Wie die Deutsche Rentenversicherung die betriebliche Eingliederung gesundheitlich beeinträchtigter Mitarbeiter unterstützen kann
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- Eike Kästner
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1 Wie die Deutsche Rentenversicherung die betriebliche Eingliederung gesundheitlich beeinträchtigter Mitarbeiter unterstützen kann Kassel, den 21. September 2016 Fachtagung Schnittstelle Rehabilitation und Arbeitswelt Deutsche Vereinigung für soziale Arbeit im Gesundheitswesen e.v. Jürgen Ritter Abteilung Rehabilitation Deutsche Rentenversicherung Bund
2 Arbeit und Gesundheit gehören zusammen.. Gesundheit ist auch die Fähigkeit, arbeiten zu können. Krankheit gefährdet die berufliche Integration und kann zum Verlust des Arbeitsplatzes führen Schlechte Arbeitsbedingungen, Arbeitsplatzunsicherheit und Arbeitslosigkeit erhöhen das Krankheitsrisiko Gute Arbeit ist ein gesundheitlicher Schutzfaktor Arbeit ist Kernthema der Rehabilitation der Rentenversicherung Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit Verhinderung des vorzeitigen Ausscheidens aus dem Erwerbsleben Dauerhafte berufliche und damit gesellschaftliche (Re-)Integration
3 Zahlen und Fakten Anträge und Bewilligungen medizinische Rehabilitation Anträge Bewilligungen Quelle: Infosys Anträge und Erledigungen ( 3 RSVwV) 3
4 Zahlen und Fakten Ausgabenverteilung 2015 Summe Bruttoausgaben: Mio. Euro, endg. Jahresergebnis 2015 (Stand: ) Quelle: AL
5 Zahlen und Fakten Reha-Budget / Ausgaben (Jahresabschluss, Stand ) 5
6 Zahlen und Fakten Bewilligungen nach ausgewählten Indikationen * 2013 * Bewegungsorgane Neubildungen Psychische / psychosomatische Erkr. Herz/Kreislauf Nervensystem * Die Bewilligungen aus rvdialog im Zeitraum von September 2013 bis Dezember 2014 wurden den Diagnosegrundgruppen analog der prozentualen Diagnosegrundgruppenverteilung in rvglobal zugeordnet. Quelle: Infosys Bewilligungen med. Rehabilitation 6
7 Stufenweise Wiedereingliederung Entwicklung der Inanspruchnahme * * * * Ohne Daten aus rvdialog Quelle: 8012 EDV-Verbindungsstelle 7
8 Stufenweise Wiedereingliederung Entwicklung der Dauer des Leistungsbezugs * * * * Ohne Daten aus rvdialog Quelle: 8012 EDV-Verbindungsstelle 8
9 Hintergrund Leistungen zur Teilhabe werden durch die Deutsche Rentenversicherung (DRV) nach dem Leitsatz Reha vor Rente erbracht. Ziel: Vermeidung von Erwerbsminderungs-(EM)-renten Zielerreichung bedeutet win-win-win -Situation 1. Versicherter: Teilhabe am Erwerbsleben, Leistung von Sozialversicherungsbeiträgen 2. Versicherungsträger: Verhinderung von Kosten (Beitragsausfall, EM- Rentenzahlung) 3. Gesellschaft: Steigerung der Arbeitsproduktivität der Bevölkerung, Erhalt der Erwerbsfähigkeit auch im Alter 9
10 Sozialmedizinischer 2-Jahres-Verlauf nach medizinischer Reha 2010 (Pflichtversicherte) 80% 71% 70% 71% Im Erwerbsleben verblieben: 85 % Aus dem Erwerbsleben ausgeschieden: 15 % 60% gesamt (n= ) Frauen (n= ) Männer (n= ) 40% 20% 0% lückenlose Beiträge 14% 13% lückenhafte Beiträge 14% 9% 10% 8% 5% 5% 5% 1% 1% 2% EM-Rente Altersrente aus Erwerbsleben heraus verstorben Quelle: Reha-Statistik-Datenbasis (RSD)
11 Unser Ziel Den Versicherten werden zum richtigen Zeitpunkt Leistungen zur Teilhabe angeboten. Richtige Zeitpunkte Gruppe 1: Längere Arbeitsunfähigkeit droht Versicherter aufgrund einer chronischen Erkrankung nur noch auf absehbare Zeit arbeitsfähig Gruppe 2: Arbeitsunfähigkeit hat eingesetzt Versicherter ist arbeitsunfähig und bedarf spezieller Maßnahmen zur Rückkehr an den Arbeitsplatz / in das Erwerbsleben 11
12 Wer kommt? Aktuelle Zugangswege zur Rehabilitation AHB-Verfahren effektive Zugangssteuerung! Direkte Zuweisung über Sozialdienste aus dem Krankenhaus Grundlage: AHB-Katalog normales Antragsverfahren Zeitpunkt unklar, heterogene Antragsintention, z.b.: Hausarzt-/Facharzt, Werks-/Betriebsarzt, Freunde / Bekannte Sonderfall: Zugang nach 51 SGB V (über MDK) Zugang erfolgt sehr spät! Aufforderung bei längerem Krankengeldzahlung 12
13 Neue Zugangsstrategien Strategie 1: Proaktiver Zugang auf Versicherte mit hohem Risiko eines zukünftigen EM- Rentenzugangs (EM-Risiko) Information bzgl. Sinn und Nutzen der Leistungen zur Teilhabe im Auftrag der DRV bzw. Motivation dazu unbürokratischer und schneller Zugang zu medizinischer Rehabilitation oder falls notwendig zu LTA Strategie 2: Differenzierte Steuerung von Versicherten mit unterschiedlichem EM-Risiko in verschiedene Reha-Leistungen bei Antragstellung bei Bedarf Steuerung in intensivierte Reha-Konzepte Prüfung der Machbarkeit und Akzeptanz neuer Reha-Settings 13
14 Strategie I: Proaktiver Zugang 14
15 Was wissen wir? Zugang zur Reha der Rentenversicherung ist Antragsleistung Zeitpunkt unklar, heterogene Ausgangslage (Schweregrad) Nahezu jeder zweite EM-Rentenzugang erfolgt ohne vorherige zeitnahe Inanspruchnahme einer medizinischen Rehabilitation 15
16 Strategie: Proaktiver Zugang* 3 Stufen I. Screening administrativer Daten II. Screening mittels Fragebogen III. Anregung zur Rehabilitation RI-EMR (Krankengeldbezug) Work Ability Index (WAI) Website: * Promoting access to rehabilitation. Gefördert durch die Deutsche Rentenversicherung Bund. Projektdurchführung Prof. Dr. M. Bethge (Universität zu Lübeck) 16
17 Anteil im Erwerbsleben I. Risikoindex Erwerbsminderungsrente (RI-EMR) Index aus Beiträgen der Versicherten (Höhe und Herkunft) kann recht gut spätere Zugänge in Erwerbsminderungsrenten vorhersagen (Trefferquote: 74%) 1 Versicherte mit hohem RI-EMR gehen in fünf Jahren gehen zu 90 % in EM-Rente Kumuliertes Überleben 0,8 0,6 0,4 0,2 0 T-Wert niedriger bis 40 RI-EMR T-Wert mittlerer größer RI-EMR 40 bis 60 T-Wert hoher größer RI-EMR Tage bis Rentenzugang Quelle: Bethge et al
18 II. Work Ability Index (WAI) Messung der subjektiven Arbeitsfähigkeit Punkte sehr gut Erhalt Punkte gut Unterstützung Punkte mittelmäßig Verbesserung 7-27 Punkte schlecht Wiederherstellung Medizinische Rehabilitation durch die Deutsche Rentenversicherung Nutzung für individuellen Bedarfscheck der Versicherten 18
19 III. Website: 19
20 III. Website: Schritt-für-Schritt Anleitung für das Ausfüllen von Anträgen auf Leistungen zur Teilhabe 20
21 Firmenservice der Rentenversicherung Beratungsangebot - einheitliche Telefonnummer und -Adresse Zielgruppe: Arbeitgeber Drei Beratungswege: Telefonservice, und persönliche Beratung Themen: - Gesunde Mitarbeiter (BEM, BGM, Rehabilitation) - Rente und Altersvorsorge (fakultativ Demografie) - Beiträge und Meldungen zur Sozialversicherung Wegweiser und Lotsenfunktion Bundesweiter Start im März 2015
22 Firmenservice Inhalt des Moduls Gesunde Mitarbeiter Informationen zu Rehabilitation (Wer? Wo? Was?) Unterstützung beim Betrieblichen Eingliederungsmanagement (Beratung zum Verfahren, Einzelberatung) Informationen über Präventionsleistungen der Rentenversicherung Vermittlung von Kontakten zu anderen Ansprechstellen wie z.b. den Gemeinsamen Servicestellen für Rehabilitation Ziel: Ein fester Ansprechpartner des Firmenservice für Betriebe und Unternehmen; Zeitnahe Kommunikation und Unterstützung
23 Strategie II: Ausdifferenzierung der Angebote 23
24 Was wissen wir? Reha-Leistungen sind nicht bei allen Versicherten gleich wirksam Aus Studien ist bekannt: Multimodale ganztägige Reha-Leistungen sind insbesondere bei Versicherten mit höheren Beeinträchtigungen wirksam Spezifische Interventionen wie MBOR oder VOR sind nur bei besonderen Problemlagen angezeigt Eine STW lohnt sich nur bei erhöhtem EM-Risiko (z.b. längere Fehlzeiten vor Reha) Bei besonders ausgeprägten Problemen ist die weitere Begleitung und eine arbeitsplatzbezogene Intervention besonders wirksam 24
25 Therapieintensität Strategie: zukünftige Ausdifferenzierung des Angebotes sehr hoch Intensive Begleitung MBOR / VOR mittel hoch Reha berufsbegleitend 3 bis 4-Wochen- Reha mittel hoch sehr hoch Sozialmedizinisches (EM-)Risiko 25
26 Grundlagen für die Ausdifferenzierung Identifikation von Versichertengruppen mit unterschiedlichem Schweregrad Entwicklung eines effektiven und effizienten Steuerungssystems Verschiedene, unterschiedlich intensive Reha-Produkte Entwicklung neuer Produkte abseits der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation 26
27 A) Trägersteuerung Überzeugung Strategie der Spezialisierung besser als Alle machen alles keine flächendeckende Verbreitung spezialisierter Angebote (MBOR, VOR) zu erwarten Nutzung der sozialmedizinischen Kompetenzen im Haus Unterstützung durch zusätzliche Informationen Versicherungsdaten (RI-EMR) Einsatz von Screeningverfahren (SIMBO, PHQ, WAI ) Nach der Trägersteuerung bei Bedarf: individuelle Umstellungen in den Einrichtungen bei Bedarf: Individuelle Begleitung durch Reha-Beratung / Fallmanagement nach der medizinischen Reha 27
28 B) Entwicklung neuer Produkte Berufsbegleitende Rehabilitation (BbR): ein niedrigschwelliges Reha-Angebot A rein berufsbegleitend B inkl. Startphase Berufstätigkeit Berufsbegleitende Reha- Einheiten Verlängerung möglich Berufstätigkeit Startphase 1 Woche ganztägig Berufsbegleitende Reha- Einheiten Verlängerung möglich 28
29 Berufsbegleitende Rehabilitation (BbR) Zielgruppe Erwerbstätig, arbeitsfähig, somatisch weniger stark belastet als Versicherte der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation intensivierter Schulungs- und Trainingsbedarf bzw. längerfristige Begleitung erforderlich Modellprojekt der DRV Bund und Berlin-Brandenburg Prüfung auf Akzeptanz und Machbarkeit in drei Reha-Einrichtungen im Großraum Berlin Identifikation von Herausforderungen und Entwicklung von Lösungsstrategien für eine zukünftige Routineversorgung
30 Fazit: Nutzen der beiden Strategien Proaktiver Zugang nach EM-Risikokonstellation: Versicherte kommen zum richtigen Zeitpunkt! Differenzierung unseres Leistungsportfolios nach EM- Risikokonstellation ist zielgruppenkonform mittelfristig Verhinderung unnötiger EM-Rentenzugänge und damit: Erhöhung der Effektivität der Rehabilitation bei gleichbleibenden Ressourcen, ergo: Effizienzsteigerung! 30
31 Und wie kann die Rentenversicherung noch unterstützen 31
32 Betriebsnahe Prävention der Deutschen Rentenversicherung Für wen? Beschäftige, die keinen aktuellen Rehabedarf haben, aber aufgrund ihres Alters, einer nicht gesundheitsförderlichen Lebensweise oder aufgrund ihrer beruflichen Belastungen ein Unterstützungsangebot benötigen Interventionsziele Lebensstiländerung Aktivitätsförderung besserer Umgang mit körperlicher und psychischer Anspannung Problembewältigung im Arbeitsalltag Förderung gesundheitsgerechter Verhaltensweisen bessere Körperwahrnehmung Schmerzprophylaxe Vorbeugung von Abhängigkeit von psychotropen Substanzen
33 Vernetzung nutzen Vereinbarung der Deutschen Rentenversicherung Bund mit dem Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.v. -Berufsverband Deutscher Arbeitsmediziner- (VDBW e.v.) ( seit 1. Januar 2014) Inhalte und Gegenstand der Vereinbarung: verstärkte und optimierte Einbindung der Betriebs- und Werksärzte in den Rehabilitationsprozess Mitteilung spezifischer Anforderungen am Arbeitsplatz durch Betriebs- und Werksärzte damit bei der Auswahl der möglichen Leistung und Rehabilitationseinrichtung gezielt auf die besonderen arbeitsplatzbezogenen Belastungen eingegangen werden kann Zusammenstellung spezifischer Informationen für Betriebs- und Werksärzte im Internet Rückrufvereinbarung durch SMD bei Ablehnung des Reha-Antrags
34
35 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Ich freue mich auf die Diskussion! 35
36 Impressum Wie die Deutsche Rentenversicherung die betriebliche Eingliederung gesundheitlich beeinträchtigter Mitarbeiter unterstützen kann Jürgen Ritter Abteilung Rehabilitation Deutsche Rentenversicherung Bund 36
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