Lungenklinik Hemer. Bronchoskopie flexibel (Histologie-/Zytologie-Gewinnung) Abbildung 1
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- Hansl Krause
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1 Dieser Behandlungspfad stellt die diagnostische und Therapiestrategie im LKZ Hemer dar. Er ist nicht als alleinige Entscheidungsgrundlage geeignet. Im Detail wird auf die S3-Leitlinie Lungenkarzinom (Pneumologie 2010; 64, S2:e1-e164, 2017 erwartet) und die aktuellen ASCO, ESMO, DGHO und NCCN-Guidelines verwiesen. 1. Diagnostik Dem Patienten wird nur die Diagnostik zugemutet, die für eine sichere Therapieplanung erforderlich ist. Eine histologische Klärung ist prinzipiell anzustreben! Basis Anamnese Körperliche Untersuchung Labor EKG BGA, DLCO, Body Röntgen-Thorax in 2 Ebenen CT-Thorax und Oberbauch mit KM, einschl. Leber und Nebennierenregion (Standardverfahren zur prätherapeutischen Diagnostik der N-Situation) Oberbauchsonographie, NMR-Schädel (bei neurologischen Beschwerden oder im Stadium II und III, Stad. I (Adeno- Ca) bei geplanter operativer Therapie oder Radiochemotherapie in kurativer Intention) Im Stadium IB IIIB bei kurativer Behandlungsintention PET (mediast. LK-Staging und Metastasenausschluss) Bronchoskopie flexibel (Histologie-/Zytologie-Gewinnung) Fakultativ ggf. starre Bronchoskopie in Allgemeinanästhesie: transbronchiale Biopsie, Nadelbiopsie, EBUS-TBNA mit med. LK-Staging (LK 4 re. + li., LK 7 und LK10). MRT-Thorax (bei Pancoast-Situation, wenn therapeutische Konsequenzen zu erwarten) Bei Verdacht auf Mediastinalinvasion Thorax-Sono oder MRT, ev. VATS Mediastinoskopie - nach Bedarf zum mediastinalen Staging (z.b. pos. PET, ggf. bei neg. EBUS bei gegebener OP-Option in kurativer Intention, - V. a. mediastinalen N2 oder N3-Status) Thorakoskopie ( beim Pleuraerguss, wenn zytologisch negativ und Klärung von klinischer Bedeutung), VATS bei Erguss plus mediastinales Staging) Erweiterte präoperative Funktionsdiagnostik: Ergospirometrie, ggf. 6 Min-Gehtest, Lungenperfusionsszintigraphie Transthorakale Echokardiographie (bei V.a. HI, HRS, Vitien) Pleurasonographie Bronchoskopie mit AF/NBI ggf. MRT/CT-Abdomen ggf. transthorakale Punktion (sonographisch oder CT-gesteuert) Molekularbiologie bei Nicht-PLECA : EGFR, ALK-, ROS-Testung Knochenszintigraphie, falls kein PET und kein Stadium IA Abbildung 1 BP ISO (neu BP ) Freigabe am Seite 1 von 9
2 2. Präoperative Funktionsdiagnostik bei lungenresezierenden Eingriffen Interdisziplinäres Pneumologisch-thoraxchirurgisches Konzept Lungenklinik Hemer Abbildung 2 Entscheidungsalgorithmus zur funktionellen Operabilität BP ISO (neu BP ) Freigabe am Seite 2 von 9
3 3. Stadieneinteilung nach TNM (8. Edition von 2017) und UICC-Klassifikation wird für jeden Patient definiert: prätherapeutisch, präoperativ, post-op incl. histologische Tumorregression (nach Junker): Grad I: keine oder nur geringe Tumorregression, Grad II: Morpholog. Zeichen der therapieinduzierten Tumorregression: IIA: > 10% vitales Tumorgewebe (Non Response), Grad IIB: < 10% vitales Tumorgewebe (Response), Grad III: komplette Tumorregression, kein vitales Tumorgewebe (Response)] 4. Stadienadaptierte Therapieempfehlungen Alle Patienten werden in der interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen mit Tumorstadium und Therapieempfehlung. Stadiengruppierung nach der 8. Revision der TNM-Stadiierung BP ISO (neu BP ) Freigabe am Seite 3 von 9
4 4.1 NSCLC (inkl. Neuroendokrine Karzinome, Karzinoid) Stadium IA1-3 und IB Funktionell operabel Funktionell operabel Operation (anatomische Resektion mit systematischer mediastinaler Lymphadenektomie, ggf. broncho- und angioplastische Resektion), im Stadium IB T2aN0 bei Tumorgröße > 4cm und prognostisch ungünstiger Tumordifferenzierung (G3) ist bei gutem AZ eine adjuvante Chemotherapie zu diskutieren. Bei Karzinoiden sollen bevorzugt parenchymsparende Verfahren angewendet werden (möglichst keine Pneumonektomie). Definitive lungenparenchymsparende Radiotherapie in kurativer Intention, nach Möglichkeit stereotaktisch, wenn cn Stadium II A (T2bN0) und II B ( T1a-T2bN1) Funktionell Operabel Operation (anatomische Resektion mit systematischer mediastinaler Lymphadenektomie, ggf. broncho- und angioplastische Resektion) Bei gutem AZ (normale Organfunktion): Adjuvante Chemotherapie (4 Zyklen cisplatinhaltig) Lungenparenchymsparende Radiotherapie in kurativer Intention (Cave Lungenfunktion!) Stadium II B (T3 N0) und Stadium III A (T3 N1) T3 (laterale Brustwand, diaphragmal) Operation (anatomische Resektion mit En-bloc Resektion der Thoraxwand/Zwerchfell, mit systematischer mediastinaler Lymphadenektomie) T3 (zentral) T3 (Sulcus superior, PANCOAST-Tumor) T4 Satellit in anderem Lappen Postoperative Radiotherapie nur bei Primäre OP, wenn max. Single-level N2 oder neoadjuvante (R)-CTx (3 Zyklen) + OP wenn das zu erwartende Resektionsausmaß reduzierbar erscheint Neoadjuvante Radiochemotherapie und OP Primäre anatomische Resektion des Haupttumors + atypische Resektion des Satellitenherdes mit radikaler LAD R1 oder R2-Resektionen (sofern Option einer Nachresektion ausgeschlossen ist) Adjuvant bei N2/3-Status (unter Berücksichtigung der Lungenfunktion) Radiochemotherapie in kurativer Intention BP ISO (neu BP ) Freigabe am Seite 4 von 9
5 4.1.4 Stadium III A (T1-3) N2 In allen anderen Fällen cn2 Sicherung der N 2-Metastasierung (EBUS, EUS, jeweils mit Stanze, Mediastinoskopie, Thorakoskopie). Einteilung der N2 Subklassifikation nach Robinson in A1-4 mit anschließender Entscheidung über die Reihenfolge der multimodalen Therapieverfahren in der Tumorkonferenz (Einzelfallentscheidung) postoperativ: Fortführung der Radiochemotherapie Radiochemotherapie in kurativer Intention Primär operabel: OP+CTX+RTX (III A1-2) T3 N1M0 primär operabel / inoperabel: neoadj. CTX+OP+RTX T1-2N2M0 o. komb.ctx-rtx+op (III A3-4) NSCLC: IIIA N2 - Subgruppen Stadieneinteilung - Definition IIIA 1 Inzidentelle Lymphknotenmetastasen (bei Aufarbeitung der dissezierten LK durch den Pathologen) IIIA 2 Single Level N2 - Befall (intraoperativ detektiert) IIIA 3 N2 - Status im präoperativen Staging nachgewiesen IIIA 4 Bulky bzw. Multi-Level N2 - Befall Abbildung 3 Postoperativ: Bei Bestätigung des Status N2: Chemotherapie, Regime-Auswahl in Abhängigkeit vom Response, Radiotherapie in Abhängigkeit vor einer Vorbestrahlung Bei R1/R2-Status: Wenn möglich Nachresektion, Radiotherapie, ggf. CCTx BP ISO (neu BP ) Freigabe am Seite 5 von 9
6 4.1.5 Stadium III B Definitive Chemo-Strahlentherapie In Einzelfällen (potentiell operables T4, yn2) kann eine Resektion durchgeführt werden. In diesen Fällen soll die Strahlentherapie auf 50Gy beschränkt werden. (T4: V. cava, Aorta, umschriebener Befall der Bifurkation; N3: Mediastinal besonders mit Response auf neoadjuvante Therapie) Postoperativ: Bei Bestätigung des Status N2 oder N3: Chemotherapie in Abhängigkeit vom Response, Radiotherapie in Abhängigkeit von einer Vorbestrahlung Bei R1/R2-Status: Radiotherapie (in Abh. einer evtl. Vorbestrahlung), ggf. Chemotherapie In der Regel: Definitive Radiochemotherapie Stadium IV Behandlungsziele sind im Stadium IV eine optimale Symptomkontrolle, Überlebensverlängerung und Verbesserung oder Erhalt der Lebensqualität. In Einzelfällen kommt (bei OMD: oligometastatischer Erkrankung), z.b. bei solitären Hirn- oder Nebennierenmetastasen ein multimodales Konzept incl. OP in Frage. Als palliative Behandlungsmöglichkeiten stehen z.b. zur Verfügung: Palliative Chemotherapie o Palliative zielgerichtete Thyrosinkinaseinhibitortherapie beim Nachweis von EGFR- Mutationen oder ALK oder ROS-Translokationen o Palliative Immuntherapie (in 2. Linie) und, in erster Linie bei PD-L1 stark positiven (>50%) Tuumoren Bronchologische Interventionen Palliative Radiotherapie (inkl. Afterloading und Stereotaxie) Palliative Resektion (bei eingeschmolzenem Tumor, Blutung) Pleurodeseverfahren (thorakoskopisch, Talkum) Schmerztherapie Ggf. V. Cava-Stent bei oberer Einflusstauung Die möglichen Nebenwirkungen der Therapie müssen gegen den erwarteten Nutzen der Therapie individuell abgewogen werden. BP ISO (neu BP ) Freigabe am Seite 6 von 9
7 Alle Patienten im Stadium IV erhalten neben der histologischen und immunhistochemischen Diagnostik eine molekulare Diagnostik auf EGFR, ALK, ROS und PD-L1 (Kooperation NGM: Netzwerk genomische Medizin Uni Köln, Prof. Büttner) aus dem Tumormaterial. Standard-Chemotherapie ist eine platinhaltige Kombinations-Chemotherapie mit einer Drittgenerationssubstanz (Taxan, Gemcitabine, Vinorelbin, Pemetrexed). Vorzugsweise sollte Cisplatin eingesetzt werden, unter Berücksichtigung von Komorbiditäten und Verträglichkeit auch Carboplatin. Bei älteren Patienten oder Patienten im schlechten AZ (ECOG 2) ist eine carboplatinhaltige Kombination ( splitdose ) möglich oder es wird eine Monotherapie gegeben. Nach der Erstlinientherapie (nach 4-6 Zyklen) wird je nach Ansprechen und Verträglichkeit gemeinsam mit dem Patienten entschieden, ob eine Therapiepause ( treatment holiday ) angebracht ist oder ob eine 3-4-wöchentlich gegebene Mono-Erhaltungstherapie gegeben wird.. Bei Nachweis einer aktiv. EGFR-Mutation wird eine Therapie mit einem oralen EGFR-TKI angeboten. Falls mit der Chemotherapie bereits begonnen wurde und sich ein gutes Ansprechen und eine gute Verträglichkeit zeigen, kann im Einzelfall die TKI-Therapie auch erst nach 4 Zyklen der Chemotherapie begonnen werden. Neu zugelassen und daher auch möglich ist die Kombination von Erlotinib und Bevacizumab beim EGFR-mutierten Adeno-CA. Bei Progress unter EGFR-TKI erfolgt eine Rebiopsie (EBUS, ggf. liquid biopsy ) am progredienten Tumor zur Testung auf die T790M-Mutation, da bei T790M-Resistenzmutation die Folgetherapie mit dem Drittgenerations-EGFR-TKI Osimertinib p.o. (Tagrisso ) indiziert ist. Bei ALK-Translokation sollte auch in 1. Linie mit einem ALK-TKI, z.b. Crizotinib behandelt werden, bei PD unter Crizotinib stehen p.o. Ceritinib (Zykadia ) und ab 05/2017 Alectinib p.o. zur Verfügung.. Bei Versagen der First-line-Therapie oder bei refraktärer Tumorkrankheit sollte bei gutem Allgemeinzustand (ECOG 0-2) eine Second-line-Therapie gegeben werden. Zugelassen sind die Zytostatika Docetaxel und Afatinib, beim Adeno-CA auch Pemetrexed. Möglich ist beim Adeno-CA die Kombination von Docetaxel mit Nintedanib p.o.(vargatef ) oder in 2. Linie unabhängig vom histologischen Subtyp Docetaxel plus i.v. Ramucirumab (Cyramza ). Die Immuntherapie ist in 1. Linie zugelassen bei PD-L1 stark positiven (> 50%) Tumoren. In 2. Linie kann die Immuntherapie bei PD-L1 positiven Tumoren (mit Pembrolizomab) oder unabhängig vom PD-L1-Status mit Nivolumab eingesetzt werden. Alle Patienten mit NSCLC und SCLC sollten eine optimale Supportivtherapie und das Angebot der psychosozialen Betreuung erhalten. Beim NSCLC im Stadium IV soll eine frühe palliativmedizinische Betreuung geplant werden. Jeder der Pat. soll über wohnortnahe palliativmedizinische Angebote informiert werden. BP ISO (neu BP ) Freigabe am Seite 7 von 9
8 4.2. SCLC First Line-Therapie TNM Stadium T1/2N0/1M0 Funktionell Operabel Operation (anatomische Resektion mit systematischer mediastinaler Lymphadenektomie,;ggf. broncho- und angioplastische Resektion), gefolgt von adjuvanter Chemotherapie und PCI (nach aktuellem MRT) im multimodalen Konzept Radio-Chemotherapie in kurativer Intention TNM Stadium T1-4 N2-3 M0 Guter Allgemeinzustand Eingeschränkter Allgemeinzustand Kombinierte simultane Radiochemotherapie mit Cisplatin / Etoposid. In Einzelfällen (max. N2) OP nach 3 Zyklen neoadjuvanter Therapie (Resektion der Primärtumorlokalisation, eine Pneumonektomie sollte vermieden werden) Prophylaktische Schädelbestrahlung nach abgeschlossener Chemotherapie und Remission Kombinierte sequentielle Radiochemotherapie mit einer Kombination aus Platin und Etoposid Chemotherapie mit Cis- oder Carboplatin kombiniert mit Etoposid Alternativen z.b. bei Kontraindikationen gegen Cisplatin sind platinfreie Therapien, z.b. Adriamycin, Cyclophosphamid, Etoposid (ACE Schema) oder Adriamyin, Cyclophosphamid, Vincristin (ACO Schema) "Prophylaktische" Schädelbestrahlung nach abgeschlossener Chemotherapie und Remission, sofern keine zerebrovaskulären Vorschäden mit kognitiver Einbuße beim Pat. bekannt TNM Stadium T1-4 N1-3 M1 Palliative Chemotherapie Standardtherapie ist eine Platin-haltige Kombination mit Cisplatin oder Carboplatin und Etoposid mit möglichst 6 Zyklen. Alternativen sind platinfreie Therapien, z.b. Adriamycin, Cyclophosphamid, Etoposid (ACE Schema) oder Adriamyin, Cyclophosphamid, Vincristin (ACO Schema). Bei Remission extrapulmonal und mindestens partieller Remission pulmonal wird eine konsolidierende Strahlentherapie erwogen. Nach Remission wird eine "Prophylaktische" Schädelbestrahlung empfohlen. BP ISO (neu BP ) Freigabe am Seite 8 von 9
9 4.2.2 Second Line-Therapie Bei Rezidiv nach erfolgreicher First-Line-Therapie oder bei refraktärer Tumorkrankheit sollte die Indikation zu einer Second-Line-Therapie geprüft werden. Zugelassen in dieser Situation ist derzeit nur Topotecan als Monotherapie. Bei einem Rezidiv nach mehr als 6 Monaten nach abgeschlossener First line Therapie In allen anderen Fällen Wiederholung der First Line-Therapie, in der Regel mit Carboplatin/ Etoposid Topotecan als Monotherapie oder EPI/IFO, Amrubicin oder Paclitaxel oder Bendamustin in Einzelfällen Als palliative Behandlungsmöglichkeiten stehen z. B. zur Verfügung: Palliative Chemotherapie Bronchologische Interventionen Palliative Radiotherapie Palliative Resektion (bei eingeschmolzenem Tumor, Blutung) Pleurodeseverfahren (thorakoskopisch, Talkum) Schmerztherapie Ggf. V. Cava-Stent bei ob. Einflussstauung BP ISO (neu BP ) Freigabe am Seite 9 von 9
Lungenklinik Hemer. in kurativer Intention) Im Stadium IB IIIB bei kurativer Behandlungsintention PET (mediast. LK-Staging und Metastasenausschluss)
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