Ernährung Ein therapeutischer Baustein bei Diabetes mellitus
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- Sylvia Frauke Kranz
- vor 6 Jahren
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1 Herzlich willkommen! Ernährung Ein therapeutischer Baustein bei Diabetes mellitus Mirjam Miczka Dipl.-Oecotrophologin, Diabetesassistentin DDG, Ernährungsberaterin VDOE Marien-Krankenhaus Bergisch Gladbach Therapie Maßnahmen in der Diabetestherapie Die Therapie bezeichnet in der Medizin die Maßnahmen zum Behandeln von Krankheiten aufgrund einer zuvor erlangten Diagnose. (aus Wikipedia) Beratung Ernährung Bewegung Gewicht Orale Medikamente Insulin/GLP-1 Ernährung als therapeutischer Baustein Es gibt keine universelle bzw. spezielle Diabetesdiät Die Wahl der Ernährungsweise bei Diabetes muss individuell getroffen werden Der Patient kann und soll seine Therapie aktiv mitgestalten Zielsetzung der modernen Diabetestherapie Berücksichtigung der Komorbiditäten Senkung des kardiovaskulären Risikos durch Reduktion des LDL-Cholesterins und der Triglyceridspiegel Gewichtsreduktion bei Adipositas Behandlung der Hypertonie Behandlung von diabetischer Nephropathie Individualisiert entsprechend der Medikation Prävention von Hypoglykämien Bedürfnisse des Patienten berücksichtigen 1
2 Der geriatrische Patient mit Diabetes mellitus Vermeidung von Unterernährung und Malnutrition als wichtigstes Therapieziel Leichtes Übergewicht (BMI bis 30) ist zu tolerieren Therapieprinzipien richten sich nach dem funktionellen Status Berücksichtigung von Patientenwünschen und Lebensqualität Individuelle Therapieziele und Ernährungsempfehlungen! Die Ernährungstherapie bei Typ-1- und Typ-2-Diabetespatienten basiert auf einer ausgewogenen, energiemodifizierten und ballaststoffreichen überwiegend pflanzlichen Mischkost und ergänzt diese entsprechend der Komorbiditäten. Ernährungsempfehlungen im Wandel Bisherige Verteilung der Makronährstoffe: 45-60% Kohlenhydrate max. 35% Fett 10-20% Eiweiß Amerikanische (1994) und britische (2011) Empfehlungen Liberalisierung der Makronährstoffrelationen Anpassung an die individuelle Stoffwechsellage des Patienten (z.b. Dyslipidämie oder Nephropathie) Anpassung an die Verzehrsgewohnheiten des Patienten Diese Verteilung steht derzeit zur Diskussion: 40-45% Kohlenhydrate 35-45% Fett 15-21% Eiweiß Kohlenhydrate Glykämischer Index (GI) Das Maß, das angibt, wie sich ein kohlenhydrathaltiges Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel auswirkt (steigt er schnell oder langsam) Traubenzucker (Glucose) mit einem GI von 100 dient als Vergleich 2
3 Glykämischer Index Glykämischer Index Vorteile einer Diät mit niedrigem GI Geringerer Blutzuckeranstieg Geringere Insulinsekretion Verbesserung des Lipidmusters (Senkung von Triglyceriden, Gesamt- und LDL-Cholesterin, Anstieg von HDL) Länger anhaltendes Sättigungsgefühl Glykämische Last (GL) Berücksichtigt nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Kohlenhydratmenge bezogen auf eine essbare Portion Berechnungsformel: GL = GI Menge der damit zugeführten KH in g 100 Eine niedrige GL haben die meisten Gemüsearten, Pilze, Nüsse, Obst, Milch und Milchprodukte Zur Prävention und Therapie des Typ-2-Diabetes sollte die GL unter 100 g/tag liegen (eine GL von 100 entspricht 100 g KH mit einem GI von 100, 130 g KH mit einem GI von 77, 200 g KH mit einem GI von 50, 250 g KH mit einem GI von 40, 300 g KH mit einem GI von 33) Problematik bei der Einbeziehung von GI und GL Die genannten Lebensmittel werden selten isoliert gegessen, was die Wirkgeschwindigkeiten zusätzlich verändert Der GI einer Mahlzeit hängt von ihrer Makronährstoffzusammensetzung ab (hoher Eiweiß- und Fettgehalt senkt den GI) Schwankungen des GI eines einzelnen Lebensmittels abhängig von: Reifungsgrad und Sorte Küchentechnische Zubereitungsart und Dauer des Kochprozesses Zucker eine Frage der Menge! die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt eine moderate Aufnahme von freiem Zucker, maximal 10% der Gesamtenergie das bedeutet eine Zuckeraufnahme von ca. 30 bis 50 g pro Tag freie Zucker sind alle Zucker, die bei der Lebensmittelherstellung zugesetzt werden und Zucker, der natürlich in Honig, Fruchtsäften und Sirup vorkommt 3
4 Zucker in Lebensmitteln Zuckeraustauschstoffe Zucker KH kcal Konfitüre, 20 g (50% Zucker) 12 13,2 53 Honig, 20 g Fruchtjoghurt, 3,8% Fett,100 g 13,5 14, ml Orangensaft Obstkuchen, Biskuitteig, 100 g Obstkuchen, Mürbeteig, 100 g Kugel Schokoladeneis, 56 g Trinkjoghurt, Vanille, 100 g 12, z.b. Fruchtzucker, Sorbit, Xylit, Isomalt erhöhen den Blutzucker weniger als Zucker ( ) haben eine abführende Wirkung und können somit zu Blähungen und Durchfall führen ( ) Fructose begünstigt erhöhte Triglyceride und Übergewicht, die als Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen gelten ( ) eine bestehende Insulinresistenz kann verstärkt werden ( ) eine Neubildung von Fett im Fettgewebe und in der Leber kann begünstigt werden ( ) Süßstoffe Ballaststoffe z.b. Acesulfam, Aspartam, Cyclamat, Stevia sind künstlich hergestellt haben keine Auswirkung auf den Stoffwechsel, somit auch keinen Blutzuckeranstieg zur Folge sind praktisch energiefrei sind in üblicher Dosierung nicht gesundheitsschädlich Ballaststoffe Ballaststoffe sind weitgehend unverdauliche Nahrungsbestandteile, die vorwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen Positive Eigenschaften: Regulieren die Darmtätigkeit Fördern die Sättigung Liefern kaum Kalorien Senken den Cholesterinspiegel Tägliche Aufnahme von 40 g oder 20 g/1000 kcal wird empfohlen, zu gleichen Teilen wasserlösliche und unlösliche Ballaststoffe Tipps für die tägliche Ballaststoffaufnahme Getreide und Getreideprodukte möglichst als Vollkorn verzehren 3 Portionen Gemüse pro Tag in Form von Rohkost, Salat und Gemüsebeilage 1 bis 2 Portionen Obst pro Tag 4 Portionen Hülsenfrüchte pro Woche in Form von Salat, Suppen sowie als Gemüse Gemüse und Rohkost zum belegten Brot reichen 4
5 Fett Charakteristisch für die Typ-2-Diabetes-assoziierte Dyslipidämie sind erhöhte Triglyceridspiegel, niedrige HDL-Cholesterinspiegel sowie ein erhöhter Anteil an LDL-Cholesterin Empfohlene Aufnahme 10% gesättigte Fette < 300 mg/tag Cholesterin < 1% (so niedrig wie möglich) Trans-Fettsäuren Vorkommen in frittierten Speisen, Gebäck, Süßigkeiten, Knabberartikeln, Fast Food und Fertigprodukten Ungesättigte Fettsäuren bevorzugen Nahrungsmittel mit ungesättigten Fettsäuren Pflanzenöle, besonders gut geeignet sind Raps-, Lein- und Walnussöl (Omega-3) Nüsse, Keime, Samen Avocados, Oliven fette Seefische, wie Hering, Makrele und Lachs (Omega-3) diese Fettsäuren schützen das Herz-Kreislaufsystem, indem sie den Cholesterin-und Triglyceridspiegel positiv beeinflussen Tipps für die Gestaltung der Fettzufuhr 2 bis 3 Portionen fetter Seefisch pro Woche Bei der Zubereitung Öle statt fester Fette verwenden Tägliche Zufuhr von 1 Esslöffel (15 ml) Rapsöl Beim Fleisch magere Stücke bevorzugen Avocado, Oliven und Nüsse in die Ernährung einplanen Eiweiß 5
6 Vorteile einer eiweißreicheren, kohlenhydratärmeren Ernährung Die tägliche Proteinzufuhr sollte nicht unter 0,8 g/kg KG gesenkt werden Für Menschen mit Diabetes und einer GFR über 60 ml/min gibt es keine Hinweise auf eine Verschlechterung der Stoffwechselkontrolle bei dauerhafter Zufuhr von 15 bis 21% Protein (1,2 g/kg KG für Frauen und 1,3 g/kg KG für Männer) Proteine tragen zur Kontrolle des Körpergewichtes bei Relativ niedrige Energiedichte Sättigen gut Steigern postprandiale Thermogenese Blutdruck wird gesenkt Insulinsensitivität wird erhöht Fettstoffwechselparameter (Triglyceride, Cholesterin) verbessern sich Tipps für eine ausreichende Eiweißaufnahme Wichtige Eiweißlieferanten sind Fisch und Meerestiere Fleisch und Fleischwaren Eier Käse, Milch und Milchprodukte Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen und Bohnen Zu jeder Mahlzeit Eiweiß essen Auf die Qualität der Lebensmittel achten 1 bis 2 vegetarische Tage pro Woche Quellen: Dr. rer. Medic N. Haller, S. Müller, B. Schareck, H. Lemberger; Diabetes und Ernährung, Eine Broschüre für Diabetesberaterinnen und assistenten, VDBD, Oktober 2017 A. Bosy-Westphal, F. Fieres-Keller, M. J. Müller; Ernährungstherapie bei Diabetes, Diabetologie 2017; 12: Toeller et al.; Evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen zur Behandlung und Prävention des Diabetes mellitus; Diabetes und Stoffwechsel 14 / 2005, S. 75 bis 93 Pfeieffer et al.; S3-Leitlinie Oktober 2015; Ernährungsempfehlungen zur Behandlung des Diabetes mellitus Empfehlungen zur Proteinzufuhr Vielen Dank! 6
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