die Lösungsmenge L i des inhomogenene Systems 10 31 41 31 90 59 L i = { 31 + a 31 24 55 : a R} 31 31 0 1 Wie können wir garantieren, dass das inhomogene System eine Lösung hat? Hier, in diesem Beispiel, ging das gut, weil A vollen Rang hat, nämlich 3. Unsere elementaren Zeilenumformungen können also keine Nullzeile liefern, so dass auf der rechten Seite gleichzeitig ein Wert 0 steht. Wie sieht es aber für Matrizen aus, die nicht vollen Rang haben. Es gilt Das inhomogene Gleichungssystem A x = b hat eine Lösung genau dann, wenn der Rang von A gleich dem Rang der erweiterten Matrix (A b) ist. 338

Im obigen Beispiel ist 3 der Rang sowohl von A R (3,4) als auch von (A b) R (3,5). Beachten Sie, dass der Rang von (A b) nicht kleiner dem Rang von A sein kann. Wenn also m n gilt, das System also nicht überbestimmt ist, so ist das inhomogene System auf jeden Fall lösbar, wenn m der Rang von A ist. Ist der Rang von A kleiner als m, können verschiedene Dinge passieren: Beispiel 6.13 1 2 3 1 1 2 1 0 1 1 3 3 3 2 2 1 2 3 1 1 0 3 6 1 1 0 3 6 1 1 1 2 3 1 1 0 1 2 1/3 1/3 0 0 0 0 0 1 0 1 1/3 1/3 0 1 2 1/3 1/3 0 0 0 0 0 339

HieristderRangvonAgleichdemRangvon(A b),nämlich2,undeinespezielle Lösung des inhomogenen Systems ist 1 3 1 3 0 0 Die allgemeine Lösung des inhomogenen Systems ist L i = { 1 3 1 3 b+a 1 3 1 3 b 2a a b Die freie Wahl von a und b zeigt die zwei Freiheitsgrade (2=Anzahl Variable minus Rang(A)). 340

Ist hier aber beispielsweise so erhalten wir b = 1 1, 1 1 0 1 1/3 1/3 0 1 2 1/3 1/3 0 0 0 0 1 Dieses System ist offenbar nicht lösbar, und es gilt ja auch Rang(A) = 2 Rang(A b) = 3. Beispiel 6.14 Hier ist ein weiteres Beispiel: 1 2 3 0 2 2 4 6 1 5 1 2 3 2 4 1 2 3 0 2 0 0 0 1 1 0 0 0 2 2 341

Der Lösungsraum ist 1 2 3 0 2 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 2 2a 3b a L i = { b } 1 Hier ist x 1 = 2, x 2 = x 3 = 0 und x 4 = 1 eine spezielle Lösung des inhomogenen Systems, und 2a 3b a L h = { b } 0 342

die allgemeine Lösung des homogenen Systems. Wieder ist 2 0 L i = L h + 0 1 Wir fassen noch einmal zusammen: Ein homogenes lineares Gleichungssystem A x = 0 mit m Gleichungen und n Unbekannten hat n Rang(A) viele Freiheitsgrade. Es hat stets mindestens eine Lösung (alle Variablen gleich 0). WenneininhomogenesSystemA x = bmitmgleichungenundnunbekannten (mindestens) eine Lösung hat, so hat das System n Rang(A) viele Freiheitsgrade. 343

6.4 Basis, Lineare Abhängigkeit Wir betrachten noch einmal das Kriterium zur Lösbarkeit des inhomogenen Systems A x = b. Die Spalten von A R (m,n) bezeichnen wir mit a 1,...,a n. Wenn das System lösbar ist, dann gibt es reelle Zahlen x 1,...,x n so, dass a 1 x 1 +a 2 x 2 +...+a n x n = b. Dabei sind a i,b R m. Wir sagen auch: b ist eine Linearkombination der a i. Genauer: Seien a 1,...,a n Vektoren in R m. Dann heißt ein Ausdruck der Form n a i x i, x i R i=1 eine Linearkombination der a i. Der Vektor 0 läßt sich stets als Linearkombination der a i schreiben, nämlich n 0 = a i 0 i=1 344

Wir nennen die Vektoren a 1,...a n linear abhängig, wenn es eine weitere Linearkombination gibt, die 0 ergibt, andernfalls heißen die Vektoren linear unabhängig. Beispiel 6.15 Die Vektoren 1 2 4 2, 3, 7 3 1 7 sind linear abhängig, weil 1 2 4 2 2+ 3 1+ 7 ( 1) = 3 1 7 0 0 0 gilt. Die Vektoren 1 0 2 1, 1, 3 0 0 5 345

sind linear unabhängig: Wenn Sie versuchen, das lineare Gleichungssystem 1 0 2 x 1 0 1 1 3 x 2 = 0 0 0 5 x 3 0 zu lösen, so erhalten Sie nur die triviale Lösung: Elementare Umformungen liefern 1 0 2 1 0 2 1 0 0 1 1 3 0 1 1 0 1 0 0 0 5 0 0 1 0 0 1 Halten wir fest: IstAdieMatrix,derenSpaltendieVektorena 1...,a n sind,sogilt:dievektoren a 1...,a n sind genau dann linear unabhängig, wenn das Gleichungssystem nur die triviale Lösung x = 0 hat. A x = 0 Wir nennen eine Menge E R m von Vektoren ein Erzeugendensystem von R m, wenn sich jeder Vektor von R m als Linearkombination von Vektoren aus 346

E schreiben lässt. Ein linear unabhängiges Erzeugendensystem nennt man eine Basis. Eine mögliche Basis besteht aus den Einheitsvektoren e i, i = 1,...,m, es gibt aber noch weitere. Die drei linear unabhängigen Vektoren 1 0 2 1, 1, 3 0 0 5 beispielsweise sind auch eine Basis, denn: Wir haben in Beispiel 6.15 die zugehörige Matrix 1 0 2 1 1 3 0 0 5 durch elementare Zeilenumformungen auf die Einheitsmatrix I transformiert. Das zeigt, dass das Gleichungssystem A x = b für alle b R 3 lösbar ist. Also bilden die drei Vektoren ein linear unabhängiges Erzeugendensystem, also eine Basis. Es gilt 347

Satz 6.2 Jede Basis von R m hat m Elemente. Eine Menge von m linear unabhängigen Vektoren in R m ist stets eine Basis. Ist E R m eine Menge von Vektoren (nicht unbedingt ein Erzeugendensystem), so heißt die Menge der Vektoren, die sich als Linearkombination von Vektoren in E schreiben lassen, der von E erzeugte Unterraum U. Ein Unterraum hat die folgende wichtige Eigenschaft: Sind u,v U, a,b R, so ist u a+v b U. Unterräume verhalten sich in vielerlei Hinsicht ähnlich wie der Vektorraum R m, insbesondere hat auch jeder Unterraum eine Basis. Es gilt, dass je zwei Basen von U gleichviele Elemente haben. Die Anzahl der Elemente in einer Basis von U heißt die Dimension von U. Ist U ein Unterraum von R m, so ist die Dimension von U kleiner (oder gleich) m. Der einzige m-dimensionale Unterraum von R m ist R m selber. Geometrisch sind die eindimensionalen Unterräume von R 3 die Geraden durch 0. Die zweidimensionalen Unterräume sind die Ebenen durch 0. Mit dem Begriff der Dimension eines Unterraumes können wir den bereits früher verwandten Begriff des Freiheitsgrades genauer erläutern. Sei L h = {v : A v = 0} 348

der Lösungsraum des homogenen linearen Gleichungssystems Ax = 0. Dann sind alle Linearkombinationen, die Sie mit Elementen aus L h bilden können, ebenfalls Lösungen des Systems, also ebenfalls in L h : Sind u,v L h, a,b R und w = u a+v b, dann gilt Aw = A(ua+vb) = (Au)a+(Av)b = 0a+0b = 0, also w L h. Also besteht L h aus allen Linearkombinationen, die Sie mit Elementen aus L h bilden können, L h ist also ein Unterraum. Deshalb hat L h eine Basis. Die Mächtigkeit dieser Basis ist gerade die Anzahl der Freiheitsgrade. Beispiel 6.16 Wir betrachten 2 1 3 1 2 1 0 4 2 5 6 14 x 1 x 2 = x 3 0 0 0 349

Zeilenumformungen liefern 2 1 3 1 2 1 3 1 0 2 3 5 0 2 3 5 0 6 9 15 0 0 0 0 1 1/2 3/2 1/2 1 0 3/4 3/4 0 1 3/2 5/2 0 1 3/2 5/2 0 0 0 0 0 0 0 0 350

Wir erhalten einen Vektor im Lösungsraum, wenn wir x 4 = 0 und x 3 = 1 setzen: v 1 = 3 4 3 2 1 0 Einen zweiten Vektor bekommen wir mit x 3 = 0 und x 4 = 1: v 2 = 3 4 5 2 0 1 DasErzeugnisvonv 1 undv 2 istderlösungsraumdeshomogenensystems.wenn 351

wir schreiben so heißt das ja gerade Es gilt: 3 4 a+ 3 4 b 3 2 a 5 2 b L = { : a,b R} a b L = {v 1 a+v 2 b : a,b R} SeiA R (m,n).diedimensiondeslösungsraumesvona x = 0istn Rang(A). Wir können uns den Rang von A als die Dimension des Unterraumes vorstellen, der von den Zeilen von A aufgespannt wird. Der Rang gibt die maximale Anzahl linear unabhängiger Zeilen an. Wenn der Rang z.b. r und die Anzahl der Zeilen (Gleichungen) m ist, so ist r m. Es sind sozusagen m r Gleichungen redundant ; eigentlich werden nur r Gleichungen gebraucht. Durch jede dieser r 352

wesentlichen Gleichungen geht genau ein Freiheitsgrad verloren. (Diese etwas vagen Formulierungen sind mathematisch eher unpräzise, sollen Ihnen aber helfen, ein Gefühl für die Bedeutung des Ranges einer Matrix zu bekommen, wenn es um das Lösen linearer Gleichungssysteme geht.) 6.5 Determinanten Quadratische Gleichungssysteme A x = 0 mit A R (n,n) und n = Rang(A) haben nur den Nullvektor als Lösung. In diesem Fall hat A x = b für jedes b R n genau eine Lösung: es gibt eine Lösung, weil Rang(A) = Rang(A b) ist. Diese Lösung ist eindeutig (weil es keinen Freiheitsgrad gibt). Es gilt sogar noch etwas mehr: Satz 6.3 Ist A R (n,n), so gibt es eine Matrix A 1 R (n,n) mit A 1 A = A A 1 = I n genau dann, wenn Rang(A) = n ist (I n Einheitsmatrix in R (n,n) ). Die Matrix A 1 heißt die Inverse von A. Wenn wir A 1 kennen, dann können wir A x = b auch wie folgt lösen: Wir multiplizieren beide Seiten mit A 1 und 353

erhalten A 1 b = A 1 (A x) = (A 1 A) x = x. Eskönntesichalsolohnen,A 1 zubestimmen,insbesonderewennmana x = b für viele verschiedene b lösen muss. Ein erstes Verfahren zur Inversenbestimmung sieht so aus: Wir betrachten das Schema (A I) d.h. links vom Strich steht die Matrix A, rechts die Einheitsmatrix. Durch elementare Zeilenumformungen von A versuchen wir, die linke Seite in die Einheitsmatrix umzuformen. Dabei muss die Seite rechts vom Strich entsprechend mit umgeformt werden. Am Ende steht rechts die Matrix A 1. Beispiel 6.17 Wir wollen die Inverse von 1 0 2 1 1 3 0 0 5 bestimmen: 354