Kapitel 4. Experimente. 4.1 Experimenteller Aufbau
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- Stephanie Hertz
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1 Kapitel 4 Experimente Die Struktur aus Kapitel 3 soll sich in der Reihenfolge der experimentellen Arbeiten weitestgehend widerspiegeln Es folgt zunächst die detaillierte Beschreibung des Versuchsaufbaus Der erste Experimentalblock befasst sich sodann mit den Annahmen und Vorhersagen der verschiedenen Kodierungsmodelle Danach wird die Erhebungsmethode hinsichtlich der vorgestellten zentralen Voraussetzungen geprüft Dabei werden zum Teil Daten aus dem ersten Experimentalblock reanalysiert In einem letzten Abschnitt werden Experimente beschrieben, die eine Größenabschätzung gefundener Effekte im Hinblick auf ihre perzeptuelle Bedeutsamkeit ermöglichen sollen 41 Experimenteller Aufbau Dieser Abschnitt ist der Darstellung sowohl der verwendeten Umsetzungen der Sehbedingung samt der Kalibrierungsprozedur, als auch der Datenerhebung gewidmet Es folgen einige Überlegungen zur Reizauswahl, und abschließend werden die Rekrutierung der Versuchspersonen und ihre Instruktionen erläutert 61
2 62 41 Experimenteller Aufbau 411 Apparative Realisierungen der Sehbedingung Es sind an dieser Stelle zwei Apparate zu beschreiben, da die Versuchsserien in zwei Labors mit unterschiedlicher Ausstattung erhoben wurden Apparat 1 Eine schematische Darstellung des ersten Darbietungsapparats gibt Abbildung 41 Es wurden zwei 21 -Monitore (Sony 5P S) verwendet Ihre Ansteuerung mit einer Farbtiefe von 15 Bit pro Farbkanal geschah mittels eines PC, der mit zwei VSG2/3-Grafikkarten der Firma Cambridge Research ausgestattet war Die Monitore wurden mit einer Auflösung von Pixeln bei einer Bildwiederholrate von 88 Hz betrieben Die Monitore befanden sich in einem zweiseitigen, getrennten Reduktionstunnel mit geschwärzten Innenwänden, um störende Reflexionen möglichst zu vermeiden (a) Testmonitor künstliche Pupillen Trennwand Abgleichsmonitor ag replacements Abgleichskonsole (b) Planspiegel Abbildung 41: Der Versuchsaufbau mit zwei Monitoren: (a) als Konstruktionsskizze und (b) als schematische Darstellung des Strahlengangs Erläuterungen finden sich im Text
3 Kapitel 4 Experimente 63 Die Versuchsperson blickte durch zwei künstliche Pupillen Lochblenden mit einem Durchmesser von 2 Millimetern Damit wurde sichergestellt, dass der Öffnungswinkel der beiden Pupillen während aller Erhebungen konstant war, denn bekanntermaßen kontrahieren Pupillen selbst bei Exposition an hohe Lichtintensitäten nicht unter diesen Durchmesser (Spring & Stiles, 1948) Der Abstand der Lochblenden konnte für jede Versuchsperson individuell eingestellt werden, auch gab es die Möglichkeit, Brillen davor zu fixieren Ebenfalls frei einstellbar war die Höhe der Kinnstütze, damit Versuchpersonen während des Experiments ihren Kopf möglichst nicht bewegten Der Strahlengang zwischen Monitor und Auge hatte eine Länge von etwa 14 Centimetern und wurde durch aluminiumbeschichtete Präzisions-Planspiegel umgelenkt Diese garantieren eine nahezu konstante Reflektanz von etwa 9% über das gesamte Spektrum sichtbaren Lichts Die Ausrichtung der Spiegel wurde für jede Versuchsperson vor dem Experiment durch einen Laserpointer geprüft Dieser wurde aus zwei Metern Entfernung je senkrecht auf eine Lochblenden gerichtet, und der jeweilige Spiegel wurden derart justiert, dass der Lichtpunkt auf die Mitte des Monitors zeigte Der gesamte Apparat befand sich zudem in einem Raum, der sich gänzlich abdunkeln ließ Alle weiteren Lichtquellen, wie etwa LED-Anzeigen an Rechner und Tastatur wurden abgeklebt Kalibrierungsprozedur Um colorimetrisch exakt charakterisierbare Stimuli auf den Monitoren darstellen zu können, ist der Darbietungsapparat vor jeder Experimentalserie im verdunkelten Labor kalibriert worden Ziel einer Kalibrierung ist es, eine Berechnungsvorschrift für die Umrechnung von RGB-Phosphorkoordinaten in XYZ- Koordinaten und umgekehrt zu gewinnen Wollte man letztere, nämlich die Inverse einer entsprechenden Abbildung von R 3 nach R 3 nur durch Messungen gewinnen, so wäre dies im allgemeinen Fall allzu aufwendig Man behilft sich hier zunächst der Annahme unabhängiger Phosphorkanäle, wodurch kanalweise Funktionen mit nur wenigen Messpunkten geschätzt werden können, die sich dann leicht invertieren lassen Gewisse Fehler, die sich bei der Vorhersage von
4 64 41 Experimenteller Aufbau RGB-Palettenwerten wegen der Verletzung einer weiteren, zunächst getroffenen Annahme, dass nämlich die Chromatizitäten der einzelnen Phoshphorlichter konstant sein sollen, ergeben können, lassen sich zuletzt durch einen nachgeordneten Suchalgorithmus ausgleichen Bei der Prozedur kam ein Colorimeter der Firma LMT zum Einsatz Die Messsonde wurde jeweils zentrisch vor den Monitor gebracht, da zum Rande hin die Intensitäten bekanntermaßen abfallen Die direkte Messung von XYZ-Koordinaten wird in der Sonde über spezielle Filter verwirklicht, deren Transmissionseigenschaften den color matching functions entsprechen Hinter den drei Filtern werden dann sequentiell die verbliebenen Energiemengen als Farbkoordinaten gemessen Die Kalibrierungsprozedur wurde gemäß den theoretischen Vorgaben von Brainard (1989) durchgeführt Es wurde sichergestellt, dass der Monitor bei Ansteuerung mit dem Palettenwert (,, ) kein Eigenleuchten zeigte Damit wird zwar der maximal mögliche Luminanzbereich nicht ausgeschöpft, diese Maßnahme hat aber einen positiven Einfluss auf die Darstellungsgenauigkeit Die Prozedur sieht 17 Messungen je Phosphortyp bei unterschiedlichen Intenitäten vor Zur Messung des Rot-Kanals beispielsweise werden bei Ansteuerung aller Pixel des Monitors mit Palettenwerten (r,, ) XYZ-Koordinaten ermittelt Zur Interpolation der übrigen XYZ-Koordinaten für alle Palettenwerte des Rotkanals wird nun an die Messwerte eine Potenzfunktion f(x) = ax p über nichtlineare Regression angepasst Bezeichne zum Beispiel Y r = a 21 r p 21 die Luminanzen im Rot-Kanal und X g = a 12 r p 12 die X-Koordinate des Grün-Kanals Dann ergeben sich insgesamt neun Gleichungen, mit deren Hilfe sich zu jedem RGB-Wert der zugeörige XYZ-Wert berechnen lässt Dazu müssen die Palettenwerte lediglich in die entsprechenden Gleichungen eingesetzt und koordinatenweise addiert werden 1 Diese Gleichungen lassen sich auch folgendermaßen umformulieren: X X r /Y r X g /Y g X b /Y b Y = Z Z r /Y r Z g /Y g Z b /Y b Y r Y g Y b = T Y r Y g Y b (41) 1 Hier geht die genannte, unproblematische Annahme ein, dass sich die drei Farbkanonen nicht gegenseitig beeinflussen
5 Kapitel 4 Experimente 65 Die Umkehrfunktionen der drei Funktionen Y r, Y g und Y b liefern aus den Luminanzen in den drei Kanälen zugehörige Palettenwerte (siehe Abbildung 42) Um nun umgekehrt aus XYZ-Koordinaten zugehörige Palettenwerte zu ermitteln, macht man vorerst eine weitere Annahme, die im allgemeinen in guter Näherung erfüllt ist, nämlich dass die Chromatizität eines Phosphors ungeachtet der Intensität konstant ist Daraus folgt, dass es nur ein Exponententripel für die neun PSfrag Funktionen replacements gibt, so wäre beispielsweise p 1 = p 11 = p 12 = p 13 In der Matrix T aus 41 stehen damit nur noch Konstanten, denn es ist zum Beispiel X r /Y r = a 11 /a 21 Nun multipliziert man also die gewünschten XYZ-Koordinaten mit T 1 und erhält so die Luminanzwerte in den Farbkanonen Diese lassen sich dann 1 mit Hilfe der oben genannten Umkehrfunktionen in Palettenwerte umrechnen Diese Methode stützt sich nun aber gänzlich auf die Luminanzen Ist die An- 6 5 Luminanz in cd/m Y g Y r Y b normierter Palettenwert Abbildung 42: Luminanzfunktionen für Monitorfarbkanonen Die Skala der Palettenwerte ist am größten Palettenwert normiert Dieses typische Ergebnis einer Kalibrierungsroutine zeigt, dass der grüne Phosphor der lichtstärkste ist nahme der konstanten Chromatizität verletzt, so wird man aus gewünschten XYZ-Koordinaten andere Palettenwerte gewinnen, wenn man zum Beispiel die Funktionen Z r, Z g und Z b auf die gleiche Weise heranziehen würde In diesem Falle also wären durch die oben genannte Methode keine exakten Palettenwerte zu erhalten Abhilfe schafft hier ein Suchalgorithmus 2 in der Nachbarschaft der vermeintlich richtigen RGB-Werte nach Palettenwerten, die die gewünschten 2 Dieses wird über einen Simplexalgorithmus realisiert, der meist sehr schnell konvergiert, da die Annahme konstanter Chromatizität im allgemeinen nur schwach verletzt wird
6 66 41 Experimenteller Aufbau XYZ-Koordinaten liefern Der Algorithmus setzt dabei die Funktion auf einem dreidimenionalen Raster voraus Dies hat seinen Grund im digitalen Format von Grafikkarten, also der diskreten Stufung der Palettenwerte Deshalb muss man in einigen Fällen mit der Realisierung einer XYZ-Koordinate vorlieb nehmen, die die nächste Nachbarin der tatsächlich gewünschten ist Die Fehler sind allerdings bei der hier verwendeten Farbtiefe vernachlässigbar Es waren für Apparat 1 zwei Monitore zu kalibrieren, und zwar so, dass sich ihre Gamuts die Bereiche der mit ihnen darstellbaren Farben (siehe Abbildung 43) möglichst glichen Zum einen, damit die beiden Geräte ihrerseits nicht künstliche Asymmetrien in die Sehbedingung hineintragen, zum anderen, damit auf beiden Seiten gleichermaßen gesättigte Reize dargeboten und eingestellt werden konnten Diese Prozedur nahm zumeist einen ganzen Tag in Anspruch ag replacements (a) (b) 1 4 cd/m 2 1 cd/m 2 Z 5 5 Y 1 3 cd/m 2 4 cd/m 2 X 5 1 Abbildung 43: Der Monitorgamut (a) Die mit dem Monitor darstellbaren Lichter haben Farbkoordinaten innerhalb eines würfelartigen Gebildes Hier ist zu sehen, dass Computermonitore nur einen relativ beschränkten Anteil der gesamten Farbtüte wiedergeben (b) Die darstellbaren Chromatizitäten bei verschiedenen Luminanzniveaus
7 Kapitel 4 Experimente 67 Apparat 2 Die zweite Realisierung der HSD-Sehbedingung ist aus Abbildung 44 ersichtlich und jener von Chichilnisky & Wandell (1995) nachempfunden Im Unterschied zu oben wurde hier aus Gründen der Ökonomie auf die Doppel-Monitor- Konstruktion und ein aufwendiges Spiegel-Blenden-System verzichtet Die Reize wurden auf nur einem zweigeteilten Bildschirm, einem 21 -Eizo FlexScan F98, dargeboten Das beidseitig mit Spiegelflächen versehene Septum verdoppelt auf jeder Seite ein Halbbild, so dass die Versuchsperson auf jedem Auge virtuell einen homogen eingefärbten Hintergrund in der Größe des ganzen Monitors erhält Dabei hat auch das jeweilige Infeld ein Duplikat in der anderen Bildhälfte, so dass die Versuchsperson in der Fusion nunmehr vier Infelder sieht Das Septum besteht aus handelsüblichen Glasspiegeln, deren Reflektanzeigenschaften nicht geprüft werden konnten Gewiss ist nur, dass nennenswerte Lichteinbußen auftreten, denn die virtuellen Infelder erscheinen merklich dunkler als die Originale Die Auswirkungen auf die Fusion sind dagegen selbst bei stark verschieden gesättigten Umfeldern kaum zu bemerken Folglich wurden Versuchspersonen angewiesen, sich bei ihren Abgleichen nur auf die beiden Originalfelder zu beziehen ag replacements Spiegelseptum Darbietungsmonitor linkes Bild Fusion Monitorbild rechtes Bild Abbildung 44: Der Versuchsaufbau mit einem Monitor und doppelseitigem Spiegelseptum in einer schematischen Darstellung Erläuterungen finden sich im Text
8 68 41 Experimenteller Aufbau Zwei Vorteile dieser Apparatur liegen neben der Ökonomie auf der Hand Erstens gibt es keinen störenden Einfluss von Monitorunterschiede Dafür muss man allerdings von der Symmetrie der Eigenschaften beider Bildschirmhälften ausgehen Zweitens wird die Kalibrierungsprozedur erheblich vereinfacht Sie folgt dabei ebenfalls der oben beschriebenen Logik, allerdings wurde hier das Optical-Colorimeter der Firma Cambridge Research eingesetzt Experimente 1, 3, 4 und 5 sind mit dem Doppelmonitor-Apparat durchgeführt worden und die übrigen mit dem Spiegelseptum-Apparat 412 Datenerhebung Während aller Experimente werden Testreize immer dem linken Auge präsentiert Auch blickt das linke Auge immer auf den gleichen Monitor (Apparat 1) bzw die gleiche Monitorhälfte (Apparat 2) Damit ergibt sich also eine feste Kopplung in Monitor-Auge-Systeme Es konnte davon ausgegangen werden, dass die Phosphore der beiden Monitor die gleiche Abstrahlungscharakteristik zeigen, denn sie stammen aus der gleichen Produktionsserie Durch die Kalibrierung der Geräte wurde sichergestellt, dass sich physikalisch nahezu identische Reize auf beiden Seiten erzeugen ließen Damit war also eine Vertauschung von Abgleichsrichtung und Auge-Monitor-Zuweisung nicht notwendig Die Versuchspersonen nahmen ihre Abgleiche mittels einer Einstellkonsole vor einer handelüblichen Sechs-Tasten-Spielkonsole Diese war mit einem Biaxial- Knopf und sechs Einzeltasten ausgestattet Auf ersterem ließ sich die Chromatizität der Abgleichsinfelder adjustieren Die bipolaren Einstellungsachsen standen in der Chromatizitätsebene senkrecht aufeinander und waren vom Weißpunkt aus betrachtet etwa in Blau-Gelb- und Rot-Grün-Richtung orientiert Diese Art der Einstellung hat sich vor anderen für die Versuchspersonen als die ergonomischste erwiesen Die Einstellungsstrategie bezüglich der Chromatizität lässt
9 Kapitel 4 Experimente 69 sich damit beschreiben als ein von jedem Punkt aus konvexes 3 Hinzumischen oder Abziehen von Grundfarben Über ein anderes Tastenpaar ließ sich die Luminanz des Abgleichsreizes verändern Versuchspersonen konnten in den Grenzen des Gamuts also jede Farbkoordinate einstellen Über zwei weitere Tasten war die Schrittweite auf den drei Einstellungsachsen veränderbar In der feinsten Schrittweite wird auf den Achsen für jeden Tastendruck die kleinste realisierbare Farbänderung vorgenommen Größere Schrittweiten sind jeweils vielfache davon Dies sollte Versuchspersonen eine iterative Einstellungsstrategie ermöglichen Die zwei verbleibenden Tasten waren vorgesehen für die Speicherung eines Durchgangs, eine für einen zufriedenstellenden und eine für einen nicht gelungenen Abgleich Ein Abgleich gelingt beispielsweise dann nicht, wenn das einzustellende Infeld außerhalb des Bereichs der mit dem Monitor darstellbaren Farben liegen müsste (vgl Abschnitt 413) Stieß die Versuchsperson während der Navigation im Farbraum an die Gamutgrenzen, so wurde ihr dies durch ein akustisches Signal zurückgemeldet Ein einzelner Versuchsdurchgang umfasste immer zehn Abgleichsaufgaben Die jeweils ersten drei Durchgänge an jedem Untersuchungstag wurden als Übungsdurchgänge von der Auswertung ausgeschlossen Die Monitore mussten mindestens eine halbe Stunde vor dem Beginn von Erhebungen in Betrieb genommen werden, um eine gleichbleibende Reizpräsentation zu gewährleisten Diese Zeit konnte von Versuchspersonen zur Adaptation an den abgedunkelten Raum genutzt werden Wegen der Randomisierung der Präsentationen war es notwendig, eine Mindestadaptationszeit an die verschiedenen Hintergründe sicher zu stellen Deshalb konnte die Versuchsperson einen Abgleich nicht vor Ablauf von je zwei Minuten speichern, stellen sich doch die Effekte der chromatischen Adaptation erst nach dieser Dauer in vollem Umfang ein (Rinner & Gegenfurtner, 2) Die Versuchspersonen waren dazu angehalten, die Reize die ganze Zeit zu betrachten und die Abgleiche kurz vor Speicherung noch einmal zu prüfen Von der 3 Gegeben seien zwei Reize a, b und λ R Dann heißt λa + (1 λ)b eine konvexe Mischung von a und b Mit Hilfe der beiden Chromatizitätsachsen konnte ein gegenwärtiges Infeld mit Luminanz L mit zwei in der jeweiligen Luminanzebene von der Infeldchromatizität aus betrachtet orthogonalen Grundfarben g i der Luminanz L konvex gemischt werden
10 7 41 Experimenteller Aufbau Notwendigkeit dieser Maßnahme kann man sich leicht überzeugen, wenn man einen solchen Abgleich nach Zwischenadaptation an ein anderes Licht erneut betrachtet Dann erscheinen nämlich die beiden Infelder zu Beginn ungleich Erst nach Verstreichen einer gewissen Readaptationszeit erscheinen sie wieder gleich Bei der Kalibrierung der Monitore sind die Messungen der XYZ-Koordinaten ebenfalls immer erst zwei Minuten nach Ansteuerung des Monitors mit dem entsprechenden Palettenwert vorgenommen worden Dies war nötig, weil entsprechende Messungen gezeigt haben, dass auch die Luminanz dargestellter Reize auf dem Monitor einen Zeitgang hat Reizeigenschaften In einer Beschreibung der Phänomenologie des binokularen Sehens zweier fusionierter Farbfelder fasst Hering (192) die möglichen Eindrücke folgendermaßen zusammen : wir nehmen entweder nur die eine von beiden oder eine in der Farbenreihe zwischen beiden liegende Farbe wahr, nie aber zugleich die beiden unokularen Farben, aus denen wir uns die binokulare gemischt denken können Nur nacheinander können wir im Falle eines sogenannten Wettstreites bald die eine, bald die andere, bald irgend eine der möglichen Zwischenfarben an der selben Stelle wahrnehmenje verschiedener die beiden sich deckenden Grenzfarben, desto auffallender ihr Wettstreit (S 213 und S 236) Bei der binokularen Überlagerung zweier Farbfelder gibt es also entweder eine Mischung im Gesamteindruck, die Dominanz eines der beiden oder die Rivalität der beiden Eindrücke Hering zog aus seinen Beobachtungen Schlüsse darüber, welche Reizeigenschaften die Stabilität einer Fusion erhöhen Zum einen sollten sich die Luminanzen der Farbfelder nicht allzu stark voneinander unterscheiden 4 Wird eine Fläche auf dem Bildschirm von einem Palettenwert (,, ) auf einen anderen umgeschaltet, so kommt es innerhalb von zwei Minuten zu einer Luminanzeinbuße von etwa 2 3%
11 Kapitel 4 Experimente 71 (vgl auch Dawson, 1915; Johannsen, 193) Zum anderen bricht die Fusion bei Reizen mit einem visuellen Winkel von über 35 zu Gunsten der Rivalität zusammen (Thomas, Dimmick & Luria, 1961) Die hier verwendeten Reize sind zwar größer, allerdings enthalten sie auf beiden Seiten Linienstrukturen, die die Fusion sehr begünstigen (vgl dazu deweert & Wade, 1988) Zuletzt fördert eine eher moderate Sättigung und ein geringer Chromatizitätsunterschied die Fusion Bei der Quantifizierung solcher maximalen Unterschiede fanden Ikeda et al (1979, 198) ellipsenförmige Gebilde um die Chromatozitätskoordinaten von Standardreizen, innerhalb derer alle Farben mit dem Standardreiz ohne solche Rivalitäten fusionierbar waren Da sich solche Ellipsen wiederum von Person zu Person unterscheiden können, wurden die Reize bezüglich der Chromatizitätsunterschiede konservativ gewählt Eine zusammenfassende Darstellung der Befunde zur binokularen Farbmischung gibt Hovis (1989) Abbildung 45(a) zeigt einen Reiz für ein Auge, wie er in Experiment 1 verwendet wurde Beide Infelder hatten zusammen einen visuellen Winkel von 2, die Lücke dazwischen betrug 2 Die Hintergründe wiesen in der Höhe einen visuellen Winkel von 17 und in der Breite von 225 auf Die Linienkonfigurationen umfassten 6 45(b) zeigt einen Reiz aus Experimenten 3 und 4 Hier ging die Außenkante des Hintergrundes in Form einer Gaußrampe in das Schwarz des äußeren Umfeldes über Nach der ersten Versuchsserie zeigte sich, dass diese Eigenschaft Abgleiche weiter erleichtern konnte, denn schon nach kurzer Zeit stellte sich hier eine Art Ganzfeldwirkung ein, und der fusionierte Hintergrund erschien stark entsättigt Teil (c) gibt ein Beispiel eines Reizes aus Experiment 5 Hier waren die Monitoreinstellung hinsichtlich des Eigenleuchtens bei schwarzer Bildfläche besonders konservativ vorgenommen worden Die maximal darstellbare Luminanz betrug hier nur 35 cd/m 2 (d) zeigt die Konfigurationen für beide Augen aus Experiment 2, 6 und 7 Auch hier wurden zum Teil Umfelder mit Gaußrampe eingesetzt Wegen der physikalischen Beschränkungen der Monitorpräsentationen (siehe Abbildung 43) durften Hintergründe und Infelder lediglich in recht entsättigter und
12 Experimenteller Aufbau (a) (b) (c) (d) ag replacements + + Abbildung 45: Monokulare Reizkonfigurationen: Die Linienelemente befinden sich auf beiden Teilreizen und dienen damit als Fusionsanker (d) zeigt beide Einzelreize für Apparat 2 Weitere Erläuterungen sind dem Text zu entnehmen in für den Monitorfarbraum mittelmäßig luminanter Ausprägung vorliegen Dieser Umstand ging sicherlich zulasten der Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse 5, doch genügten sie dadurch eher den Heringschen Kriterien für die Fusionierbarkeit Eine weitere Einschränkung der Reizauswahl bedeuteten die Augenunterschiede Die LM S-Koordinaten der Reize wurden durch Rezeptorsensitivitätskurven des Standardbeobachters, die sich von denen der Versuchspersonen durchaus unterscheiden können, gewonnen Daher müssen inkrementelle oder dekrementelle Differenzsignale bezüglich der Standard-LMS-Koordinaten nicht unbedingt auch für die Farbräume der Versuchspersonen Inkremente oder Dekremente sein Die Koordinatenachsen für die Differenzsignale werden also im 5 Zudem wären bei größeren Unterschieden zwischen den beiden Hintergründen auch größere Inkrement-Dekrement-Asymmetrien zu erwarten
13 Kapitel 4 Experimente 73 allgemeinen in einer bestimmten Weise verlagert sein, so dass die wahren Achsen im Standardkoordinatensystem auch eine oblique Struktur annehmen können Damit haben auch die Oktantenwände eine andere Gestalt Adäquate Reize waren daher so zu wählen, dass die Differenzsignale auch sicher im intendierten Oktanten aller Versuchspersonen lagen, das heißt, die Reize müssen hinreichend weit von den Oktantenwänden des Standard-LMS-Koordinatensystems entfernt sein Gleichzeitig sollten aber die Kontraste den Raum möglichst weit aufspannen, da dies die Güte später vorzunehmender Parameterschätzungen erhöht Die Koordinaten der verwendeten Reize werden weiter unten jeweils gemeinsam mit den Experimenten beschrieben werden 414 Versuchspersonen Insgesamt nahmen an den verschiedenen Experimenten 12 Versuchspersonen teil Davon waren neun hinsichtlich der Fragestellungen als gänzlich naiv einzustufen Es handelte sich um Studenten verschiedener Fachrichtungen im Alter zwischen 19 und 3 Jahren Eine diagnostische Prüfung der Farbtüchtigkeit wurde an allen Versuchspersonen mit Hilfe einschlägiger Farbtafeln (Ishihara, 196) jeweils getrennt für beide Augen vorgenommen Die Dichromaten aus Experiment 2 wurden mit Hilfe eines weiteren eigens entwickelten Verfahrens getestet, das die genaue Orientierung der sogenannten Verwechslungslinien im Graßmannraum ermitteln sollte (siehe Abschnitt 422) Alle Versuchspersonen konnten zuvor eine intuitive Vorstellung von der Beschaffenheit des xyl-farbraums entwickeln Dazu wurde ihnen ein Beispielreiz binokular präsentiert bei gleichzeitiger Einblendung einer graphischen Veranschaulichung des Monitorgamuts in der jeweiligen Luminanzebene (vgl Abbildung 43(b)) Ihr Navigationsverhalten wurde so unmittelbar durch entsprechende Veränderungen des Gamuts und der Chromatizitätskoordinaten zurückgemeldet Bei Experimenten an Apparat 1 wurde der Augenabstand der Versuchspersonen durch eine Schieblehre mit Nanometerschraube ermittelt, um die Lochblenden
14 74 42 Modelltests darauf anpassen zu können Dazu wurden die Versuchspersonen angewiesen, auf einer Kinnstütze ruhend, die Augen auf einen Gegenstand zu akkomodieren, der von den Augen dieselbe Entfernung hatte, wie die Reize im Experiment Weiter waren gegebenenfalls geringfügige Justierungen am Spiegelsystem vorzunehmen, um die Fusionslinienkonfigurationen im Bildausschnitt zu zentrieren Keine Versuchsperson berichtete darauf Schwierigkeiten bei der Fusion mit der kleinen Einschränkung geringer Fluktuationen an der Außenkante der fusionierten Umfelder bei Reizen aus Experiment 1 (siehe Abbildung 45(a)) Diese wirkten sich aber kaum nachteilig auf die Abgleichsaufgabe aus 42 Modelltests Die in diesem Abschnitt vorzustellenden vier Experimente bilden den Hauptteil der durchgeführten Erhebungen Es werden zuerst die Experimente selbst samt der Beschaffenheit der verwendeten Reize vorgestellt Die Ergebnisdarstellung erfolgt sodann geschlossen, um der engen Verflechtung der Einzelbefunde gerecht zu werden Im Zuge der Vorstellung des zweiten Experiments wird ein kurzer Abriss zur Theorie der Dichromasie und ihrer Implikationen bezüglich der Kontrastkodierung gegeben 421 Experiment 1 Kontextreize vor verschiedenen Testhintergründen In diesem Teil der Untersuchung sollte die Prüfung sowohl der Modellvorhersagen als auch der Annahmen in der Sehbedingung ermöglicht werden Hier sei nur der erste Aspekt vertieft, für den zweiten sei auf den Abschnitt 43 verwiesen Aus Gründen der Einfachheit werden die folgenden Ausführungen teilweise am Beispiel des von-kries-modells (23) verdeutlicht Es bezeichnen (t, T ) wieder Test- und (m, M) Abgleichsreize Die Aussagen lassen sich leicht auf die übrigen
15 Kapitel 4 Experimente 75 vorgestellten Modelle übertragen Transformationen von Test- zu Abgleichskoordinaten haben in allen Modellen lineare, affin lineare oder zumindest für bestimmte Teilmengen affin lineare Gestalt Da die zugehörigen Matrizen Diagonalform haben, wären sie jeweils für eine Hintergrundkombination schon durch einen Abgleich (t, T ) (m, M) festgelegt 6 Es sollen hier allerdings wegen der Problematik der Augenunterschiede zunächst nur allgemeine lineare Transformationen unterstellt werden Diese Verallgemeinerung führt für das Modell (23) also zu der Gleichung m = Ut, wobei U die gemeinte lineare Transformation bezeichne und m den wahren Abgleich Um U für eine feste Hintergrundkombination schätzen zu können, werden drei Abgleiche (t j, T ) (m j, M) benötigt, bei denen die Graßmanncodes t j der Testinfelder linear unabhängig sind Damit ist es aber noch nicht möglich, die Linearität zu testen, denn eine solche Matrix lässt sich auch bei beliebigen Abgleichen immer finden Fasst man nämlich die Graßmannkoordinaten der Test- und Abgleichsreize 7 spaltenweise in Matrizen R T und R M zusammen, so ist U = R M R 1 T Um die Linearitätsrestriktion innerhalb einer Teilmenge aller Reize 8 prüfen zu können, braucht es also mindestens vier Abgleiche (t j, T ) (m j, M) Unter den Graßmanncodes der Testinfelder t j müssen sich dabei drei linear unabhängige befinden Ihre lineare Abhängigkeitsstruktur sei durch einen Koeffizientenvektor c ausgedrückt, dessen Komponenten eine nichttriviale Lösung sind 9 von Da aber dann folgt, dass 4 c j t j = j=1 4 c j m j = j=1 4 4 c j Ut j = U c j t j = j=1 j=1 6 Eine Ausnahme bildet das partial discounting; dort sind noch zwei weitere Parameter zu bestimmen 7 Auch hier sind wieder die wahren Abgleiche auf der theoretischen Ebene gemeint Es ergibt sich im folgenden jeweils aus dem Kontext, ob nun empirische oder theoretische Matrizen betrachtet werden 8 Hier ist zum Beispiel an Reize aus einem Oktanten des Reizdifferenzraumes zu denken 9 Beim full discounting wären statt der Infeldkoordinaten t j Kontrastkoordinaten t j T einzusetzen
16 76 42 Modelltests ist, wäre nun zu prüfen ob für die Abgleichsreize dieselbe Abhängigkeitsstruktur vorliegt Es handelt sich dabei allerdings noch um einen recht schwachen Test der Linearität, könnten doch die Eigenschaften der Additivität und Multiplikativität für die ausgewählten Reize zutreffen, nicht aber für andere Es ist also sehr wohl möglich, die Linearitätsannahme zu verwerfen zweifelsfrei annehmen kann man sie nicht In gewissem Sinne kann man aber sagen, dass der Test umso stärker wird, je mehr verschiedene Abgleiche betrachtet werden Es gibt nämlich bei vier Reizpaaren nur einen linear unabhängigen Test 1 Bei J > 3 vielen verschiedenen Reizpaaren, deren Infeldcodes der Testreize vollen Rang r haben, können immer (J r) viele linear unabhängige Tests durchgeführt werden (siehe auch Anhang 53) Mit der Anzahl modellverträglicher Testergebnisse wächst schließlich auch die Zuversicht, dass die Restriktion zulässig ist Im vorliegenden Fall wurden je fünf Infelder verwendet Die Kanalspezifität der Kontrastmechanismen kann anhand der Daten aus Experiment 1 wenigstens auf indirektem Wege geprüft werden Dazu müssen jeweils vor fest gewählten Hintergründen getrennt nach untersuchten Oktanten die Transformationen U aus den Daten im Sinne des ALM durch Û geschätzt werden Ergeben sich dabei in etwa Diagonalmatrizen, ist dies als Beleg für die Kanalspezifität zu werten Zeigen sich dagegen weniger eindeutige Muster, so muss dies, wie weiter oben schon erwähnt, nicht gegen die Annahme sprechen Möglicherweise haben dann Augenunterschiede dazu geführt, dass die Transformationen ihre Diagonalform einbüßen (vgl (31) in Abschnitt 321) Damit handelt es sich in diesem indirekten Zugang also um einen äußerst schwachen Test der Kanalspezifität Vielmehr hat man es mit einem Test über das Vorliegen von Augenunterschieden zu tun (siehe Abschnitt 4311) Zur inferenzstatistischen Umsetzung dieses Tests sei auch an dieser Stelle wieder auf den Anhang 53 verwiesen Die zwei Ansätze zur Prüfung der Oktantenasymmetrien sind im vorangegangenen Kapitel schon skizziert worden Den Ausführungen zur einfacheren, direkten Prüfung der Asymmetrien ist nichts hinzuzufügen Die Prüfungsmethode unter 1 Gemeint ist hier, dass alle Koeffizientenvektoren c skalare Vielfache voneinander sind
17 Kapitel 4 Experimente 77 Einschluss der Linearitätsannahme folgt den obigen Ausführungen Seien einfachheitshalber die zwei reinen Oktanten betrachtet, so können die oktantenweise linearen Transformationen mit U + und U bezeichnet werden 11 Zugehörige Schätzungen Û+ und Û ergeben sich wie oben im Sinne des ALM Die Beschreibung des statistischen Tests über die Gleichheit der beiden Matrizen findet sich im Anhang 53 Reize: Schon im Hinblick auf die Untersuchung der Fragestellung aus Abschnitt 323 sind hier vier verschiedene Hintergründe eingesetzt worden auf der Testseite mit CIE-Koordinaten von (168, 143, 136) und (139, 172, 98) und auf der Abgleichsseite mit Koordinaten (139, 143, 139) und (11, 114, 184), deren jeweils zweite in cd/m 2 angegeben ist Die Hintergründe erschienen in dieser Reihenfolge PSfragorange-rot, replacements grün, grau und blau Die farbigen Hintergründe waren aus oben genannten Gründen verhältnismäßig entsättigt Abbildung 46 gibt die Koordinaten im Chromatizitätsdiagramm wieder 8 6 y 4 b g w r x 6 Abbildung 46: Experiment 1, die Chromatizitäten für das graue (w), blaue (b), grüne (g) und orange-rote (r) Umfeld Vor jedem Testumfeld wurden je fünf rein inkrementelle und fünf rein dekrementelle Infelder dargeboten Die Untersuchungslogik von Andres (1997) erweiternd 11 Im multivariaten Zugang werden auch hier wegen möglicher Augenunterschiede keine Diagonalmatrizen zugrunde gelegt
18 78 42 Modelltests spannen sie den gesamten Raum auf So gibt es innerhalb eines Oktanten je drei chromatisch und zwei achromatisch erscheinende Infelder Trägt man dies im Raum der Differenzsignale von Infeld und Umfeld ab, so war ein achromatischer Kontrast doppelt so groß wie der andere und zudem die Summe der drei chromatischen Kontraste Außerdem hatte jedes Infeld wie in Abschnitt 312 beschrieben einen im Nullpunkt gespiegelten Partner im gegenüberliegenden Oktanten 12 Abbildung 47 verdeutlicht das Konstruktionsprinzip im Raum der Differenzen der Smith-Pokorny-Koordinaten Das selbe Konstruktionsprinzip liegt auch einer zweiten Staffel von Testreizen zugrunde, die Abgleiche exemplarisch vor der PSfrag replacements Hintergrundkombination blau-grün in einem schiefen Oktanten erhebt 13 Die Kontraste sind als moderat zu bezeichnen, so liegen sie bezüglich der Luminanz zwischen 2% und 94% 5 25 S S L M 2 2 L M Abbildung 47: Experiment 1, Konstruktion der Testinfelder im Differenzraum der Smith-Pokorny-Koordinaten Die achromatisch erscheinenden Infelder sind einander skalare Vielfache Der größere der beiden Kontraste ist die Summe der chromatisch erscheinenden Kontraste ( ) Jeder Abgleich wurde in zehnfacher Messwiederholung erhoben, das heißt, jede Versuchsperson hatte = 4 Durchgänge zu absolvieren Die Erhebungen fanden pro Versuchsperson innerhalb einer Woche statt Die 12 Zusätzlich zur Spiegelung war aus Gründen des begrenzten Gamut eine Verkürzung der dekrementellen Kontraste vonnöten Aber auch das ist für die beschriebene Testlogik hinreichend 13 Die Infelder aus diesem Oktanten haben innerhalb der drei Kanäle unterschiedliche Kontrastvorzeichen
19 Kapitel 4 Experimente 79 ungewöhnlich hohe Anzahl der Messwiederholungen leitete sich dabei aus der Notwendigkeit ab, zu Beginn eine möglichst genaue Vorstellung von den Kovarianzmatrizen innerhalb jeder Bedingung zu erhalten Simulationsrechnungen hatten gezeigt, dass sich die Schätzungen der Halbmesser zugehöriger Streuungsellipsoide ab einer Stichprobengröße von etwa zehn Messwiederholungen zufriedenstellend stabilisierten 422 Experiment 2 Abgleichsaufgabe für Dichromaten Dichromasie: Dichromaten können im Sinne des 2 -Paradigmas zu allen Lichtern durch eine Mischung nur zweier Primärlichter einen Abgleich erzielen Sie werden unterteilt in Protanopen, Deuteranopen und den sehr viel selteneren Typ der Tritanopen Dichromasie betrifft etwa 2% der männlichen und 3% der weiblichen Bevölkerung Als Ursache sind genetische Faktoren identifiziert Sie wird gemeinhin mit dem Fehlen eines der drei Mechanismen in Verbindung gebracht Nach dieser Vorstellung fehlt dem Protanopen der langwellensensitive Mechanismus (L-Zapfen), dem Deuteranopen der M- und dem Tritanopen der S-Zapfen Es wird angenommen, dass auch bei Dichromaten die Graßmanngesetze gelten Zusätzlich gilt für einen Dichromaten, der jeden Abgleich eines bestimmten Trichromaten ebenfalls als Abgleich akzeptiert, dass sich dessen zwei color matching functions als Linearkombinationen der trichromatischen color matching functions ausdrücken lassen Das bedeutet insbesondere, dass Dichromaten gewisse Reize als metamer betrachten, die im dreidimensionalen Graßmannraum auf sogenannten Verwechslungslinien liegen Diese werden auch oft als Fehlfarben bezeichnet, da in diesen Gebilden für Trichromaten unterscheidbare Farben liegen, die den Dichromaten gewissermaßen fehlen Legt man dabei den CIE- Standarbeobachter zugrunde, so kann die Dichromasie als eine reduzierte Form der Trichromasie aufgefasst werden Diese oft getroffene Annahme kann im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht diskutiert werden es sei hier verwiesen auf die Arbeit von Hurvich (1972)
20 8 42 Modelltests Es sind nun dem folgenden Abschnitt einige Ausführungen zur Einbettung der Dichromasie in die bereits erläuterten Konzepte der Farbentheorie voranzustellen Es sei im folgenden wieder der dreidimensionale Monitorlichterraum C willkürlich mit Standard-LM S-Koordinaten versehen - dieser soll informell auch weiter mit LM S-Raum bezeichnet werden Eine beliebige Verwechslungslinie V ist ein eindimensionaler affiner Unterraum von C, in welchem alle gleichberechtigten Vertreter einer dichromatischen Äquivalenzklasse 14 liegen Weitere dichromatische Äquivalenzklassen sind ebenfalls Teilmengen von C und lassen sich gewinnen mit c + V, wobei c aus C ist Geometrisch handelt es sich dabei um Parallelen von V Innerhalb einer solchen Äquivalenzklasse ist naturgemäß kein Vektor v vor anderen ausgezeichnet - es könnte also aus jeder Verwechslungslinie ein beliebiger Repräsentant ausgewählt werden, um eine sogenannte Quotientenmenge C/V zu erhalten Damit kann der dichromatische Farbraum innerhalb des Monitorlichterraums unter der Restriktion, dass nur jeweils ein Vertreter jeder Verwechslungslinie enthalten ist, beliebige Formen annehmen Nun kann man aber die Quotientenmenge kanonisch zu einem Vektorraum machen, so dass f : C C/V, c c + V linear ist Es lassen sich zu diesem Zweck wiederum beliebige lineare Unterräume von C auswählen, deren Lage in C keinerlei inhaltliche Bedeutung zukäme Hier soll nun aus Darstellungszwecken eine weitere kanonische Wahl getroffen werden Führt man als Hilfskontrukt für C das Skalarprodukt ein, so kann man alle Äquivalenzklassen c + V in dem linearen Unterraum D zusammenfassen, der durch orthognale Projektion von C entsteht durch die Abbildung f : C D, c Pc, wobei P = I vv / v, v und v aus V ist Eine gewisse Vorstellung von der Beschaffenheit der verschiedenen dichromatischen Farbräume erhält man hier also durch Projektion des Graßmannkegels auf die genannten Unterräume (siehe Abbildung 48) Versieht man C mit den XYZ-Koordinaten des CIE-Farbraumes, so sind auch dann die Verwechslungslinien parallele Strecken innerhalb des Kegels Projiziert man diese nun zentral auf die Ebene X + Y + Z = 1 und liest sodann die 14 Die zugehörige Äquivalenzrelation ist die dichromatische Metamerierelation
21 PSfrag replacements Kapitel 4 Experimente 81 (a) (b) 1 1 S 5 S 5 Verwechslungslinien M 2 M S 5 4 L L 6 8 Abbildung 48: Farbräume von Standard-Dichromaten in der Smith-Pokorny- Koordinatisierung (a) zeigt die Projektion eines abgeschnittenen Graßmannkegels auf die LM-Ebene entlang der Verwechslungslinien des Standard-Tritanopen Angedeutet ist die Projektionen des gesamten Kegels (b) gibt entsprechende Farbräume für Protanopen (M S-Diagramm) und Deuteranopen (LS-Diagramm) wieder Die angedeuteten Höhenlinien sind die Projektionen von verschiedenen, parallelen Schnittgebilden des Farbkegels Erläuterungen zur Koordinatisierung finden sich im Text X- und Y -Koordinaten der entstandenen Geraden ab, so erhält man Verwechslungslinien im xy-chromatizitätsdiagramm Diese sind nun nicht mehr parallel, sondern laufen in dem Punkt zusammen, an dem die Achse des fehlenden Mechanismus - also beispielsweise die L-Achse in XYZ-Koordinatisierung - die Ebene X + Y + Z = 1 durchstößt Diesen Punkt nennt man Konfusionspunkt, und er ist indikativ für den dichromatischen Typ 15 Die drei Konfusionspunkte sind in Abbildung 49 im Chromatizitätsdiagramm zu sehen Die durch den Weißpunkt 16 verlaufenden Konfusionslinien schneiden den Spektralrand in den 15 Im übrigen wurden aus solchen Punkten rückbezüglich die hier verwendeten cone fundamentals bestimmt (Smith & Pokorny, 1975) Dieses Vorgehen entspricht dem Königschen Ansatz 16 Hier wird nach Wyszecki & Stiles das equal energy white mit Chromatizitätskoordinaten ( 1 3, 1 3 ) verwendet
22 82 42 Modelltests sogenannten Neutralpunkten Lichter der entsprechenden Wellenlängen werden ag replacementsvom betreffenden Dichromaten als achromatisch wahrgenommen Die Neutralpunkte haben ebenfalls diagnostischen Wert bei der Prüfung der Art der Dichromasie Sechs Versuchspersonen wurden mit Hilfe der Ishihara-Tafeln als Dichro- 8 N N y 4 N W W W P 4 x D T 4 x x 8 Abbildung 49: Die Konfusionspunkte der Dichromaten im Chromatizitätsdiagramm Zu sehen sind P und T für Protanopen und Tritanopen D liegt außerhalb des dargestellten Bereichs bei (14, 4) Die Linie durch den Weißpunkt W schneidet den Spektralrand im Neutralpunkt N maten identifiziert Eine nähere Prüfung mit der im folgenden vorzustellenden, eigens entwickelten Methode zur Konfusionslinienbestimmung ergab, dass es sich bei nur drei der untersuchten Personen tatsächlich um Dichromaten handelte Die übrigen waren sogenannte anomale Trichromaten, deren Rezeptorsensitivitätskurven von denen des CIE-Standarbeobachters abweichen In den häufigsten Fällen der Protanomalie und der Deuteranomalie sind die Kurven des L- beziehungsweise M-Zapfens in Richtung stärkerer Überlappung verschoben Daraus ergibt sich eine verminderte Diskriminationsfähigkeit für Lichter mit einer dominanten Wellenlänge im mittel- und langwelligen Bereich Voruntersuchungen: Die Methode der Konfusionslinienbestimmung beruhte auf einem zweistufigen Vorgehen der Flickerphotometrie und der eigentlichen
23 Kapitel 4 Experimente 83 Ermittlung der Fehlfarben Zunächst wurde über die sogenannte Minimum-Flicker- Methode zu einem Standardreiz in schwarzem Umfeld die zugehörige Äquiluminanzebene für die betreffende Versuchsperson bestimmt 17 (vgl auch Kaiser, 1979) In einem Messdurchgang wurden der Standardreiz und je ein chromatischer Abgleichsreiz in rascher Folge alternierend foveal präsentiert Die Versuchsperson stellte nun die Intensität des Abgleichsfeldes so ein, dass das Flickern minimal wurde Die Frequenz des Flickerns war so gewählt, dass eine chromatische Verschmelzung ermöglicht wurde, es aber nicht zu einer Luminanzverschmelzung kam Dies ist möglich, da das Farbensehen eine geringere zeitliche Auflösung hat als das reine Helligkeitssehen Auf diese Weise könnte mit spektralen Lichter im übrigen die luminosity function V (λ) bestimmt werden, durch die die Luminanz definiert ist Aus einer Vielzahl von Messungen in unserem Fall 5 mit unterschiedlichen, zufällig gewählten Vorgabe-Chromatizitäten der Abgleichsreize ergab sich nun die Möglichkeit über eine Fitprozedur der kleinsten Quadrate 18 eine Äquiluminanzebene im LM S-Raum anzupassen Abbildung 41 gibt eine geometrische Veranschaulichung der Prozedur Die Ebene ist bestimmt durch den Standardreiz s und einen Normalenvektor n, der im LMS-Raum für den Dichromaten gewissermaßen eine Luminanzachse erzeugt - diese soll kurz Flickerachse genannt werden, um zu verdeutlichen, dass es sich dabei keinesfalls um die echte Luminanzachse im dichromatischen Farbraum handelt Bei einem Protanopen sollte die Luminanzachse allein durch den M-Zapfen beim Deuteranopen hingegen allein durch den L-Zapfen kodiert werden Es wird nämlich gemeinhin angenommen, dass der S-Zapfen zur Luminanz keinen Beitrag leistet Bei der Schätzung des Normalenvektors können wegen der genannten Skalierungseigenschaft dennoch recht große Werte für die S-Koordinate geschätzt werden 17 Gemeint ist hier die dreidimensionale Koordinatisierung der Bildschirmfarben Dichromaten besitzen nur Äquiluminanzgeraden, die man als Schnitt der hier gemeinten Ebenen mit ihrem Farbraum erhält 18 Da Abständen im LMS-Raum keine Bedeutung zukommt, wurden die quadratischen CIELuv-Abstände minimiert, obgleich die verbreitete Annahme, dieser Farbraum habe eine perzeptuell bedeutungshaltige Metrik, durchaus angezweifelt werden kann
24 PSfrag replacements Modelltests 6 Z Äquiluminanzebene g 1 4 t 1 s Y g t 2 g 3 t X Abbildung 41: Die Methode der Flickerphotometrie Standardreiz s wird alternierend mit dem i-ten Abgleichsreiz dargeboten Dessen Intensität lässt sich entlang des Strahls g i adjustieren, bis das Flickern minimal wird Das liefert Durchstoßpunkte t i durch die Äquiluminanzebene hier beispielsweise durch die des Standard-Protanopen Im Anschluss folgte die eigentliche Bestimmung der Fehlfarben Die Versuchspersonen sollten zu diesem Zweck solche Strecken im Monitorlichterraum finden, auf denen die Farbkoordinaten eines Reizes oszillieren konnten, ohne dass es für sie zu bemerken war Die Reizkonfiguration bestand aus zwei aneinandergrenzenden Halbkreisflächen, die insgesamt einen Sehwinkel von 2 ausfüllten Die Testreize wurden dabei in der oberen Kreishälfte dargeboten, die Abgleichsreize in der unteren Das Kollektiv der sechs Testreize wurde so gewählt, dass sie alle in der zuvor ermittelten Äquiluminanzebene lagen Und zwar auf einer Strecke, die im LM S-Raum orthogonal auf der Projektion der Achse des fehlenden Rezeptortyps in die Äquiluminanzebene stand und die durch den Weißpunkt mit Chromatizitätskoordinaten von D75 verlief Durch diese Wahl sollten sich die Konfusionslinien (vgl Abbildung 422) möglichst breit auffächern Zum gleichen Zweck wurden als Anfangs- und Endpunkte dieser Teststrecken
25 Kapitel 4 Experimente 85 ihre Durchstoßpunkte mit dem Monitorgamut gewählt Die Punkte der Testreize waren im LM S-Raum äquidistant der gleiche Abstand wurde zwischen den gesättigsten Reizen und zugehörigen Endpunkten der Strecken gewählt Die Farbkoordinaten der Abgleichsreize pulsierten nun fortwährend auf einer Strecke hin und her, die ebenfalls in besagter Ebene lag Sie lief dabei immer auch durch die Koordinate des Testreizes Die Strecke wurde an beiden Enden durch den Monitorgamut begrenzt Aufgabe der Versuchsperson war es nun, die Pulsationsstrecke in der Äquiluminanzebene so zu drehen, dass die Abgleichshälfte von der PSfrag replacements Testhälfte ununterscheidbar war Dies war allerdings nur selten möglich Deshalb lautete die Instruktion, das Pulsieren zu minimieren Die eingestellten Strecken dienen als Schätzung der Konfusionslinien Auch hier soll wieder eine geometrische Anschauung von der Prozedur gegeben werden (siehe Abbildung 411) (a) (b) Z 6 p d y 4 2 W P Y g g 2 4 x 6 X Abbildung 411: Die experimentelle Ermittlung der Konfusionslinien: (a) zeigt die Testreize für Protanopen auf der Strecke p und für Deuteranopen auf d Beide Strecken verliefen durch den Weißpunkt W (b) veranschaulicht in einem affin transformierten Graßmannraum den maximalen Monitorgamut als Spurgeradendreieck Der in der gewählten Ebene realisierbare Gamut ist grau unterlegt Die Pulsationsgerade g geht durch Rotation im Punkt, der die Testreizkoordinaten hat, in die neue Pulsationsgerade g über
26 86 42 Modelltests Bei den drei verbliebenen Versuchspersonen nun handelte es sich um einen Deuteranopen (MK) und zwei Protanopen (LE und SS) Für sie wurden wie beschrieben zunächst die Flickerachsen bestimmt Es folgten die Konfusionslinien in fünffacher Messwiederholung Diese ließen sich unter Berücksichtigung der Äquiluminanzebenen umrechnen in Geraden im LM S-Raum, die bis auf Messfehler weitgehend parallel verlaufen sollten Aus der Mittelung der zugehörigen dreißig normierten Richtungsvektoren ergab sich die Richtungsschätzung der fehlenden Achse Diese ließ sich sodann in Chromatizitäten transformieren und lieferte damit die Schätzung des Konfusionspunktes Um zuletzt die Neutralpunkte berechnen zu können, war die Verbindungsstrecke vom Konfusionspunkt zum Graupunkt lediglich bis zum Spektralrand des Chromatizitätsdiagramms zu verlängern Tabelle 41 enthält eine Ergebnisübersicht und Abbildung 412 zeigt gemittelte Konfusionslinien für die Versuchsperson LE 8 PSfrag replacements y 4 N E 4 x 8 Abbildung 412: Konfusionslinien für Versuchsperson LE ( ) bezeichnet den geschätzten und ( ) den in der Literatur berichteten Konfusionspunkt Die gestrichelte Linie durchläuft den empirischen Konfusionspunkt, das equal energy white (E) und den Neutralpunkt (N) Es wurden zur deskriptiven Bewertung der Flickerachsen deren L- und M-Koordinaten jeweils derart ins Verhältnis gesetzt, dass der erwartungsgemäß kleinere Wert im Zähler stand - bei Protanopen etwa sollte die L-Koordinate sehr gering
27 Kapitel 4 Experimente 87 Tabelle 41: Daten der Dichromasiediagnostik: Die erste Spalte enthält das Verhältnis l der L- und M-Koordinate des Richtungsvektors der Flickerachse der Versuchsperson Es sind weiter aufgeführt normierte Richtungsvektoren der Fehlfarbenachsen in LMS- Koordinatisierung Zuletzt sind die Chromatizitätskoordinaten der Konfusionspunkte und die Wellenlängen der achromatisch erscheinenden spektralen Lichter angegeben Vp l L M S x y λ Typ MK M/L = Deuteranop LE L/M = Protanop SS L/M = Protanop ausfallen Die Flickerachsen wurden jeweils hauptsächlich durch die erwartete Koordinate bestimmt, wenn auch MK einen merklich von Null verschiedenes Verhältnis erbrachte Das lässt darauf schließen, dass die Fundamentalkurve seines L-Zapfens geringfügig in Richtung mittlerer Wellenlängen verschoben ist Es könnte sich bei MK also um einen deuteranomalen Deuteranopen handeln Die geschätzten Richtungsvektoren der Konfusionslinien ergaben sich erwartungsgemäß mit einem großen Wert in der Koordinate des jeweils fehlenden Zapfentyps Die Konfusionspunkte stimmten zumindest für LE sehr gut mit dem Erwarteten (x p = 747, y p = 253) überein Bei MK kann die zunächst recht bedeutsam erscheinende Abweichung ebenso begründet werden, wie schon die Abweichung der Luminanzachse Außerdem wirken sich in diesem Extrembereich des Chromatizitätsdiagramms geringe Schwankungen der Graßmannkoordinaten besonders stark aus Für die Versuchsperson SS ist noch zu sagen, dass die Anpassung eines Schnittpunktes an die Konfusionslinien im Chromatizitätsdiagramm mit x = 727 und y = 249 eine Schätzung ergab, die sehr viel näher am erwarteten Konfusionspunkt für Protanopen lag Zuletzt stimmen die zu den Neutralpunkten gehörigen Wellenlängen nahezu perfekt mit denen überein, die in der Literatur berichtet werden (λ p = 494nm und λ d = 499nm) Wie weiter oben erwähnt, ergibt sich der dichromatische Graßmannraum als Quotientenraum der durch die Verwechslungslinien gegebenen Äquivalenzrelation
28 88 42 Modelltests Für die folgenden Auswertungen sei jeweils der lineare Unterraum des LM S- Raumes kanonisch gewählt, der durch die entsprechenden verbliebenen Standardrezeptorachsen aufgespannt wird Da die wahren Rezeptornachsen dieses Unterraumes unbekannt sind, sollen die Reize weiterhin durch die verbliebenen Standardkoordinaten charakterisiert werden Modelltests: Wie schon kurz erwähnt, gestatten Untersuchungen an Dichromaten, das Oktantenmodell auf ökonomische Art und Weise in allen Kompartimenten des Farbraums zu prüfen es sind bei ihnen nämlich nur vier Deshalb soll es für Dichromaten nun korrekterweise auch Quadrantenmodell genannt werden Außerdem ergibt sich hierüber die Möglichkeit, die Auffassung von der Dichromasie als einer reduzierte Form der Trichromasie im Sinne der Projektion zu validieren Die entsprechenden Infeld-Umfeld-Reize wurden mittels der Apparatur 2 dargeboten Das Konstruktionsprinzip folgt einer etwas anderen Logik als in Experiment 1 Zunächst war bei den Umfeldern darauf zu achten, dass sie sich vor allem in der Projektion auf den Unterraum unterschieden Lägen Umfelder entlang der Konfusionslinien, wären natürlich auch keine Quadrantenasymmetrien zu erwarten Es wurden zwei Test- und zwei Abgleichsumfelder ausgewählt, deren Chromatizität zusammen mit denen der ausgewählten Infelder Abbildung 413 zu entnehmen sind Wegen der geringeren Dimensionalität wurden nur je drei Infelder pro Testhintergrund und Quadrant erhoben, also insgesamt 24 Aus den Infeldern eines Quadranten wurden die Infelder der anderen Quadranten durch sukkzessives Spiegeln an den Achsen des Kontrastraumes gewonnen Die zu untersuchenden Fragen entprechen denen aus Experiment 1 Auch hier ergab sich aus der symmetrischen Konstruktion der Kontraste in den Oktanten die Möglichkeit der Prüfung der Quadrantenasymmetrien ohne die Voraussetzung der Linearität Zusätzlich kann ein quadrantenweiser Vergleich geschätzter ρ-quotienten erfolgen Das Quadrantenmodell lautet in der Formulierung ohne
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