Selbstreguliertes Lernen
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- Philipp Esser
- vor 6 Jahren
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1 Selbstreguliertes Lernen Dr. Wolfgang Schoppek, Universität Bayreuth 1 Fragen Wie wichtig sind Selbstregulations-Fertigkeiten für schulisches Lernen? Welche Teilfertigkeiten gehören zu SRL? Welche Selbstregulations-Fertigkeiten können im Unterricht geübt werden? Führt die Anwendung bestimmter Lernstrategien zu besseren schulischen Leistungen? Funktioniert selbstreguliertes Lernen überhaupt? 2 1
2 Einstiegsbeispiel Häusliches Vokabel-Lernen Vorgehen? Zeiteinteilung? Erfolgskontrolle? Aufrechterhalten der Aufmerksamkeit? Selbst eine so einfache, eher fremdbestimmte Form des Lernens verlangt Selbstregulation! 3 Selbstregulation vs. Selbstkontrolle Regulation: Ziele (Sollwerte) werden mittels Rückkopplung erreicht und gehalten Steuerung: Ziele (Sollwerte) werden ohne Rückkopplung erreicht Kontrolle: engl. control kann beides bedeuten: feedback control oder feedforward control Unterscheidung von Baumeister et al. (2007) Selbstregulation: autonome, unbewusste Prozesse Selbstkontrolle: bewusst, mit Anstrengung verbunden 4 2
3 Definitionen Selbstregulation beim Lernen (SRL) bedeutet, in der Lage zu sein, Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen zu entwickeln, die zukünftiges Lernen fördern und erleichtern und die vom ursprünglichen Lernkontext abstrahiert auf andere Lernsituationen übertragen werden können.... ein zielorientierter Prozess des aktiven und konstruktiven Wissenserwerbs..., der auf dem reflektierten und gesteuerten Zusammenspiel kognitiver und motivational emotionaler Ressourcen einer Person beruht. (Baumert, Klieme, et al., 2000, S.2) 5 Definitionen Selbstreguliertes Lernen ist eine Form des Erwerbs von Wissen und Kompetenzen, bei der Lerner sich selbständig und eigenmotiviert Ziele setzen sowie eigenständig Strategien auswählen, die zur Erreichung dieser Ziele führen und durch Bewertung von Erfolgen bezüglich der Reduzierung der Ist Soll Differenz Ziele und Aktivitäten im Hinblick auf die Erreichung des Sollzustandes prozessbegleitend modifizieren und optimieren. (Götz & Nett, 2011, S.146) 6 3
4 Ein Modell selbstregulierten Lernens Nach Zimmermann & Campillo (2003) 7 Nach Phasen: Planungsphase Handlungsphase Reflexionsphase Nach Bereichen: Motivational Emotional Kognitiv Metakognitiv Komponenten des SRL 8 4
5 Planungsphase Setzen herausfordernder, aber realistischer Ziele Analyse der Aufgabe(n) Zeitplanung Bildung von Implementationsabsichten Einplanen von Selbstbelohnungen 9 Handlungsphase Kenntnis und Einsatz von Lernstrategien Wiederholung Elaboration Organisation Steuerung der Aufmerksamkeit Gestaltung der Lernumwelt Selbstbeobachtung und Überwachung Protokollierung 10 5
6 Reflexionsphase Rückgriff auf Protokolle Ist-Soll-Vergleich Verwendung angemessener Vergleichsmaßstäbe Angemessene Ursachenzuschreibung (Attribution) Wahrnehmung leistungsbezogener Gefühle Selbstbelohnung Korrekturen des Vorgehens Korrekturen der Ziele 11 Wie sieht es bei Ihnen mit diesen Fertigkeiten aus? Die Kenntnis von und Vertrautheit mit den Komponenten des SRL sind Voraussetzung für deren Thematisierung im Unterricht und für die Diagnose entsprechender Fertigkeiten bei Schülern. 12 6
7 Forschungsstand Es gibt zahllose Studien zu den unterschiedlichen Komponenten des SRL viele davon Trainingsstudien. Sehr häufig werden dabei Fragebögen eingesetzt. Durchgängig hohe Zusammenhänge zwischen Interesse/Motivation und dem Einsatz von Lernstrategien (Baumert & Köller, 1996) Keine eindeutigen Beziehungen zwischen dem Einsatz von Lernstrategien und Lernergebnissen Metaanalysen zu Trainingsprogrammen Hattie et al. (1996), Dignath & Büttner (2008) Mindestens mittelgroße Effekte auf Motivation und Leistung Gemischte Ergebnisse für das Lernverhalten Trainingsprogramme wirksamer, wenn in konkreten Kontext eingebettet 13 Förderansätze Grundsätze Die Förderung sollte sich auf ein Modell stützen Um SRL im engeren Sinne zu ermöglichen, müssen Schülern Freiräume gewährt werden Lernstrategien müssen fachspezifisch immer wieder thematisiert, geübt und verfeinert werden (Kontrolle?) Wenn SRL direkt thematisiert wird, sollte dies dennoch in einem konkreten Kontext geschehen Computerunterstützung kann motivierend wirken Fischer, Mandl, & Todorova (2009); Lachner et al. (2011): projekt.info/ 14 7
8 Ansatz von Ormrod (2006) Freiräume für SRL schaffen Schülern helfen, sich herausfordernde, doch realistische Ziele zu setzen Schüler ermutigen, ihr eigenes Verhalten zu beobachten und zu dokumentieren (z.b. Lerntagebuch, Portfolio) Selbstinstruktionen vermitteln (z.b. für die Arbeit mit Texten) Schüler ermutigen, eigene Leistung zu evaluieren (z.b. anhand von Zielkriterien) Schüler ermutigen, sich für gelungenes Verhalten selbst zu belohnen Selbstregulation modellieren (Woolfolk, 2007) 15 Aber Selbstkontrolle ist doch anstrengend! Denken tut doch weh! 16 8
9 Probleme Zeit Freiräume SR-Kompetenz (eigene und die der Schüler) Willenskraft oder -energie Intrinsische Motivation? 17 Ego depletion Arbeitsgruppe um Roy Baumeister: Experimente zu den Folgen von Selbstkontrolle: Aufgabe 1: erfordert Selbstkontrolle oder nicht (z.b. Kekse vs. Rettich essen) Aufgabe 2: erfordert ebenfalls Selbstkontrolle, aber auf einem anderen Gebiet (z.b. etwas festhalten, Stroop) Ergebnisse: Wer bei Aufgabe 1 schon Selbstkontrolle ausüben muss, schneidet bei Aufgabe 2 schlechter ab Willensenergie ist eine knappe Ressource, die schnell verbraucht ist (ego depletion) 18 9
10 Ego depletion Trainieren der Willenskraft scheint auf andere Gebiete zu transferieren (Baumeister et al., 2006) Willensenergie baut sich durch positive Gefühle (z.b. auch Humor) schnell wieder auf Implementationsabsichten reduzieren ego depletion Befunde von Job, Dweck & Walton (2010) zeigen: Ego depletion tritt nur bei Personen auf, die daran glauben, dass die Willensenergie eine begrenzte Ressource ist. 19 Fazit Selbstregulation betrifft praktisch alle Bereiche schulischen Lernens Die Förderung von Selbstregulationskompetenz gelingt am besten, wenn man sie als Daueraufgabe ansieht Dabei ist es hilfreich, bei sich selbst anzufangen 20 10
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