«Militärkantine» Sanierung und Umbau

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1 «Militärkantine» Sanierung und Umbau Hochbauamt, 2014 N 178 In der «Militärkantine» hat die zivile Nutzung definitiv das Kommando übernommen. Wo einst Offiziere ihr Mahl einnahmen und sich Manöver für ihre Mannschaften ausdachten, wird heute festlich diniert und in historischem Rahmen geschlafen. An bester Lage zwischen Bahnhof und Bundesverwaltungsgericht hat das eigenwillige Haus nach dreissig Jahren Zwischennutzung eine neue und zugleich seine ursprüngliche Aufgabe gefunden. Dank seiner Verjüngungskur präsentiert es sich von aussen zwar wie immer, doch im Inneren bietet es zeitgemässen Komfort.

2 «Militärkantine» Sanierung und Umbau Kreuzbleicheweg 2 Mitten in der Stadt St.Gallen betrieb das Militär bis 1980 eine Kaserne. Diese wurde abgebrochen, als die Truppen ihr neues Quartier in Neuchlen-Anschwilen bezogen. Am nördlichen Rand der Kreuzbleiche, ehemaliger Exerzierplatz, steht ein höchst eigenwilliger Solitär: die Militärkantine erstellt, bot sie Zimmer für Offiziere, später Büros für die Waffenplatzverwaltung und eine Kantine, die schon vor dem Auszug des Militärs auch für zivile Gäste offen stand. In dem Gebäude zeigt sich, wie vielfältig der Heimatstil bisweilen in Erscheinung treten konnte. Das Haus wirkt wie eine Mischung aus Schloss, Villa und Waldhotel und bietet ein Panoptikum an Versatzstücken: Erker, Balkone, Sichtriegel und Krüppelwalmdach fügen sich zu einem verwunschenen, beinahe romantischen Bild. Inmitten dieser historisierenden Pracht konnten die Wehrmänner ihrem tristen Militärdienst entfliehen. Als herausragender Vertreter seiner Zeit ist die Militärkantine im Inventar der Denkmalpflege aufgeführt. Der Schutz umfasst neben dem äusseren Erscheinungsbild auch den Innenausbau, der die Mischung der Stile weiterführt. Die originale Substanz ist mehrheitlich erhalten. Ein Glücksfall, denn die einzigartige Stimmung lebt von den unzähligen Details gleichzeitig eine Herausforderung, da all diese Bauteile aufwendig zu renovieren waren.

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5 Saal «Das schönste Hotel St.Gallens» Das Haus mit seinen 21 Zimmern wurde liebevoll und mit viel architektonischem Gespür für den neuen Zweck renoviert und ausgestattet. Die drei oberen Etagen sind vom Architekturbüro Flury und Furrer gestaltet worden. Das Herz des Betriebs ist das Restaurant im Erdgeschoss. Es ist 365 Tage offen. Von früh morgens bis spät abends werden von kleinen Köstlichkeiten übers einfache Mittagessen bis hin zum 5-Gänger fast alle kulinarischen Wünsche erfüllt. Das Angebot basiert auf regionalen, meist biologischen und fair produzierten Zutaten, die täglich frisch zubereitet werden. Alle Köstlichkeiten können im Sommer im lauschigen Garten unter den Kastanienbäumen genossen werden. In den beiden Sälen im 1. Obergeschoss des Gebäudes findet das Mittagessen unter der Woche statt, an Abenden und an Wochenenden stehen die Räume für Seminare, private Anlässe oder kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Die ehemaligen Offizierszimmer sind in drei Kategorien aufgeteilt. Die Parkzimmer verfügen über freistehende Badewannen, Erker, Balkon oder Turm. Die Standardzimmer sind von allem Unnötigen befreit und doch fehlt es an nichts. Die Longstayzimmer sind Appartements mit einer kleinen Küche. Die Räume sind mit Designmöbeln aus dem Norden von NORD3 bestückt, alle individuell und doch aus einer Hand. Die Hotelgäste erhalten ein Ipad mit Infos zu Hotel, Stadt und Umgebung. Das ganze Haus verfügt über WLAN. Das Haus ist ein attraktiver und nachhaltiger Arbeitsort. Rund ein Fünftel der Arbeitsplätze sind für Menschen mit leichter psychischer Beeinträchtigung und Jugendliche mit schwierigem sozialen Hintergrund eingerichtet. Alte Küche Baudokumentation Hochbauamt Stadt St.Gallen N 178 Fotos: Eva Olibet, Berlin Luftaufnahme: Skyvista, Wil Juni 2014

6 Schnitt Grundriss 2. Obergeschoss Garten Restaurant Garten Grundriss Erdgeschoss Zugang Lange Zeit blieb der Unterhalt auf das Nötigste beschränkt, da die Zukunft der Militärkantine ungewiss war. Das Restaurant wurde weitergeführt und unter dem Namen «Kastanienhof» mauserte sich das Haus zu einem gut frequentierten Partylokal. Ein Wirtewechsel gab den Anlass, ein umfassendes Nutzungs- und Gastronomiekonzept über das ganze Gebäude zu erarbeiten reichte ein bereits in der Gastronomie tätiges Team das Konzept «Essen und Schlafen am Kreuzbleichepark» ein: In den ersten zwei Geschossen wird weiterhin ein Restaurant geführt, in den beiden oberen Geschossen und unter dem Dach entsteht aus den ehemaligen Offizierszimmern ein Hotel. Auch bekommt das Haus seinen alten Namen zurück und heisst fortan wieder «Militärkantine». Der Ausbau zum Hotel lag bei der privaten Trägerschaft. Das städtische Projekt umfasste die Sanierung der Gebäudehülle sowie die Erneuerung der Gastronomieräume und der internen Erschliessung. Alte Küche Saal Hotelzimmer Terrasse Grundriss 1. Obergeschoss Die Liste der baulichen Massnahmen war lang. Das Holzwerk musste neu gestrichen und die Fenster ersetzt werden. Auf die Dämmung der Fassaden wurde verzichtet: Zu wertvoll sind die Einbauten im Inneren, zu prägnant die Erscheinung gegen aussen. Dafür wurde das Dach zusätzlich gedämmt. Es zeigt sich heute neu eingedeckt. Viel Handlungsbedarf zeigte sich bei der Haustechnik. Die Elektroinstallationen wurden vollständig erneuert, ebenso die sanitären Anlagen aufgrund seiner ursprünglichen Nutzung wies die Militärkantine einen Mangel an Damentoiletten auf. Eine Gasheizung ersetzt die Ölheizung. Für das Restaurant wurde im rückwärtigen Bereich des Gebäudes eine grosszügige Gastroküche eingebaut. Um den hindernisfreien Zugang zu gewährleisten, überwindet eine Rampe die drei Stufen zum Eingang. Neu erschliesst ein Lift die Geschosse, er erleichtert zugleich die Bewirtschaftung des Hauses. Um die Sicherheit der Gäste im Haus zu verbessern, wurden die Handläufe und Brüstungen angehoben. Eine neue Fluchttreppe, die von der Terrasse in den Garten führt, ermöglicht das bewirten von grösseren Gesellschaften im Saal. Nach der Sanierung erscheinen die Wände, Decken und Böden des Restaurant in ihrer originalen Farbe und Material. Spätere Einbauten sind wieder verschwunden. Der baukünstlerische Schmuck wurde aufgefrischt: die mit den Ostschweizer Wappen gezierten Balkenkonsolen, die Portraits von Soldaten und das mit einem Löwenkopf bekrönte Schweizerwappen. Die aufwendigen Schreinerarbeiten im Treppenhaus und in den Kantinen wurden restauriert, ebenso in der Offizierskantine die Säule aus Stuckmarmor und das kunstvolle Kapitell. Selbst die filigrane Terrassenmarkise konnte erneuert werden. Die Aussenanlage hatte viel von ihrem ursprünglichen Charakter eingebüsst. Dichte Büsche trennten die Terrasse von der Kreuzbleiche und verstellten die Sicht auf die Gartenwirtschaft. Der Wildwuchs wurde ausgeräumt heute bilden die Kastanien den Rahmen für das Grundstück, der Abschluss der Terrasse aus Nagelfluhquadern ist wieder sichtbar. In ziviler Form bietet die Militärkantine wieder das, was sie schon im militärischen Umfeld leisten musste. Statt der Offiziere und Soldaten empfängt das Haus nun Gäste, die ein einzigartiges Ambiente geniessen können. Im Hotelangebot besetzt die Militärkantine eine Nische im Segment der historischen Gasthäuser. Die neu entworfene Bar in der Gaststube dokumentiert selbstbewusst, dass auch die Neuzeit ihren Platz im Haus findet. Ein eigens für den Ort entworfenes Stoffmuster ziert den Ausschank und schlägt eine Brücke zur lebendigen Tradition der St.Galler Textilindustrie. Vieles ist neu geworden in der Militärkantine, doch der Geist des Hauses bleibt der alte. Die ausdrucksstarken Säle bildeten schon immer einen würdigen Rahmen; damals für Debatten rund um den kalten Krieg, heute für die «Schlacht um das Buffet». Die Planer von damals dachten nachhaltig: sie entwarfen die Militärkantine so, dass sie umgenutzt werden kann, wenn die Kreuzbleiche «einmal aufhören sollte, als Exerzierplatz zu dienen.» Eine weise Voraussicht. So ist die Militärkantine ein beredtes Beispiel dafür, dass gut gemachte Gebäude die Stürme der Zeiten überdauern.

7 Stadt St.Gallen Hochbauamt Amtshaus Neugasse St.Gallen Telefon N info.hochbauamt@stadt.sg.ch Bauherrin Stadt St.Gallen, vertreten durch das Hochbauamt Projektleiterinnen: bis 2008 Susanne Lüthi, anschliessend Helena Fehr Denkmalpflege Niklaus Ledergerber Architektur Rüesch & Rechsteiner AG, dipl. Architekten ETH/SIA St.Gallen Bauleitung Gantenbein + Partner AG St.Gallen Bauingenieur Borgogno Eggenberger + Partner AG St.Gallen Elektroingenieur Bühler + Scherler AG St.Gallen HLK-Ingenieur Gübeli Energietechnik GmbH Degersheim IG Energietechnik GmbH St.Gallen Sanitäringenieur Enginas AG St.Gallen Bauphysik Studer + Strauss AG St.Gallen Planer Gastroküche gkp-plus Steinach Landschaftsarchitektur Hänni AG St.Gallen Tapetenfries Bar Jakob Schlaepfer Martin Leuthold, Annina Arter St.Gallen Projektablauf Auswahlverfahren für Bau- und Bewirtschaftungskonzept Projekt und Kostenvoranschlag Überprüfung Strategie Änderung Bewirtschaftungskonzept 2011 Überarbeitung Projekt und Kostenvoranschlag 2011 Krediterteilung (Volksabstimmung) Juni 2012 Baubeginn Mai 2013 Fertigstellung Juni 2014 Baukosten Vorbereitungsarbeiten CHF Gebäude CHF Betriebseinrichtungen CHF Umgebung CHF Baunebenkosten CHF Bauherrenleistung CHF Ausstattung CHF Gesamtkosten CHF Projektdaten gesamtes Gebäude m² nach SIA 416 Nettogeschossfläche m² m³ nach GVA Gebäudevolumen m³ 7 225