Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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1 Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Staatsminister Helmut Brunner boden:ständig-forum 5. Februar 2015, München Es gilt das gesprochene Wort! Referat Presse Telefon Ludwigstraße München Telefax

2 Anrede! Ein herzliches Grüß Gott im neuen Veranstaltungssaal meines Hauses. Ich freue mich, dass Sie unserer Einladung zum Symposium boden:ständig so zahlreich gefolgt sind und aus Ihren Projekten berichten. Der Schutz unserer Böden ist weltweit eine der großen Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Böden sind die Grundlage unseres Lebens, sie sichern Ernährung und Wohlstand, sie sind wichtig für unser Trinkwasser, die Biodiversität und den Klimaschutz. Und doch sie sind in Gefahr! Daher haben die Vereinten Nationen das Jahr 2015 zum Internationalen Jahr des Bodens erklärt. Die UN will damit ins Bewusstsein rücken, dass landwirtschaftlich nutzbare Flächen eine knappe, nicht vermehrbare Ressource sind: Nur 11% der Böden weltweit sind ackerbaulich gut nutzbar! Und immer mehr fruchtbare Böden gehen weltweit durch Erosion, Versalzung und Wüstenbildung verloren, werden vergiftet oder versiegelt. S e i t e 1

3 I. Kostbares Gut Boden Auch in Bayern besteht Handlungsbedarf. Denn auch wir haben Regionen, wo Flächen unter Bodenverlust (z.b. im tertiären Hügelland) und Kulturschäden leiden. Im niederbayerischen Hügelland z.b. werden zum Teil bis zu 10 Tonnen Boden pro ha und Jahr durch Erosion abgetragen. Damit geht wertvoller Boden verloren, der nur innerhalb sehr langer Zeiträume nachgebildet wird. Wir kennen die Gründe: Viele Grünlandflächen fanden aufgrund der zurückgehenden Tierbestände keine Verwendung mehr und wurden in Ackerflächen umgewandelt. Der Maisanbau hat auch aufgrund der Energiewende wieder zugenommen. Die Preis-/Kostenrelation und der harte Wettbewerb zwingen die Landwirte zu rationellen Bewirtschaftungsmethoden auf möglichst großen Schlägen. Kleinteilige Kulturlandschaften mit Terrassen, Rainen und Hecken wurden daher aus vielen Landschaften zurückgedrängt. Die immer leistungsfähigere Landtechnik führt zu immer höheren Achslasten und in der Folge zu vermehrtem Bodendruck. S e i t e 2

4 Diese Entwicklungen haben stellenweise zu Beeinträchtigungen der Oberflächengewässer geführt. Wasser, das von den Böden nicht aufgenommen werden kann, verstärkt bei Starkregenereignissen die Gefahr von Hochwasser, und in Hitzeperioden besteht die Gefahr von Trockenheit. Beides wird sich durch den Klimawandel voraussichtlich weiter verstärken. Auch die öffentliche Hand ist betroffen: Der Eintrag von Sedimenten in Gewässer bedingt einen großen Unterhaltsaufwand für die Gemeinden. Die Verschlammung und Verlandung von Seen beeinträchtigt deren Erholungsfunktion. Hochwasserschäden verursachen immer höhere Kosten. II. Boden und Gewässer schützen Der Schutz unserer Böden und Gewässer ist somit ein gemeinsames Anliegen von Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir müssen mit unseren Böden nicht nur so sparsam wie möglich, sondern auch so sorg- S e i t e 3

5 sam wie möglich umgehen. Wir dürfen unseren Nachkommen nicht den Boden unter den Füßen wegziehen. Daher stehen Flächenerhalt, Bodenfruchtbarkeit und Gewässerschutz seit Jahren ganz oben auf der Agenda meiner Verwaltung und in der Landwirtschaft. Wir setzen dabei auf Bildung und Beratung, Forschung und Förderung: So arbeitet die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) an neuen erosionsmindernden Bewirtschaftungsmethoden. Bodenschonende Technik und Geräte (für Mulchsaat, Strip-Till, Controlled Traffic) sind vorhanden, durch überbetrieblichen Einsatz sind sie wirtschaftlich. Ich habe zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrechtlinie 18 Wasserberater eingestellt, die den Landwirten das nötige Wissen und Bewusstsein für den Gewässerschutz vermitteln sollen. Zudem habe ich die Förderung Boden und Gewässer schonender Wirtschaftsweisen in unseren Agrarumweltprogrammen weiter ausgebaut. Auch wenn die endgültige Genehmigung des neuen Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) S e i t e 4

6 aus Brüssel noch aussteht, können die Landwirte seit Anfang Januar (bis 27. Feb.) ihre Anträge stellen. Die Auswertung der ersten Anträge zeigt: Die Landwirte nehmen unsere Angebote zum Schutz von Boden und Wasser sehr gut an. III. Initiative boden:ständig Besonders viel verspreche ich mir von der Initiative boden:ständig, die heute im Mittelpunkt steht. Die Idee, die ihren Ursprung in einem Modellprojekt am Rottauensee hat, hat mich von Anfang an begeistert. Auf einem Termin in Bodenkirchen vor 3 Jahren habe ich angekündigt, diesen im Rott- und Vilstal entwickelten Weg des nachhaltigen Boden- und Gewässerschutzes mittelfristig in ganz Bayern anzubieten. Ich habe Wort gehalten! Inzwischen haben wir rd. 30 Projektgebiete in allen Regierungsbezirken, die bereits angelaufen sind oder gerade vorbereitet werden, und es werden ständig mehr. S e i t e 5

7 Zentrales Anliegen ist es, die Erosion und diffuse Nährstoffeinträge in die Bäche zu verringern und so den Zustand der Oberflächengewässer zu verbessern. Auch hier ist das Prinzip der Freiwilligkeit Kernelement! Dabei gibt es eine gute Arbeitsteilung: Die Landwirte engagieren sich mit erosionsmindernden Bewirtschaftungsmethoden, die Gemeinden an den Bächen und gemeinsam sind sie in der Fläche bei der Anlage von Puffersystemen aktiv. Unter Fachleuten sind viele Ansätze zum Boden- und Gewässerschutz grundsätzlich bekannt. Mit der Initiative boden:ständig sorgen wir dafür, dass dieses Wissen umgesetzt wird. Nachhaltiger Boden- und Wasserschutz lässt sich nicht durch kurzfristigen Aktionismus erreichen. Landschaften und ihre Nutzungssysteme müssen als funktionale Einheit begriffen und ein Landnutzungsmanagement angestrebt werden, das sich am Stoff- und Wasserhaushalt orientiert. Das erfordert einen langen Atem. S e i t e 6

8 Deshalb ist Ihr Weg richtig, mit Unterstützung der Verwaltungen echte Mitmachprojekte zu schaffen, die von den Menschen vor Ort über viele Jahre getragen werden. Diese Vorgehensweise verlangt intensiven Dialog und Kommunikation, um möglichst viele Landwirte, Bürger, Gemeinden und Verwaltungen einzubinden. Deshalb sind wir heute hier beisammen. Damit gelingt, was bei vielen Initiativen oftmals scheitert: Bei boden:ständig geht es auch nach der Anschubphase weiter. Wir setzen nicht auf einige spektakuläre Umsetzungsmaßnahmen, sondern wollen einen sich selbst tragenden Prozess in Gang bringen und langfristig tragfähige Strukturen aufbauen, in denen immer wieder Projekte entwickelt und umgesetzt werden können. Meine Verwaltungen für Ländliche Entwicklung und für Landwirtschaft unterstützen Sie dabei. Die Ämter für Ländliche Entwicklung und die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie ihre externen Partner erarbeiten mit den Akteuren vor Ort maßgeschneiderte S e i t e 7

9 Lösungen. Wir stehen den boden:ständigen Gemeinden und Landwirte aber nicht nur als aktivierende Partner durch Beratung und Prozessbegleitung zur Seite. In unseren Verfahren für Ländliche Entwicklung unterstützen wir Gemeinden bei Maßnahmen an Gewässern III. Ordnung und bei der Anlage und Gestaltung von Puffersystemen auch finanziell und organisatorisch. Aktuell passiert das z.b. am Waginger See. Wir wollen aber auch die entstehenden finanziellen Nachteile für Landwirte ausgleichen, wenn sie auf ihrer Bewirtschaftungsfläche Landschaftselemente anlegen und sie für den Gewässer- und Bodenschutz und damit zugunsten der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Deshalb haben wir im neuen KULAP auch die Maßnahme Anlage von Struktur- und Landschaftselementen konzipiert. Diese besteht aus 2 Komponenten: 1. Wir fördern die Kosten für die Anlage von Struktur- und Landschaftselementen (z.b. begrünte Abflussmulden, Rückhaltemulden, Feuchtflächen). Nicht nur die Kosten für die Maßnahme selbst sind zuwendungsfähig, sondern auch die Ausgaben zur Vorbereitung und S e i t e 8

10 Abwicklung des Vorhabens, die von beauftragten Fachleuten erbracht werden. Damit bieten wir den Landwirten ein kompaktes Dienstleistungspaket für die Umsetzung an. 2. Und wir honorieren die Bereitstellung der Fläche. Über einen Zeitraum von 5 Jahren erhält der Landwirt nach Fertigstellung der Maßnahme 25 /ar. Damit stellen wir sicher, dass den beteiligten Landwirten keine finanziellen Nachteile entstehen. Mit dieser in Deutschland einmaligen Initiative haben wir unser Maßnahmenportfolio für Gemeinden und Landwirte um einen wichtigen Baustein erweitert. Das zeigt: Wenn es um unsere Heimat geht, ziehen Gemeinden, Landwirte und Verwaltung an einem Strang. IV. Schluss Besonders interessante Ideen zum Schutz von Wasser und Boden will ich in Zukunft besonders würdigen. Deshalb werde ich jährlich einen boden:ständig - Preis verleihen (Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober 2015). Damit S e i t e 9

11 will ich auch gute Lösungsansätze weiter verbreiten und zur Nachahmung anregen. Außerdem wollen wir über aktuelle Entwicklungen informieren und den Austausch fördern. Unser boden:ständig -Internetauftritt ( berichtet über Maßnahmen und bietet Planungs- und Umsetzungshilfen. Boden:ständig - Interessenten können sich zudem in aktiven Projektgebieten umschauen und an Feldbegehungen teilnehmen, die engagierte Landwirten anbieten. Darüber hinaus soll das boden:ständig-forum sich als regelmäßiger Treffpunkt der im Boden- und Gewässerschutz Engagierten etablieren und weitere Kreise ziehen. Von Raoul Francé, dem Begründer der Bodenökologie, der Anfang des 20. Jahrhunderts auch in München gewirkt hat, stammt das Zitat: Die ganz dünne Decke zwischen dem Grundwasserspiegel und dem grünen Pflanzenkleid, das ist der Reichtum eines Landes. Für diesen Reichtum setzen Sie sich beispielhaft ein! Sie packen vor Ort an. Dafür danke ich Ihnen herzlich. Ich wünsche Ihnen und unserer gemeinsamen Initiative boden:ständig viel Erfolg und viele Mitstreiter! S e i t e 10