Wieviel soll ein Bundesliga-Verein für die Verpflichtung eines Fußballers zahlen?

Transkript

1 Wieviel soll ein Bundesliga-Verein für die Verpflichtung eines Fußballers zahlen? FHV VALUE DAY 2015 Präsentation am Stream Controlling Referent: Christian Wettemann 1

2 Agenda Grundlagen zum Bundesliga-Verein als Unternehmung Spielerverpflichtungen als Investitionsentscheidung Modell zur Entscheidungsunterstützung bei einer Spielerverpflichtung Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Zusammenfassung 2

3 Grundlagen zum Bundesliga-Verein als Unternehmung Bundesliga-Vereine als spezielle Dienstleistungsunternehmen Unterschiede gegenüber klassischen Dienstleistungsunternehmen: Der vergleichsweisen kurzen Produktion eines Fußballspiels sind im Rahmen der Vorkombination Güter sehr langfristig bereitzustellen. Diese sind mit teils erheblichen Investitionen verbunden Die personellen Ressourcen Spieler und Trainer sind ein hoher Unsicherheitsfaktor und müssen kurzfristig ersetzt werden können Für dieses Personal existiert ein sehr limitierter Beschaffungsmarkt und teilweise regulierte Beschaffungszeiträume Besonderheiten des Zielsystems eines Bundesliga-Vereins: Wirtschaftlicher und sportlicher Erfolg sind die Oberziele eines Bundesliga-Vereins Zwischen diesen Zielen herrscht eine komplementäre und eine konkurrierende Beziehung Frage nach Präferenzbeziehung zwischen diesen Zielen Das gestaltete Modell folgt dem Leitgedanken, dass auf Basis der Optimierung des wirtschaftlichen Erfolgs der sportliche Erfolg zu optimieren ist 3

4 Grundlagen zum Bundesliga-Verein als Unternehmung Wichtige Formalgrößen eines Bundesliga-Vereins Einnahmen: Die Kategorien Spielbetrieb, Sponsoren und Mediale Vermarktung sind die Haupteinnahmequellen eines Bundesliga-Vereins Ausgaben: Personalkosten repräsentieren fast die Hälfte der Gesamtausgaben eines Bundesliga-Vereins Die einzelnen Kategorien lassen sich unterschiedlich präzise planen 4

5 Agenda Grundlagen zum Bundesliga-Verein als Unternehmung Spielerverpflichtungen als Investitionsentscheidung Modell zur Entscheidungsunterstützung bei einer Spielerverpflichtung Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Zusammenfassung 5

6 Spielerverpflichtungen als Investitionsentscheidung Möglichkeiten einer Spielerverpflichtung: Unterscheidung zwischen internen und externen Beschaffungsmarkt Mögliche finanzielle Belastungen in Form von Ablösesummen, Bezahlen von Handgeldern, Beraterhonorare, Leihgebühren Spielerleihe als besondere Form der externen Spielerbeschaffung Vertragslaufzeit/Ausstiegsklauseln: Die Maximallaufzeit eines Vertrags ist auf fünf Jahre festgelegt Je länger die Restlaufzeit eines Spielerkontrakts ist, desto höher fällt i. d. R. die aufgerufene Ablöseforderung aus Ausstiegsklauseln ermöglicht es Spielern den Verein vor Vertragsablauf vorzeitig gegen Zahlung einer (festgeschriebenen) Ablösesumme zu verlassen Komponenten der Spielervergütung: Drei Bestandteile einer Spielerverpflichtung Aufteilung der Vergütung in Fixgehälter und Prämienvergütung als variable Komponente Prämien untergliedern sich in individuelle Prämien und Mannschaftsprämien 6

7 Agenda Grundlagen zum Bundesliga-Verein als Unternehmung Spielerverpflichtungen als Investitionsentscheidung Modell zur Entscheidungsunterstützung bei einer Spielerverpflichtung Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Zusammenfassung 7

8 Modell zur Entscheidungsunterstützung bei einer Spielerverpflichtung Problematik der Zurechenbarkeit des Mannschaftserfolgs auf einzelne Spieler Der Hauptteil der Einnahmen eines Bundesliga-Vereins wird durch die Teamproduktion Fußball-Spiel generiert und entsteht durch die Fußballmannschaft als Ganzes Der erzielte Gesamterlös kann nicht unmittelbar einzelnen Spielern zugeordnet werden, es entsteht eine Zurechnungsproblematik des Mannschaftserfolgs auf einzelne Spieler Eine Spielerverpflichtung ist keine Einzelinvestition, sondern eine Teilinvestition des Gesamt- Investitionsprogramms Fußballmannschaft. Nicht direkt zurechenbare Einnahmen sind dem gesamten Investitionsprogramm zuzuordnen Die Ausgaben aller verpflichteten und noch zu verpflichtenden Teilinvestitionen (Spieler etc.) dürfen die Einnahmen des Gesamtinvestitionsprogramms nicht übersteigen Eine Spielerverpflichtung zählt somit zu dem Investitions-Typ der Programmentscheidung 8

9 Modell zur Entscheidungsunterstützung bei einer Spielerverpflichtung Aufbau des Modells der Spielerverpflichtung Annahmen: Der Planungshorizont T des Modells beträgt fünf Perioden, wobei eine Periode gleich eine Saison gilt, welche am 1. Juli beginnt und am 30. Juni endet Der Entscheidungszeitpunkt t 0 ist immer auf den 1. Juli der aktuellen Periode festgelegt Die Höhe der unmittelbar zurechenbaren Cash flows ist gegeben Es wird von nur einem Transferfenster für Spielerverpflichtungen im Sommer ausgegangen Es gilt ein vollständiger Kapitalmarkt mit konstantem Zinssatz k, steuerliche Aspekte werden nicht mit einbezogen 9

10 Agenda Grundlagen zum Bundesliga-Verein als Unternehmung Spielerverpflichtungen als Investitionsentscheidung Modell zur Entscheidungsunterstützung bei einer Spielerverpflichtung Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Zusammenfassung 10

11 Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Allgemeines: Ermittlung der wirtschaftlichen Ist-Situation des 1. FC Rundledersport Der Kapitalwert W ist gibt die wirtschaftliche Ist-Situation des Vereins an und drückt den für Spielerverpflichtungen zur Verfügung stehenden Betrag im Entscheidungszeitpunkt aus W ist = T t = 0 W t 1 + k t + Δ t = 0,, 5 Um W ist zu erhalten, werden die abgezinsten Werte W t um den Betrag Delta korrigiert Fallbeispiel 1. FC Rundledersport : Der Kalkulationszinssatz beträgt über den gesamten Betrachtungszeitraum 10 % Der Entscheidungszeitpunkt ist der 1. Juli 2014 Nach der beschriebenen Vorgehensweise beträgt W ist knapp 25 Mio. 11

12 Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Berechnung W ist zum Zeitpunkt 2014 Einnahmen Ausgaben Summe Abzinsungsfaktor Barwert Wist Sponsoren TV national Transfers Prämien Pokale Merchandising Spielbetrieb Sonstige Personal Verwaltung Personal Spielbetrieb Transfers W-1/W Gelder für zukünfitge Verpflichtungen Spielbetrieb Jugend/Amateure Sonstige , , , , , W ist Gewichtung Einnahmen Ausgaben gew. Beträge TV national Pokale Personal TV national Pokale Personal Worst Case Szenario 0, Szenario P1 0, Szenario P2 0, Szenario O1 0, Szenario O2 0, Best Case Szenario 0, prognostizierter Gesamtbeitrag

13 Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Berechnung der relevanten Zahlungsströme des zu verpflichtenden Spielers (I) Der Kapitalwert SV einer Spielerverpflichtung setzt sich aus den der Verpflichtung unmittelbar zurechenbaren abgezinsten Einnahmen ESV t und Ausgaben KSV t innerhalb der vereinbarten Vertragslaufzeit t T zusammen SV = T t = 0 ESV t (1 + k) t T t=0 KSV t (1 + k) t t = 0,, 5 Variable Gehaltskomponenten sind an die für W ist angenommen Szenarien anzupassen Berechnung SV A und SV C zum Zeitpunkt SV Abzinsungsfaktor 1 0, , , , , Ablöse Handgeld Fixgehalt Spieler A var. Gehalt Sponsoren Merchandising Summe Barwert Fixgehalt Spieler C var. Gehalt Summe Barwert

14 Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Berechnung der relevanten Zahlungsströme des zu verpflichtenden Spielers (II) Der Kapitalwert SV* einer Spielerverpflichtung ist eine Erweiterung von SV und wird berechnet falls ein Verein beabsichtigt einen Spieler vor Vertragsablauf zu verkaufen Vor der Berechnung sind J mögliche Szenarien über die Verweilzeit des Spielers zu prognostizieren SV = J j=1 w j SV j j = 1,, J mit j=1 w j = 1 j = 1,, J J Berechnung SV* zum Zeitpunkt 2014 SV 14

15 Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Entscheidung über die Verpflichtung des betrachteten Spielers Allgemeines: Ein Spieler ist nur dann zu verpflichten, wenn der noch zur Verfügung stehende Kapitalwert W ist des Gesamt-Investitionsprogramms Fußballmannschaft die mit der Verpflichtung verbundenen Kosten SV bzw. SV* decken kann W ist + SV 0 bzw. W ist + SV 0 Eine Rangordnung ist zu bilden, die in Frage kommende Spielerverpflichtungen ihrer sportlichen Wichtigkeit nach ordnet, falls ein Verein mehr Spieler verpflichten könnte, als die finanzielle Situation zulässt Fallbeispiel: Nach einigen Spielerverpflichtungen seien noch 10,5 Mio. für weitere Verpflichtungen vorhanden Neben den betrachteten Spielern A, C und D stellt Spieler B mit einem SV in Höhe von eine alternative Spielerverpflichtung dar Nach dem entwickelten Modell kann der 1.FC Rundledersport entweder Spieler D oder eine beliebige Kombination der Spieler A, B und C verpflichten 15

16 Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Mögliche Spielerverpflichtungen des 1. FC Rundledersport 16

17 Agenda Grundlagen zum Bundesliga-Verein als Unternehmung Spielerverpflichtungen als Investitionsentscheidung Modell zur Entscheidungsunterstützung bei einer Spielerverpflichtung Fallbeispiel zur Anwendung des entwickelten Modells Zusammenfassung 17

18 Zusammenfassung Bundesliga-Vereine sind spezielle Dienstleistungsunternehmen Die Verpflichtung eines Fußballers ist eine Teilinvestition in das Gesamt-Investitionsprogramm Fußballmannschaft Nach dem vorgeschlagenen Modell erfolgt die Beurteilung, ob ein Fußballer unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten verpflichtet werden soll, in drei Schritten. Das Modell ermittelt die wirtschaftliche Ist-Situation eines Vereins, kann verschiedene Arten einer Spielerverpflichtung bewerten und über diese entscheiden Aufgrund der teils sehr restriktiven und teilweise realitätsfernen getroffenen Annahmen, bietet das Modell Spielraum für mögliche Anpassungen und Erweiterungen Durch die Verdeutlichung der Rolle der Personalkosten, insbesondere durch die Höhe der Spielergehälter, kann das Modell als Ausgangspunkt für weiterführende Diskussionen, wie beispielsweise die Einführung von Gehaltsobergrenzen, dienen 18

19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 19