Literatur Highlights Intensivmedizin. Markus Wehler Zentrale Notaufnahme und IV. Medizinische Klinik Klinikum Augsburg

Ähnliche Dokumente
Was sind eigentlich Cardiac Arrest Center?

Ernährung des Intensivpatienten Wieviel darf es sein?

Macht HES Nierenversagen? Eine Analyse von VISEP

Procalcitonin-gesteuerte Antibiotikatherapie in der Intensivmedizin

mie: Kein Ziel mehr?

Ernährung bei akuter Pankreatitis: Was gibt es Neues?

6. Internationales Schlaganfallsymposium des KNS und CSB

Akutes Nierenversagen

PROCALCITONIN (PCT) ALS WICHTIGE KOMPONENTE KLINISCHER ENTSCHEIDUNGSALGORITHMEN ZUR STEUERUNG DER ANTIBIOTIKA-THERAPIE

Neue Wege zur Reduktion der Antibiotikaverordnung bei Atemwegsinfektionen.

typische Fehler in der Intensivmedizin

Nicht - invasive Beatmung bei hämato-onkologischen und KMT-Patienten

Die anoxische Hirnschädigung Neurophysiologische Prognostik mit und ohne Hypothermie

Coolgard is cool: besseres Überleben nach Wiederbelebung

Evidenz der koronaren Revaskularisation

Schlafapnoe. Dr. W. Strobel

Klinik und Surveillance bei nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen

Kosten nosokomialer Pneumonien mit und ohne multiresistente Erreger (MRE)

Lebensqualität und Langzeitoutcome nach Intensivtherapie

Gastrale Residualvolumen kultische Handlung?

Reanimation. Stephan Marsch Intensivmedizin

Sonstige Maßnahmen. S. Treskatsch. Universitätsklinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin Campus Charité Mitte

Probleme? Mechanik. Ventilation. Medikation. Prognose. Lagerung, Transport, Punktion. Lagerung, Beatmungsdruck. Verteilungsräume, Resorption

COPD - Outcome IPS Symposium St. Gallen, 12. Januar 2016

Therapeutische Hypothermie nach Herz-Kreislauf-Stillstand Wann fangen wir an? Andreas Schneider

Klinik für Anaesthesiologie Prof. Dr. U. Kreimeier. Postresuscitation Care

Driving Pressure: Das neue Allheilmittel?

Aktuelle Aspekte des Patient Blood Management - Auch für Gefässchirurgische Patienten? Stefan Hofer; Heidelberg

Stellenwert von Biomarkern für die Risikostratifizierung bei CAP

Interessenkonflikt. keiner -2-

Vitamin C: Nur für Verbrennungspatienten? Robert Deicher Medizinische Universität Wien

Hydroxyethyl Stärke (HES) Referral nach Art. 31 der Direktive 2001/83/EC

Teleintensivmedizin. Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care. Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care

Patient mit Husten: Klinische Unterscheidung von akuter Bronchitis und Pneumonie

Gehirn und Glukose. Jan-Peter A.H. Jantzen Klinik für Anaesthesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie Klinikum Hannover Nordstadt

Ein einfacher Prognoseindex zur Vorhersage von ZVK- Infektionen bei Patienten mit hämatologischen Malignomen (CIPS-H)

Massentransfusionen - News & Trends

Intraabdominelle Pilzinfektionen in der Intensivmedizin

Die Auswirkungen des DRG-Systems auf die Qualität der Gesundheitsversorgung der Patienten

Takotsubo Kardiomyopathie. Klappenerkrankungen u. Kardiomyopathien

Kardiogener Schock. Interventionelle und kreislaufunterstützende Therapie

International Quality Indicator Project IQIP

Eine Analyse des Münchner Schlaganfallregisters: Diagnostik und Therapie bei Patienten mit Diabetes mellitus"

Wohin mit den Patienten? Pros/Cons einer Kurzliegerstation in/an der ZNA

PEG in der Geriatrie. Dr. S. K. Gölder III. Medizinische Klinik Klinikum Augsburg

COPD: Rehabilitation und disease management

Mit der Zukunft verbunden. B. Braun Space GlucoseControl

Internationaler Vergleich Peer Review Peer Review Deutschland Status Quo. Jochen Strauß, Berlin

Herzzentrum Klinik III für Innere Medizin. Diabetestherapie bei KHK: Überhaupt noch indiziert? Evren Çağlayan

Frühe Hämofiltration bei ANV?

Paradigmenwechsel in der Gastroenterologie. Akute Pankreatitis. Prof. Dr. med. Christian Löser. Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel Bad Wilhelmshöhe

Jejunalsonde ist of wünschenswert: aber wie anlegen?

HBO-Therapie für CO-Intoxikation Roswitha Prohaska

Künstliche Kolloide: Können die Probleme ignoriert werden? Univ.-Prof. Dr. Christian J. Wiedermann Bozen, Südtirol

Kombinierte Allgemein- und Epiduralanästhesie

Bis zu welchem Punkt sollte eine Dialysebehandlung unter intensivmedizinischen Gesichtspunkten durchgeführt werden?

Böses Blut? Übersicht über die aktuelle Literatur Malte Ziemann Institut für Transfusionsmedizin

Umfang der Erhebung. Die Resultate: Out-of-Hospital. Reanimation: Mythos und Fakten

Operative Intensivstation Departement Anästhesie. Schädelhirntrauma. Nadine Cueni

Die neuen Reanimations-Leitlinien Dr. med. S. Wiese

Palliative Chemotherapie First line 04.Februar 2006

Herzinsuffizienz und Depression was ist notwendig zu beachten

Ernährung in der Onkologie Sinn und Unsinn

Prähospitale Reanimation- Was hat der Patient eigentlich? Und wie häufig ist eine Culprit lesion tatsächlich?

Gebrochene Seele gebrochenes Herz

Evidenz der lungenprotektiven Beatmung in der Anästhesie. SIGA/FSIA Frühlingskongress. 18. April 2009 Kultur- und Kongresszentrum Luzern

Klassifikation. Hyperaktives Delir 5% Hypoaktives Delir 30% Mischform 65%

Neu aufgetretenes Vorhofflimmern in der Notaufnahme. Markus Wehler Zentrale Notaufnahme Klinikum Augsburg

Das Intensivtagebuch als Instrument der Angehörigenarbeit auf der Intensivstation

Schnelles Screening auf multiresistente Erreger Einfluss auf Morbidität, Mortalität, Zeit und Kosten

Chronische Niereninsuffizienz. Nicht jeder der pinkelt hat auch gesunde Nieren.

(K)ein klarer Fall. Dr. med. Jean-Marie Schnyder. Facharzt für Pneumologie, innere Medizin, physikalische Medizin & Rehabilitation

Hämodynamisches Monitoring nach Herzoperationen. PD Dr. J. Weipert

Zweigbibliothek Medizin

Was bringen neue Plättchenhemmer nach Koronarinterventionen?

Transplantatvaskulopathie Prävention und Therapie

Unterschiede in der Therapie im Lebensverlauf: Diabetes mellitus

Invasive Beatmung Rien ne va plus?

Paradigmenwechsel in der Gastroenterologie

Fast-track-Management aus anästhesiologischer Sicht

INDIVIDUELLE DEFINITION DER ZIELWERTE?

Adipositas, Diabetes und Schlaganfall Prof. Dr. Joachim Spranger

Sep9sche Pa9enten sollten aggressiv ernährt werden!

Lungeninformationsdienst

Tranexamsäure für jede Blutung?

Was ist gesichert, was ist obsolet? bei inhalativen Kortikoiden bei COPD?

Chemoprävention der Tuberkulose

Update klinische Ernährung Intensivmedizin Fette

Herzkatheter und Statistik des Thoraxschmerz. Prof. Dr. Thomas Frieling Direktor Med. Klinik II

Akutes Nierenversagen im Kindesalter

Patient-Blood-Management auf der Intensivstation

Multimodale Therapie des Pankreaskarzinoms

KARDIALE THERAPIE IM ALTER Lohnt es sich?

Die besten Publikationen 2014 Intensivmedizin

Kühlung nach perinataler Asphyxie

Transkript:

Literatur Highlights 2015 - Intensivmedizin Markus Wehler Zentrale Notaufnahme und IV. Medizinische Klinik Klinikum Augsburg

Quellen

Quellen

Ernährung Kalorische Bedarfskalkulation führt zum overfeeding Standard-Ernährungsregime decken ca. 60-70% des kalorischen Bedarfs ab Einzelstudien: hypokalorische Ernährung ist (evolutionsbiologisch) besser Hat die permissive kalorische Unterernährung von Intensivpatienten Einfluss auf Mortalität, Komplikationen, Infekte, Intensivdauer...?

Ernährung Arabi YM et al, N Engl J Med 2015;372: 2398-408. PermiT-Trial 894 Intensivpatienten (konservativ, chirurgisch, Trauma) Randomisiert auf 2 Gruppen: Enterale Ernährung mit 70-100% Kalorienbedarf vs. 40-60% Kalorienbedarf Proteingehalt identisch in bd. Gruppen (57 bzw. 59 g/24h)

Ernährung Überleben 180 d nach Einschluss Mortalität gleich (28,9% vs. 27,2%) Keine Unterschiede in GI-Intoleranz, Diarrhoe, Infektionen, Intensiv- oder KH-Liegezeit

Volumen: Chlorid reduziert? Studienphasen zu kurz? Weitere Störvariablen? Yunos NM et al. Association Between a Chloride-Liberal vs Chloride-Restrictive Intravenous Fluid Administration Strategy and Kidney Injury in Critically Ill Adults. JAMA. 2012

Kriterien des akuten Nierenversagens Eur Heart J: 2014 ESC/ESA Guidelines on non-cardiac surgery: cardiovascular assessment and management

Volumen: Chlorid reduziert? Studienphase 1 Jahr Weitere Störvariablen?

Volumen: Chlorid reduziert? KDIGO 2+3-Inzidenz RRT-Inzidenz

Antibiotika Dauer der Therapie Prospektive 72h snapshot Studie, 67 ICUs, 998 Patienten Erfassung der sog. verlängerten empirischen Antibiotikatherapie über 72 h ohne gesicherte Hinweise für eine Infektion ( absence of adjudicated infection nach CDC-Kriterien) Thomas Z et al, Crit Care Med 2015; 43: 2527-2534

Antibiotika Dauer der Therapie 84% akademische KH 50% mit antibiotic stewardship Programmen 88% mit Klin. Pharmakologen-Visite (5x/Woche) 50% Organisationsform closed unit 660 empirische Antibiotikatherapie erfasst, davon 330 (50%) >72h verlängert ohne Infektionskriterien 60% aller empirischen Antiotikaindikationen war eine vermutete Pneumonie Thomas Z et al, Crit Care Med 2015; 43: 2527-2534

Prognose nach CPR Secretoneurin as a marker for hypoxic brain injury after cardiopulmonary resuscitation Überleben nach CPR 7-22% Schlechtes neurolog. Ergebnis 25-50% (je nach Definition) Frühe neurolog. Prognoseabschätzung schwierig: Biomarker Neuron-spezif. Enolase (NSE): Bester Zeitpunkt, cut-off, Wertigkeit unter milder Hypothermie Hasslacher J et al. Intensive Care Med 2014, 40:1518 1527

Prognose nach CPR Secretoneurin: Neuropeptid mit hohen Konzentrationen in neuronalen Geweben, Liquor, sehr niedrig im peripheren Blut (<9 fmol/ml), induziert Angiogenese und wird v.a. durch Hypoxie reguliert Prospektive Studie an 134 Patienten nach CPR NSE und Secretoneurin täglich an 7 Tagen post-cpr Neurolog. Outcome nach Cerebral Performance Categories Scale (CPC) bei KH-Entlassung 50% mit gutem neurolog. Outcome (CPC 1+2) Hasslacher J et al. Intensive Care Med 2014, 40:1518 1527

Prognose nach CPR ROC-Analyse für schlechtes neurologisches outcome 72h nach CPR (CPC 3-5) Kombination von NSE 0-72h und Secretoneurin 0-48h: AUC of 0.925 (0.878 0.972) Einfluss Hypothermie unklar Hasslacher J et al. Intensive Care Med 2014, 40:1518 1527

Schlaf und Delir Mo Y et al. Emerging Role of Melatonin and Melatonin Receptor Agonists in Sleep and Delirium in Intensive Care Unit Patients. J Intensive Care Med. 2015 Jun 19. Delir ist ein Organversagen Schlaffrakturierung ist ein relevanter Risikofaktor für das akute Delir und PTSS REM-Phasen werden für die Verarbeitung realitätsnaher Erinnerungsinhalte benötigt Schlafstörungen bleiben lange bestehen

Schlaf und Delir Sleep in the intensive care unit American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine 2015, April 1, 2015, Vol. 191, No. 7 : pp. 731-73 3 mg Melatonin 20 Uhr und 24 Uhr Weniger Sedierung, weniger Anxiolytika Physiologischere Polysomnography Effekt auf PTSS unklar

Fehler Experience is simply the name we give our mistakes. Oscar Wilde Wehler, Vincent 11/15 JL et al. Intensive Care Med. 2015

Fehler Zuviel Fokus auf Syndrome (ARDS, ANV) RCT zum falschen Zeitpunkt Kritische Erkrankung beginnt nicht mit der Aufnahme auf der Intensivstation Zuwenig intensive aftercare after intensive care Wir sind zu Protokoll-gläubig geworden mehr personalisierte Intensivmedizin Wir haben zuoft das Prinzip primum non nocere verlassen Die Bedeutung der Kommunikation mit Patienten/ Angehörige wird erheblich unterschätzt

Fehler Intensivtherapieziele berücksichtigen zu wenig den vorherigen Gesundheitszustand Wir schieben ethische Entscheidungsfindungen zusammen mit Angehörigen zu lange auf

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!