Unternehmensethik das worauf es wirklich ankommt
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- Ursula Schäfer
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1 Präsentation des Anlasses: Unternehmensethik das worauf es wirklich ankommt 21. August 2007 Referent: Prof. Dr. Markus Huppenbauer, UFSP Ethik T. +41 (44)
2 120minutenHR Unternehmensethik das worauf es wirklich ankommt Prof. Dr. Markus Huppenbauer / 1
3 Inhaltsverzeichnis: 5 Thesen 1. Verhältnis von Ethik und Wirtschaft ist spannungsvoll und ständig auszubalancieren. 2. Ethikkompetenz kann und muss man lernen. 3. Manager müssen nicht moralisch perfekt, aber sie müssen moralisch integer sein. 4. Zur Umsetzung moralischer Werte und Normen braucht es geeignete Rahmenbedingungen. 5. Unsere Erwartungen an Ethik sollten realistisch sein / 2
4 Vorbemerkungen Keine weltfremde, idealistische Ethik vorausgesetzt 1. Nachhaltige Gewinnoptimierung soll zentrales Ziel von Unternehmern und Managern bleiben. 2. Orientierung an moralischen Standards darf langfristig keinen Nachteil am Markt bringen. 3. Ethik und Moralpredigten sind zu unterscheiden / 3
5 These 1 Verhältnis von Ethik und Wirtschaft ist spannungsvoll und ständig auszubalancieren / 4
6 Spannung Ethik / Wirtschaft? Frage: Was verstehen Sie unter Ethik? 1. Ethik beurteilt Unternehmen / Manager im Hinblick auf Normen und Werte des moralisch richtigen Handelns / gerechten Zusammenlebens. können mit wirtschaftlichen Werten und Zielen kollidieren! 2. Wer hat bei Konflikten Vortritt? Die Ethik? Wenn Geschäfte nur unter Missachtung fundamentaler moralischer Normen / Werte (Menschenrechte) möglich sind, sind wirtschaftliche Nachteile in Kauf zu nehmen oder sogar die Geschäfte zu unterlassen. Aber: Wenn Ethik nur Nachteile am Markt bringt, ist Umsetzung unwahrscheinlich / 5
7 Ethik als Reputationsinstrument? Strategie von Unternehmen zur Lösung des Konflikts: Ethik in Unternehmensstrategie integrieren bspw. als Instrument von Unternehmensleitungen im Reputationsmanagement. Funktioniert nur in ethiksensiblen gesellschaftlichen Kontexten. Instrumentalisierung der Ethik: Spannung zur Eigenlogik der Ethik bleibt. Ethik darf der Reputation von Unternehmen dienen aber nicht nur / 6
8 These 2 Ethikkompetenz kann und muss man lernen / 7
9 Ethikkompetenz 1. Ethik: Nicht nur Mitgefühl oder Gerechtigkeitssinn, sondern auch intellektuell-kognitive Kompetenzen. Training und Ausbildung zentral: Kenntnis grundlegender moralischer Begriffe, Positionen sowie spezifische Analyse- und Evaluationsinstrumente (intellectual tools). 2. Pluralismus (inkl. divergente Stakeholderinteressen und divergente Interpretationen von moralischen Normen und Werten) moderner Gesellschaft: nicht Positionen, sondern rationale Verfahren zur Bearbeitung von Konflikten zentral. Analyse moralischer Begriffe; intersubjektiv nachvollziehbare+ widerspruchsfreie Argumentationen; Kritikfähigkeit; Unparteilichkeit des moral point of view. Ethikexpertise: keine Lösungen, nur Unterstützung bei kompetenter Suche nach eigener moralischer Position / 8
10 These 3 Manager müssen nicht moralisch perfekt, aber sie müssen moralisch integer sein / 9
11 Integrity vs. Compliance 1. Compliance-Modelle: Reglemente definieren die moralischen Standards im Detail (allgemeine Regeln sind oft auslegungsbedüftig!). Zentral: Regelbefolgung. Aufwendiges Controlling nötig. Kodifizierung als Problem: (1) Hindernis für Eigenverantwortung; (2) Wo keine Regel, keine falsche Handlung. 2. Intergrity-Modelle setzen auf Haltungen / Einstellungen von Angestellten / Managern / Führungskräften: in spezifischen Situationen automatisch moralisch adäquates Verhalten. Nur beschränkt unternehmensintern durch Reputationsmanagement / Unternehmenskommunikation generierbar. Ersetzt nicht allgemeine Gerechtigkeitsstandards! / 10
12 Moralische Integrität 1. Keine Einzeleigenschaft oder -tugend, sondern kohärente (ganzheitliche) Persönlichkeit. Persönlichkeit nicht nur über Macht, Status + Einkommen (Ehrgeiz) definieren. Orientierung an sozialen (nicht-eigennützigen) Werten wie Loyalität, Empathie + Gerechtigkeit auch im Geschäftsleben. 2. Im Hinblick auf Vertrauen / Glaubwürdigkeit aber auch ökonomische Effizienz (!) von Unternehmen eine wichtige Ressource. 3. Zentrale Frage: Was für eine Person will ich sein und wie werde ich sie? Ständige Arbeit an der Persönlichkeit (Selbstsorge, respektive Personal Governance) vorausgesetzt / 11
13 Ein Beispiel: Lebensvision, Werte und Regeln 1. Formuliere in wenigen / knappen Sätzen eine Lebensvision, woran Du Dein ganzes Leben in den nächsten Jahren orientieren willst. Welche Person will ich in unterschiedlichen Kontexten sein? Warum? 2. Formuliere eine Reihe von Werten, an denen Du Dich orientieren willst, um Deine Lebensvision zu realisieren (z.b. Exzellenz, Erfolg, Liebe, Mut, Respekt, Gesundheit, Wahrhaftigkeit, Unabhängigkeit ) Gibt es Konflikte zwischen diesen Werten? Folgen dieser Konflikte? Lassen sie sich vermeiden? Wie damit umgehen? 3. Formuliere zu jedem Wert ein paar Regeln, die es Dir erlauben, die von Dir bestimmten Werte möglichst oft zu realisieren. Wert XY erfahre ich jedes mal wenn oder wenn nicht / 12
14 These 4 Zur Umsetzung moralischer Werte und Normen braucht es geeignete Rahmenbedingungen / 13
15 Rahmenbedingungen für Umsetzung Vertrauen nur auf Ethikkompetenz und moralische Integrität von Managern ist naiv. Problem: unmoralische Akteure! 1. Ökonomische Anreize: Monetäre Gewinne, respektive Kosteneinsparungen, und Reputationsgewinne. 2. Unternehmensinterne oder Branchen-Regelungen: Codes of Conduct oder Voluntary Agreements. (Kontroll- und Sanktions- Mechanismen nötig!) 3. Gesetzgeber: für alle Beteiligten gleiche Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Ethik keine Nachteile am Markt mit sich bringt. 4. Kritische Öffentlichkeit: Medien vermitteln moralische Empörung und erzeugen damit Druck (allerdings: Gefahr der Manipulation) / 14
16 These 5 Unsere Erwartungen an Ethik sollten realistisch sein / 15
17 5. Realistische Erwartungen Ausgangspunkt: Erwünschte moralische Werte und Normen lassen sich nicht immer generieren oder implementieren. 1. Nobody is perfect! Keine moralisch Heiligen erwarten. 2. Für Ethik günstige Umstände und Rahmenbedingungen sind nicht immer gegeben. Ethik ersetzt nicht Recht, Staatsanwaltschaft und Polizei. 3. Moderne Gesellschaft ist moralisch komplex: oft nur unbefriedigende Güterabwägungen oder Rücksicht auf Sachzwänge möglich / 16
18 Hinweise Markus Huppenbauer / Jörg De Bernardi: Kompetenz Ethik für Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Ein Tool für Argumentation und Urteilsfindung, Versus Verlag, Zürich 2003, ca. 125 Seiten Universitäre Ethiklehrgänge: Ethik-Zentrum der Universität Zürich (bspw. Master of Advanced Studies in Applied Ethics oder Diploma of Advanced Studies in Law and Business Ethics) / 17
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