Gastroenterologie compact
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- Ursula Lichtenberg
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1 Alles für Klinik und Praxis von Irmtraut erweitert, überarbeitet schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Thieme 2009 Verlag C.H. Beck im Internet: ISBN Inhaltsverzeichnis:
2 156 4 Darm Literatur (European competence network on mastocytosis) Molderings et al. Systemische Mastozytose als Grund für chronische gastrointestinale Beschwerden: Praxisorientierte Hinweise zu Diagnostik und Therapie. Dtsch Ärztebl 2005; 102: A Reizdarmsyndrom Synonym Definition Pathophysiologie Pathologie Irritables Darmsyndrom (IDS), funktionelle Darmerkrankung. Funktionelle Darmerkrankung, charakterisiert durch abdominelle Schmerzen oder Beschwerden, die mit der Defäkation oder mit Änderungen der Stuhlgewohnheiten verbunden und von gestörter Darmfunktion wie Obstipation oder Diarrhö begleitet sind. Die Diagnose wird klinisch gestellt (siehe Rom-III-Kriterien) Abnormale Motilität und erhöhte viszerale Perzeption. Unterschiedliche Einflüsse werden diskutiert: psychosoziale Belastungen (z. B. sexueller Missbrauch in der Anamnese), Stressfaktoren, luminale Faktoren (Bakterien, Nahrungsinhaltsstoffe, Allergene), postinfektiöse Neuromodulation, mukosale Immunaktivierung, Mastzellaktivierung, Dysregulation von ZNS und ENS (enterisches Nervensystem) mit nachfolgend unterschiedlich ausgeprägter gastrointestinaler oder zerebraler/ psychischer Symptomatik. Bislang wurden keine Veränderungen der Innervation, Neurotransmitter, Darmmuskulatur nachgewiesen. Epidemiologie Prävalenz: % aller Frauen, 5 19 % aller Männer; Alter: Jahre: 17 %, Jahre: 11 %. Inzidenz: ca. 1% pro Jahr; IDS mit überwiegend Obstipation häufig bei Frauen; nur ca. 5% suchen Arzt auf. Postinfektiöses Reizdarmsyndrom: 4 31 % nach Gastroenteritis. Assoziierte Erkrankungen Klinische Charakteristika Andere funktionelle Erkrankungen (Reizmagen, siehe auch Kap Reizmagen funktionelle Dyspepsie: nachgewiesen ca. 15 %, geschätzt %), nicht kardialer Thoraxschmerz, Hyperventilationssyndrom, Fibromyalgiesyndrom, Dysmenorrhö, chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS), multiple Chemikalienunverträglichkeit, Harnentleerungsstörungen. Fraglich: Laktoseintoleranz (ca. 15 %); psychische Alterationen wie Angststörungen, Depressionen. Abdominalschmerzen: krampfartig, meistens Besserung mit dem Stuhlgang, auch Brennen im Abdomen; Obstipation (harter Stuhl, schafskotartig ), Durchfall, Wechsel von Obstipation und Durchfall, Wechsel der Stuhlfrequenz, Schleimabgang, Gefühl der unvollständigen Darmentleerung, Blähungen (Abb. 4.1). Subtypen des Reizdarmsyndroms (RDS): RDS-C (Obstipation): harter oder klumpiger Stuhl 25 % und weicher oder wässriger Stuhl 25 % aller Darmentleerungen RDS-D (Diarrhö): weicher oder wässriger Stuhl 25 % und harter oder klumpiger Stuhl 25 % aller Darmentleerungen RDS-M (Mischform): harter oder klumpiger Stuhl 25 % und weicher oder wässriger Stuhl 25 % aller Darmentleerungen RDS-U (nicht eindeutig zuzuordnen): nicht ausreichende Abnormalität der Stuhlkonsistenz, um als RDS-C, -D oder -M klassifiziert zu werden aus:, (ISBN )
3 4.12 Reizdarmsyndrom 157 Abb. 4.1 Bristol-Stuhlform- Skala: 1 2 = Obstipation, 6 7 = Diarrhö. Rom-III-Kriterien zur Diagnosesicherung des RDS: wiederkehrende abdominelle Schmerzen oder abdominelles Unbehagen (unkomfortables Gefühl, kein Schmerz) über mindestens 3 Tage pro Monat in den letzten 3 Monaten, assoziiert mit 2 oder mehr der folgenden Kriterien: gebessert nach Defäkation mit Änderung der Stuhlfrequenz verbunden mit Änderung der Stuhlkonsistenz verbunden Kriterien müssen in den letzten 3 Monaten erfüllt sein, mit Beginn der Symptome mindestens 6 Monate vor der Diagnose. Gegen ein Reizdarmsyndrom sprechen Alarmsymptome: Blut im Stuhl, Gewichtsverlust, Änderung der Symptomatik, kurze Symptomdauer. Klinische Untersuchung o. B.! Wegweisende Diagnostik Zusatzdiagnostik Anamnese entscheidend: auch Frage nach Laxanzienabusus! Ausschlussdiagnose; Angaben, die eher für funktionelle Beschwerden sprechen: lange Dauer der Beschwerden, wechselnd an Lokalisation und Stärke, abhängig von Stress/ life events, Schlaf selten gestört durch Beschwerden, kein Gewichtsverlust, weitere (vegetative) Symptome bei dominierender Obstipation: Abklärung Stenose/Malignom durch Koloskopie bei dominierendem Durchfall: TSH, Laktoseintoleranz abklären, Zöliakie ausschließen (IgA-Transglutaminase-Ak), Stuhl auf pathogene Keime oder Parasiten, Malabsorption abklären; ggf. tiefe Dünndarmbiopsie, Koloskopie inkl. Biopsie: Frage nach Amyloidose, kollagener/lymphogener Kolitis, siehe auch Kap Diarrhö Basisprogramm zum Ausschluss anderweitiger Erkrankungen: Sonografie, gynäkologische Untersuchung, U-Status, CRP, Blutbild, Glukose, Leberwerte, Kreatinin aus:, (ISBN )
4 158 4 Darm bei Obstipation und V. a. Störung im Bereich des Beckenbodens, gestörte Relaxation, Outlet-Syndrom, Rektozele: Defäkografie, evtl. rektale Manometrie, Kolontransitzeit-Bestimmung bei Durchfall: siehe Kap Diarrhö Differenzialdiagnose Organische Ursachen: Kolonstenose, Divertikulose, Störung im Bereich des Beckenbodens, Infektionen, Malabsorption, u. U. gesamte Differenzialdiagnose Durchfall. Therapieindikation Therapie Auf Wunsch des Patienten, abhängig vom Leidensdruck. Aufklärung des Patienten: über Art der Erkrankung ( erhöhte Perzeption, funktionell, benigne); dabei Ernstnehmen der Beschwerden, nicht bagatellisieren; beruhigend einwirken, kleine Psychotherapie. Ernährung und Lebensweise: bei Obstipation: ballaststoffreich, Gemüse, Obst, Leinsamen, Weizenkleie, Trockenobst; viel trinken; aktive Bewegung, Sport bei Durchfall: pektinhaltige Nahrungsmittel bzw. Medikamente, Vermeidung stuhlfördernder Substanzen, Vermeidung von Zuckerersatzstoffen (Sorbitol!) Vermeidung von Stressoren Medikamente: bei Obstipation: Lactulose ml/d, Movicol Btl.; Flohsamen (z. B. Mukofalk) bei Durchfall: Loperamid 2 16 mg/ d, Colestyramin (Quantalan) g/ d, Flohsamen g; Probiotika ohne eindeutigen Nutzen bei Schmerzen: Scopalamin mg, Mebeverin (Duspatal) 3 10 mg, trizyklische Antidepressiva (Amitryptilin mg/ d als Anticholinergikum: Wirkungseintritt erst nach Tagen!) alle RDS-Formen: Iberogast 3 20 Trpf. Serotonin-Agonisten bzw. -Antagonisten z. Zt. nicht zugelassen Psychotherapie: positiver Effekt von Hypnotherapie und kognitiver Verhaltenstherapie mit Studien belegt. Alternativtherapien Therapieversagen Verlauf Langzeitkomplikationen Werden häufig in Anspruch genommen (Akupunktur, Phytotherapien u. a.), da o. a. Therapie zu wenig effektiv. Häufig vorkommend, daher viele Therapieversuche, häufig Nachlassen der therapeutischen Wirkung; Überweisung zu Konsiliararzt, Einholen einer 2. Meinung, reassurance des Patienten, neuer Therapieversuch. Beachte: bei Nichtansprechen der Therapie immer auch an Differenzialdiagnosen denken! Wechselnde Intensität der Beschwerden, häufig lebenslange Persistenz unterschiedlichen Ausmaßes. Nur in Ausnahmefällen; Verstärkung der Obstipation. Selbsthilfe Deutsche Reizdarmhilfe e. V., Mörikeweg 2, Burgdorf, Tel.: 05136/ ( aus:, (ISBN )
5 4.13 Infektionserkrankungen des Dünn- und Dickdarms 159 Literatur Böhm SK, Kruis W. Diagnostik und Therapie des Reizdarmsyndroms. Gastroenterol up2date 2006; 2: Hotz J et al. Konsensusbericht: Reizdarmsyndrom. Konsensus der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Z Gastroenterol 1999; 37: ( Longstreth GF et al. Functional bowel disorders. Gastroenterology 2006; 130: Infektionserkrankungen des Dünn- und Dickdarms Akute infektiöse Enteritis Siehe auch Kap Diarrhö. Synonym Definition Pathomechanismus Pathologie Epidemiologie Anamnese Enteritis infectiosa. Akut einsetzende, durch unterschiedlichste Erreger bedingte und meist selbstlimitierende Durchfallerkrankung von hoher Variabilität bezüglich Häufigkeit der Durchfälle (bis zu 20- bis 30-mal, auch nachts), Schwere (wässrig/blutig, Grad der Bauchschmerzen, Fieber, Nierenversagen oder andere Komplikationen), Dauer und Verlauf (in Mitteleuropa meist selbstlimitierend, selten fatal). Einflussfaktoren: Erregervirulenz und -dosis, Alter des Patienten (ältere und junge Menschen mehr gefährdet), reduzierte Immunlage des Patienten. Epithelschädigung durch: Mukosainvasion durch Erreger (invasive Enteritis: Yersinien, Shigellen, Campylobacter, Salmonella typhi und paratyphi) erregerspezifisches Toxin (nicht invasive Enteritis: ETEC, Staphylococcus aureus, Campylobacter, Salmonella-Arten, Vibrio cholerae) zytotoxische Erreger: Noro-, Rotaviren, Clostridium difficile, Campylobacter, EHEC, Shigella dysenteriae, Yersinien Variabel: Mukosa- bzw. Darmwandödem, Epithelzellnekrosen, Ulzera, Endothelschädigung, transmurale Entzündung. Erkrankung des Kolons: Cl. difficile, Campylobacter, Shigellen, E.coli, Amöben Erkrankung des Dünndarms: Noro-, Rotaviren, Campylobacter, Salmonellen, Yersinien, Giardia lambliasis Häufiges Kranheitsbild: eine Episode pro Person pro Jahr! Weltweit hohe Morbidität und Mortalität (vor allem in Afrika und Asien). Deutschland: laut Erregerstatistik 2007 des Robert-Koch-Instituts pro Einwohner ca. 420 gemeldete Erkrankungen, jedoch hohe Dunkelziffer! davon Noroviren: 244, Rotaviren 72, Salmonellen 67, Campylobacter 66, E. coli 8, übrige Erreger ca. 6. Norovirusausbrüche auch europaweit vermehrt. Bezüglich Infektionsquelle: Nahrungsmittel: Milchprodukte, Geflügel, Eier, rohes Fleisch, Fisch (Noro-, Rotavirus, Salmonellen, Campylobacter) kürzlich zurückliegende Reisen: Salmonellen, Shigellen, Amöben, ETEC, EHEC, Lamblien Beruf; häusliches Umfeld: Altenheim, Kindergarten, Schule (Rota-, Norovirus, Salmonellen) aus:, (ISBN )
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