Kapitel 8. Erwarteter Nutzen. Intertemporaler Nutzen für Mehrperioden-Entscheidungen

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Transkript:

Kapitel 8 Erwarteter Nutzen Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen / 27 Lernziele Nutzenfunktion zur Risikobewertung Erwarteter Nutzen Maße für Risikoaversion Indifferenzkurven in der σ 2 π e Ebene Intertemporaler Nutzen für Mehrperioden-Entscheidungen Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 2 / 27 Überblick Die Nutzentheorie wird hier auf Entscheidungen unter Unsicherheit angewandt. Sie dient auch zur Charakterisierung von Investoren. Der abnehmende Grenznutzen einer zusätzlichen Weinflasche (konkave Nutzenfunktion) wird hier einem risikoaversen Investor zugeschrieben. Ist der Beitrag der zweiten Weinflasche zum Nutzen größer als die erste (konvexe Nutzenfunktion), so werden wir sagen, der Investor ist risikofreudig. Dazwischen (die erste Flasche ist genauso gut wie die zweite) liegt Risikoneutralität. Konsumströme, die über mehrere Perioden verteilt sind, werden über einen diskontierten Nutzen bewertet. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 3 / 27

Erwarteter Nutzen Wir bezeichnen mit U(W) den Nutzen des Vermögens W (wealth). Im Gegensatz zum deterministischen Fall ist W hier stochastisch, eine Zufallsvariable. Das bedeutet, W ist keine feste Zahl, sondern kann verschiedene Werte annehmen, die wir im Voraus nicht kennen. In einem Zeitpunkt ist W klein (Pech), manchmal ist W groß (Glück). Unsere Entscheidung wird nicht bezüglich des erwarteten (durchschnittlichen) Vermögens getroffen, sondern bezüglich des erwarteten (durchschnittlichen) Nutzens unseres Vermögens. E[U(W)] = U(w) P(w) w Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 4 / 27 Steigende Nutzenfunktion Wir wollen annehmen, dass eine Nutzenfunktion stets differenzierbar und streng monoton steigend ist. U (W) > 0 Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 5 / 27 Risikoneutralität und Risikoaversion Beispiel: Wir werfen eine perfekte Münze. Die Auszahlungen sind 2 c bei Kopf bzw. 0 c bei Zahl bei einem Spieleinsatz von c. Der erwartete monetäre Wert des (riskanten) Spiels ist c, also der Einsatz: 2 2 + 0 2 = Der Wert, dieses Spiel nicht zu spielen, ist ebenfalls c (der Einsatz). Der risikoaverse Investor wird an diesem Spiel nicht teilnehmen. Es stehen den sicheren c, unsichere c (2 c bzw. 0 c je mit Wahrscheinlichkeit 2 ) gegenüber. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 6 / 27

Risikoneutralität und Risikoaversion / (2) Unter Risikoaversion gilt U() > U(2) /2 + U(0) /2 d.h. U() U(0) > U(2) U() Die erste Ableitung nimmt ab. Risikoaversion impliziert daher U (W) < 0 Bei Risikoneutralität gilt das Gleichheitszeichen, U (W) = 0 Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 7 / 27 Nutzenfunktion: Unsicherheit und Risiko Übersicht: U (W) < 0 U (W) = 0 U (W) > 0 risikoavers risikoneutral Die Nutzenfunktion ist linear. risikofreudig Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 8 / 27 Risikoavers, Riskoneutral, Risikofreudig U(W) risikoavers U(2) U() risikoneutral risikofreudig U(0) 0 2 W Risikoavers: U() U(0) > U(2) U() Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 9 / 27

Maßzahlen für die Risikoaversion Das Arrow-Pratt Maß für die absolute Risikoaversion ist R A (W) = U (W)/U (W) Das Maß für die relative Risikoaversion ist R R (W) = R A (W) W Bei Risikoaversion sind R A (W) und R R (W) > 0. Je größer R A bzw. R R desto größer ist die Risikoaversion. Sie sind ein Maß dafür, wie sich die Risikopräferenzen mit steigendem W verändern. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 0 / 27 Abnehmende Risikoaversion Abnehmende absolute Risikoaversion: Angenommen ein (risikoaverser) Investor mit 0 000 c Vermögen hält 5 000 c in riskanten Anlagen. Falls sein Vermögen um weitere 0 000 c ansteigt und er dann davon mehr als 5 000 c riskant zu veranlagen bereit ist, spricht man von abnehmender Risikoaversion. Abnehmende relative Risikoaversion: Angenommen ein (risikoaverser) Investor hält 50% von 0 000 c in riskanten Anlagen. Falls sein Vermögen sich verdoppelt und er bereit ist den Anteil der riskanten Anlagen auf mehr als 50% zu erhöhen, spricht man von abnehmender relativer Risikoaversion. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen / 27 U(W) = ln(w) Die Nutzenfunktion U(W) = ln(w) beschreibt Risikoaversion, U (W) < 0. U (W) = [ln(w)] = [/W] = /W 2 < 0 hat eine abnehmende absolute Risikoaversion. R A (W) = U (W)/U (W) = ( /W 2 )/(/W) = /W > 0 R A (W) = /W fällt mit W. hat eine konstante relative Risikoaversion. R W (W) = R A (W) W = (/W) W =. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 2 / 27

U(W) = a b exp( cw) Die Nutzenfunktion U(W) = a b exp( cw), a, b, c > 0 beschreibt Risikoaversion. U (W) = [a b exp( cw)] = [ b exp( cw) ( c)] = = b c 2 exp( cw) Da b positiv, b > 0, ist U (W) < 0: Risikoaversion. hat eine konstante absolute Risikoaversion. R A (W) = U (W)/U (W) = (b c2 exp( cw) ( c)) ( b c exp( cw) ( c)) = c Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 3 / 27 Stochastisches Modell Das Vermögen W morgen (Zeitpunkt ) sei W = ( + π) W 0 Wobei W 0 das Vermögen im Zeitpunkt 0 bezeichnet, und π die ungewisse Rendite (stochastisch) von Zeitpunkt 0 bis : π = W/W 0. Die Rendite sei normalverteilt mit der Erwartung E(π) = π e und der Varianz V(π) = σπ 2. Schreibweise π N (π e, σπ 2 ). Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 4 / 27 Stochastisches Modell / Erwarteter Nutzen Die Maximierung des erwarteten Nutzens max W E[U(W)] = max E[a b exp( cw)] W ist in diesem Model äquivalent zur Maximierung von U(π e, σ 2 π) = π e c 2 σ2 π Bemerkung: Die Herleitung verwendet, dass exp( cw) (bedingt) lognormal-verteilt ist. Für π e wird später die Bezeichnung µ verwendet werden, für σ 2 π nur σ2. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 5 / 27

Nutzenfunktion in π e und σ 2 π Wir beschränken uns auf Nutzenfunktionen, die sich als Funktion der erwarteten Rendite, π e, und der Varianz der Rendite, σ 2 π, darstellen lassen: U = U(π e, σ 2 π) mit U > 0, U 2 < 0, U, U 22 < 0 U ist die partielle Ableitung nach π e, U 2 die partielle Ableitung nach σπ 2. U steht für [ 2 U/( π e ) 2 ], U 22 steht für [ 2 U/( σπ) 2 2 ]. Bemerkung: Die Funktion U(π e, σπ) 2 = π e c 2 σ2 π erfüllt für c > 0 nur die Bedingungen U > 0, U 2 < 0. (U, U 22 = 0) Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 6 / 27 Nutzenfunktion in π e und σ 2 π / (2) Der Nutzen steigt mit der erwarteten Rendite, fällt aber mit der Varianz (Risiko) in der Rendite. Für beide Argumente, π e und σπ 2, gelten abnehmende Grenznutzen. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 7 / 27 Indifferenzkurven für U = U(π e, σ 2 π ) Eine Indifferenzkurve ist definiert als die Menge aller Punkte für die die Nutzenfunktion den gleichen Wert c aufweist. U(π e, σ 2 π ) = c Alle Kombinationen (π e, σ 2 π) auf einer Indifferenzkurve mit Niveau c, liefern denselben Nutzen mit dem Wert c. Der Investor ist indifferent zwischen diesen Kombinationen. Jede dieser Kombinationen ist für ihn gleich gut/schlecht. Die Nutzenfunktion wird in der Portfoliooptimierung verwendet werden. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 8 / 27

Darstellung der Indifferenzkurve Wir stellen die Indifferenzkurven in der σ 2 π πe Ebene dar. σ 2 π wird hier auf der x Achse aufgetragen, πe auf der y Achse! Da der Wert der (Nutzen-)Funktion konstant ist, beschreibt U(π e, σ 2 π) = c eine (implizite) Funktion in 2 Variablen, π e und σ 2 π. Da wir die σ 2 π πe Ebene zugrunde legen, sehen wir π e als Funktion von σ 2 π an: πe = π e (σ 2 π ). Lage: Ein höheres π e bei konstantem σπ 2 erzeugt einen höheren Nutzen, da U > 0 ist. Daher verschieben sich die Indifferenzkurven bei steigendem Nutzen nach links oben. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 9 / 27 Steigung und Krümmung der Indifferenzkurve Steigung: Für die Steigung dieser Kurve erhalten wir: dπ e dσ 2 π = U σ 2 π U π e = U 2 U = ( ) (+) = (+) Unsere Indifferenzkurven steigen für jede Wahl von c. Steigt σ 2 π, das Risiko, so muss das ein höheres πe ausgleichen. 2. Ableitung: Die zweite Ableitung der Indifferenzkurven ist durch die Angaben der Vorzeichen von U, U 2, U, U 22 noch nicht bestimmt. Unter Risikoaversion folgt, dass sie konvex bez. der Risiko- σ 2 Achse sein müssen. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 20 / 27 Indifferenzkurve bei Risikoaversion π e I 2 U(I ) < U(I 2 ) I π e 2 B π e A σ 2 π σ 2 0 Investor verlangt in B eine größere Rendite für den gleichen Zuwachs an Risiko als in A. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 2 / 27

Intertemporaler Nutzen Einige ökonomische Modelle gehen davon aus, dass ein Investor seinen Nutzen nur aus seinem Konsum, C, gewinnt. U = U(C t ), U (C t ) > 0, U (C t ) < 0 t ist ein Zeitindex: t = 0,, 2, 3,.... Die Nutzenfunktion ist ähnlich der risikoaversen. Die allgemeine intertemporale Lebensnutzenfunktion ist N ist das (fixe) Lebensalter. U N = U(C t, C t+,..., C t+n ) Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 22 / 27 Separable Nutzenfunktion Mathematisch einfacher ist die additiv separable Funktion mit einer konstanten, subjektiven Diskontrate 0 < δ < : U N = U(C t ) + δ U(C t+ ) +... + δ n U(C t+n ) δ = + r r ist die subjektive Zeitpräferenzrate. (Meist ähnlich dem Marktzinssatz.) Der Nutzen in verschiedenen Perioden ist geeignet diskontiert direkt vergleichbar. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 23 / 27 U(C) = a C d Eine einfache Form (vom Cobb-Douglas-Typ) mit a > 0 und 0 < d < ist: U(C t ) = a C d t U (C t ) = a ( d) C d t U (C t ) = a ( d) d C d t U(C t ) > 0, U (C t ) > 0, U (C t ) < 0 Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 24 / 27

U = C α 0 Cα 2 Eine andere einfache Form (vom Cobb-Douglas-Typ) mit 0 < α, α 2 < (meist α 2 < α ) ist: U = C α 0 Cα 2 Sie wird durch Logarithmierung separabel: ln(u) = α ln(c 0 ) + α 2 ln(c ) Die Indifferenzkurven können hier explizit angegeben werden; z.b. in der C 0 C Ebene. Sei Ū das fixierte Nutzenniveau, Ū = C α 0 Cα 2, dann kann nach C aufgelöst werden: C = Ū α 2 C α α 2 0 = (+) C α /α 2 0 Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 25 / 27 Intertemporale Indifferenzkurven / Beispiel C I I 0 C 0 Anwendungen: Mehrperioden-Investitionsentscheidungen, Mehrperioden-Konsumentscheidungen, Portfoliowahl. Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 26 / 27 Grenzrate der Substitution Die Grenzrate der Substitution des zukünftigen für den laufenden Konsum ist dc dc 0 U=Ū Der aktuelle Konsum ist C 0, der zukünftige C. Die Grenzrate gibt den Wert einer zusätzlichen Einheit vom heutigen Konsum in Einheiten des zukünftigen an. Sie ist die Steigung der Indifferenzkurve mit dem Niveau Ū. Beispiel: U = C α 0 Cα 2 dc dc 0 U=Ū = ( α α 2 ) Ū /α 2 C α /α 2 + 0 Josef Leydold c 2006 Mathematische Methoden VIII Erwarteter Nutzen 27 / 27