Einführung in die Erkenntnistheorie
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- Lucas Wolf
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1 Einführung in die Erkenntnistheorie Prof. Dr. Martin Kusch 1
2 Reader in der Facultas Buchhandlung PowerPoint Folien und Tonbandaufnahmen: Google: Kusch Lehrveranstaltungen
3 Themen (I) (II) (III) (IV) (V) (VI) (VII) (VIII) (IX) (X) (XI) (XII) Die Definition des Wissens und der Skeptizismus Antworten auf den Skeptizismus Fundamentalismus, Köhärenztheorie, Internalismus versus Externalismus Naturalisierte Erkenntnistheorie, Erkenntnistheorie der Tugenden Definitionen, Fallstudien und der Relativismus in der Wissenschaftstheorie Relativismus und die Wissenschaftssoziologie Relativismus und Pragmatismus Kritik des Relativismus I: Zirkularität und Nicht-Absolutheit Kritik des Relativismus II: Probleme mit dem Pluralismus Kritik des Relativismus III: Das Problem und Argument des Kriteriums Kritik des Relativismus IV: Selbstwiderlegung und Unterbestimmtheit Kritik des Relativismus V: Semantische Fragen In der letzten Woche Prüfung 3
4 (II) Antworten auf den Skeptizismus (1) Moores Hände (2) Dinge für den Werkzeugkasten (3) Nozicks kontrafaktuale Definition des Wissens (4) Nozicks Definition und der Skeptizismus (5) Die Aufgabe des Prinzips der Geschlossenheit bei Nozick und Dretske (6) Einwände (7) Semantischer Kontextualismus: DeRose (8) Für und wider den semantischen Kontextualismus 4
5 Das skeptische Argument (modus ponens) p q p q W [ SH] W[GD] W [ SH] W [GD] Moores Argument (modus tollens) p q q W [ SH] p W [ SH] W[GD] W [GD] 5
6 (II) Antworten auf den Skeptizismus (1) Moores Hände (2) Dinge für den Werkzeugkasten (3) Nozicks kontrafaktuale Definition des Wissens (4) Nozicks Definition und der Skeptizismus (5) Die Aufgabe des Prinzips der Geschlossenheit bei Nozick und Dretske (6) Einwände (7) Semantischer Kontextualismus: DeRose (8) Für und wider den semantischen Kontextualismus 6
7 Kontrafaktualer Konditionalsatz: Wenn so-und-so [nicht] geschehen wäre, dann wäre das-und-das [nicht] passiert. (*) Wenn ich Jaakko Hintikka dann wäre ich jetzt nicht getroffen hätte, kein Philosoph. Antezedenz Konsequenz 7
8 Kontrafaktualer Konditionalsatz: Wenn so-und-so [nicht] geschehen wäre, dann wäre das-und-das [nicht] passiert. (*) Wenn ich Jaakko Hintikka dann wäre ich jetzt nicht getroffen hätte, kein Philosoph. Antezedenz Konsequenz Hätte ich denn nicht auch bei Ernst Tugendhat studieren können und so zum Philosophen werden können? Und gibt es keine Umstände, in denen ich trotz Hintikka nicht zum Philosophen hätte werden können? 8
9 Wie lassen sich kontrafaktuale Bedingungssätze genauer verstehen? D.h. unter welchen Bedingungen ist (*) wahr? Beginne mit der wirklichen Welt (in der ich Hintikka getroffen habe): und ändere an der Welt nur, dass ich Hintikka nicht getroffen habe (und die Umstände, die daraus folgen). Und dann schaue nach, ob ich in der so abgeänderten Welt ein Philosoph bin Wenn nicht, dann ist (*) wahr. 9
10 Wie lassen sich kontrafaktuale Bedingungssätze genauer verstehen? D.h. unter welchen Bedingungen ist (*) wahr? Beginne mit der wirklichen Welt (in der ich Hintikka getroffen habe): und ändere an der Welt nur, dass ich Hintikka nicht getroffen habe (und die Umstände, die daraus folgen). Und dann schaue nach, ob ich in der so abgeänderten Welt ein Philosoph bin Wenn nicht, dann ist (*) wahr. Damit ich bei Tugendhat studiere, muss an der wirklichen Welt viel mehr geändert werden. Ebenso hinsichtlich des bei jemand anders studieren. Diese Szenarien sind daher irrelevant. 10
11 Das Standardmodell (David Lewis) Es gibt viele mögliche (vorstellbare) Welten (denkbare Szenarien)... aber nur eine wirkliche Welt. Die vielen möglichen Welten sind mehr oder weniger weit von der wirklichen Welt entfernt. 11
12 (*) redet nicht über die wirkliche Welt hier habe ich JH getroffen. Aber über welche mögliche Welt(en) redet (*)? 12
13 Nennen wir die Welten, in denen ich Hintikka nicht getroffen habe, die Nicht-Hintikka-Welten. Diese liegen verschieden weit von der wirklichen Welt entfernt. 13
14 Nicht-Hintikka- Welten Wirkliche Welt 1 Ich habe statt bei Hintikka bei Erst Tugendhat studiert. 2 Ich habe überhaupt nicht studiert. 3 Ich bin überhaupt nicht zur Schule gegangen. 14
15 Nennen wir die Welten, in denen ich jetzt (2018) kein Philosoph bin, die Nicht-Philosoph-Welten. Diese liegen verschieden weit von der wirklichen Welt entfernt. 15
16 Nicht-Hintikka- Welten 3 2c 1 b a. Wirkliche Welt Nicht-Philosoph-Welten a b c Ich habe JH getroffen, aber habe als Philosoph keine Arbeit gefunden. Ich habe JH getroffen, aber bin zu krank, um Philosoph zu arbeiten. Ich habe weder Hintikka noch überhaupt je eine/n PhilosophIn getroffen. 16
17 Nicht-Hintikka- Welten 3 2c 1 b a. Wirkliche Welt Nicht-Philosoph-Welten Dass (*) wahr ist, schließt nicht aus, dass es Welten gibt, in denen ich kein Philosoph bin, obwohl ich Hintikka getroffen habe [a, b] Dass (*) wahr ist, schließt nicht aus, dass es Welten gibt, in denen ich jetzt ein Philosoph bin, obwohl ich Hintikka nicht getroffen habe [1, 3] 17
18 (*) Wenn ich Hintikka nicht dann wäre ich jetzt getroffen hätte, kein Philosoph. Antezedenz Konsequenz Wie lassen sich kontrafaktuale Bedingungssätze genauer verstehen? D.h. unter welchen Bedingungen ist (*) wahr? (*) ist wahr g.d.w. ich in denjenigen Nicht-Hintikka-Welten kein Philosoph bin, die der wirklichen Welt am nächsten liegen. 18
19 Die Existenz solcher Welten zeigt, dass (*) wahr ist. Nicht-Hintikka- 3 Welten 2 c Nicht-Philosoph-Welten 1 b a. Wirkliche Welt 19
20 (*) ist wahr g.d.w. ich in denjenigen Nicht-Hintikka-Welten kein Philosoph bin, die der wirklichen Welt am nächsten liegen. VERGLEICHE DIE EINLEITENDE CHARAKTERISIERUNG: Beginne mit der wirklichen Welt (in der ich Hintikka getroffen habe): und ändere an der Welt nur, dass ich Hintikka nicht getroffen habe (und die Umstände, die daraus folgen). Und dann schaue nach, ob ich in der so abgeänderten Welt ein Philosoph bin Wenn nicht, dann ist (*) wahr. 20
21 (*) ist wahr g.d.w. ich in denjenigen Nicht-Hintikka-Welten kein Philosoph bin, die der wirklichen Welt am nächsten liegen. VERGLEICHE DIE EINLEITENDE CHARAKTERISIERUNG: (*) ist wahr g.d.w. ich nachdem wir an der wirklichen Welt nur geändert habe, dass ich Hintikka nicht getroffen habe kein Philosoph mehr bin. In der einleitenden Charakterisierung sprachen wir von Änderungen an der wirklichen Welt so als bauten wir sie um; für Lewis ist jede Änderung der wirklichen Welt eine andere Welt. 21
22 Die Existenz solcher Welten zeigt, dass (*) wahr ist. Die Konsequenz muss in den nächstgelegenen Antezedenz- Welten zutreffen. Antezedenz-Welten. Wirkliche Welt Konsequenz-Welten 22
23 (*) Wenn ich Hintikka nicht dann wäre ich jetzt getroffen hätte, kein Philosoph. Antezedenz Konsequenz Es gibt mögliche Welten, in denen ich Hintikka nie getroffen habe, die aber ansonsten der wirklichen Welt sehr nahekommen und in diesen Welten bin ich jetzt kein Philosoph. Formal: p q p: Ich habe Hintikka getroffen. q: Ich bin jetzt ein Philosoph. 23
24 (II) Antworten auf den Skeptizismus (1) Moores Hände (2) Dinge für den Werkzeugkasten (3) Nozicks kontrafaktuale Definition des Wissens (4) Nozicks Definition und der Skeptizismus (5) Die Aufgabe des Prinzips der Geschlossenheit bei Nozick und Dretske (6) Semantischer Kontextualismus: DeRose 24
25 Robert Nozick ( ) Philosophical Explanations (1981) 25
26 (A) Eine kontrafaktuale Definition des Wissens W s p = df (1) p (ist wahr) (2) Ü s p (3) p Ü s p Variationsbedingung (4) p Ü s p & (Ü s p) Festhaltungsbedingung 26
27 Die Notwendigkeit der Festhaltungsbedingung Ich bin ein GIT und werde manipuliert zu glauben, ich sei ein GIT. Weiß ich nun ich sei ein GIT? Nein! Aber (3) Ist erfüllt: Wäre ich kein GIT, dann würde ich auch nicht glauben, ich sei ein GIT. (4) Ist nicht erfüllt: Wäre ich ein GIT, dann hätte ich auch leicht manipuliert werden können zu glauben, ich sei kein GIT. 27
28 Grundidee Eine Überzeugung, ist nur dann Wissen, wenn sie der Wahrheit auf der Fährte bleibt (tracks the truth). D.h. selbst wenn sich die Dinge in einer nahen möglichen Welt anders verhalten, als sie dies tatsächlich tun. Eine Überzeugung ist nur dann Wissen, wenn sie sensitiv ( empfindlich ) ist. Ändern sich die Dinge, ändert sich auch die Überz.! 28
29 (II) Antworten auf den Skeptizismus (1) Moores Hände (2) Dinge für den Werkzeugkasten (3) Nozicks kontrafaktuale Definition des Wissens (4) Nozicks Definition und der Skeptizismus (5) Die Aufgabe des Prinzips der Geschlossenheit bei Nozick und Dretske (6) Semantischer Kontextualismus: DeRose 29
30 Skeptische Resultate Kann man wissen, dass man nicht durch Traum oder Computer getäuscht wird, d.h. dass keine skeptisches Hypothese zutrifft? Dann müsste folgendes gelten: W s ( SH) : (1) SH (2) Ü s SH (3) SH Ü s SH (4) SH Ü s SH 30
31 Skeptische Resultate Kann man wissen, dass man nicht durch Traum oder Computer getäuscht wird, d.h. dass keine skeptisches Hypothese zutrifft? NEIN! Dann müsste folgendes gelten: W s ( SH) : (1) SH (3) nicht erfüllt: Träfe eine skeptische Hypothese zu, wäre ich nicht unbedingt überzeugt, dass sie es tut! (2) Ü s SH (3) SH Ü s SH (4) SH Ü s SH 31
32 Hierin hat die Skeptikerin also recht: wir wissen nicht, ob die von ihm aufgezeigte Möglichkeit besteht oder nicht. Hat damit nicht die Skeptikerin schon gewonnen? Sie will folgendermaßen schließen: Wenn wir nicht wissen können, dass wir nicht in einem skeptischen Szenarium sind, dann können wir gewöhnliche Dinge (über die Außenwelt) nicht wissen. 32
33 W [ SH] W [GD] W [ SH] W [GD] 33
34 W [ SH] W [GD] Nozick: Das ist falsch!!! W [ SH] W [GD] 34
35 wahr falsch W [ SH] W [GD] Nozick: Das ist falsch!!! W [ SH] W [GD] p q p q w w w w f f f w w f f w 35
36 W [ SH]? SH Ü [SH]. Wirkliche Welt Skeptische Welten sind unserer Welt unähnlich, daher weiter entfernt!!! 36
37 W [ SH] WAHR! SH Falsch! Ü [SH]. Wirkliche Welt Skeptische Welten sind unserer Welt unähnlich, daher weiter entfernt!!! 37
38 W [GD]? GD Ü [GD] GD Welten. Wirkliche Welt Ü[GD] Welten 38
39 W [GD] JA! GD Wahr! Ü [GD] GD Welten. Wirkliche Welt Ü[GD] Welten 39
40 W [GD] FALSCH! GD Welten. Wirkliche Welt Ü[GD] Welten 40
41 W [ SH] W [GD] WAHR! FALSCH! GD Welten. Wirkliche Welt Ü[GD] Welten 41
42 W [ SH] W [GD] WAHR! FALSCH! FALSCH! p q p q w w w w f f f w w f f w GD Welten. Wirkliche Welt Ü[GD] Welten 42
43 (II) Antworten auf den Skeptizismus (1) Moores Hände (2) Dinge für den Werkzeugkasten (3) Nozicks kontrafaktuale Definition des Wissens (4) Nozicks Definition und der Skeptizismus (5) Die Aufgabe des Prinzips der Geschlossenheit bei Nozick und Dretske (6) Semantischer Kontextualismus: DeRose 43
44 Das skeptische Argument W [ SH] W[GD] W [ SH] W [GD] Moores Argument W [ SH] W[GD] W [GD] W [ SH] 44
45 Beiden Argumenten ist (#) W [ SH] W[GD] oder W [GD] W[ SH] gemeinsam. Was (#) plausibel macht ist das Prinzip der Geschlossenheit des Wissens : Wenn ich p weiß, dann weiß ich auch, was aus p logisch folgt. Wenn ich nicht weiß, was aus p logisch folgt, dann weiß ich auch p nicht. (Sofern ich es mir nur sorgfältig durch den Kopf gehen lasse). 45
46 Wenn wir das Prinzip der Geschlossenheit widerlegen oder einschränken könnten, könnten wir den Skeptizismus blockieren!! Ein Gegenbeispiel von Fred Dretske ( ) Wir sind mit der kleinen Marietta im Zoo: 46
47 Marietta: Da sind Zebras. Weiß Marietta, dass hier Zebras sind? 47
48 Marietta: Da sind Zebras. Marietta: Da sind Zebras. Weiß Marietta, dass hier Zebras sind? 48
49 Marietta: Da sind Zebras. Marietta: Da sind Zebras. Weiß Marietta, dass hier Zebras sind? Nein, nicht gemäß dem Prinzip der Geschlossenheit. Und das stimmt auch! 49
50 Damit man weiß, dass die Tiere im Zebragehege Zebras sind, muss man auch wissen, was aus dieser Tatsache folgt: dass nämlich die Tiere im Löwengehege keine Zebras sind. 50
51 Marietta: Da sind Zebras. Marietta: Da sind Zebras. 51
52 Marietta: Da sind Zebras. (Als Zebras angemalte Esel!) Marietta: Da sind Zebras. Weiß Marietta, dass hier Zebras sind? Nein nach dem Prinzip der Geschlossenheit! 52
53 Marietta: Da sind Zebras. (Als Zebras angemalte Esel!) Marietta: Da sind Zebras. Weiß Marietta, dass hier Zebras sind? Nein nach dem Prinzip der Geschlossenheit! Und das ist falsch!!! Der Fall rechts ist eine irrelevante Alternative!!! 53
54 Nein sagt das Prinzip der Geschlossenheit: Damit man weiß, dass die Tiere im Zebragehege Zebras sind, muss man auch wissen, was aus dieser Tatsache folgt: dass nämlich die Tiere im Zebragehege keine als-zebras-angemalte Esel sind. 54
55 Dretske meint, dass wir das Prinzip der Geschlossenheit nicht so uneingeschränkt anwenden: Marietta weiß, dass im Zebragehege Zebras sind, auch wenn sie Zebras nicht von angemalten Eseln unterscheiden kann. Die angemalten Esel sind im Zoo keine relevante Alternative!!! 55
56 Analogie zum Skeptizismus Damit ich weiß, dass ich jetzt eine Vorlesung halte, muss ich wissen, dass dies keine Sprechstunde, kein Interview, keine Familienfeier ist. Aber ich muss nicht wissen (ausschließen können), dass ich jetzt nicht träume oder ein GIT bin. Skeptische Alternativen sind keine relevanten Alternativen! (Aber im Zoo von Gaza schon!) 56
57 Beiden Argumenten ist (#) W [ SH] W[GD] oder W [GD] W[ SH] gemeinsam. Was (#) plausibel macht ist das Prinzip der Geschlossenheit des Wissens": Wenn ich p weiß, dann weiß ich auch dasjenige, das aus p logisch folgt. Wenn ich nicht dasjenige weiß, das aus p logisch folgt, dann weiß ich auch p nicht. (Sofern ich es mir nur sorgfältig durch den Kopf gehen lasse). 57
58 W [ SH] W [GD] Nozick: Das ist falsch!!! W [ SH] W [GD] 58
59 (II) Antworten auf den Skeptizismus (1) Moores Hände (2) Dinge für den Werkzeugkasten (3) Nozicks kontrafaktuale Definition des Wissens (4) Nozicks Definition und der Skeptizismus (5) Die Aufgabe des Prinzips der Geschlossenheit bei Nozick und Dretske (1) Semantischer Kontextualismus: DeRose 59
60 Keith DeRose (1962 -) 60
61 Ziel: Verstehen, warum wir den Skeptizismus zugleich als unpassend und doch als irgendwie überzeugend empfinden. 61
62 Zu Nozicks Verneinung des Prinzips der Geschlossenheit: Es läuft darauf hinaus sich die scheußliche Konjunktion zu eigen zu machen, wonach man wissen kann, dass man zwei Hände hat, obwohl man nicht weiß, dass man kein körperloses (und handloses) GIT ist. 62
63 Angenommen ein Sprecher Z (für Zuschreiber ) sagt: (*) S weiß dass p. Kontextualistische Theorien der Wissenszuschreibung sagen: (1) S kann gegenüber p verschieden starke epistemische Positionen (EP) haben. (2) Wie stark die EP von S sein muss, damit (*) wahr ist, hängt von Eigenschaften des Konversationskontextes von Z ab. 63
64 Da ist ja MK! Gruber Kontext des Wissenden Müller Bauer Gruber weiß, dass MK im HG war. Standards für Wissen Konversationskontext der Wissenszuschreiberin 64
65 Verschieden starke epistemische Positionen: In der wirklichen Welt sind Ihre Augen auf mich gerichtet und Sie glauben, dass ich in Ihrem Blickfeld bin.
66 Verschieden starke epistemische Positionen: Wissen 1 In der wirklichen Welt sind Ihre Augen auf mich gerichtet und Sie glauben, dass ich in Ihrem Blickfeld bin. In diesen Welten haben Sie mich oder eine KollegIn von mir in Ihrem Blickfeld.
67 Verschieden starke epistemische Positionen: In der wirklichen Welt sind Ihre Augen auf mich gerichtet und Sie glauben, dass ich in Ihrem Blickfeld bin. Wissen 2 In diesen Welten haben Sie zusätzlich alle Wiener in Ihrem Blickfeld. Wissen 2 verlangt eine stärkere epistemisch stärkeren Position als Wissen 1.
68 Verschieden starke epistemische Positionen: In der wirklichen Welt sind Ihre Augen auf mich gerichtet und Sie glauben, dass ich in Ihrem Blickfeld bin. Wissen 3 In diesen Welten haben Sie zusätzlich einen von meinen 1000 Doppelgängern in Ihrem Blickfeld. Wissen 3 verlangt eine stärkere epistemisch stärkeren Position als Wissen 2.
69 Verschieden starke epistemische Positionen: In der wirklichen Welt sind Ihre Augen auf mich gerichtet und Sie glauben, dass ich in Ihrem Blickfeld bin. Wissen 4 Wissen 4 verlangt eine stärkere epistemisch stärkeren Position als Wissen 3. In diesen Welten sind zusätzlich GIT Szenarien eingeschlossen.
70 Wichtig: Die Erwähnung im Konversationskontext von Möglichkeiten des Irrtums können eine Veränderung der epistemischen Position herbeiführen: 70
71 Fall 1: Gruber sagt zu Müller: (*) Ich habe gerade MK (= Martin Kusch) im Hauptgebäude gesehen. Später in Abwesenheit von Gruber sagt Bauer zu Müller: Gruber besucht die Vorlesung von MK regelmäßig. Müller sagt zu Bauer: Gruber weiß 1, dass MK im Hauptgebäude war. 71
72 Da ist ja MK! Gruber Habe gerade MK im HG gesehen. Müller Gruber Müller 72
73 Da ist ja MK! Gruber Gruber besucht die VL von MK regelmäßig. Müller Bauer 73
74 Da ist ja MK! Gruber Kontext des Wissenden Gruber weiß 1, dass MK im HG war. Standards für Wissen Müller Bauer Konversationskontext der Wissenszuschreiberin 74
75 Fall 2: Gruber zu Müller: (*) Ich habe gerade MK im Hauptgebäude gesehen. Später in Abwesenheit von Gruber sagt Bauer zu Müller: Heute findet im Hauptgebäude das Treffen der 1000 MK-Doppelgänger statt. Müller sagt zu Bauer: Gruber weiß 3 nicht, dass MK im Hauptgebäude war. [Denn Gruber kann MK nicht von seinen Doppelgängern unterscheiden.] 75
76 Da ist ja MK! Gruber Habe gerade MK im HG gesehen. Gruber Müller 76
77 Da ist ja MK! Gruber Im HG sind heute die Kusch-Doppelgänger. Müller Bauer 77
78 Da ist ja MK! Gruber Gruber weiß 3 nicht, dass MK im HG war. Standards für Wissen Müller Bauer Konversationskontext der Wissenszuschreiberin 78
79 Fall 3: Gruber zu Müller: (*) Ich habe gerade MK im Hauptgebäude gesehen. Später in Abwesenheit von Gruber sagt Bauer zu Müller: Ich frage mich manchmal, ob wir nicht alle Gehirne im Tank sind! Müller sagt zu Bauer: Gruber weiß 4 nicht, dass MK im Hauptgebäude war. [Denn Gruber kann nicht ausschließen, dass er ein GIT ist.] 79
80 Da ist ja MK! Gruber Habe gerade MK im HG gesehen. Gruber Müller 80
81 Da ist ja MK! Gruber Sind wir alle Gehirne im Tank? Müller Bauer 81
82 Da ist ja MK! Gruber Gruber weiß 4 nicht, dass MK im HG war. Standards für Wissen Müller Bauer Konversationskontext der Wissenszuschreiberin 82
83 Fall 3: Gruber zu Müller: (*) Ich habe gerade MK im Hauptgebäude gesehen. Später in Abwesenheit von Gruber sagt Bauer zu Müller: Ich frage mich manchmal, ob wir nicht alle Gehirne im Tank sind! Müller sagt zu Bauer: Gruber weiß 4 nicht, dass MK im Hauptgebäude war. [Denn Gruber kann nicht ausschließen, dass er ein GIT ist.] 83
84 Die Regel der Sensitivität : Wenn in einem gegebenen Kontext behauptet wird, dass S p weiß (oder dass S p nicht weiß), dann werden die Standards für Wissen bis zu demjenigen durchden-kontext-vorgegebenen Niveau angehoben, auf dem die Überzeugung von S bzgl. des fraglichen p sensitiv sein muss um als Wissen zu zählen. 84
85 Wichtige Einsicht des Skeptikers: Soll unsere Überzeugung, dass skeptische Hypothesen falsch sind, sensitiv sein, dann muss unsere epistemische Position bzgl. solcher Propositionen, die skeptische Hypothesen verneinen, stärker sein, als unsere epistemische Position bzgl. anderer, gewöhnlicher Propositionen 85
86 Das Argument des Skeptikers: Wenn ich nicht weiß, dass die skeptische Hypothese falsch ist, dann weiß ich keine gewöhnlichen Dinge. Ich weiß nicht, dass die skeptische Hypothese falsch ist. Ich weiß keine gewöhnlichen Dinge. 86
87 Die Skeptikerin behauptet nun, dass wir SH nicht wissen. Das Prinzip der Sensitivität erzwingt dann eine Anhebung der Wissensstandards, damit die Aussage wahr wird. Und nach diesen Standards wissen wir dann auch gewöhnliche Dinge nicht mehr. 87
88 Keine scheußliche Konjunktion : W [ SH] & W[GD] Wohl aber: W 1 [GD] & W 1 [ SH] bzw. W 1 [GD] W 1 [ SH] W 2 [GD] & W 2 [ SH] bzw. W 2 [GD] W 2 [ SH] W 4 [GD] & W 4 [ SH] bzw. W 4 [ SH] W 4 [ GD] Das Prinzip der Geschlossenheit bleibt also gültig!!! 88
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