Vorkurs Physik Prof. Dr. G. Münster Westfälische Wilhelms-Universität Münster Fachbereich Physik. 1 Trigonometrie 3. 2 Vektoren in der Physik 4

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Transkript:

Vorkurs Physik 2009 Prof. Dr. G. Münster Westfälische Wilhelms-Universität Münster Fachbereich Physik Inhaltsverzeichnis 1 Trigonometrie 3 2 Vektoren in der Physik 4 2.1 Grundlagen................................... 4 2.2 Beispiele aus der Physik............................ 5 2.3 Komponentendarstellung............................ 6 2.4 Skalarprodukt.................................. 7 2.5 Vektorprodukt.................................. 8 2.6 Vektorwertige Funktionen........................... 9 3 Elementare Funktionen 10 4 Komplexe Zahlen 10 4.1 Grundlagen................................... 10 4.2 Polardarstellung................................. 11 4.3 Euler sche Formel................................ 11 4.4 Anwendungen in der Physik.......................... 12

5 Differenzialrechnung 12 5.1 Geschwindigkeit, Beschleunigung....................... 12 5.2 Ableitungen der elementaren Funktionen................... 13 5.3 Rechenregeln.................................. 13 5.4 Taylorreihe................................... 14 5.5 Differenzialgleichungen............................. 14 5.6 Ableitung vektorwertiger Funktionen..................... 15 6 Integralrechnung 16 6.1 Hauptsatz der Differenzial- und Integralrechnung.............. 16 6.2 Arbeit und Potenzial.............................. 16 6.3 Integrationstechniken.............................. 16 7 Statistik 18 7.1 Mittelwert, Standardabweichung........................ 18 7.2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen........................ 18 7.3 Gauß-Verteilung................................. 19 7.4 Schätzer..................................... 19 2

1 Trigonometrie Die trigonometrischen Funktionen eines Winkels α werden entweder am Dreieck (für Winkel α 90 ) oder am Einheitskreis definiert. Für ein rechtwinkliges Dreieck mit einer Hypotenuse der Länge 1 gilt: 1 β sinα tanα = sin α cosα α cos α Gegenkathete Pythagoras: sin 2 α + cos 2 α = 1 Ankathete Da β = 90 α ist, folgt cos α = sin(90 α) sin α = cos(90 α) Die Erweiterung auf Winkel, die größer als 90 sind, erfolgt am Einheitskreis: sin(180 α) 1 cos(180 α) o 180 α α cosα sinα Es gilt: sin(180 α) = sin(α) cos(180 α) = cos(α) sin( α) = sin(α) cos( α) = cos(α) 3

2 Vektoren in der Physik 2.1 Grundlagen Im Rahmen der Geometrie treten Vektoren als gerichtete Strecken auf. Vektor a Ein Vektor ist gekennzeichnet durch - Richtung - Betrag ( = Länge = Norm) a = a a (In der mathematischen Literatur wird die Norm oft auch als a geschrieben.) Alternative Schreibweisen für den Vektor a: a a a Gleichheit von zwei Vektoren Zwei Vektoren a und b heißen genau dann gleich, wenn Betrag und Richtung übereinstimmen. a b a b und a = b a = b Es ist nicht erforderlich, dass Anfangs- und Endpunkte zweier gleicher Vektoren übereinstimmen. Die Vektoren sind im Raum frei (parallel) verschiebbar. Man spricht daher auch von freien Vektoren. Ortsvektoren Um Punkte im Raum durch einen Vektor eindeutig zu kennzeichnen, führt man Ortsvektoren ein, deren Anfangspunkte (z.b. am Ursprung des Koordinatensystems) festgelegt sind. Ortsvektoren sind nicht frei im Raum verschiebbar. y Addition r x Bei der Addition der Vektoren a und b wird der Anfangspunkt von b durch Parallelverschiebung an den Endpunkt von a gesetzt. Der resultierende Vektor, der vom Anfangspunkt von a zum Endpunkt von b zeigt, ist gleich der Vektorsumme a + b. Vertauscht man bei der Addition die beiden Vektoren a und b, so erhält man den gleichen Summenvektor. 4

a + b = b + a b a + b = a a + b Subtraktion Die Subtraktion a b ist definiert als Addition des zu b antiparallelen Vektors b. a b = a + ( b) Nullvektor Die Vektordifferenz a a bezeichnet man als Nullvektor a a = 0 oder a a = 0. Der Nullvektor hat den Betrag 0 und ist richtungslos. Im Rahmen der Vektorrechnung definiert man verschiedene Multiplikationen. Die Multiplikation zwischen einer Zahl (bzw. einer skalaren Funktion) und einem Vektor liefert wieder einen Vektor. Multiplikation mit einer Zahl λ Unter dem Produkt einer reellen Zahl λ mit einem Vektor a versteht man einen Vektor, dessen Betrag gleich λ a ist und dessen Richtung gleich der Richtung von a, bzw. entgegengesetzt zur Richtung von a ist, falls λ negativ ist. Es gilt λ( a + b) = λ a + λ b. 2.2 Beispiele aus der Physik Massenpunkt Ort: Ortsvektor r, Geschwindigkeit: v, Beschleunigung: a Impuls: p = m v In der Physik sind Vektoren oft dimensionsbehaftet. Beispiel: v = 10 m/s Kräfte Kräfte werden durch Vektoren beschrieben. Zusammensetzung von Kräften: F = F1 + F 2 Feldstärken elektrisches Feld: E, magnetisches Feld: B 5

2.3 Komponentendarstellung In praktischen Anwendungen ist es sehr nützlich, alle Vektoren durch eine Entwicklung nach Basisvektoren, deren Lage im Raum bekannt ist, darzustellen. Eine solche Darstellung ist für dreidimensionale Vektoren eindeutig, wenn man drei zueinander senkrechte Einheitsvektoren e 1, e 2, e 3 verwendet. Wir betrachten hier den Fall, dass diese Einheitsvektoren in die Richtungen der x-, y-, bzw. z-achse eines kartesischen Koordinatensystems zeigen. e 1 e x e 2 e y e 3 e z Bemerkung: Die Vektoren e x, e y, e z werden in der Literatur teilweise auch mit i, j, k bezeichnet. Jeder Vektor a ist mit Hilfe dieser Einheitsvektoren eindeutig darstellbar. a = a 1 e 1 + a 2 e 2 + a 3 e 3 = bzw. in anderer Notation a = a x e x + a y e y + a z e z 3 a i e i i=1 Da diese Zerlegung eindeutig ist, ist jeder Vektor durch die Angabe seiner Komponenten a 1, a 2 und a 3 festgelegt. Man schreibt a = a 1 a 2 a 3 Spaltenvektor, oder a = (a 1, a 2, a 3 ) Zeilenvektor. Einheitsvektoren in Komponentenschreibweise 1 0 0 e 1 = 0 e 2 = 1 e 3 = 0 0 0 1 Ortsvektor r 1 x r = r 2 y z r 3 Addition a + b = a 1 a 2 + b 1 b 2 a 1 + b 1 = a 2 + b 2 a 3 b 3 a 3 + b 3 6

Multiplikation λa 1 λ a = λa 2 λa 3 2.4 Skalarprodukt Das Skalarprodukt (Inneres Produkt, Punktprodukt) zwischen zwei Vektoren liefert eine Zahl (Skalar). Als Skalarprodukt zwischen zwei Vektoren a und b definiert man b a b = a b cos(ϕ), wobei ϕ der von a und b eingeschlossene Winkel ist. ϕ a a b = b a Geometrische Bedeutung a b : - Anteil von b in Richtung von a multipliziert mit a bzw. - Anteil von a in Richtung von b multipliziert mit b Einheitsvektoren 1 für i = j e i e j = δ i,j mit dem Kronecker-Delta δ i,j = 0 für i j e 1, e 2, e 3 bzw. e x, e y, e z bilden ein orthogonales Dreibein. Die Komponenten a 1, a 2, a 3 ergeben sich aus a durch Projektionen auf die entsprechenden Einheitsvektoren. a i = a e i Komponentendarstellung des Skalarproduktes a b = 3 a i e i i=1 3 b j e j = j=1 3 i=1 3 j=1 a i b j e i e j = }{{} δ i,j 3 a i b i = a 1 b 1 + a 2 b 2 + a 3 b 3 i=1 7

a b = a 1 b 1 + a 2 b 2 + a 3 b 3 Rechenregeln a ( b + c) = a b + a c λ( a b) = (λ a) b = a (λ b) Eigenschaften ϕ = 0 a b = ab Maximaler Wert für parallele Vektoren ϕ = 90 a b = 0 Die Vektoren stehen senkrecht aufeinander, d.h. die Vektoren sind orthogonal zueinander ϕ = 180 a b = ab Minimaler Wert für antiparallele Vektoren Betrag (Länge, Norm ) eines Vektors a a = a 2 a = a a Beispiele aus der Physik kinetische Energie: E = m 2 v 2 Leistung: P = F v 2.5 Vektorprodukt Das Vektorprodukt (äußeres Produkt, Kreuzprodukt) liefert als Resultat einen Vektor. Als Vektorprodukt zwischen zwei Vektoren a und b definiert man a b = a b sin(ϕ) e, wobei e ein Einheitsvektor ist, der sowohl senkrecht auf a als auch senkrecht auf b steht. Dabei bilden a, b und e ein Rechtssystem. ϕ b ϕ zählt von a nach b a a b = b a a a = 0 8

Eigenschaften 1) a b = 0 für a, b parallel, bzw. antiparallel 2) a b = ab für a b 3) Der Betrag a b entspricht der Fläche des aus a und b gebildeten Parallelogramms. Komponentendarstellung Mit der Komponentendarstellung von a und b erhält man a b = (a 1 e 1 + a 2 e 2 + a 3 e 3 ) (b 1 e 1 + b 2 e 2 + b 3 e 3 ). Unter Verwendung der Eigenschaften der Einheitsvektoren e 1 e 2 = e 3 e 2 e 3 = e 1 e 3 e 1 = e 2 e 2 e 1 = e 3 e 3 e 2 = e 1 e 1 e 3 = e 2 e 1 e 1 = 0 e 2 e 2 = 0 e 3 e 3 = 0 erhält man nach dem Ausmultiplizieren die folgende Darstellung des Vektorproduktes a 2 b 3 a 3 b 2 a b = a 3 b 1 a 1 b 3. a 1 b 2 a 2 b 1 Beispiele aus der Physik Drehimpuls: L = r p, Drehmoment: M = r F Lorentzkraft: FL = e v B 2.6 Vektorwertige Funktionen Beispiele aus der Physik Ort eines Massenpunktes als Funktion der Zeit: r (t) Gravitationskraft als Funktion des Ortes: Elektrisches Feld als Funktion des Ortes: F( r) E( r) 9

3 Elementare Funktionen Funktionen und Umkehrfunktionen Funktion Umkehrfunktion Identitäten y = x n x = y 1/n (x 1/n ) n = (x n ) 1/n = x y = sin x x = arcsin y sin(arcsin x) = x arcsin(sin x) = x y = cosx x = arccosy cos(arccosx) = x arccos(cosx) = x y = tanx x = arctan y tan(arctan x) = x arctan(tan x) = x y = e x x = ln y e ln x = x ln e x = x Definitionen und Rechenregeln x n x m = x n+m (x n ) m = x nm x n m = m x n e x e y = e x+y lnx + ln y = ln(xy) a x = (e ln a ) x = e x ln a (e x ) y = e xy ln x ln y = ln x y ln 1 x = ln x sin(x + y) = sin x cosy + cosx sin y sinh x = ex e x cosh x = ex + e x 2 2 cosh 2 (x) sinh 2 (x) = 1 cos(x + y) = cosx cosy sin x sin y tanhx = sinh x cosh x 4 Komplexe Zahlen 4.1 Grundlagen Die imaginäre Einheit i ist charakterisiert durch: i 2 = 1, i = 1. 10

Die Gleichung x 2 = 1 hat zwei Lösungen: x 1 = i, x 2 = i. Komplexe Zahlen: z = a + ib, z C Realteil: R(z) = a, Imaginärteil: I(z) = b Komplex-Konjugation: z z = a ib z z = a 2 + b 2 Betrag: z = z z = a 2 + b 2 Rechenregeln (a + ib)(c + id) = (ac bd) + i(bc + ad) 1 a + ib = a ib a 2 + b 2 bzw. z 1 = z z 2 z 1 z 2 = z 1 z 2 z 1 = z 1 4.2 Polardarstellung Komplexe Zahlen können in der Gaußschen Zahlenebene dargestellt werden: Im(z) b ϕ z a z=a+b i Re(z) Mit r = z und tan ϕ = b a gilt a = r cos ϕ, b = r sin ϕ und somit z = r(cosϕ + i sin ϕ). 4.3 Euler sche Formel Eine der wichtigsten Beziehungen ist die Euler sche Formel: e iϕ = cosϕ + i sin ϕ. 11

Es ist: e iϕ = cosϕ i sin ϕ, e iϕ = 1, cosϕ = 1 ( e iϕ + e iϕ), sin ϕ = 1 ( e iϕ e iϕ). 2 2i Mit der Euler schen Formel lautet die Polardarstellung: z = r e iϕ. 4.4 Anwendungen in der Physik Harmonische Schwingungen von der Form x(t) = a cos (ωt + φ 0 ) können in verschiedenen Kontexten vorteilhaft in komplexer Schreibweise dargestellt werden: x(t) = A e iωt mit A = a e iφ 0. Physikalisch relevant ist der Realteil R(x(t)) = a cos (ωt + φ 0 ). Die komplexe Schreibweise vereinfacht Rechnungen, in denen Schwingungen überlagert werden. In gleicher Weise stellt man ebene Wellen komplex dar: ψ(x, t) = A e i(kx ωt) oder ψ( r, t) = A e i( k r ωt) 5 Differenzialrechnung 5.1 Geschwindigkeit, Beschleunigung Ort als Funktion der Zeit: x(t) Gleichförmige Bewegung: x(t) = x 0 + vt = v = x t x Beliebige Bewegung: x(t), Geschwindigkeit v(t) = lim t 0 t = dx dt Beschleunigung a(t) = dv dt In der Physik verwendet man für Ableitungen nach x oft die Notation f (x) = df dx und für Ableitungen nach der Zeit ẋ = dx dt, dv v = dt, etc. 12

5.2 Ableitungen der elementaren Funktionen Funktion f(x) Ableitung f (x) x n nx n 1 sin x cos x cosx sin x tan x 1 + (tanx) 2 e x ln x sinh x cosh x e x 1 x cosh x sinh x tanh x 1 (tanh x) 2 5.3 Rechenregeln Produktregel d dx (f(x)g(x)) = f (x)g(x) + f(x)g (x) Quotientenregel d f(x) dx g(x) = f (x)g(x) f(x)g (x) g 2 (x) Kettenregel d dx g(f(x)) = g (f(x)) f (x) = dg(f) df df(x) dx Ableitung der Umkehrfunktion Einer Funktion y = f(x), die für alle x aus dem Definitionsbereich eineindeutig ist, wird durch x = f 1 (y) eine Umkehrfunktion zugeordnet. 13

Es gilt: f(f 1 (y)) = y bzw. f 1 (f(x)) = x Für die Ableitung gilt: d dy f 1 (y) = 1 df(x) dx x=f 1 (y), als suggestive Merkregel: dx dy = 1 dy dx 5.4 Taylorreihe Unter gewissen Voraussetzungen, die hier nicht diskutiert werden sollen (insbesondere wenn alle höheren Ableitungen existieren), können Funktionen in eine Potenzreihe entwickelt werden: 1 f(x) = n! f(n) (x 0 ) (x x 0 ) n = f(x 0 ) + f (x 0 )(x x 0 ) + 1 2 f (x 0 )(x x 0 ) 2 +... n=0 5.5 Differenzialgleichungen Nachfolgend gibt es ein paar Beispiele für Differenzialgleichungen, die in der Physik vorkommen, und ihre Lösungen. Die gesuchte Funktion wird mit y(x) bezeichnet und ihre Ableitungen mit y, y,...,y (n). Lineare Differenzialgleichungen y = αy = y = A e αx y + k 2 y = 0 = y = A e ikx + B e ikx oder alternativ y = C cos(kx) + D sin(kx) Allgemein: die lineare Differenzialgleichung y (n) + a n 1 y (n 1) +... + a 2 y + a 1 y + a 0 y = 0 mit konstanten Koeffizienten a i wird durch den Ansatz y = A e λx gelöst. Für λ ergibt sich eine Gleichung n-ten Grades: λ n + a n 1 λ n 1 +... + a 2 λ 2 + a 1 λ + a 0 = 0. Wenn diese Gleichung n verschiedene Lösungen λ 1,...,λ n C besitzt, lautet die allgemeine Lösung der Differenzialgleichung: y = A 1 e λ1x +... + A n e λnx. 14

Trennung der Variablen Eine Differenzialgleichung der Gestalt y = f(x) g(y) kann durch Trennung der Variablen gelöst werden: dy dx = f(x) g(y) dy = f(x) dx g(y) dy = f(x) dx. g(y) Seien G(y) und F(x) Stammfunktionen zu g(y) und f(x). Dann gilt also G(y) = F(x) + C und durch Auflösen nach y erhält man y = G 1 (F(x) + C). 5.6 Ableitung vektorwertiger Funktionen Die Ableitung des Vektors r(t) nach der Variablen t ist definiert als d r(t + t) r(t) r(t) = lim dt t 0 t. Stellt man r(t) mit Hilfe von Basisvektoren dar, die sich zeitlich nicht ändern, so folgt mit r(t) = x(t) e 1 + y(t) e 2 + z(t) e 3 aus der obigen Definition für die Ableitung d dx(t) r(t) = e 1 + dy(t) dt dt dt e 2 + dz(t) dt e 3. Bei Darstellung eines Vektors durch zeitlich konstante Basisvektoren entspricht die Ableitung des Vektors der Ableitung seiner Komponenten. x(t) r(t) = y(t) z(t) Ableitung von Produkten d dt r(t) = Seien a(t) und b(t) zwei vektorwertige, differenzierbare Funktionen und f(t) sei eine skalare Funktion. Dann gelten folgende Beziehungen: d df(t) (f(t) a(t)) = a(t) + f(t) d a(t) dt dt dt d dt ( a(t) b(t)) = d a(t) b(t) + a(t) d b(t) dt dt d dt ( a(t) b(t)) = d a(t) dt b(t) + a(t) d b(t) dt 15 dx(t) dt dy(t) dt dz(t) dt

6 Integralrechnung Die Integration ist die Umkehrung der Differenziation. 6.1 Hauptsatz der Differenzial- und Integralrechnung x f(t) dt = F(x) F(a) a mit df(x) dx = f(x) F(x) : Stammfunktion von f(x) Unbestimmtes Integral Das Symbol f(x) dx soll die Menge aller Stammfunktionen von f(x) kennzeichnen. Man nennt es unbestimmtes Integral von f(x): f(x) dx = F(x) + C. 6.2 Arbeit und Potenzial Wird ein Teilchen im Kraftfeld F(x) vom Anfangspunkt x 1 zum Endpunkt x 2 bewegt, so beträgt die geleistete Arbeit W = x2 x 1 F(x) dx. Das Potenzial V (x) wird bis auf eine Konstante definiert durch V (x) = Dann gilt x x 0 F(x ) dx. F(x) = d dx V (x). 6.3 Integrationstechniken Die Berechnung von Integralen läuft in der Regel darauf hinaus, dass man die Stammfunktion F(x) der zu integrierenden Funktion f(x) sucht. Dabei lässt sich häufig eine der im Folgenden vorgestellten Integrationstechniken gewinnbringend anwenden. 16

Partielle Integration Gesucht ist das Integral I = f(x) dx, wobei sich f(x) sich auf die Form f(x) = u(x)v (x) bringen lässt. Dann kann das Integral mittels partieller Integration auf ein anderes, unter Umständen einfacheres Integral u (x)v(x) dx zurückgeführt werden. b u(x)v (x) dx = [u(x)v(x)] b a b u (x)v(x) dx a a Substitution Diese Integrationstechnik ist auf Funktionen anwendbar, die sich in der Form f(x) = g(u(x))u (x) schreiben lassen. Es gilt: b a g(u(x))u (x) dx = u(b) u(a) g(u) du. Logarithmische Integration Diese Integrationstechnik ist auf Funktionen anwendbar, die sich in der Form f(x) = g (x) g(x) schreiben lassen. Es gilt: b a g (x) g(x) dx = [ln g(x) ]b a. Partialbruchzerlegung Ist der Integrand eine rationale Funktion f(x) = p(x)/q(x) lässt er sich in eine Linearkombination von Termen der Form Polynom oder A (ax + b) n oder Ax + B (ax 2 + bx + c) n (p(x), q(x): Polynome), so zerlegen. Diese Ausdrücke lassen sich dann elementar integrieren. Rationale Funktionen von sin und cos Bei Integralen, die rationale Funktionen von sin(x) und cos(x) enthalten, führt folgende Universalsubstitution zum Erfolg: t = tan( x ), d.h. x = 2 arctan(t). 2 17

Mit Hilfe dieser Substitution lässt sich das Integral über die Variable x auf ein Integral über eine rationale Funktion in t überführen. Dabei nutzt man aus, dass folgende Beziehungen gelten: sin x = 2 tan(x 2 ) tan 2 ( x 2 ) = 2t 1 + t, cosx = 1 tan2 ( x) 2 2 tan 2 ( x) 2 = 1 t2 1 + t 2, dx dt = 2 d dt arccos(t) = 2 1 + t. 2 7 Statistik 7.1 Mittelwert, Standardabweichung Für eine Folge von Messwerten a 1,...,a N definiert man: Mittelwert ā = 1 N (a 1 +... + a N ) Streuung bzw. Varianz s 2 = 1 N [ (a1 ā) 2 +... + (a N ā) 2] = 1 N [ a 2 1 +... + a 2 N] ā 2 Standardabweichung s = s 2 7.2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen Seien E 1,...,E M verschiedene Ereignisse, die nicht paarweise gleichzeitig eintreten können. Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von E i sei p i. Es gilt: 0 p i 1, M i=1 p i = 1. Eine Messgröße x, die zufällige Werte annimmt, je nachdem, welches Ereignis E i eintritt, heißt Zufallsvariable. Wenn eine Messgröße x beim Eintreten von E i den Wert x i besitzt, so ist M x = p i x i i=1 der Erwartungswert von x. Die Varianz ist σx 2 = (x x ) 2 = x 2 x 2. Kontinuierliche Verteilungen über einer reellen Variablen p(x), x R: 0 p(x), p(x) dx = 1, 18

x = xp(x) dx, x 2 = Allgemeiner: f(x) = x 2 p(x) dx. f(x) p(x) dx 7.3 Gauß-Verteilung In vielen Anwendungen spielt die Gaußsche Verteilung ein wichtige Rolle: p(x) = 1 2π σ e (x x )2 2σ 2, wobei σ 2 x = σ2. 7.4 Schätzer Es kommt oft vor, dass Erwartungswert x, Varianz σ 2 x und weitere Parameter einer Wahrscheinlichkeitsverteilung bestimmt werden sollen. Zu diesem Zweck seien unkorrelierte Messwerte a 1,...,a N der Zufallsvariablen x bestimmt worden. Aus ihnen werden Mittelwert ā und Varianz s 2 berechnet. Dann gilt ā = x. Das bedeutet: ā ist ein Schätzer für x. Weiterhin gilt s 2 = N 1 N σ2 x, d.h. N N 1 s2 ist ein Schätzer für σ 2 x. Die Größe des Fehlers, die mit der Abschätzung von x durch den Mittelwert ā einhergeht, wird beschrieben durch die mittlere quadratische Abweichung σ 2 ā = (ā x )2 dieser beiden Größen. Es gilt σ 2 ā = 1 N 1 s2, d.h. 1 N 1 s2 = 1 [ (a1 ā) 2 +... + (a N ā) 2] ist ein Schätzer für σā 2 N(N 1). Man schreibt oft: x = ā ± σā, z.b. x = 7, 2 ± 0, 3. 19

Griechisches Alphabet Kleiner Buchstabe Großer Buchstabe Name α A Alpha β B Beta γ Γ Gamma δ Delta ǫ E Epsilon ζ Z Zeta η H Eta ϑ oder θ Θ Theta ι I Iota κ K Kappa λ Λ Lambda µ M My ν N Ny ξ Ξ Xi o O Omikron π Π Pi ρ P Rho σ Σ Sigma τ T Tau υ Υ Ypsilon ϕ oder φ Φ Phi χ X Chi ψ Ψ Psi ω Ω Omega 20