Stress und Burnout. Marie Drüge. Kick-Off Veranstaltung Lazy Sunday Afternoon Dipl.-Psych. Marie Drüge
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- Christin Franke
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1 Stress und Burnout Marie Drüge Kick-Off Veranstaltung Lazy Sunday Afternoon Dipl.-Psych. Marie Drüge
2 Gliederung Burnoutsyndrom Stresstheorien Stress als Reiz Stress als individuelle Situationsbewertung Stress als Reaktion Stressbewältigung Diskussion
3
4 Psychosoziale Belastung Definitionen Psychische Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. (DIN EN ISO a) Psychische Beanspruchung ist die unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien. (DIN EN ISO a)
5 Psychosoziale Belastung Belastungs-Beachspuchungs-Modell Belastungen : objektive, von außen auf den Menschen einwirkende Faktoren. (Rohmert & Rutenfranz, 1975, S. 9) Beanspruchung: Auseinandersetzung des Menschen Individuelle Voraussetzungen Psychische Belastung durch Arbeit (Abb: nach BAuA, 2010, S. 7)
6 Burnoutsyndrom Effort-Reward-Imbalance-Modell Belohnung Aufwand (nach Siegerist, 1996)
7 Burnoutsyndrom Job demand-controll-modell PASSIVE JOB Absenkung der Aktivierung und Problemlösefähigkeit HIGH STRAIN JOB Gesundheitsrisiko und Fehlbeanspruchungsrisiko LOW STRAIN JOB Kein Gesundheitsrisiko, keine Förderung/Herausforderung ACTIVE JOB Gesundheits- und lernförderlich (nach Karasek, 1979; Theorell & Karasek, 1996)
8 Burnoutsyndrom Diagnostik nach ICD- 10 Behandlungsdiagnose (meist F32) Zusatzdisgnose: Z73.0 Ausgebranntsein (Burnout, Zustand der totalen Erschöpfung) Symptome Erschöpfung Depersonalisierung Misserfolgserleben
9 Körperliche Warnsignale Herzklopfen/Herzstiche Engegefühl in der Brust Atembeschwerden Einschlafstörungen Chronische Müdigkeit Verdauungsbeschwerden Magenschmerzen Appetitlosigkeit Sexuelle Funktionsstörungen Muskelverspannungen Kopfschmerzen Rückenschmerzen Kalte Hände/Füße Starkes Schwitzen Burnoutsyndrom Frühwarnsymptome Emotionale Warnsignale Nervosität, innere Unruhe Gereiztheit, Ärgergefühle Angstgefühle, Versagensängste Unzufriedenheit/Unausgeglichenheit Lustlosigkeit (auch sexuell) Innere Leere,»ausgebrannt sein«kognitive Warnsignale Ständig kreisende Gedanken/Grübeleien Konzentrationsstörungen Leere im Kopf (»black out«) Tagträume Albträume Leistungsverlust/häufige Fehler Warnsignale im Verhalten Aggressives Verhalten gegenüber anderen,»aus der Haut fahren«fingertrommeln, Füße scharren, Zittern, Zähne knirschen Schnelles Sprechen oder Stottern Andere unterbrechen, nicht zuhören können Unregelmäßig essen Konsum von Alkohol (oder Medikamenten) zur Beruhigung Private Kontakte»schleifen lassen«mehr Rauchen als gewünscht Weniger Sport und Bewegung als gewünscht (Kaluza, 2012)
10 Stresstheorien Ursprünglich physikalischer Begriff: Physiologische Reaktion des Körpers (von Lebewesen) auf starke die Gesundheit potentiell beeinträchtigende Reize (Selye, 1936) = Allgemeines Adaptationssyndrom (AAS) Heute: Stress als Geschehen, dass unter drei Aspekten betrachtet werden kann: Stress als Reiz Stress durch individuelle Situationsbewertung (kognitivtransaktionale Stresstheorie) Stress als Reaktion
11 Drei Stresskomponenten Ich gerade in Stress, wenn... Stressoren Leistungsanforderungen Zu viel Arbeit Soziale Konflikte Zeitdruck Störungen Ich setze mich selbst unter Stress, indem... Wenn ich im Stress bin, dann... Motive Einstellungen Stressreaktion Erschöpfung Ungeduld Perfektionismus Kontrollambitionen Einzelkämpfertum Körperliche Aktivierung Psychische Aktivierung (Kaluza, 2012)
12 Stressoren Stressoren: Störgrößen, die die physische u. psychische Homöostase gefährden körperlicher, physikalischer, chemischer oder sozialer Art Übergreifende Merkmale: Intensität und Dauer, Grad der Bekanntheit bzw. Neuheit Verhaltensmässige Kontrollierbarkeit Vorhersehbarkeit Mehrdeutigkeit bzw. Transparenz der Situation persönliche Valenz ( ego-involvement )
13 Stressoren Bloße Veränderungen im Leben (gezwungene Ablassen von Gewohnheiten) Arbeitsbelastung Es sind meist nicht schwerwiegende Ereignisse sondern die Alltagsschwierigkeiten Kritik: Person als passives Opfer des Reizes
14 Stress durch Situationsbewertung Stressauslöser: Situation Lebensereignis eigene Gedanken nein ja Primäre Bewertung: Bedrohung? Verlust? Herausforderung? ja Sekundäre Bewertung: Eigene Fähigkeiten? Soziale Unterstützung? nein (Lazarus & Launier, 1981)
15 Stress als Reaktion Stressor Stressbewertung Stressreaktion körperliche Ebene emotionale Ebene kognitive Ebene Verhaltensebene Ich muss perfekt sein Puls, Blutdruck, Muskelspannung, Atemfrequenz, Blutgerinnung, Verdauung, Immunkompetenz Angst, Ärger, Enttäuschung, Trauer Ich darf keine Hilfe brauchen! Ich darf keine Schwäche Haben/zeigen! Das schaffe ich nie! jetzt ist alles aus Schnell arbeiten, mangelnde Planung und Übersicht, gereizt gegenüber anderen Katastrophe!
16 Stress als Reaktion Stress als hirnphysiologische, reflexhafte Reaktion Aktivierung mehrerer Systeme Panksepp, 1999: Unterscheidung mindestens zweier verschiedener Systeme System Panik Furcht Ausführung Parasympathikus Sympathkus Reaktion Freeze Fight-Flight
17 Stress als Reaktion
18 Stress als Reaktion Allgemeines Adaptationssyndrom (Selye, 1936) 1. Kurzzeitreaktion: Alarmreaktion (Schock- und Gegenschockstadium): Aktivierung des sympathischen Nervensystems (Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin): Fight or Flight 2. Langzeitreaktion bei chronischen Stressoren: Resistenzstadium : Ungleichgewicht des autonomen Nervensystems hin zu einer sympathikotonen Dominanz: Bereitstellung von Energie, die nicht genutzt wird 3. Erschöpfungsstadium : Schwächung des Immunsystems, erste Organschäden psychologisch: Gefühle der Hilflosigkeit
19 Stress als Reaktion Konsequenzen Körperliche Ebene: Energie wird nicht verbraucht Fett, Zucker, Blutplättchen verstopfen die Blutbahn Arteriosklerose u. Infarkt in Herz, Lunge o. Gehirn Verlust der natürlichen Selbstregulation Rückkehr auf ein normales Ruheniveau nicht mehr möglich chronisch erhöhter Kortisolspiegel u. a. Insulinmangel Schwächung der Immunkompetenz Verhaltensebene: Bewältigung durch gesundheitsschädliches Verhalten (u. a. Alkohol, ungesundes Ernährungs- u. Essverhalten) Psychische Ebene: Überfunktion der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden- Achse Depressive Störungen Burnoutsyndrom
20 Stressbewältigung Bewältigung auf Stressorenebene Strukturierung des Arbeitsprozesses Bewältigung auf Ebene der Beurteilungsprozesse Bewusstmachen von Leistungsansprüchen Bewältigung auf Ebene der Stressreaktionen Akut Ablenkung, Sport, Trost Präventiv Entspannungstechniken
21 Stressbewältigung Drei Komponenten der Stresskompetenz Instrumentelle Stresskompetenz: Ansatzpunkt Stressoren Veränderung/Verringerung äußerer Belastungen und Anforderungen (beruflicher und privater Bereich) Ziel: Stressreduktion, Stressprävention Zum Beispiel: Fachliche Kompetenzen erweitern (Information, Fortbildung, kollegialer Austausch) Organisatorische Verbesserungen (Aufgabenverteilung, Ablaufplanung, Ablagesysteme etc.) Selbstmanagement: persönliche Arbeitsorganisation optimieren (Prioritäten, Zeitplanung, Delegation) Sozialkommunikative Kompetenzen entwickeln (anderen Grenzen setzen, häufiger»nein«,»ohne mich«,»jetzt nicht«sagen, sich aussprechen, Klärungsgespräche führen) Nach Unterstützung suchen (Netzwerk aufbauen, etwas positiv sagen, andere verstehen, sich helfen lassen) Problemlösekompetenzen entwickeln (Kaluza, 2012)
22 Stressbewältigung Drei Komponenten der Stresskompetenz Mentale Stresskompetenz: Ansatzpunkt Persönliche Stressverstärker Stresserzeugende oder verschärfende Einstellungen hinterfragen, förderliche Alternativen erarbeiten Beispiele hierfür sind: Perfektionistische Leistungsansprüche Leistungsgrenzen akzeptieren Schwierigkeiten = Herausforderung Innere Distanz zu Dingen Blick für das»wesentliche«bewusstwerden von Positivem, Erfreulichem, Gelungenem Unangenehme Gefühle loslassen und vergeben lernen Weniger feste Vorstellungen und Erwartungen an andere haben, die Realität akzeptieren Sich selbst weniger wichtig nehmen (Kaluza, 2012)
23 Stressbewältigung Drei Komponenten der Stresskompetenz Regenerative Stresskompetenz: Ansatzpunkt Stressreaktionen Stressreaktionen sind unvermeidbar Lernen körperliche und psychische Erregung zu dämpfen und abzubauen. Regelmäßige Erholung Beispiel: regelmäßiges Praktizieren einer Entspannungstechnik regelmäßige Bewegung eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung Pflege außerberuflicher sozialer Kontakte regelmäßiger Ausgleich durch Hobbys und Freizeitaktivitäten lernen, die kleinen Dinge des Alltags zu genießen ausreichender Schlaf Tagesablauf mit ausreichenden kleinen Pausen zwischendurch (Kaluza, 2012)
24 Literatur BAuA. (2010). Psychische Belastungen und Beanspruchung im Berufsleben: Erkennen - Gestalten. Retrieved from blob=publicationfile&v=13 DIN EN ISO 6385 (2004). Grundsätze der Ergonomie für die Gestaltung von Arbeitssystemen. Berlin: Beuth Kaluza, G. (2012). Gelassen und sicher im Stress. Heidelberg: Springer-Verlag. Karasek, R. A. (1979). Job demands, job decision latitude and mental strain: implicationsfor job redesign. Administrative Science Quarterly, Lazarus, R.S. & Launier, R. (1981): Stressbezogene Transaktion zwischen Person und Umwelt. In: J.R. Nitsch (Hrsg.): Stress - Theorien, Untersuchungen, Massnahmen. Bern: Huber, S Nübling, M. S. U. H. H.-M. M. F. &. H. F. (2005). Methoden zurerfassung psychischer Belastungen: Erprobung eines Messinstruments (COPSOQ). Fb ( ) Rohmert, W., & Rutenfranz, J. (1975). Arbeitswissenschaftliche Beurteilung der Belastung und Beanspruchung an unterschiedlichen industriellen Arbeitsplätzen. Bonn: Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung.. Siegrist, J. (1996). Adverse health effects of high-effort/low-reward conditions. Journal of Occupational Health Psychology 1, S Theorell, T. & Karasek, R. A. (1996). Current issues relating to psychosocial job strain and cardiovascular disease research. Journal of Occupational Health Psychology (1) 1,
25 Psychosoziale Belastung Erhebungsinstrument COPSOQ Anforderungen Quantitative Anforderungen Kognitive Anforderungen Emotionale Anforderungen Anforderungen Gefühle zu verbergen Sensorische Anforderungen Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten Einfluss Entscheidungsspielraum Entwicklungsmöglichkeiten Bedeutung der Arbeit Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz Weitere Parameter Unsicherheit des Arbeitsplatzes Work-privacy Conflict Einbindung in Prozesse Wertschätzung als Person Mobbing Gedanke an Berufsaufgabe Soziale Beziehungen und Führung Vorhersehbarkeit Rollenklarheit Rollenkonflikte Führungsqualität Soziale Unterstützung Feedback Soziale Beziehungen Gemeinschaftsgefühl Belastungsfolgen (Outcomes) Allgemeine Gesundheitszustand Verhaltensbezogener Stress Kognitiver Stress Arbeitszufriedenheit Burnout Arbeitsfähigkeit Lebenszufriedenheit In Anlehnung an Nübling et al., 2005
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