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1 Einführung in die Linguistik Butt & Co. Do. 12:15-13:45 Fr. 12:15-13:45 Infos etc. => Studium => Lehrveranstaltungen Einführung in die Linguistik

2 Zur Erinnerung: Kerngebiete der Linguistik Phonetik: Phonologie: Morphologie: Syntax: Semantik: Pragmatik: Akustische Eigenschaften Lautsysteme Elemente eines Wortes und deren Kombinationen Elemente eines Satzes und deren Kombinationen Sprachliche Bedeutung von Wörtern und Sätzen Bedeutung einer Äußerung im situativen Kontext

3 Was ist ein Wort? Ich will Ich will dein Rad fahren radfahren 5 Worte 3 Worte Ich will Räder fahren 4 Worte Ist Rad jetzt ein Wort oder nicht???? Ich will Rad fahren

4 Was ist ein Wort? Die Deutsche Rechtschreibung wurde gerade reformiert. Man kann in des Regelwerkes ganz viel zum Thema getrennt und zusammenschreiben nachlesen (nach lesen?) Aber sagt uns Rechtschreibung wirklich ob etwas ein Wort ist? Antwort: nur bedingt.

5 Was ist ein Wort? Man kann versuchen, die Sache aus sprachwissenschaftlicher Sicht anzugehen: Also lernen wir etwas über Morphologie, dann kehren wir zum radfahren (oder auch staubsaugen) zurück.

6 Flexion, Lexeme, und Wörter Hund Katze Katze Katzen zwei Wörter und zwei verschiedene Lexeme zwei Wörter aber ein Lexem flektiertes Wort

7 Lexem Abstrakte Einheit, die mit einem außersprachlichen Konzept verbunden ist (Tiefenstruktur) Wort Reale Einheit, die als Bestandteil eines Satzes funktionieren kann. (Oberflächenstruktur)

8 Wenn Wörter (Lexeme) in Isolation gebraucht werden (z.b. im Lexikon oder in der Linguistikvorlesung...), benutzt man die Nennform diese ist willkürlich festgelegt: Nomen Verben Nominativ (sing) Katze Infinitiv gehen

9 Morphologie Katze-n geh-en Morphologie ist die Untersuchung der Bestandteile von Wörtern. (Gr. morphe form )

10 Flexion Worte können generell flektiert werden. Flexion wird durch Morpheme ausgedrückt.

11 Morphologie Morpheme sind die kleinsten sprachlichen Einheiten, die entweder eine Bedeutung oder eine grammatische Funktion haben geh-e geh-st geh-t geh-en geh-t geh-en 1. Person Singular 2. Person Singular 3. Person Singular 1. Person Plural 2. Person Plural 3. Person Plural

12 -e, -st, -t, -en sind gebundene Morpheme denn sie können nur mit anderen Morphemen zusammen verwendet werden Freie Morpheme können allein verwendet werden: Haus, hoch, zu, ich, dann, weil

13 Regelmäßige Flexion Es wird zwischen regelmäßiger und unregelmäßiger Flexion unterschieden. gehen: regelmäßig geh-e 1. Person Singular geh-st 2. Person Singular geh-t 3. Person Singular sein: unregelmäßig bin bist ist geh-en geh-t geh-en 1. Person Plural 2. Person Plural 3. Person Plural sind seid sind

14 Erster Analyseversuch Meine unfeinen Hunde haben dumm gelacht. Mein-e un-fein-en Hund-e hab-en dumm ge-lach-t. 6 gebundene Morph.: -e, -un, -en, -en, -en, ge- -t 6 freie Morpheme: Mein, fein, dumm, Hund, lach, hab Was ist mit: ge- -t? (Zirkumfix!)

15 Erster Analyseversuch Mein-e un-fein-en Hund-e hab-en dumm ge-lach-t. Was ist mit: hab-, lach-? Lexeme Sie sind der Definition nach Morpheme, werden aber nur selten so bezeichnet. Grammatisch und gebunden: Morphem Lexikalisch (=semantisch inhaltsvoll): Lexem

16 Wurzel und Stamm Zugrundeliegende Einheit: Wurzel Einheit, die alleine stehen kann, die man aber auch noch weiter flektieren kann: Stamm Im Deutschen sind Wurzel und Stamm oft identisch (im Gotischen war das noch nicht so): Katz-/Katz, hab-/hab, lach-/lach

17 Wurzel und Stamm Arabisch Wurzel ist ein abstraktes Muster: z.b. ktb كتب (steht für alles was mit lesen/schreiben zu tun hat) Diese Wurzel taucht nie in der Oberflächenform der Sprache auf.

18 Wurzel und Stamm Arabisch Wurzel ist ein abstraktes Muster: z.b. ktb Es wird ein Stamm gebildet, in dem Vokale zwischen die Konsonanten geschoben werden. Die gebildeten Stämme können ganz unterschiedlicher Art sein: z.b. Verb oder auch ein Nomen.

19 Wurzel und Stamm Arabisch Wurzel: k t b (alles mit lesen/ schreiben) Stamm: k a t a b (Verb: schreiben ) Flektiertes Wort: k a t a b a t ( sie schrieb )

20 Wurzel und Stamm Arabisch Wurzel: k t b (alles mit lesen/ schreiben) Stamm: k i t a b (Nomen: Buch ) (Kann man dann auch weiter flektieren Hier nicht gezeigt...)

21 genereller Aufbau eines Wortes: Wort im Satz Stamm Wortform Flexion realisiert die grammatischen Werte (z.b. Singular, Plural) Wurzel/Lexem (Ergänzung, z.b. Vokale) verbunden mit einem inhaltlichen Konzept legt die Stammform fest (z.b. Verb oder Nomen)

22 Was ist ein Wort? Man kann versuchen, die Sache aus sprachwissenschaftlicher Sicht anzugehen: Trennbar? Wenn etwas trennbar ist, ist es vermutlich ein Wort. radfahren: Ich fahre heute Rad. brustschwimmen: Er schwimmt heute Brust.

23 Was ist ein Wort? Man kann versuchen, die Sache aus sprachwissenschaftlicher Sicht anzugehen: Flexion? Wenn etwas flektiert werden kann, dann ist es sicher ein Wort. radfahren: *Ich will räderfahren. brustschwimmen: *Er will brüsteschwimmen.

24 Was ist ein Wort? Fazit: Diese Fälle sind schwierig einzuordnen: Rad und Brust sind zwar eigenständige Wörter, nehmen aber eine besondere (generische) Bedeutung an, wenn sie sich mit einem Verb verbinden (radfahren, staubsagen, danksagen). D.h. sie formen in gewisser Weise ein neues Wort zusammen mit dem Verb. Aber sie sind auch noch eigenständig und deshalb eiern die Rechtschreibreformer auch rum.

25 Der morphologische Zoo Was ist mit: ge- -t? (komisches Morphem?) Verschiedene Arten von Morphemen Präfixe: un-, be- (z.b. belebt, bekannt) Suffixe: -t, -e, -en Zirkumfixe: ge- -t (z.b. gelacht) Infixe: (siehe Tagalog) Affixe

26 Infixe in Tagalog Infixe zwängen sich in den Stamm eines Wortes rein. Verbstamm aral sulat basa gradwet Bedeutung lehren schreiben lesen graduieren Infinitiv um-aral s-um-ulat b-um-asa gr-um-adwet

27 Zirkumfixe im Deutschen Zirkumfixe verteilen sich um einen Stamm herum. Verbstamm lehr schreib les speis Bedeutung lehren schreiben lesen speisen Infinitiv ge-lehr-t ge-schrieb-en ge-les-en ge-speis-t

28 Ge- vs. Be- im Deutschen Zirkumfix: Das partizipbildende ge- kann nicht mit allen möglichen Suffixen auftreten, sondern nur mit -t oder -en. Wegen dieser Abhängigkeit nimmt man an, dass es ein Zirkumfix ist. be- ist nicht so wählerisch, deshalb wird es auch nicht als Teil eines Zirkumfixes analysiert. Partizip: be-leb-t ge-leb-t Präsens: ich be-leb-e * ich ge-leb-e du be-leb-st * du ge-leb-st er be-leb-t * er ge-leb-t wir be-leb-en * wir ge-leb-en

29 Noch mehr: Morphophonologische Markierungen Reduplikation: man trennt ein Teil des Stammes ab, kopiert es, und fügt es dazu. Beispiel: einige lateinische Perfektformen

30 Reduplikation im Lateinischen Reduplikation: man nimmt Onset und Nucleus der ersten Silbe, kopiert sie, und fügt sie dazu. Verb(Infinitiv) Redup. 1.Sg.Perfect mord-e:re beissen momordi: ich habe gebissen pend-e:re hängen pependi: ich habe gehangen kad-ere fallen kakidi: ich bin gefallen fall-ere betrügen fafelli: ich habe betrogen tang-ere berühren tatigi: ich habe berührt da-re geben dadi: ich habe gegeben

31 Reduplikation im Lateinischen Noch zusätzlich: Phonologische Regel a -> e Verb(Infinitiv) 1.Sg.Perfect mord-e:re beissen momordi: ich habe gebissen pend-e:re hängen pependi: ich habe gehangen kad-ere fallen kekidi: ich bin gefallen fall-ere betrügen fefelli: ich habe betrogen tang-ere berühren tetigi: ich habe berührt da-re geben dedi: ich habe gegeben

32 Noch mehr: Morphophonologische Markierungen Umlaut (nicht mehr produktiv -kann man heutzutage mit neuen Wörtern nicht mehr machen) Verb futtern trinken sinken (offen) Kausativ füttern tränken senken öffnen (Kausativ= etwas veranlassen von Lt. causare)

33 Kausativ: Umlaut vs. ordentliches Morphem Deutsch: Verb futtern trinken sinken (offen) Kausativ füttern tränken senken öffnen Urdu (-a:): Verb Kausativ kha: khil-a: pi: pil-a: du:b du:b-a: khul khul-a: (Kausativ= etwas veranlassen von Lt. causare)

34 Wo die Phonologie noch reinfunkt Phonologie: Phonem/Allophon Z.B. Deutsch: [ç] (ich) vs. [x] (ach) Morphologie: Morphem/Allomorph

35 Allomorphe Englisch: inelegant, inaccessible, inalienable labial alveolar velar imposssible, implausible in-, im-, il- bedeuten illegal, illiterate soviel wie nicht inconceivable, incongruous [N] 3Morpheme oder nur 1?

36 Allomorphe Analyse: /in/ ist das Morphem, [il], [im], [in] sind Allomorphe dieses Morphems. Phonologischer Prozess: Assimilation zum Artikulationsort des darauffolgenden Konsonanten. inelegant, inaccessible, inalienable imposssible, implausible, illegal, illiterate inconceivable, incongruous Nur 1 Morphem!

37 Allomorphe Noch ein Beispiel: Englische Pluralbildung cats, rats, kicks, flips beds, dogs, pubs [s] [z] Phonologischer Prozess: Voicing Assimilation zum vorherigen Konsonanten /z/ /s/ [s] [z]?

38 Allomorphe: Englischer Plural busses, buzzes [ z] Phonologischer Prozess: Schwa einfügen nach einem Frikativ/Affrikativ (/s/, /z/, etc.) Erste Hypothese: /s/ ist das zugrundeliegende Pluralmorphem im Englischen. Funktioniert dann alles?

39 Allomorphe: Englischer Plural busses, buzzes [ z] Wir versuchen es mal mit dem Plural von bus. 1. Schritt --- Pluralbildung: bus+s 2. Schritt --- Schwa einfügen: bus+ +s 3. Schritt --- Voicing Assimilation: passiert nichts Aber: man sagt [bøs z] nicht [bøs s]!

40 Allomorphe: Englischer Plural Also: /s/ [z] Nächste Hypothese: /z/ ist das zugrundeliegende Pluralmorphem im Englischen. Voicing Assimilation dann: /z/ [s] / C _ [-voice]

41 Allomorphe: Englischer Plural busses, buzzes [ z] Wir versuchen es wieder mit bus. 1. Schritt --- Pluralbildung: bus+z 2. Schritt --- Schwa einfügen: bus+ +z 3. Schritt --- Voicing Assimilation: passiert nichts Resultat: [bøs z] Alles in Ordnung!

42 manao matua malosi atamaki savali laga mananao matutua malolosi Beispielanalyse: Samoan er wünscht (sich) er ist alt er ist stark er ist weise er reist er webt sie wünschen (sich) sie sind alt sie sind stark atamamaki sie sind weise pepese sie singen sie reisen er singt sie weben Wie sagt man? savavali pese lalaga Pluralbildung durch Reduplikation!

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