V / Q-Szintigrafie zur Diagnostik der Lungenembolie II. SPECT und SPECT-CT in der nuklearmedizinischen
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1 290 V / Q-Szintigrafie zur Diagnostik der Lungenembolie II. SPECT und SPECT-CT in der nuklearmedizinischen Diagnosis of Lung Embolism by V / Q Scintigraphy SPECT and SPECT-CT for Pulmonary Diagnostic in Nuclear Medicine Autor Institut Schlüsselwörter l" Lungenembolie l" V /Q-Szintigrafie l" Lungenszintigrafie l" SPECT l" SPECT-CT Key words l" pulmonary embolism l" V /Q scintigraphy l" lung scintigraphy l" SPECT l" SPECT-CT Bibliografie DOI /s Der Nuklearmediziner 2008; 31: Georg Thieme Verlag KG Stuttgart New York ISSN Korrespondenzadresse Prof. Dr. Thomas Krause Universitätsklinik für Nuklearmedizin Inselspital CH 3010 Bern Tel.: +41 /31 / Fax: +41/31/ Thomas.Krause@insel.ch T. Krause Universitätsklinik für Nuklearmedizin, Inselspital, Bern, Schweiz Zusammenfassung Die Ventilations- und Perfusions-SPECT der Lunge stellt eine sinnvolle Weiterentwicklung dieser Untersuchung dar. Nach einem kurzen technischen Überblick werden Einsatzmöglichkeiten und Ergebnisse den klinischen Fragestellungen Lungenembolie, Voraussage der postoperativen Lungenfunktion sowie pulmonale Radioaerosoldeposition und Clearance diskutiert. Seit in den frühen 60er-Jahren die Lungenperfusionsszintigrafie als diagnostische Methode bei fraglicher Lungenembolie vorgeschlagen wurde, hat sich die Untersuchungstechnik nach anfänglicher Optimierung kaum verändert [9, 13]. Vor allem der Schritt zur Schnittbildtechnik wurde im Gegensatz zu vielen anderen nuklearmedizinischen Methoden für die Lungenszintigrafie nicht konsequent vollzogen. Dies obwohl schon früh auf die möglichen Verbesserungen der Lungenszintigrafie durch die tomografische Technik hingewiesen wurde. Nach einem Fallbericht von Machida et al und einer ersten kleinen Übersicht bei 40Patienten mit unterschiedlichen Lungenerkrankungen von Biersack et al zeigte eine tierexperimentelle Studie von Osborne et al. bereits 1983 das überlegene Potenzial der SPECT gegenüber der planaren Szintigrafie [6, 19, 24]. In den folgenden Jahren berichteten nur wenige japanische Arbeitsgruppen über tomografische Untersuchungen der Lungen zur Abschätzung der postoperativen Lungenfunktion [14, 45, 46]. Eine Notwendigkeit zur Umstellung der Untersuchungstechnik wurde über lange Jahre nicht gesehen, war doch die Lungenszintigrafie das einzige verlässliche, nicht invasive Verfahren zur Diagnose einer Lungenembolie. Erst mit der Publikation der PIOPED-Studie 1990 wurde das Verfahren hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit infrage gestellt [15]. Etwa in der Mitte der 90er-Jahre erwuchs durch die Computertomografie (CT) Abstract Imaging of the pulmonary ventilation and perfusion by using SPECT proved to be a useful development of this examination. At first this article gives a brief overview of the technical aspects followed by a discussion of clinical questions regarding pulmonary embolism, preoperative assessment of postoperative lung function as well as radioaerosol deposition and clearance. erstmalig eine ernst zu nehmende Konkurrenz zur Lungenszintigrafie. Nicht zuletzt wegen der Kosten und erhöhten Strahlenexposition wurde die Rolle der CT bei der Diagnostik der Lungenembolie zunächst als limitiert angesehen [32, 38]. Spätestens seit der Einführung der Mehrzeilen-CT ist diese Ansicht zu revidieren. Mittlerweile hat sich die computertomografische Diagnostik einer Lungenembolie an vielen Zentren bewährt und ist entsprechend etabliert. Gründe hierfür sind nicht zuletzt die breite Verfügbarkeit auch nachts, die kurze Untersuchungszeit, die hohe Sensitivität der CT und die eingeschränkte Aussagekraft der konventionell durchgeführten planaren Szintigrafie. Erst in der Folge nahm die publikatorische Aktivität zur Bedeutung der tomografischen Lungenszintigrafie seit Ende der 90er-Jahre zu. Erleichtert wurde die Umstellung auf die SPECT-Technik allerdings erst durch die verbreitete Anwendung von Technegas. Bisher fehlen jedoch weiterhin größere prospektive Studien, welche die prognostische Aussage der Lungen-SPECT untersuchen. Um nicht weiteren Boden zu verlieren und um der Lungenszintigrafie zu der Bedeutung zu verhelfen, welche sie aufgrund ihrer diagnostischen Aussagekraft haben könnte, muss soweit noch nicht erfolgt generell eine Umstellung auf die tomografische Untersuchungstechnik empfohlen werden. Hierzu ist nicht nur die Perfusionssondern auch die Ventilationsszintigrafie mit
2 291 Eine weitere Möglichkeit wäre die von Reinartz et al. beschriebene Rekonstruktion von z. B. 3 planaren Ansichten durch Addition von 3 konsekutiven SPECT-Projektionen [30]. Diese Vorgehensweise kann jedoch nicht empfohlen werden, da gegenüber den richtigen planaren Aufnahmen signifikant weniger Defekte erkannt werden [12]. Der Grund hierfür liegt sehr wahrscheinlich in einer geringeren Impulsrate pro Bild sowie einer Verschmierung der Projektion infolge der Akquisition über ca. 12 Winkelgrade. Andererseits waren diese aufsummierten planaren Projektionen nach Reinartz nie als Interpretationsgrundlage von dieser Arbeitsgruppe empfohlen worden, da diese Bilder der SPECT signifikant unterlegen waren [19]. Eine weitere Möglichkeit, planare Ansichten aus der tomografischen Studie zu generieren, wurde von Baily et al. vorgestellt [2]. Hierzu wurden synthetische µ-map-bilder aus einem Emissionsbild und einem Scatterbild erstellt. Diese µ-map diente zum einen zur Schwächungskorrektur und zum andern als Grundlage für die rückprojizierten planaren Bilder. Im Vergleich von traditionell planar akquirierten Bildern, den aus den SPECT-Projektionen summierten planaren Ansichten nach Reinartz und den rückprojizierten planaren Ansichten schnitten die rückprojizierten Bilder am besten ab. So fanden sich im Vergleich zu den traditionell aufgenommenen planaren Bildern signifikant mehr korrespondierende Defekte in Ventilation und Perfusion, wohingegen bei den summierten Rekonstruktionen signifikant weniger Mismatch-Defekte im Vergleich zur konventionellen planaren Darstellung gefunden wurden [19]. Über einen direkten Vergleich von rückprojizierten planaren Sichten und SPECT-Schnitten in den 3 Raumebenen wurde bisher nicht berichtet. Eine weitere Möglichkeit, die Aussagekraft der Lungen-SPECT- Untersuchung zu verbessern, sehen Suga et al. in atemgetriggerten SPECT-Aufnahmen [43]. Trotz der im Vergleich zur ungetriggerten Untersuchung reduzierten Aktivität seien die Defekte klarer gezeichnet. Die gleiche Arbeitsgruppe stellte 2006 mit der SPECT in Atemstillstand bei tiefer Inspiration eine ihrer Meia Abb.1 Transversale Schnitte von Ventilation (oben) und Perfusion (unten) nach gefilterter Rückprojektion (links) und iterativer Rekonstruktion (rechts) bei Lungenembolie(a) und schweren obstruktiven Atemwegserkrankung (b). Im direkten Vergleich zeigt die iterative Rekonstruktion eine etwas geringe Neigung zu Artefakten bei klarerer Zeichnung der Läsionen. 99m Tc-Technegas oder allenfalls 81m Kr geeignet [17, 37]. Anfängliche Unsicherheiten aufgrund des ungewohnten Erscheinungsbildes und des größeren Aufwandes bei dem Vergleich der zahlreichen Schnitte legen sich rasch, da die Bilder meist klarer im Vergleich zur planaren Untersuchung gezeichnet sind. Selbst bei Kleinkindern und Säuglingen ist die SPECT-Technik anwendbar [33]. Hier wird zunächst eine Perfusions-SPECT mit 3 4MBq MAA akquiriert. Zur Applikation einer ausreichenden Menge Technegas haben Sánchez-Crespo et al. ein Verfahren zur passiven Verabreichung entwickelt [33]. Damit sei eine Lowdose-Funktions-SPECT der Lungen mit hoher Qualität möglich. Im Folgenden werden die technischen Aspekte sowie die Leistungsfähigkeit der SPECT zur Diagnostik von Lungenembolien, zur Voraussage der postoperativen Lungenfunktion und zur Quantifizierung pulmonaler Selbstreinigungsmechanismen sowie der Aerosoldeposition vorgestellt. Technische Aspekte Für die Lungen-SPECT werden Aktivitätsmengen verabreicht, die in der gleichen Höhe wie für die planare Untersuchung liegen [29, 35]. Sie sollten jedoch eher am oberen Ende des angegebenen Referenzbereichs angesiedelt sein. Die SPECT-Akquisition erfolgt möglichst mit einer Mehrkopfkamera, die mit einem niederenergetischen, hoch auflösenden Parallellochkollimator ausgerüstet ist. In Kombination mit einer oder besser noch Matrix und einer ausreichenden Zählrate ergibt sich ein gutes Resultat [25]. Eine Aufnahme sollte über 3608-Rotation mit 64 bzw. 128 Projektionsbildern von jeweils 30 s erfolgen. Die Gesamtuntersuchungszeit beträgt somit mit einer Doppelkopfkamera ca min. Optimalerweise werden die Bilder iterativ rekonstruiert (l" Abb. 1 a, b). Zur Beurteilung werden die Bilder einander in transversaler, sagittaler und koronaler Schnittebene gegenübergestellt (l" Abb.2). b
3 292 Abb.2 Transversale, sagittale und koronale Schnitte der Ventilation (obere Reihen) und Perfusion (untere Reihen) eines Patienten mit beidseitigen Lungenembolien. Der direkte Vergleich zeigt multiple Defekte mit Mismatch in beiden Lungenflügeln. nung nach weiter verbesserte Technik vor [40]. Bei dieser Untersuchung wurde eine Matrix verwendet, bei konstanter Detektorrotation einer Doppelkopfkamera über Es wurden intermittierend 6 adäquat aufgenommene SPECT-Studien im endinspiratorischen Atemstillstand akquiriert. Dazu musste jeder Patient 7- bis 11-mal den Atem für ca. 20 s anhalten [40]. Einen anderen Weg beging die Arbeitsgruppe der Universität Lund, Schweden [25]. Unter Berücksichtigung der pulmonalen Radioaerosol-Clearance, welche aus den ersten und letzten Bildern der SPECT-Studie berechnet wurde, erfolgte die iterative Rekonstruktion der Studien. Anschließend wurde der Anteil der Ventilation von den Perfusionsbildern subtrahiert. Daraus ließ sich letztlich ein normalisiertes Quotientenbild berechnen. Lungenembolie Die in SPECT-Technik durchgeführte Lungenszintigrafie unter Verwendung von 99m Tc-Technegas als Trockenaerosol sollte grundsätzlich geeignet sein, eine vollwertige, wenn nicht gar bessere Alternative zur Computertomografie darzustellen (l" Abb.3). In mehreren Studien hat sich die SPECT der planaren Szintigrafie gegenüber als klar überlegen erwiesen. Corbus et al. fanden bei einer retrospektiven Untersuchung von 985 Patienten für die planare Szintigrafie eine Sensitivität und Spezifität von 82 bzw. 52 % [8]. Hingegen lag die Spezifität der SPECT bei 92% bei einer zur planaren Untersuchung mit 83% vergleichbaren Sensitivität. In diesem diagnostischen Ansatz wurde 99m Tc-DTPA als Aerosol verwendet. Ähnliche Werte beschreiben Collart et al. unter Verwendung von 81m Kr bei 114 Patienten [7]. Hier lag die Sensitivität und Spezifität für SPECT bei 80 bzw. 96% und für die planare Untersuchung bei 80 und 78%. Vor allem die Interobserver-Reproduzierbarkeit wurde durch die SPECT gegenüber der planaren Untersuchung von 79 auf 88% verbessert. Bajc et al. sahen mit der oben beschriebenen Rekonstruktions- und Darstellungstechnik bei 53 Patienten 53% häufiger Mismatch-Befunde mit SPECT [4]. In einer gerade erschienenen Studie berichtete dieselben Gruppe über 2Jahre Verlaufskontrolle bei 2328 konsekutiven Patienten nach Lungen-SPECT [5]. Davon war in 99 % der Patienten eine SPECT durchführbar. Nichtdiagnostische Resultate ergaben sich in 1 %. Von einer Lungenembolie wurde ausgegangen, wenn mindestens ein kompletter segmentaler oder 2 subsegentale Defekte vorlagen. Positive Ergebnisse fand man bei 602 Patienten (34 % der Kernpopulation). 52% der Patienten hatten eine kleine, 30 % eine mittlere und 18 % eine größere Lungenembolie. Zu beachten ist, dass bei 22% der Patienten mit Embolie auch eine zusätzliche Lungenpathologie vorlag, und die Diagnostik trotzdem möglich war. Basierend auf dem klinischen Verlauf lagen Sensitivität und Spezifität bei 99 % und 98% bei einem positiven und negativen Vorhersagewert von jeweils 99%. In einer kleinen (und wahrscheinlich nicht repräsentativen) Untergruppe von 152 Patienten mit
4 293 Abb.3 Transversale, sagittale und koronale Schnitte der Ventilation (obere Reihen) und Perfusion (untere Reihen) eines Patienten mit schwerer COPD. Der direkte Vergleich zeigt multiple übereinstimmende Ventilations- und Perfusionsdefekte in beiden Lungenflügeln. Ebenfalls ersichtlich ist eine erhebliche zentrale Aktivitätsdeposition, welche bei korrekter Durchführung der 99m Tc-Technegas-Ventilation als poststenotisches Depot zu werten ist. SPECT und Angio-CT lag die Sensitivität und Spezifität der SPECT bei 97 % sowie 89% und der Angio-CT bei 43 % sowie 73%. Die Arbeitsgruppe führte das gute Ergebnis auf den holistischen Ansatz der Interpretation zurück, welcher auch eine Charakterisierung von anderen Lungenpathologien wie zum Beispiel bei Herzinsuffizienz anhand der Lungen-SPECT erlaubte [16]. Reinartz et al. untersuchten 103 Patienten mit Ventilations- und Perfusions-SPECT [30]. Zur Ventilation wurde Technegas verwendet. Sie berichteten über eine sehr gute Sensitivität zwischen 89% und 96 % bei einer Spezifität zwischen 96 % und 100% im Gegensatz zur planaren Szintigrafie mit einer Sensitivität von % bei einer Spezifität von 97 zu 100%. Die gleiche Arbeitsgruppe berichtet später über eine Sensitivität und Spezifität von 75% und 85% (planar), 97 % und 91% (SPECT) sowie 86 % und 98% (4-Zeilen-CT). Im Vergleich zur planaren Szintigrafie wurden mit SPECT 44 % mehr Defekte detektiert [31]. Eine weitere Verbesserung könnte die Kombination von automatischer und visueller Auswertung ergeben mit einer Sensitivität von 95 % bei einer Spezifität von 100% gegenüber einer 91 % und 97% für die rein visuelle Auswertung [28]. Neben der tomografischen Aufnahmetechnik dürfte das gute Resultat auch auf die Verwendung von Technegas zurückzuführen sein, das mit seiner sehr kleinen Partikelgröße eine homogenere Verteilung ergibt als ein normales Feuchtaerosol [1]. Ferner hat die Arbeitsgruppe von Reinartz auch die Interpretationskriterien für die Szintigrafie modifiziert. Die Scans wurden entweder als positiv oder negativ bewertet [28, 30, 31]. Als positiv wurden alle Defekte mit Mismatch angesehen, auch wenn sie nur eine subsegmentale Ausdehnung aufwiesen. Auf die Gruppe der Szintigramme mit mittlerer Wahrscheinlichkeit für eine Lungenembolie gemäß der PIOPED-Studie wurde komplett verzichtet. Diesem Punkt kommt besondere Bedeutung zu, wenn man berücksichtigt, dass mehr als 25% der untersuchten Patienten einer Intermediate-Gruppe zuzuordnen gewesen wären und davon etwa die Hälfte eine Lungenembolie aufwies [31]. Die SPECT-Auswertung selbst hatte nur einen geringen Effekt auf die Frequenz der Intermediate-Gruppe welche im Vergleich zur planaren Szintigrafie von 28,9 auf 26,5 % reduziert wurde. Eine Weiterentwicklung der szintigrafischen Untersuchung stellt die Atemtriggerung dar [42]. Dabei wurden mittels Gated-SPECT ca. 22% mehr Defekte mit höherem Kontrast und größeren Ausmaßen entdeckt [43]. Auch tierexperimentelle Untersuchungen mit artifiziellen Thromben im Schweinemodell konnte der Zugewinn an Sensitivität von 64 auf 91 % sowie an Spezifität von 79 auf 87 % der SPECT gegenüber einer planaren Szintigrafie belegt werden [3]. Bei einer Computersimulation wurden Defektgrößen planar in 51% hingegen bei SPECT in 97 % korrekt geschätzt [3]. Dabei ließen sich Defekte im mediobasalen Segment des rechten Unterlappens mit der planaren Szintigrafie nicht erkennen. Sie waren jedoch tomografisch leicht zu identifizieren.
5 294 Über den direkten Vergleich einer koregistrierten CT-Angiografie und SPECT bei tiefer Inspiration berichtete eine japanische Arbeitsgruppe [47]. Fast schon erwartungsgemäß fanden sich bei 3,3 mm Schichtdicke der CT mit einem 4-Zeilen-Detektor 41 % der Perfusionsdefekte in Gebieten ohne erkennbaren Thrombus. Hingegen zeigten lediglich 4 von 34 Patienten mit angiografisch erkennbarem Thrombus keinen Perfusionsdefekt. Eine weitere Verbesserung dürfte mit einer iterativen Bildrekonstruktion zu erzielen sein (l" Abb.1). Zur Wertigkeit der SPECT bei chronisch rezidivierenden Lungenembolien fehlen derzeit noch die entsprechenden Studien [36]. Voraussage der postoperativen Lungenfunktion Die Spirometrie ist das etablierte klassische Verfahren der Lungenfunktionsprüfung. Dabei stellt das absolute forcierte exspirierte Volumen der ersten Sekunde (FEV1 = 1-Sekunden- Kapazität) den wohl am aussagekräftigsten Einzelwert dar. Zusammen mit der inspiratorischen Vitalkapazität und dem Verhältnis zueinander erlauben diese Werte eine Unterscheidung der obstruktiven und restriktiven Ventilationsstörung und die Angabe ihres Schweregrades. Zur Abschätzung des Funktionsanteils des zu resezierenden Lungenareals an der Gesamtfunktion der Lungen wird eine zusätzliche Bildgebung wie z. B. CT, MRI oder optimalerweise die Lungenszintigrafie erforderlich. Eine Indikation zur Abschätzung der postoperativen Lungenfunktion ist bei Unterschreiten folgender präoperativer FEV1-Grenzwerte gegeben: Pneumonektomie < 2,5 l, Lobektomie < 1,75 l und Segmentresektion < 1,5 l [15, 16]. Zur Berechnung der postoperativen Lungenfunktion nach Pneumonektomie wird das präoperative FEV1 mit dem prozentualen Funktionswert der verbleibenden Lunge multipliziert und durch 100 dividiert. Dabei sollten außer dem Seitenverhältnis auch die relativen Funktionsanteile des Ober-, Mittelund Unterfeldes als geometrisches Mittel der ventralen und dorsalen Ansicht berechnet werden [29, 35]. Etabliert hat sich hierzu die planare Untersuchung der pulmonalen Perfusion in ventraler und dorsaler Ansicht. Da es nicht selten zu einem V/ Q-Mismatch oder Reverse-Mismatch kommt, wird neben der Perfusionsszintigrafie auch die Bestimmung der seitengetrennten Ventilationsanteile, insbesondere mit Technegas angeregt [34]. Zur weiteren Verbesserung der Vorhersage der postoperativen Lungenfunktion wurde die Lungenperfusions-SPECT empfohlen [14]. Es wurde eine enge Abhängigkeit mit R=0,87 (p <0,001) zwischen der vorhergesagten und gemessenen FEV1 nach Lobektomie gefunden. Andere Arbeitsgruppen schlugen vor, zusätzlich zur Perfusion die Lungenventilation mit Xenon-133 zu berücksichtigen. Hierzu wurden die Tomogramme einander überlagert. Die Arbeitsgruppe von Suga et al. fanden hierfür eine bessere Korrelation mit der postoperativen Lungenperfusion als mit den Perfusionsdaten allein [46]. Im direkten Vergleich von präoperativer Perfusions-SPECT und konventioneller planarer Untersuchung fanden Piai et al. keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Methoden [27]. Hingegen ergab ein Vergleich von koregistrierter SPECT-CT mit Krypton- 81m und 99m Tc-MAA eine klare Überlegenheit der koregistrierten SPECT-CT gegenüber der SPECT allein und der planaren Untersuchung [23]. Dies galt sowohl für die Ventilations- SPECT-CT mit Krypton-81m als auch die Perfusions-SPECT-CT mit 99m Tc-MAA. Eine ernst zu nehmende Konkurrenz, für die Perfusions-SPECT ergibt sich durch die Vorhersage der postoperativen Lungenfunktion anhand dynamischer Perfusions-MRI sowie der quantitativen CT. Diese könnten möglicherweise der Perfusions-SPECT überlegen sein [22]. Auch die weiterentwickelte Perfusions-SPECT in endinspiratorischem Atemstillstand zeigt gegenüber der CT- Untersuchung keine klare Überlegenheit [39]. Im Gegensatz hierzu konnte die Perfusions-SPECT in Endexspiration bei Patienten mit Emphysem die betroffenen Lungenabschnitte besser differenzieren als die konventionelle SPECT und als die morphologieorientierte CT [41]. Auch wurden bei Patienten mit Bronchialkarzinom mittels Gated-SPECT 9 10% mehr Ventilations- bzw. Perfusionsbefunde mit höherem Kontrast entdeckt. Vor allem jedoch ließ sich die postoperative FEV1 signifikant genauer vorhersagen als mit den nicht atemgetriggerten Bildern [44]. Radioaerosoldeposition und Quantifizierung pulmonaler Selbstreinigungsmechanismen Wie kaum eine zweite Methode ermöglicht die Aerosol-Ventilationsszintigrafie sowohl die Beurteilung der mokoziliären Clearance als auch die Beurteilung der Dynamik inhalativ verabreichter Pharmazeutika. Gemessen wird meist dynamisch über 1 2h. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt abhängig von der Partikelgröße beim Gesunden im Allgemeinen ca. 1h. Heute wird die Methode hauptsächlich noch zur Beurteilung der Aerosoldynamik eingesetzt. Hingegen hat die Beurteilung der pulmonalen Selbstreinigungsmechanismen im Rahmen von Erkrankungen praktisch keinen Eingang in die klinische Routine gefunden. Zur Analyse der über Inhalation verabreichten Radiopharmazeutika und deren Applikationssysteme wird die Ventilationsszintigrafie jedoch weiterhin verwendet. Dabei zeigte die SPECT bessere Ergebnisse als die planare Untersuchungstechnik, vor allem weil sie in der Lage war, Differenzen im Depositionsmuster besser zu identifizieren [26]. Nachteil der herkömmlichen SPECT-Untersuchung ist eine relativ lange Aufnahmezeit, welche lediglich multistatische Bilder zulässt. Bei der herkömmlichen langen Aufnahmezeit findet bereits bei der Akquisition eine gewisse Clearance statt, die zum einen der Untersuchung entgehen kann und andererseits auch zu Artefakten führte [18, 21]. Eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur planaren dynamischen Szintigrafie wurde von Eberle et al. berichtet [10, 11]. Mittels Dreikopfkamera konnten dynamische SPECT-Studien mit einer Framerate von 1 min erzielt werden. Damit war eine dreidimensionale Beurteilung der Aerosoldeposition und Clearance möglich. Ausblick Trotz aller technischen Entwicklungen in der Nuklearmedizin wie der Hybridbildgebung und der Einführung von Technegas hat die Lungenszintigrafie eine schwere Bewährungsprobe durchzustehen, deren Ausgang derzeit eher ungewiss erscheint. Klar ist, dass die Lungenszintigrafie zukünftig neben der Computertomografie oder MRI keine Chance haben wird, wenn nicht sämtliche technischen Neuerungen einbezogen werden und die Diagnostik auf hohem Niveau erfolgt. Die Ventilations- und Perfusions-SPECT-Untersuchung der Lunge unter Verwendung von Technegas ist der hoch auflösenden Mehrzeilen-Computertomografie in ihrer diagnostischen Wertigkeit jedoch auch weiterhin gleichwertig bzw. überlegen.
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