ARBEITSZEIT & ARBEITSSCHUTZ HERAUSFORDERUNGEN AUS GEWERKSCHAFTLICHER SICHT. Foto: Fotolia, Syda Production
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- Franz Günther
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1 ARBEITSZEIT & ARBEITSSCHUTZ HERAUSFORDERUNGEN AUS GEWERKSCHAFTLICHER SICHT Foto: Fotolia, Syda Production
2 ARBEITSZEIT & ARBEITSINTENSITÄT SITUATIONSBEWERTUNG AUS GEWERKSCHAFTLICHER SICHT
3 Sergey Nivens - Fotolia ARBEITSZEITREALITÄTEN VERDICHTUNG UND ENTGRENZUNG SEITE 3 Astrid Schmidt Arbeitszeitrealitäten
4 ARBEITSINTENSITÄT UND LEISTUNGSPOLITIK STEUERUNGSINSTRUMENTE UND IHRE WIRKUNG Indirekte Steuerung: sorgt dafür, dass Beschäftigte sich selbst antreiben und unter Druck setzen. Denn die Verantwortung für das Ergebnis aber auch für wirtschaftlichen Erfolg werden auf die Beschäftigten übertragen. Ergebnisorientierte Arbeit (etwa durch Zielvereinbarungen/Kennziffern/Benchmarks) führt zu überlangen Arbeitszeiten, überdurchschnittlich hohem Zeitdruck und einem hohen Arbeitsvolumen. Zielspirale : ständig steigende Leistungsziele werden als Problem wahrgenommen, weil sie in vielen Fällen als unerreichbar eingeschätzt werden. SEITE 4 Astrid Schmidt
5 ARBEITSVERDICHTUNG IM DIENSTLEISTUNGSSEKTOR Z.B. IKT-BRANCHE UND KRANKENHAUSPFLEGE IKT-Branche 59,3 Prozent der IKT-Beschäftigten fühlen sich in der Arbeit gehetzt oder stehen unter Zeitdruck. Hauptursachen sind: zu viele Projekte gleichzeitig (67,6 %), knappe Personalbemessung (64,2 %), ungeplante Zusatzaufgaben (62,6 %), knappe Termine und Zeitvorgaben (59,8 %). Krankenhauspflege 93,4 Prozent der Beschäftigten in der Krankenhauspflege fühlen sich in der Arbeit gehetzt oder stehen unter Zeitdruck. 60,5 Prozent haben in (sehr) hohem Maß das Gefühl, mehr Arbeit in der gleichen Zeit schaffen zu müssen. Hauptursache Nr. 1: knappe Personalbemessung (91,8 %) SEITE 5 Astrid Schmidt
6 FLEXIBILITÄT ENTGRENZUNG ODER AUTONOMIE? Chancen Autonomiegewinne? Work-Life-Balance? Bessere Vereinbarkeit von Familie / sozialem Umfeld und Beruf? SEITE 6 Astrid Schmidt Risiken Entgrenzte Arbeitszeiten? Permanente Erreichbarkeit? Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung? Weniger Planbarkeit?
7 ARBEITSENTGRENZUNG IM DIENSTLEISTUNGSSEKTOR Z.B. IKT-BRANCHE UND KRANKENHAUSPFLEGE Krankenhauspflege Änderungen der Arbeitszeit sind oft kurzfristig: 33 Prozent werden meist erst am betreffenden Tag informiert, 52,1 Prozent meist einen Tag vorher. 53,9 Prozent der Beschäftigten haben geringen oder gar keinen Einfluss auf den Überstundenausgleich. IKT-Branche Von 32,4 Prozent der Beschäftigten wird erwartet, dass sie auch außerhalb der normalen Arbeitszeit erreichbar sind. Das trifft insbesondere Beschäftigte ohne Arbeitszeiterfassung, hier sind es 44,2 Prozent. Bei 25,7 Prozent wird Arbeitszeit nicht erfasst von diesen Beschäftigten arbeiten 34,6 Prozent länger als 48 Stunden pro Woche, 22,9 Prozent zwischen 43 und 48 Stunden. SEITE 7 Astrid Schmidt
8 Sergey Nivens - Fotolia ARBEITSZEITREALITÄTEN VERDICHTUNG UND ENTGRENZUNG SEITE 8 Astrid Schmidt Arbeitszeitrealitäten
9 FLEXIBILITÄT & SPIELRÄUME BEI DER ARBEITSZEITGESTALTUNG DER TARIFVERTRAG MOBILE WORKING BEI DER TELEKOM
10 MOBILE DIGITALE ARBEIT BEI DER TELEKOM AUF GRUNDLAGE DER BESTEHENDEN GESETZE Tarifvertrag Mobile Working Die Teilnahme an mobiler (Tele-)Arbeit ist freiwillig aber sobald ein Bereich diese als Option einführt, haben alle Beschäftigten dieses Bereichs ein Recht auf mobile Telearbeit. Zeiträume, innerhalb derer mobil gearbeitet werden darf, sind definiert (Montag bis Freitag, 6-22h) Überstunden, Arbeit am Wochenende etc. müssen beantragt werden. Arbeitszeiten sind zu erfassen. Alle Zeiten, zu denen gearbeitet wird, werden als Arbeitszeit anerkannt. Die Ortswahl für die mobile Telearbeit liegt bei den Beschäftigten. Der Arbeitgeber kann das Erscheinen im Betrieb anordnen. Der Betrieb bleibt der erste Arbeitsplatz. SEITE 10 Astrid Schmidt
11 TARIFVERTRAG MOBILE WORKING RAHMEN UND AUSGESTALTUNG BV: betriebliche, passgenaue Ausgestaltung BV: betriebliche, passgenaue Ausgestaltung Tarifvertraglicher Rahmen: Rechte, Mindestbedingungen und Gestaltungsspielräume SEITE 11 Astrid Schmidt
12 UMSETZUNG DER ANSPRÜCHE MOBILER DIGITALER ARBEIT WAS DURCH BETRIEBSVEREINBARUNGEN ZU REGELN IST Betrieblich zu gestalten sind u.a.: Konkrete Arbeitszeitgestaltung Recht auf Nichterreichbarkeit Anforderungen an betriebliche Anwesenheitszeiten Datenschutz Technische Ausstattung Vorgehen bei technischen Systemausfällen Unterweisung sowie Schulung Anforderungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes Tarifvertraglicher Rahmen und zwingende betriebliche Ausgestaltung durch Betriebsvereinbarungen zu bestimmten Themen SEITE 12 Astrid Schmidt
13 GUTE ARBEIT BEI DER TELEKOM? QUALITATIVE TARIFPOLITIK ALS RAHMEN Tarifvertrag Belastungsschutz zwingende Belastungsmessung Handlungszwang für Arbeitgeber Belastungs-KPI Eskalationsmechanismen Tarifvertrag Lebensarbeitszeitkonten Förderung für die unteren Einkommen Dispositionsautonomie für Arbeitnehmer/innen SEITE 13 Astrid Schmidt
14 ARBEITSZEIT & ARBEITSSCHUTZ GEWERKSCHAFTLICHE POSITIONEN ZUR AKTUELLEN DEBATTE
15 GESETZE UND REGELUNGEN ZU ARBEITSZEIT(SCHUTZ) THEORIE UND PRAXIS Erlaubte Arbeitszeiten kollidieren mit Arbeitsvolumen die Verantwortung wird oft auf den individuellen Beschäftigten geschoben Unrealistische Leistungsbemessungen bringen Beschäftigte immer häufiger in die Bredouille, ihre Arbeit nur dann zu schaffen, wenn sie die Arbeitszeitgesetze unterwandern. Die Verantwortung für das Erreichen der Leistung wird immer häufiger auf die Beschäftigten übertragen, die am Ergebnis und nicht an der eingebrachten Arbeitszeit gemessen werden. Wir brauchen einen Perspektiv-Wechsel: Nicht die Arbeitszeitgesetze müssen überprüft werden, sondern die Leistungsanforderungen. SEITE 15 Astrid Schmidt
16 GESETZE UND REGELUNGEN ZU ARBEITSZEIT(SCHUTZ) THEORIE UND PRAXIS Experimentierräume im Sinne des Weißbuchs Arbeit 4.0 sind kritisch zu bewerten, wenn sie mit der Unterminierung der bestehenden Gesetze zum Arbeitszeitschutz einhergehen. Warum sollen Gewerkschaften einer Verschlechterung der Arbeitszeitregelungen zustimmen und Tarifverträge unter Gesetzesniveau abschließen? Können die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen einer weiteren Flexibilisierung durch eine zwei-jährige wissenschaftliche Begleitung erfasst werden? Wir brauchen Forschungsprojekte zur Guten Arbeitsgestaltung keine weitere Lockerung des Arbeitszeitgesetzes. SEITE 16 Astrid Schmidt
17 GESETZE UND REGELUNGEN ZU ARBEITSZEIT(SCHUTZ) WEITERENTWICKLUNG STATT UNTERMINIERUNG Rahmenbedingungen verändern sich im Zuge der Digitalisierung der Arbeitszeitschutz greift hier an etlichen Stellen zu kurz Permanente Erreichbarkeitsanforderungen sind Realität für ein Viertel aller Dienstleistungsbeschäftigten Diese Anforderungen wirken auf die psychische Gesundheit: wer oft außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar sein soll, der kann schlechter in der arbeitsfreien Zeit richtig abschalten und fühlt sich häufiger körperlich / emotional erschöpft. ver.di fordert eine gesetzliche Verankerung des Rechts auf Nichterreichbarkeit. SEITE 17 Astrid Schmidt
18 GESETZE UND REGELUNGEN ZU ARBEITSZEIT(SCHUTZ) WEITERENTWICKLUNG STATT UNTERMINIERUNG Beschäftigte sollen von den Autonomiepotenzialen der Digitalisierung profitieren auf fairen Grundlagen Freiräume wie etwa die Möglichkeit, kurzfristig von zuhause aus zu arbeiten, sind eine Ressource, die sich positiv z.b. auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben auswirken kann. Damit diese Ressource positiv für die Beschäftigte wirkt und nicht zu weiteren Entgrenzungen führt, braucht es unterstützende Rahmenbedingungen, etwa die Erfassung der geleisteten Arbeitszeit. Die Teilhabemöglichkeit sollte verbindlich und gerecht geregelt sein und nicht von der Willkür des Vorgesetzten abhängen. ver.di fordert ein Recht auf Telearbeit. SEITE 18 Astrid Schmidt
19 GESETZE UND REGELUNGEN ZU ARBEITSZEIT(SCHUTZ) THEORIE UND PRAXIS Aktuelle Arbeitszeitrealitäten können negativ auf die Gesundheit wirken bei den Schutzgesetzen fehlen die Sanktionsmöglichkeiten Überlange Arbeitszeiten und hohe Arbeitsvolumen erhöhen das Risiko psychischer Fehlbeanspruchungen. Gefährdet ist damit die Arbeitsfähigkeit. Guter Hebel Gefährdungsbeurteilung: verpflichtend, aber keine Konsequenzen bei Nichtumsetzung wurde in weniger als einem Drittel aller Betriebe im Dienstleistungssektor eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt, viele davon ohne die Berücksichtigung psychischer Gefährdungen. ver.di fordert eine eigene Verordnung psychischer Gefährdungen und die Aufnahme von Sanktionsparagraphen. SEITE 19 Astrid Schmidt
20 AUSBLICK ARBEITSZEITVERKÜRZUNG ALS GESELLSCHAFTLICH SINNVOLLE MAßNAHME
21 ARBEITSZEITREALITÄTEN IM ARBEITSMARKTPOLITISCHEN KONTEXT Wie wirkt die Digitalisierung auf Beschäftigung und Produktivität? Wie verändern sich Qualifizierungsbedarfe? Wie wirkt das immer höhere Renteneintrittsalter? SEITE 21 Astrid Schmidt Arbeitszeitrealitäten
22 Fassbinder Foundation ARBEITSZEITREALITÄTEN IM GESELLSCHAFTLICHEN UND BIOGRAFISCHEN KONTEXT Wie ist die Erziehungsund Haushaltsarbeit verteilt? Wer pflegt hilfsbedürftige Angehörige? Wo bleibt Zeit für das Ehrenamt? Was ist mit Hobbies und Freundschaften? SEITE 22 Astrid Schmidt Arbeitszeitrealitäten
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