Storytelling im Rahmen der Bio-/Pathografie als Methode zur Datensammlung im pflegediagnostischen Prozess

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Transkript:

Storytelling im Rahmen der Bio-/Pathografie als Methode zur Datensammlung im pflegediagnostischen Prozess Eine Analyse im akutpflegerischen Setting bei Personen mit einer chronischen Erkrankung Monika Duftschmid, Petra Kozisnik, Juliane Lippoldt, Brigitte Rest, Harald Titzer Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft FS Forschungswerkstatt I-II

Problemstellung Forschungslücke Deutliche Kluft zwischen theoretischen Grundlagen & praktischer Umsetzung des Pflegeprozesses (v.a. in Bezug auf die Assessmentphase) Kann subjektives Erleben im Rahmen der pflegerischen Datenerhebung mittels einer induktiven Methode besser erschlossen werden? Eignet sich das Storytelling als Assessmentmethode im Akutsetting zur Erhebung der Bio-/Pathografie bei Personen mit einer chronischen Erkrankung? Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 2

Forschungsfragen 1. Stellt das Storytelling eine adäquate Methode zur Erhebung der Bio-/Pathografie im Rahmen des pflegediagnostischen Prozesses bei Personen mit chronischen Erkrankungen im Akutsetting dar? 2. Inwiefern ist die Bio-/Pathografie eine geeignete Grundlage, um standardisierte Pflegediagnosen (PD) daraus abzuleiten? Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 3

Methodik Datenerhebung FF 1 Erhebung von 5 Bio-/Pathografien und Lifelines von Personen mit einer chronischen Erkrankung im Akutsetting Methode des Storytellings Grundlage: narratives Interview nach Schütze (1983) Teilnehmende Stationen: Akutgeriatrie, Dialyse, Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie Reflexion der Interviewsituation durch die Interviewerin 3 Fragestellungen zur Erzählkompetenz der interviewten Person Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 4

Methodik Datenerhebung FF 2 Pflegediagnostische Analyse der transkribierten Bio-/Pathografien durch 11 Pflegepersonen mit unterschiedlichen Qualifikationsstufen PD-Formblatt: PD-Titel, beeinflussende Faktoren bzw. Risikofaktoren, Symptome Reflexion der Diagnostiksituation durch die Pflegepersonen Wie war es für Sie, aus dem vorliegenden Text PD abzuleiten, verglichen mit der herkömmlichen Methode? Wie hilfreich empfanden Sie die bildliche Darstellung der PatientInneninformationen für die Ableitung von PD? Möchten Sie uns sonst noch etwas mitteilen? Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 5

Methodik Datenauswertung FF 1 (1) Qualitative zusammenfassende und strukturierende Inhaltsanalyse (nach Mayring, 2010) Basis: Transkripte + Reflexionsprotokolle Theoriegeleitete Kategorienbildung nach den Gütekriterien für Assessmentmethoden und den Ansprüchen an eine Bio-/Pathografie (Reuschenbach, 2011; Schrems, 2016) Deskriptive Beschreibung der Reflexionsfragen Basis: Reflexionsprotokolle Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 6

Methodik Datenauswertung FF 1 (2) Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 7

Ergebnisdarstellung FF 1 (exemplarisch) K2.1 Bewältigungsstrategie K2.2 Verknüpfung von individuellen Erfahrungen mit anschließenden Handlungen Aber ich habe jetzt Sky, das haben wir uns zugelegt, da haben wir die ganzen Bundesligavereine drinnen, die ganzen österreichischen Vereine, Heimatkanal und Melodien und Musik. Da haben wir alles, wir genießen unser Ableben. Naja, ich habe mich dann trotzdem wieder ein wenig bewegt dann auch. Ist nicht nichtig geheilt. Und seit ich hier bin, bei der OP hier und das ganze Spiel hier, liege ich, belaste ich den Fuß nicht richtig. K2 Augenscheinvalidität K2.3 Verknüpfung von theoretischen Perspektiven mit persönlichen Erfahrungen K2.4 Holistische Perspektive Ich war schon bei einigen Diabetesberatern, meine Frau und ich miteinander, und da ist man so eingestellt. In der Früh schauen wir dann, dann spritze ich, dann tue ich frühstücken, und Vormittag meistens esse ich einmal einen Apfel oder was wir im Haus haben Ja, und dann, naja, es ist Mittag, beim Essen schauen wir immer ein wenig auf eine Hausmannskost, auf Deutsch gesagt. Aber ich sag es ganz ehrlich, so genau hab ich es auch nicht genommen, weil ich mein Lebtag immer gearbeitet habe. K2.5 Qualitativer Zugang Und wie kommen Sie da in ihrem Leben zurecht? Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 8

Methodik Datenauswertung FF 2 (1) Deskriptive Auswertung anhand des pflegediagnostischen Prozesses nach Wilkinson (2012) Basis: Transkripte Auswertungsschablone zur Beurteilung der Qualität der PD Deskriptive Beschreibung der Reflexionsfragen Basis: Reflexionsprotokolle Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 9

Methodik Datenauswertung FF 2 (2) Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 10

Methodik Datenauswertung FF 2 (3) Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 11

Ergebnisdarstellung FF 2 Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 12

Diskussion Schlussfolgerungen FF 1 Anhand der Methode des Storytellings gelang die Erhebung von Bio-/Pathografien im Akutsetting die Erschließung des subjektiven Erlebens der befragten chronisch kranken Personen Abweichungen in der methodischen Vorgehensweise durch das Einbringen neuer Themen Visualisierung in Form von Lifelines als Bruch in der Erzählung Durchführungszeiten zur Erhebung der Bio-/Pathografien liegen mit 25-38 min knapp an den in der PPR für ein Anamnesegespräch veranschlagten 30 min Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 13

Diskussion Schlussfolgerungen FF 2 Ableitung standardisierter PD aus den Bio-/Pathografien ist möglich Eindeutige Unterschiede im pflegediagnostischen Prozess zwischen den Qualifikationsstufen Fehlender direkter PatientInnenkontakt als Limitation Lifelines wenig hilfreich Höherer Zeitaufwand Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 14

Limitationen Keine Erhebung des Zeitaufwandes für die pflegediagnostische Analyse Fehlende Validierung der PD mit PatientInnen Interviewführung lediglich durch 1 Person aus der ForscherInnengruppe Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 15

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Literatur Gramling, L.F. & Carr, R.L. (2004). Lifelines. A Life History Methodology. Nursing Research, 53(3), p.207-210. Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (12. überarb. Aufl.). Weinheim/Basel: Beltz. Reuschenbach, B. (2011). Gütekriterien. In B. Reuschenbach & C. Mahler (Hrsg.), Pflegebezogene Assessmentinstrumente (1. Aufl., S. 57-79). Bern: Hans Huber. Schrems, B. (2016). Fallarbeit in der Pflege. Wien: Facultas Verlag. Schütze, F. (1983). Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, 13(3), 283-293. Wilkinson, J. (2012). Das Pflegeprozess-Lehrbuch. Bern: Hans Huber Verlag. Universität Wien Masterstudium Pflegewissenschaft 17