Praktikumsbericht über die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Göttingen vom 10.08.2015 04.09.15 Name: Jasmin Dösselmann Studiengang: Psychologie Matrikelnummer: 839802 Verfasste Wörter: 1205
Inhaltsverzeichnis 1. KURZDARSTELLUNG DER EINRICHTUNG BZW. INSTITUTION 1.1 BESCHREIBUNG DER INSTITUTION 1.2 MITARBEITER 1.3 KLIENTEL UND ANGEBOT DER INSTITUTION 1.4 ARBEITSWEISE 1.5 ARBEITSSCHWERPUNKTE 2 KURZE DARSTELLUNG DER TÄTIGKEIT- / AUFGABENFELDES 2.1 VORBEREITUNG UND ZIELSETZUNG FÜR DIE EIGENE TÄTIGKEIT 2.2 DARSTELLUNG DER EIGENEN TÄTIGKEIT 2.3 KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DER EIGENEN TÄTIGKEIT 3. ZUSAMMENFASSENDE EINSCHÄTZUNG DES PRAKTIKUMS
1. KURZDARSTELLUNG DER EINRICHTUNG BZW. INSTITUTION 1.1 BESCHREIBUNG DER INSTITUTION Vor 65 Jahren wurde die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Göttingen ins Leben gerufen und befindet sich heute in der Nähe des Zentralklinikums. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie gliedert sich in eine Poliklinik/Institutsambulanz, eine Tagesklinik, eine Kinderstation, eine Jugendstation, eine Krisenstation und die Forschungsabteilung. 1.2 MITARBEITER Insgesamt arbeiten im Universitätsklinikum rund 7000 Menschen. Ein Teil von ihnen arbeitet in den verschiedenen Abteilungen der Kinder-/Jugendpsychiatrie. Verschiedene Berufsgruppen, wie Ärzte, Psychiater, psychologische Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, Erzieher, Ergotherapeuten, Lehrer und Krankenpflegekräfte sind in der Psychiatrie vertreten. 1.3 KLIENTEL UND ANGEBOT DER INSTITUTION In die Kinder und Jugendpsychiatrie Göttingen kommen Patienten mit aller Art von psychischen und psychiatrischen Auffälligkeiten. In der Institutsambulanz werden die Patienten erstversorgt und gegebenenfalls sofort oder später zu einem stationären Aufenthalt angemeldet oder in die Tagesklinik verwiesen. Auch besteht die Möglichkeit zur ambulanten Therapie in der Institutsambulanz. Diese verfügt über Spezialsprechstunden: Akutambulanz, Tic-Störungen/Zwangsstörungen, Hyperkinetische Störungen/ADHS, Jugendhilfe und systemische Diagnostik und Therapie. Im Rahmen des stationären Aufenthalts stehen verschiedene Gruppentherapieangebote, wie z.b. Mobilitätstraining, und eine große Vielfalt außertherapeutischer Aktivitäten, wie z.b. Schwimmgruppen, den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung, je nach Alter, Entwicklungsstand und psychischer Verfassung. 1.4 ARBEITSWEISE Die Zuweisung der Patienten zu den einzelnen Stationen erfolgt aufgrund des Alters und der Art und Schwere des Störungsbildes. Anschließend erfolgt die Anamnese durch den Oberoder Stationsarzt. Um körperliche Ursachen für die vorliegende Symptomatik auszuschließen, wird in den ersten Tagen nach Aufnahme eine ausführliche ärztliche
Untersuchung durchgeführt (Blutbild, Körpermaße, EEG etc.). Nach der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und des Aufnahmegesprächs wird ein individueller Therapieplan ausgearbeitet, der immer mit den Fortschritten und Reaktionen des Kindes/des Jugendlichen abgeglichen und gegebenenfalls angepasst wird. Dieser Abgleich, vor allem Medikation, findet montags und donnerstags in der Chef- bzw. Oberarztvisite statt. 1.5 ARBEITSSCHWERPUNKTE In der Kinder- und Jugendpsychiatrie Göttingen liegt der Schwerpunkt auf vollstationären, teilstationären und zum Teil ambulanten Therapieangeboten. Es gibt drei vollstationäre Stationen, die Kinderstation, die Jugendstation und die Krisenstation. Schwerpunkt der Kinderstation sind Kinder im Alter von ca. 5-13 Jahren, meist mit Hyperkinetischen Störungen und Störungen des Sozialverhaltens, aber auch andere Störungsbilder, wie Autismus kommen vereinzelt vor. Die Jugendstation nimmt junge Menschen im Alter von 14-18 Jahren auf, vor allem Depressionen, Borderline und Störungen des Sozialverhaltens sind Behandlungsschwerpunkte. Auf die Krisenstation werden die Patienten eingewiesen, die eine akute Gefahr für sich selbst oder andere darstellen. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf Persönlichkeitsstörungen wie Borderline, Depressionen und psychotischen Patienten. 2. KURZE DARSTELLUNG DER TÄTIGKEIT-/AUFGABENFELDES 2.1 VORBEREITUNG UND ZIELSETZUNG FÜR DIE EIGENE TÄTIGKEIT Eine gute Vorbereitung auf mein vierwöchiges Praktikum in der Kinder- und Jugendpsychiatrie war zum einen die Vorlesung der klinischen Psychologie I, zum anderen vorangegangene klinische bzw. entwicklungspsychologische Seminare, wie z.b. Störungen im Kindes- und Jugendalter oder Veranstaltungen aus dem Wahlfach Medizin. Ziel meines Praktikums in der KJP Göttingen war hauptsächlich herauszufinden, ob ich mir eine therapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Zukunft vorstellen kann.
2.2 DARSTELLUNG DER EIGENEN TÄTIGKEIT Die vier Wochen meines Praktikums auf der Kinderstation wurden in zwei Teile gegliedert. Die ersten zwei Wochen arbeitete ich im Schichtdienst auf der Kinderstation im normalen Stationsalltag mit. Der Frühdienst und der Spätdienst hatten jeweils ihre eigenen strukturierten Abläufe. Im Frühdienst war es Aufgabe an der Übergabe durch den Nachtdienst teilzunehmen und die Küche für den Frühstücksdienst vorzubereiten. Im Anschluss weckte ich die Kinder und gab ihnen bei Bedarf Anleitung zur morgendlichen Hygiene. Während des Frühstücks wurden die Kinder auf ihre jeweiligen Termine des Tages aufmerksam gemacht und anschließend fanden die ersten Gespräche und Gruppentherapien statt, bei denen ich zum Teil dabei sein durfte. In der Zeit bis zum Mittagessen gab es abhängig von den Terminen der Kinder verschiedene Angebote an Aktivitäten. Oft wurden Gesellschaftsspiele gespielt, bei denen es vor allem die Aufgabe war, die Kinder in ihrer Impulsivität zu regulieren und darauf zu achten, dass Regeln eingehalten werden. Bei gutem Benehmen der Gruppe, wurden auch größere Aktivitäten, wie Schwimmen gehen angeboten, bei denen ich als Betreuer mitkommen durfte. Insgesamt war meine Tätigkeit auf Station vor allem mich mit den Kindern zu beschäftigen, den Alltag einer psychiatrischen Kinderstation kennenzulernen und den Mitarbeitern eine Unterstützung zu bieten, da viele Aktivitäten nur mit Ausreichender Besetzung durchgeführt werden können. Im zweiten Teil meines Praktikums lief ich bei dem leitenden Psychologen der Station mit. Dabei durfte ich bei Therapiesitzungen Protokoll schreiben und tauschte mich im Anschluss mit dem Therapeuten über meine Eindrücke aus. Des Weiteren, durfte ich nach einer kurzen Einweisung selbst ein Mädchen auf der Krisenstation mithilfe des SKID-I und SKID-II und des DYSIPS-II testen und anschließend auswerten. Ich bekam zudem sehr interessante Einblicke in forensische Diagnostik, da der leitendende Psychologe auch als Gutachter tätig ist und mir Frage und Antwort stand, nachdem ich einige seiner Gutachten lesen durfte. Außerdem wird aktiv geforscht, sodass ich zusammen mit einer anderen Praktikantin unter ihrer Anleitung Literaturrecherche betrieb und die vorläufigen Ausarbeitungen Korrektur las.
2.3 KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DER EIGENEN TÄTIGKEIT Vor dem Praktikum hatte ich keine Erfahrungen im Umgang mit jüngeren Kindern im Grundschulalter. Eine der größten Aufgaben war es mich auf die Kinder einzustellen und altersgerecht mit ihnen zu interagieren. Meine Rolle als Praktikant war in dieser Hinsicht nicht einfach, da die Kinder genau um meinen Status wussten und mich somit das eine oder andere Mal auf die Probe stellen. Im Laufe des Praktikums spielte sich das Miteinander immer mehr ein und ich wurde für die Kinder zur Bezugspersonen und Teil ihres Alltags. Außerdem hatte ich vor dem Praktikum keine Erfahrungen mit diagnostischen Instrumenten in der Praxis, allerdings fiel es mir nach Anleitung und Übung leicht. Das Arbeitsklima war stets freundlich und unterstützend, allerdings wurde viel Eigeninitiative erwartet um wirklich etwas Lernen zu können. Im Nachhinein empfinde ich sowohl den Umgang mit den Kindern, als auch mein persönliches gefordertes Engagement als große Bereicherung. Mehr Hilfestellung und Feedback seitens des Betreuers wären noch wünschenswert gewesen, was zeitlich und terminlich im Stationsalltag jedoch schwer möglich ist. So halfen wir Praktikanten uns oft gegenseitig bei den uns übertragenen Aufgaben. Ob ich es ernsthaft in Betracht ziehe eine Ausbildung zum Kinder-und Jugendlichen-Psychotherapeuten zu absolvieren, bin ich mir nicht sicher. Es würde sich eher anbieten eine breitere Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten für Erwachsene zu machen. 3. ZUSAMMENFASSENDE EINSCHÄTZUNG DES PRAKTIKUMS Ein Praktikum in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Universitätsklinikum Göttingen ist sehr zu empfehlen, wenn Interesse darin besteht über den Tellerrand hinauszuschauen. Es ist viel Eigeninitiative gefragt, jedoch wird man dafür mich Einblicken in aktuelle Forschung, in forensische Diagnostik und in den Ablauf einer psychiatrischen Kinderstation belohnt. Außerdem wird dieses Engagement belohnt, indem man viel selbstständig arbeiten darf und so zu wirklichen praktischen Erfahrungen im klinischen Bereich kommt. Als Empfehlung zur Vorbereitung auf dieses Praktikum würde ich jedem raten, Statistikkenntnisse aufzufrischen und sich vorher mit den verschiedenen diagnostischen Instrumenten für Kinder und Jugendliche zu beschäftigen. Vorkenntnisse im Bereich der theoretischen klinischen Psychologie sollten selbstverständlich sein.