Sichere Ernährung trotz internationalem Wettbewerb - Wie viel Markt verträgt der Bauer?
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- Dorothea Franke
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1 Sichere Ernährung trotz internationalem Wettbewerb - Wie viel Markt verträgt der Bauer? Prof. Dr. Mathias Binswanger SVIL Tagung 2007, 11. Oktober 2007 Hotel Zürich, Neumühlequai 42, 8001 Zürich
2 Übersicht 1. Freihandel und komparative Vorteile 2. Situation und Entwicklung in der Schweizerischen Landwirtschaft 3. Die Wertschöpfung in der Landwirtschaft 4. Der Wettbewerb auf dem Absatzmarkt für landwirtschaftliche Erzeugnisse 5. Der Wettbewerb auf dem Konsummarkt für Lebensmittel 6. Mögliche Massnahmen zur Verbesserung der Einkommenssituation der Bauern 7. Gesunde Ernährung in der Schweiz?
3 David Ricardo: Theorie der komparativen Vorteile 1817
4 Freihandel führt nicht zu befreiten Bauern sondern zur Befreiung der Schweiz von den Bauern
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12 Aufgrund der Zunahme der Futtermittelimporte in den letzten Jahren ist der Rückgang des Netto-Selbstversorgungsgrades noch ausgeprägter als jener des Brutto- Selbstversorgungsgrades. Er sank zwischen 1990/92 und 2002/04 von 58 auf 53 Prozent.
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17 Der Markt für landwirtschaftliche Erzeugnisse: Viele kleine Anbieter homogener Produkte treffen auf eine inelastische Nachfrage weniger grosser Nachfrager
18 Die fiktive bäuerliche Idealwelt: elastische Nachfrage Preis Angebot an Nahrungsmitteln technischer Fortschritt p 1 PR 1 p 2 PR 2 Nachfrage nach Nahrungsmitteln x 1 x 2 Menge an Nahrungsmitteln
19 Die Realität: inelastische Nachfrage Preis technischer Fortschritt Angebot an Nahrungsmitteln p 1 PR 1 p 2 PR 2 x 1 x 2 Nachfrage nach Nahrungsmitteln Menge an Nahrungsmitteln
20 Nachfragemacht in der ökonomischen Theorie Monopson: ein einziger Nachfrager dominiert den Markt Oligopson: wenige, grosse Nachfrager dominieren den Markt In diesen Fällen kann der Marktpreis durch die Nachfrager beeinflusst werden und wird dadurch zu einer strategischen Variable. Im allgemeinen resultiert ein geringerer Preis im Vergleich zu einem Markt mit vielen Nachfragern und der Monopsonist (bzw. die Oligsoponisten) erzielt einen höheren Gewinn auf Kosten der Anbieter. Zu diesem Thema fand im Jahre 2003 ein Hearing beim Senat in den USA statt: Monopsony Issues in Agriculture: Buying Power of Processors in Our Nation s Agricultural Markets
21 Leitlinien zur Bewertung horizontaler Zusammenschlüsse der Europäischen Kommission: Die Kommission untersucht auch, in welchem Masse ein fusioniertes Unternehmen seine Kaufkraft in vorgelagerten Märkten verstärken kann. Einerseits kann eine Fusion einen wirksamen Wettbewerb insbesondere durch die Entstehung oder Verstärkung einer beherrschenden Stellung erheblich behindern, wenn sie die Marktmacht eines Käufers begründet oder verstärkt. Die fusionierten Unternehmen könnten nämlich in der Lage sein, durch die Kürzung ihrer Bezüge von Einsatzmitteln niedrigere Preise zu erzielen. Sie könnten sich dann veranlasst sehen, ihre Produktion im Markt der Endprodukte ihrerseits zu senken und dadurch dem Wohlergehen der Verbraucher zu schaden. Derartige Wirkungen können insbesondere dann entstehen, wenn die vorgelagerten Anbieter relativ fragmentiert sind.
22 Theorie der landwirtschaftlichen Tretmühle Willard Cochrane Farm Prices: Myth and Reality (1958)
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25 In den USA hat das Department of Agriculture geschätzt, dass der Wertschöpfungsanteil der Landwirtschaft an einem Warenkorb von Lebensmitteln im Schnitt 24 Prozent beträgt. Die Verpackung macht etwa 12 Prozent aus.
26 Preiserhöhungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse und ihre Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise
27 Neue Märkte für Schweizer Bauern (NZZ, 14. Juli, 2007) In der Schweiz sind die Lebensmittelpreise heute wegen Grenzschutz und Preisstützungen im Durchschnitt fast 40 Prozent höher als in der EU.... Das bedeutet, dass die Bevölkerung die Bauern nicht nur mit Steuern, sondern auch an der Verkaufstheke über die künstlich überhöhten Preise subventioniert, wovon freilich auch die der Landwirtschaft nachgelagerten Bereiche gerne profitieren. Richtig wäre hingegen: In der Schweiz sind die Lebensmittelpreise heute wegen Grenzschutz und Preisstützungen im Durchschnitt fast 40 Prozent höher als in der EU.... Das bedeutet, dass die Bevölkerung die Bauern nicht nur mit Steuern, sondern auch an der Verkaufstheke über die künstlich überhöhten Preise subventioniert, wovon freilich nur die der Landwirtschaft nachgelagerten Bereiche profitieren.
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30 Vergleich der Förderung: Schweiz und Österreich (2006) Schweiz Österreich Bruttowertschöpfung in der Landwirtschaft zu Herstellungskosten (BWS) Direktzahlungen an die Bauern Ca Mio. CHF 2687 Mio. CHF 2458 Mio. Euro (ca Mio. CHF) 1886 Mio. Euro (ca Mio. CHF) Direktzahlungen als Anteil an der BWS 73 Prozent 77 Prozent
31 Subventionen der Landwirtschaft landen zu einem grossen Teil bei: vorgelagerten Betrieben (hoher Vorleistungsanteil) nachgelagerten Betrieben (inelastische Nachfrage, Nachfragemacht) Auf diese Weise wird die Subventionierung der Landwirtschaft zum Fass ohne Boden.
32 Beispiel Milchverarbeitung
33 Verfügung der Wettbewerbskommission vom 6. März 2006: Emmi AG/Aargauer Zentralmolkerei AG AZM: Die Prüfung des vorliegenden Zusammenschlussvorhabens hat ergeben, dass durch den Zusammenschluss auf den Märkten für Konsummilch, -rahm und Butter eine marktbeherrschende Stellung begründet wird, durch die wirksamer Wettbewerb beseitigt wird (Art. 10 Abs. 2 KG). Weiter haben die Abklärungen ergeben, dass die Voraussetzungen zur Anwendung der Failing Company Defence erfüllt sind. Der Zusammenschluss ist somit zuzulassen und kann vollzogen werden.
34 Produktdiversifizierung am Beispiel Milch Milchsortiment des Bauern: Anzahl Produkte Rohmilch 1 Le Shop-Milchsortiment: Drinks 31 Frischmilch 5 UHT Milch 14 Aromatisierte 4 Vollmilch 4 Kids 6 Milch - lactosefrei 1 Pflanzlich, Vitamine, Kalzium 5
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36 Der Konsummarkt für Lebensmittel: Diversifizierte Produkte und Mental Accounting
37 Für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke gibt ein Haushalt im Schnitt 614 Franken pro Monat aus.
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40 Mögliche Massnahmen: Zerschlagung der Nachfragemacht aufgrund des Kartellgesetzes (kaum möglich) Countervailing Power z.b. durch Bildung eines Verkaufs-Pools Rückgewinnung eines Teiles der Wertschöpfung (Marktspanne) durch das Angebot von diversifizieren Produkten von den Bauern selbst
41 Countervailing Power "Die These von der Notwendigkeit der Anpassungskonzentration schwächer konzentrierter Wirtschaftszweige findet ihre theoretische Begründung in dem von Galbraith entwickelten Konzept der "contervailing power". Galbraith ging von der Beobachtung aus, dass auf vielen amerikanischen Märkten auch bei hohem Konzentrationsgrad ein sehr scharfer Wettbewerb entsteht. Diesen Wettbewerb führt er auf ein automatisches Entstehen von Gegenmarktmacht von hoch konzentrierten Wirtschaftszweigen zurück. Als Beispiele nennt Galbraith den Arbeitsmarkt, wo die Macht der Großkonzerne durch die Gegenmacht starker Gewerkschaften neutralisiert wird, aber auch die Entstehung von Einkaufsvereinigungen des Einzelhandels und von landwirtschaftlichen Genossenschaften, die das Marktdefizit zu den höherkonzentrierten Marktpartnern ausgleichen."
42 Countervailing Power
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