Praktikumsbericht. (Kurzfassung) Bezirkskrankenhaus Memmingen Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (Tagesklinik)

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1 Praktikumsbericht (Kurzfassung) Bezirkskrankenhaus Memmingen Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (Tagesklinik) Betreuerin: Dipl.-Psych. Stephanie Hild-Steimecke Praktikumszeitraum: Universität Ulm Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie Jana Steuer Matrikelnummer: Anzahl der Wörter: 1.200

2 2 1. Kurzdarstellung der Einrichtung Die genannte Institution, das Bezirkskrankenhaus Memmingen Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit Institutsambulanz, ist angebunden an die Trägerschaft der Bezirkskliniken Schwaben. Es besteht aus insgesamt 4 Elementen, 2 vollstationäre Einheiten mit je 20 Patientenplätzen, eine Tagesklinik mit 12 Behandlungsplätzen, eine Institutsambulanz und Fachtherapien. Der Arbeitsschwerpunkt beziehungsweise die Arbeitskonzeption der Klinik auf den Stationen, aber auch in der Tagesklinik, liegt in einem gemeindepsychiatrischen Konzept, wodurch zudem eine sehr enge Kooperation zu anderen Trägern besteht. Unter Berücksichtigung sozialer, biographischer, psychologischer und biologischer Faktoren wird für jede Patientin und jeden Patienten ein individuelles Therapieprogramm erstellt, was der Philosophie und allgemeinen Zielsetzung der Klinik entspricht. Die jeweiligen Behandlungsteams setzen sich aus Mitarbeitern verschiedenen Berufsgruppen zusammen, unter anderem Ärzte, Psychologen Gesundheits- und Krankenpfleger, Altenpfleger, verschiedene Therapeuten (Musik, Kunst, Ergo), Sozialpädagogen, Verwaltungsangestellte und Medizinische Dokumentare. Hierdurch ist eine weitreichende Fachkompetenz für eine optimale Behandlung der Patienten möglich. Das Klientel der Klinik richtet sich zuerst einmal an alle Menschen ab dem 18. Lebensjahr mit psychischen Erkrankungen. Unterschieden wird hier zwischen Patienten mit allgemeinpsychiatrischen Erkrankungen (Affektive Störungen, Schizophrene Störungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen), Suchterkrankungen (Alkohol, Drogen, Medikamente) und gerontopsychiatrischen Erkrankungen (hirnorganische Störungen, Altersdepression, Belastungsreaktionen). Die Tagesklinik an sich, ist spezialisiert auf Patienten, die nicht einer vollstationären Aufnahme bedürfen, jedoch wiederum eine reine ambulante Versorgung nicht ausreichend ist. Das Augenmerk der Klinik ist auf den Krankheitsbildern der Depression, Angststörung, Persönlichkeitsstörungen sowie somatoforme Störungen. Der Ablauf der Tagesklinik folgt nach einem festgelegten Wochenplan, der die Zeiten für Gruppentherapien bietet, jedoch auch Zeiträume für Einzelgespräche zwischen den Patienten und Personal oder Freiräume für Selbstbeschäftigung zur Verfügung stellt. Je nach Reflektionsfähigkeit und Stabilisierungsgrad werden die Patienten in zwei Gruppen aufgeteilt, welche sich hinsichtlich der verschiedenen

3 3 Gruppentherapien unterscheiden. Das Angebot der Gruppen erstreckt sich von Musiktherapie, Kunsttherapie, Ergotherapie, Gesprächsgruppen, Selbstwertgruppen und Aktivierungsgruppen bzw. Interaktionsgruppen, über Psychoedukation sowie Achtsamkeits- und Sportprogramme. Die verschiedenen Therapien bieten eine geregelte Tagesstruktur für die Patienten, da meist das vorherrschende Ziel die Stabilisierung und das erneute Zurechtfinden in geordnete Tagesstrukturen ist. Darüber hinaus geben die Therapien einen Anstoß für eventuelle Leidenschaften und neue Hobbies für sich zu entdecken und diese auch nach der Tagesklinik im Alltag fortzusetzen. Die Tagesklinik hat neben den genannten Gruppenangeboten auch einmal in der Woche in gemeinsames Kochen beziehungsweise gemeinsames Backen eingeplant. Dies gehört neben den Diensten des Hausmeisters oder etwa des Patentamtes, das man übernimmt, falls neue Patienten ankommen, zu den Diensten, die von den Patienten zu belegen sind. Vorherrschende Funktion dieser Ämter ist die Alltagsstrukturierung, um diese Arbeiten auch zu Hause wieder übernehmen zu können. 2. Kurze Darstellung des Tätigkeits- und Aufgabenfeldes Arbeitstätigkeiten der Praktikantenstelle waren das Beisitzen bei Vorgesprächen für zukünftige Patienten der Tagesklinik. Außerdem bei ambulanten Patienten der Psychologin. Hier stand das aktive Zuhören des Gesprächs zwischen der Psychologin und den (neuen) Patienten im Vordergrund, um sich ein Bild über die Techniken und das Führen eines Patientengesprächs zu machen. Außerdem wurde im Anschluss eines Gesprächs eine kleine Reflektion gemacht, wodurch die Chance bestand sich über das Gespräch und dessen Eindrücke auszutauschen. Darüber hinaus ergab sich die Möglichkeit bei zusätzlich anfallenden Büroarbeiten der Psychologin beizusitzen. Diese Arbeiten waren vor allem Protokolle nach den jeweiligen Gesprächen mit Patienten zu führen, aber auch die Dokumentation der einzelnen Patienten und ihr tägliches Verhalten sowie bestimmte Arztbriefe, die zur Kommunikation zwischen der Klinik und den behandelnden Psychiatern während oder nach der Entlassung der Patienten überreicht werden mussten. Auch das Teilnehmen an den verschiedenen Gruppentherapien, wie beispielsweise die Psychoedukation, aber auch die Musik-, Kunst- und Ergotherapie war Bestandteil des Tätigkeitsfeldes der Praktikantenstelle.

4 4 Ein großer Teil des Aufgabenbereichs war auch das Anwenden psychologischer Testverfahren bei den Patienten, die noch keine oder eine unzureichende psychologische Diagnose hatten. Tests, die in der Tagesklinik genutzt wurden, waren zum einen der MMPI-2, aber auch SKID-II zur Erfassung von Persönlichkeitsstörungen, Fragebögen für strukturelle Fähigkeiten (Selbsteinschätzung), PSSI oder SCL-90-R, zum anderen aber auch Fragebögen bezüglich Autismus oder Demenztestungen. Hierbei bestand die Aufgabe die von dem jeweiligen Patienten ausgefüllten Fragebögen auszuwerten und zu interpretieren, beziehungsweise wie zum Beispiel beim SKID-II ein darauffolgendes Explorationsinterview zu verfolgen, bei dem die mit ja beantworteten Fragen besprochen wurden. Auch hier wurde ständig Rücksprache mit der Psychologin gehalten, die einem nötige Informationen bezüglich der Tests und deren Anwendung sowie der Auswertung und darauffolgende Interpretation mitteilte. 2.1 Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit Lässt man den Zeitraum des Praktikums Revue passieren, so kristallisieren sich einige kritische Aspekte bezüglich der eigenen Tätigkeiten heraus. Hier kann man die eigene Unsicherheit bezüglich der Struktur und des Ablaufs in der Tagesklinik nennen, die mit anfänglichen Hemmungen einhergingen. Das Einfügen in die Patientengruppe in Zeiten ohne Therapien, aber auch während der Therapien fiel anfangs schwer und war von Unsicherheit, aber auch Schüchternheit gekennzeichnet, was eher zur Zurückhaltung führte. Dieser Punkt kann für zukünftige Situationen und mögliche Praktika als Anlass für Verbesserung genommen werden, indem von Anfang an mit mehr Offenheit auf die Tätigkeiten sowie Patienten zugegangen wird. 2.2 Gewonnene Kenntnisse und Erfahrungen sowie positive Aspekte Auf der anderen Seite sind jedoch viele positive Aspekte und gewonnene Erfahrungen durch das Praktikum zu verzeichnen. Es kann hier vor allem die Erkenntnis betont werden, dass sich vieles anders verhält, als tatsächlich im Studium theoretisch vermittelt wurde. Auch wurden die verschiedenen therapeutischen Maßnahmen (tiefenpsychologisch, verhaltenstherapeutisch) anhand realer Patienten nähergebracht und so klar verständlich, welche im Studium der Psychologie zu wenig thematisiert werden. Darüber hinaus fand man das praktische Pendant zu den im Studium durchgenommenen diagnostischen Testverfahren, die nun anhand realer

5 5 Patienten durchgeführt, ausgewertet und interpretiert wurden. Insgesamt steht also die Praxiseinsicht im Vordergrund der positiven Aspekte und gewonnen Erfahrungen, welche auch zukünftige Wege und Entscheidungen bezüglich der eigenen Berufswelt vorangebracht hat. 3. Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung Zuletzt soll das Praktikum eingeschätzt werden, um so mögliche Voraussetzungen für zukünftige Praktikanten auszumachen. Als Voraussetzung für ein Praktikum in einer psychiatrischen Klinik ist das vorhandene Modul Klinische Psychologie zu erwähnen, das vorab einen Rundumschwung aller gängigen psychischen Störungen gibt und man so ein, für das Praktikum nötiges, Vorwissen hat. Zusammenfassend und abschließend kann das Praktikum als äußerst positiv und reich an gewonnenen Erfahrungen betitelt werden. Dennoch lassen sich bestimmte kritische Aspekte herausfiltern. Dies war vor allem der gewählte Zeitraum des Praktikums, da währenddessen die Haupturlaubszeit war und sich so viele Ausfälle im Personal verzeichneten, wodurch ein häufiges Ausfallen von Therapiestunden nicht umgangen werden konnte. Auch waren für die Praktikantenrolle einige Leerzeiten unvermeidbar, da nicht selten Gespräche der Psychologin stattfanden, bei der das Beisitzen nicht möglich war. Hier wären eventuell vermehrt andere Arbeitsaufträge wie die Korrektur von Arztbriefen, Literaturrecherchen oder Beschäftigungen mit den Patienten angemessen gewesen. Dem gegenüber steht jedoch der große Mehrwert des Praktikums eigene Erfahrungen mit Patienten psychischer Störungen machen zu dürfen und so neben dem hauptsächlich theoretischen Studium auch eine Einsicht in die Praxis und damit die Realität zubekommen. Auch Aspekte über die Gesprächsführung und verschiedene Gesprächstechniken (z.b. aktives Zuhören, Idiolektik, systemische Gesprächsführung) können als Erfahrung und erweitertes Wissen durch das Praktikum mitgenommen werden. So kann das Praktikum als Bereicherung für die eigene Persönlichkeit, aber auch das Studium und den damit einhergehenden zukünftigen Berufsweg bezeichnet werden. Jana Steuer Ulm, den