Kunst als Quelle der Pädagogik. Vertiefungsseminar Reformpädagogik Sommersemester 2015 Prof. Dr. Heiner Barz Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

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Viktoria Brandt
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1 Kunst als Quelle der Pädagogik Vertiefungsseminar Reformpädagogik Sommersemester 2015 Prof. Dr. Heiner Barz Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

2 Übersicht: Die Kunsterziehungsbewegung Kunst um die Jahrhundertwende Noch einmal: der Rembrandtdeutsche (Langbehn) Erziehung zur Kunst: Alfred Lichtwark Der Genius im Kinde (Hartlaub) Kunst als Erziehungsmittel Reform der musischen Fächer Erziehung als Kunst Benjamin und Adorno über Kunst und Masse Literatur und Links

3 Kunst um die Jahrhundertwende Jugendstil Expressionismus Bauhaus Rückstand des deutschen Kunsthandwerks Verfall des Geschmacks durch maschinell fabrizierte Massenwaren

4 Julius Langbehn ( ) Rembrandt als Erzieher, 1890 (90. Auflage 1936) Ders.: Dürer als Führer 1928 Herzensbildung statt ausschließlicher Verstandesbildung Propheten statt Professoren sind nötig Wissenschaft ist tot, Kunst erweckt Kunst als anthropologischer Zentralbegriff

Alfred Lichtwark (1852-1914) Erziehung zur Kunst (1. Phase der KEB) Übungen in der Betrachtung von Kunstwerken.

5 Alfred Lichtwark ( ) Erziehung zur Kunst (1. Phase der KEB) Übungen in der Betrachtung von Kunstwerken. Nach Versuchen mit einer Schulklasse (1897) Seit 1888: Kunstverständnis wecken durch museumspädagogische Führungen und der Hamburger Kunsthalle Der Deutsche der Zukunft (1905) Fehlende nationale Grundlage der Bildung Der Verfall der Universität Professor, Lehrer und Offizier als Vorbilder Wichtigstes Leitbild: Offizier

6 Otto Philipp Runge: Die Hülsenbeckschen Kinder (1805)

7 Benjamin Vautier: Der Hauslehrer

8 Benjamin Vautier: Verlorener Sohn

9 Der Genius im Kinde Gustav Hartlaub: Der Genius im Kinde (1922) Die Entdeckung der Kinderzeichnung 1897 Ausstellung: Das Kind als Schöpfer (Götze) Reform des Zeichenunterrichts: gegen bloßes Abzeichnen

10 Kopffüßler

14 Kunst als Erziehungsmittel 2. Phase der KEB (ca ) Enge Verbindung zur Jugendbewegung: Gemeinschaftsspiel, Tanz, Lied, Laienspiel Selbst schöpferisch tätig werden: freier Aufsatz, freie Zeichnung, individuelle Melodien, ungezwungene Gymnastik

15 Reform der musischen Fächer Die Kunsterziehungstage 1901: Bildende Kunst (Dresden) 1903: Sprache und Dichtung (Weimar) 1905: Musik und Gymnastik (Hamburg)

16 Erziehung als Kunst 3. Phase der KEB (ab ca. 1905) Kunst als integrales Prinzip des Unterrichts Erziehung als künstlerische Aufgabe Das Beispiel der Waldorfpädagogik

17 Wurzel-Metaphern der Erziehung Bildhauer Gärtner

18 Wurzel-Metaphern der Erziehung Bildhauer Gärtner Priester Arzt/Therapeut Künstler

19 Erziehung und Kunst Erziehung zur Kunst

20 Erziehung und Kunst Erziehung zur Kunst durch Kunst

21 Erziehung und Kunst Erziehung zur Kunst durch Kunst als Kunst

24 Empirische Ergebnisse Rolle der Kulturellen Bildung aus der Sicht von Waldorfschülern Sind in deiner Schule Kunst, Musik und Theater wichtig? 87,4 % Zustimmung Bist du in deiner Freizeit künstlerisch aktiv? 77,8 % Zustimmung

25 Bist Du in Deiner Freizeit künstlerisch aktiv?

26 Heiner Barz & Sylva Liebenwein Was repräsentiert die Schule?

27 1919 hat Rudolf Steiner in Stuttgart die erste Waldorfschule gegründet und der Werklehrer schlug vor, dass die Schüler in der 6. Klasse einen Kochlöffel selbst machen Und heute, 2008, machen immer noch alle WS diesen Kochlöffel. Immer noch! - Es ist nicht so, dass Rudolf Steiner darauf bestand, dass dieser Kochlöffel von nun an gemacht werden muss. Es spiegelt für mich wider wie stark die Waldorfschulen eingeschlafen sind. Was für gute Gedanken da sind. Aber wie stark sie eingeschlafen sind. (Schüler, 13. Klasse, WSVS) Heiner Barz / Dirk Randoll / Sylva Liebenwein

30 Josef Beuys Soziale Plastik Heute: Marina Abramovic Marina über Beuys Beuys Porträt

31 Katharina Sieverding, Ausstellung in Schloss Moyland 2013

32 Aktueller Trend: Kulturelle Bildung Rhythm is it Rat für Kulturelle Bildung Kulturforschung Menuhin-Stiftung Tanzplan Deutschland Jedem Kind sein Instrument Jedem Kind seine Stimme Prof. Dr. Heiner Barz - Bildung zwischen Hypes und Trends 32/42

34 Vielen Dank!

35 Literatur Das Wichtigste in Kürze: Flitner, Andreas: Kunst als Erziehung. In: Ders.: Reform der Erziehung. Impulse des 20. Jahrhunderts. ³1996 (1992) S Weiterführende Texte Röhrs, Hermann: Die Kunsterziehungsbewegung - inspirierende Mitte der reformpädagogischen Bewegung. In: Ders.: Die Reformpädagogik. Band 1: Ursprung und Verlauf in Europa. Hannover S Scheibe, Wolfgang: Die Kunsterziehungsbewegung. In: Ders.: Die reformpädagogische Bewegung. Weinheim - Basel S Lorenzen, Hermann (Hrsg.): Die Kunsterziehungsbewegung. Bad Heilbrunn 1966

36 Benjamin und Adorno über Kunst und Masse Kritische Theorie ( Frankfurter Schule ) Verbindung von Kapitalismuskritik, Wissenschaftskritik (Positivismusvorwurf) und Kulturkritik (Kulturindustrie als Entfremdungs- und Befriedungsagentur) Walter Benjamin ( ) Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1936) Entweihung: Allgegenwart früher erhabener Kunst Theodor W. Adorno ( ) Kritik des Musikanten (1956) Laienkunst als unsinnige Ersatzbefriedigung Forderung: Musikanalyse statt dilettantischem Gedudel und Gemeinschaftsideologie

43 Die Kunsterziehungsbewegung Die pädagogische Erneuerungsbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts wollte der "intellektualistischen" Buchschule eine lebendige "Pädagogik vom Kinde" aus entgegensetzen. Die Reformpädagogen propagierten natürliches Wachsenlassen, authentische Erfahrung und gemeinschaftliches Handeln - anstelle von toter Gelehrsamkeit und trockenem Bildungsphilistertum. Eine der wichtigsten, bis heute nachwirkenden Strömungen war die Kunsterziehungsbewegung, die einen besonderen Schwerpunkt auf freies künstlerisches Schaffen legte.

44 Kunsterziehungsbewegung II Kunst sollte der Mittelpunkt der Pädagogik aber auch insofern sein, als der Lehrer und Erzieher sein Tun als künstlerisches verstehen sollte. Wie der Bildhauer aus einer Idee eine Plastik erschafft, so braucht auch der Pädagoge einen Leitgedanken, dem er in seiner Begegnung mit Kindern und Heranwachsenden folgt.

45 Kunsterziehungsbewegung III Und wie der Bildhauer auf die Beschaffenheit des Materials Rücksicht nehmen muss - Holz verhält sich anders als Stein, Granit anders als Sandstein etc. - und im ständigen Wechsel zwischen Formen und Beobachten, Planen und Ausführen sein Werk erschafft, so soll auch der Lehrer vor allem ein aufmerksamer Beobachter sein, ständig bereit, auf erwartete und unerwartete Reaktionen der Schüler neu zu reagieren.

46 Kunsterziehungsbewegung IV Wie der Künstler sein Material und sein Werkzeug kennen muss und wissen muss, wann welches zum Einsatz kommt, so muß der Lehrer über sein methodisches und didaktisches Handwerkszeug souverän verfügen. Anläßlich der 8.-Klass-Arbeit meines Sohnes Henry, der eine Stufen- Pyramide aus Stein gemeißelt hat, habe ich gelernt: es gibt eben nicht nur den gemeinen Meißel, sondern es gibt das Spitzeisen, das Zahneisen, das Schlageisen, das Beizeisen usw. Es gibt den Krönel, den Zweispitz, das Scharriereisen etc.

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