21. Affine Koordinaten und affine Abbildungen

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Transkript:

21.1. Grundbegriffe Definition: Sei A ein affiner Raum mit Richtungs-VRm V der Dimension n. (a) Sei B die Menge aller Basen von V. Ein Paar K := (O, B) A B heißt affines Koordinatensystem, wobei O der Ursprung heißt. (b) Durch die Koordinatendarstellung D B : V K n zur Basis B definiert: D K : A K n, P D B ( OP ) den Koordinatenvektor D K (P ) von P bezüglich O. (c) Die Abbildung D K : A A n (K) heißt Koordinatendarstellung zum Koordinatensystem K. Aufgabe: Was entspricht Homomorphismen von VRmen bei affinen Räumen? Definition: Seien A, B affine Räume mit Richtungen V, W. Eine Abbildung ϕ : A B heißt affine Abbildung oder Morphismus affiner Räume, falls ein Φ Hom(V, W ) existiert, sodass gilt: x V, P A : ϕ(x + P ) = Φ(x) + ϕ(p ) Schreibe: Hom aff (A, B) := {ϕ : A B ϕ affin }. Beispiel: (1) Die Identität id A : A A ist affin mit zugehörigem Φ = id V. (2) Für festes Q B ist die konstante Abbildung ϕ Q : A B, P Q affin, mit der Nullabbildung als zugehörigem Homomorphismus. Bemerkung: (1) ϕ : A B mit zugehörigem Φ Hom(V, W ) ist genau dann affin, wenn gilt: P 0 A : x V : ϕ(x + P 0 ) = Φ(x) + ϕ(p 0 ) (2) Ist ϕ Hom aff (A, B), so ist der zugehörige Homomorphismus Φ =: Λ ϕ eindeutig bestimmt. (3) Die Hintereinanderausführung affiner Abbildungen ist affin, d.h.: Hom aff (A, B) Hom aff (B, C) Hom aff (A, C), (ϕ, ψ) ψ ϕ 71

(4) ϕ Hom aff (A, B) ist genau dann injektiv (bzw. surjektiv), wenn Λ ϕ injektiv (bzw. surjektiv) ist. (5) Ist ϕ Hom aff (A, B) bijektiv, so existiert ϕ 1 Hom aff (B, A). Definition: Ein bijektives ϕ Hom aff (A, B) heißt Isomorphismus affiner Räume oder Affinität. Ist zusätzlich A = B, so heißt ϕ Hom aff (A, A) Automorphismus. Diese Automorphismen bilden die Gruppe Aut aff (A), genannt die affine Gruppe von A. Beweis: (1) Sei P A beliebig und y := P 0 P. Dann gilt für alle x V : ϕ(x + P ) = ϕ(x + y + P 0 ) = Φ(x + y) + ϕ(p 0 ) = Φ(x) + Φ(y) + ϕ(p 0 ) = Φ(x) + ϕ(y + P 0 ) = Φ(x) + ϕ(p ) (2) Sei ϕ Hom aff (A, B) gegeben, dann gilt für alle P A, x V : Also ist Φ durch ϕ eindeutig bestimmt. ϕ(x + P ) = Φ(x) + ϕ(p ) = Φ(x) = ϕ(p )ϕ(x + P ) (3) Sei ϕ Hom aff (A, B), ψ Hom aff (B, C). Dann gilt für alle P A, x V : ψ ϕ(x + P ) = ψ(ϕ(x + P )) = ψ(λ ϕ (x) + ϕ(p )) = Λ ψ (Λ ϕ (x)) + ψ(ϕ(p )) = Λ ψ Λ ϕ (x) + ψ ϕ(p ) Also ist ψ ϕ affin mit zugehörigem Homomorphismus Λ ψ ϕ = Λ ψ Λ ϕ. (4) Es gilt für ϕ Hom aff (A, B): ϕ injektiv (ϕ(p ) = ϕ(q) = P = Q) (ϕ( QP + Q) = ϕ(q) = P = Q) (Λ ϕ ( QP ) + ϕ(q) = ϕ(q) = P = Q) (Λ ϕ ( QP ) = 0 = QP = 0) Λ ϕ ist injektiv Der Beweis für Surjektivität erfolgt analog. (5) Leichte Übung! 72

21.1. Grundbegriffe Satz 28: Seien A, B affine Teilräume mit Richtungen V, W. Zu (P 0, Q 0 ) A B und Φ Hom(V, W ) existiert genau eine affine Abbildung ϕ : A B mit Λ ϕ = Φ und ϕ(p 0 ) = Q 0. Beweis: Es ist A = V + P 0. Definiere ϕ(x + P 0 ) := Φ(x) + Q 0, so ergibt sich nach Bemerkung (1) eine affine Abbildung mit ϕ(p 0 ) = Q 0. Dies legt ϕ bereits eindeutig fest. Satz 29: Die Koordinatenabbildung D K : A A n (K) zu einem Koordinatensystem K = (O, B) ist ein affiner Isomorphismus (mit zugehöriger linearer Abbildung D B : V K n ). Beweis: Es gilt: D K (x + O) Def. = D B (x) = D B (x) + 0 = D B (x) + D K (O) Nach Satz 29 existiert genau eine affine Abbildung, die dies tut. Dass es sich bei D K um eine Isometrie handelt, wurde bereits früher eingesehen, da D B Isometrie ist. Korollar: Affine Räume über festen Körper sind genau dann isomorph, wenn ihre Dimension gleich ist. Satz 30 (Erhaltung von Teilräumen): Sei ϕ Hom aff (A, B) und C A. Falls C affiner Teilraum mit Richtung U := U C ist, so ist ϕ(c) B affiner Teilraum mit Richtung Λ ϕ (U). Ist ϕ Isomorphismus, so gilt: (1) C A ist genau dann affiner Teilraum, wenn ϕ(c) B affiner Teilraum ist. (2) Es gilt dim C = dim ϕ(c) für jeden affinen Teilraum C. (3) Sind C, C A affine Teilräume, so gilt: ϕ([c C ]) = [ϕ(c) ϕ(c )] und: ϕ(c C ) = ϕ(c) ϕ(c ) (4) C C = ϕ(c) ϕ(c ) 73

Beweis: Sei ϕ Hom aff (A, B), P C (d.h. C = U + P ). Nach Teilraumkriterium gilt dann: ϕ(c) = Φ(U) + ϕ(p ) Daraus folgt, dass ϕ(c) affiner Teilraum ist. (1) Leichte Übung! (2) Leichte Übung! (3) Sogar für beliebige Teilmengen C, C A gilt, wenn ϕ bijektiv ist: ϕ(c C ) = ϕ(c) ϕ(c ) Für alle affinen Teilräume D, die C C enhalten, gilt: ϕ(d) ϕ(c) ϕ(c ) Also gilt insbesondere auch für D := [C C ]: ϕ([c C ]) ϕ(c) ϕ(c ) Daraus folgt (für jede affine Abbildung, also insbesondere auch für ϕ 1 ): ϕ([c C ]) [ϕ(c) ϕ(c )] Insgesamt folgt: [C C ] ϕ 1 ([ϕ(c) ϕ(c )]) [ϕ 1 (ϕ(c)) ϕ 1 (ϕ(c ))] = [C C ] Daraus folgt die Gleichheit. (4) Leichte Übung! 21.1.1. Grundaufgaben im affinen Standardraum A n (K) Seien P 0,..., P m, Q 0,..., Q s K n und B := [P 0,..., P m ], C := [Q 0,..., Q s ] gegeben. Ziel ist es [B C] und B C zu berechnen. Mit x i := P 0 P i = P i P 0 gilt: Analog gilt mit z j := Q 0 Q i = Q i Q 0 : B = x 1,..., x m + P 0 Daraus folgt dann mit y := P 0 Q 0 : C = z 1,..., z s + Q 0 [B C] = x 1,..., x m, z 1,..., z s, y + P 0 74

21.1. Grundbegriffe (1) Finde mit dem Gauß-Algorithmus eine Basis {b 1,..., b r } von U, dann gilt: [B C] = [b 1 + P 0,..., b r + P 0, P 0 ] mit erzeugenden Punkten in allgemeiner Lage. (2) Interpretiere B als Lösungsmenge L(A, b) eines LGS Ax = b. Sei x 0 = P 0 K n, dann liefert der Spezialfall B = C in (1): B = U + x 0 wobei b 1,..., b r Basis von U ist. Ziel ist es nun, eine Matrix A K n r n zu finden, mit U = Kern(Λ A ). Dazu betrachte die Matrix: M := ( b 1 b r ) Offensichtlich gilt rg(m) = r. Betrachte nun die Rechtsmultiplikation: P M : K n K r, y ym Dann hat der Kern von ρ M Dimension n r und eine Basis aus Zeilenvektoren {c 1,..., c n r }. Damit lässt sich nun die Matrix A wie folgt definieren: c 1 A :=. Da der Rang von A offensichtlich n r ist, ist die Dimension des Kerns genau r, und es gilt: c n r t {1,..., n r} : c t M = 0 t {1,..., n r}, j {1,..., r} : c t b j = 0 j {1,..., r} : Ab j = 0 Also ist U Unterraum von Kern(Λ A ) und aus der Gleichheit der Dimensionen beider Räume folgt dann: B = L(A, b) (3) Durchschnittsberechnung: Finde mit Hilfe von (2) Matrizen A, A und b, b K n, sodass B = L(A, b), C = L(A, b ) ist. Dann gilt: B C = L(D, d) mit D := ( ) A A, d = ( ) b b Es genügt nun das LGS Dx = d zu lösen, um B C zu erhalten. Beispiel: Betrachte den affinen Raum A 3 (F 2 ) = {0, 1} 3. Gegeben seien die Ebenen: 1 0 0 E := 0, 1 + 0 = [e 1, e 2, 0] 0 0 0 0 1 1 F := 0, 0 + 1 = [e 2, e 1 + e 2, e 2 + e 3 ] 1 0 1 75

Zur Bestimmung von E F werden zunächst die zu E und F gehörigen Gleichungssysteme aufgestellt: E = {x F 3 2 x 3 = 0} = L((0, 0, 1), 0) 1 F = Kern(Λ (0,1,0) ) + 1 = L((0, 1, 0), 1) 1 Daraus folgt: ( ) ( ) 0 0 1 0 E F = L(, ) = {e 0 1 0 1 2, e 1 + e 2 } Satz 31 (Satz von Pappos): In einem affinen Raum A mit Dimension 2 seien G, G verschiedene Geraden mit G G = {O} A. Ferner seien P 1, P 2, P 3 G \ {O} und Q 1, Q 2, Q 3 G \ {O}, sodass gilt: P 1 Q 3 P 3 Q 1 und P 1 Q 2 P 2 Q 1 Daraus folgt: P 2 Q 3 P 3 Q 2 Beweis: Da Q 3 / G ist, sind O, P 1, Q 3 in allgemeiner Lage. Daraus erhalten wir folgendes Koordinatensystem: K := (O, { OP 1, OQ 3 }) Da die Koordinatendarstellung D K : A A 2 (K) Parallelitäten und Schnittpunkte erhält, können wir o.b.d.a annehmen: ( ) 0 A = A 2 (K) und O = 0 Dann gilt: P 1 = ( ) ( ) λ1 1 OP 1 = = 0 0 Q 3 = ( ) ( ) 0 0 OQ 3 = = µ 1 1 ( ) λ2 P 2 = 0 ( ) 0 Q 2 = µ 2 ( ) λ3 P 3 = 0 ( ) 0 Q 3 = µ 3 Wobei λ 2, λ 3, µ 2, µ 3 0 sind. Daraus folgt für die Richtungen: i, j {1, 2, 3} : U Pi Q j = P i Q j = ( ) 1 = U P1 Q 3 = 1 ( λi µ j Nach Vorraussetzung ist λ 3 = µ 1 und es existiert ein ρ K, sodass gilt: ( ) ( ) λ2 1 = ρ µ 1 µ 2 ) 76

21.2. Koordinatenwechsel und Darstellung affiner Abbildungen Daraus folgt mit λ 3 = ρµ 2 = λ 2 µ 2 : ( λ2 U P2 Q 3 = µ 3 ) ( ) λ2 µ = 2 µ 2 ( ) λ3 = µ 2 = U P3 Q 2 Also sind P 2 Q 3 und P 3, Q 2 parallel. 21.2. Koordinatenwechsel und Darstellung affiner Abbildungen Lemma: Seien K = (O, B) und L = (Q, C) Koordinatensysteme des affinen Raums A mit Richtung V. Sei M CB := D CB (id V ) die Basiswechselmatrix. Dann rechnen sich Koordinaten eines Punktes P bzgl. K in die Koordinaten bzgl. L wie folgt um: D L (P ) = M CB (D K (P ) D K (Q)) Beweis: Es gilt: D L (P ) = D C ( QP ) = M CB D B ( QP ) = M CB D B ( OP OQ) = M CB (D B ( OP ) DB ( OQ)) = M CB (D K (P ) D K (Q) Anwendung: Ist ein beliebiges Koordinatensystem L = (Q, B) gegeben, so lässt sich ein Punkt P einfach in das Koordinatensystem K = (0, S) von A n (K) mit Standardbasis S überführen. Schreibe dazu B als: Dann ist M SB = B und es gilt: B = ( b 1 b n ) K (n n) D L (P ) = M BS (P Q) = B 1 (P Q) 77

Lemma: (1) Die Abbildung ψ : K n K m ist genau dann affin, wenn gilt: Schreibe daher kurz: ψ =: (A, a) (2) Ist ferner C K t m, c K t, so gilt: A K m n, a K m : Ψ(x) = Ax + a (C, c) (A, a) = (CA, Ca + c) (3) Ist m = n und A GL n (K), so ist (A, a) bijektiv und es gilt: (A, a) 1 = (A 1, A 1 a) Beweis: (1) Die Abbildung ψ ist genau dann affin, wenn ein Λ ϕ = Λ A Hom aff (K n, K m ) für ein A K m n, sodass gilt: Die Behauptung folgt mit a := ψ(0). (2) Leichte Übung! ψ(x) = ψ(x + 0) = Λ ϕ (x) + ψ(0) (3) Leichte Übung! Definition: Seien A, A affine Räume mit Koordinatensystemen K = (O, B), K = (O, B ) und zugehörigen Koordinatenisomorphismen D K, D K. Definiere: D K K(ϕ) := D K ϕ D 1 K Hom aff(k n, K m ) Lemma: Es gilt: D K K(ϕ) = (D B B(Λ ϕ ), D B ( O ϕ(o))) Beweis: Sei P A beliebig, so entspricht es D K (P ) K n. Dann gilt: D K K(ϕ)(D K (P )) Def. = D K (ϕ(p )) Def. = D B ( O ϕ(p )) = D B ( O ϕ(o) + ϕ(o)ϕ(p )) = D B ( O ϕ(o)) + D B ( ϕ(o)ϕ(p )) = D B ( O ϕ(o)) + D B (Λ ϕ ( OP )) = D B B(Λ ϕ ) D B ( OP ) + DB ( O ϕ(o)) = (D B B(Λ ϕ ), D B ( O ϕ(o)))(d K (P )) 78

21.3. Geometrische Eigenschaften von affinen Abbildungen Da also beide Abbildungen auf einen beliebigen Punkt P die selbe Wirkung haben, müssen sie gleich sein. Bemerkung: Das Zusammenfügen von kommutativen Diagrammen liefert für einen weiteren affinen Raum A mit Koordinatensystem K = (O, B ) und einer affinen Abbildung Ψ : A A : D K K(ψ ϕ) = D K K (ψ) D K K(ϕ) Korollar: (1) Speziell für eine affine Abbildung ϕ : A A und zwei Koordinatensysteme K, L gilt: D LL (ϕ) = D LK (id) D KK (ϕ) D KL (id) (2) Insbesondere gilt für ϕ = id: D LL (ϕ) = D KK (ϕ) (3) Für A n (K) mit Standardkoordinatensystem K = (0, S), sei D KL (id) =: (M, b). Dann gilt für ϕ = (A, a) = D KK (ϕ): D LL (ϕ) = (M 1 AM, M 1 ((A I)b + a)) Beweis: (1) Folgt aus zweimaligem anwenden der obigen Bemerkung. (2) Folgt aus (1). (3) Es gilt: D LK (id) = (M, b) 1 = (M 1, M 1 b) Der restliche Beweis ergibt sich aus (1). 21.3. Geometrische Eigenschaften von affinen Abbildungen Wir haben gesehen, dass Koordinaten für den Umgang mit affinen Abbildungen nützlich sind. Nun stellen wir die Frage, inwiefern Koordinaten nötig sind, d.h. welche Eigenschaften von der Koordinatenwahl abhängen. Definition: Sei A affiner Raum und ϕ Hom aff (A, A). (a) P A heißt Fixpunkt von ϕ, falls gilt: ϕ(p ) = P 79

(b) Ein affiner Teilraum B A heißt Fixraum von ϕ, falls gilt: ϕ(b) B (c) Ein Untervektorraum U des Richtungsvektorraums U A heißt Fixrichtung von ϕ, falls gilt: Λ ϕ (U) U Beispiel: (1) Sei x V := U A fest und eine Translation gegeben, dann gilt: ϕ = τ x : A A, P x + P (a) Für alle U V ist U Fixrichtung, da Λ ϕ = id V ist. (b) Für x 0 existieren keine Fixpunkte. (c) Für eine Fixgerade G muss gelten: ϕ(g) = x + G G x U G Also ist die Menge aller Fixgeraden für X 0: {Kx + P P A} Beachte dass eine Fixgerade hier keinen Fixpunkt enthält. (2) Seien µ K \ {0} und P A fest und eine Streckung ϕ : A A, x + P µx + P mit Zentrum P und Streckungsfaktor µ gegeben. Da im Fall µ = 1 ϕ = id = τ 0 gilt, wollen wir im Folgenden µ 1 annehmen. (a) Die Menge der Fixpunkte ist gleich {P }. (b) Für alle U V ist U Fixrichtung. (c) Fixgeraden sind genau die Geraden, die P enthalten. Lemma: Für A K n n, a K n und ϕ = (A, a) gilt: (1) Die Fixpunkte bilden den affinen Teilraum L(A I, a). (2) Genau dann, wenn 1 kein Eigenwert von A ist, ist die Menge der Fixpunkte einelementig. (3) B ist genau dann Fixraum von ϕ, wenn U B Fixrichtung ist und ein Punkt P B mit ϕ(p ) B existiert. 80

21.4. Geometrische Charakterisierung von Affinitäten Beweis: (1) Es ist ϕ = Ax + a, also gilt: ϕ(x) = x Ax + a = x Ax x = a (A I)x = a x L(A I, a) (2) Ist 1 kein Eigenwert von ϕ, so existiert (A I) 1, daraus folgt für einen Fixpunkt x: x = (A I) 1 ( a) Also ist x eindeutig bestimmt. (3) B = U + P ist genau dann Fixraum, wenn gilt: ϕ(b) B ϕ(u + P ) U + P = B Λ ϕ (U) + ϕ(p ) U + P ϕ(p ) B Λ ϕ (U) U Also ist U Fixrichtung. 21.4. Geometrische Charakterisierung von Affinitäten Definition: Sei A ein affiner Raum mit einer (nicht notwendigerweise affinen) Abbildung ϕ : A A. ϕ heißt geradentreu, wenn für G A gilt: G Gerade ϕ(g) Gerade Beispiel: (1) Affinitäten sind geradentreu. (2) Die Abbildung: ist geradentreu, aber nicht affin. ϕ : A 2 (C) A 2 (C), (α, β) (α, β) Lemma: Sei A ein affiner Raum über K F 2 und sei ϕ : A A bijektiv und geradentreu. Dann gilt für O, P, Q A : ϕ([p, Q]) = [ϕ(q), ϕ(p )] und ϕ([o, P, Q]) = [ϕ(o), ϕ(p ), ϕ(q)]. Falls dim(a) = 2, so gilt: (1) Sind P Q Fixpunkte von ϕ, so folgt: G := [P, Q] ist Fixgerade (2) Sind H G Fixgeraden, so folgt: H G = {Q} mit Fixpunkt Q. (3) Ist G Fixgerade und P Fixpunkt, so folgt: H mit H G P H ist Fixgerade. 81

Vorbemerkung: Auch ϕ 1 ist geradentreu Beweis: Ohne Einschränkung sei P Q. Aus ϕ geradentreu folgt ϕ 1 (G) }{{} =:L Gerade ϕ(l) }{{} =G Gerade ϕ([p, Q]) Gerade ϕ(p ), ϕ(q) [ϕ(p ), ϕ(q)] Daraus folgt die Gleichheit, da die Dimension gleich ist. Behauptung: B := ϕ([o, P, Q]) ist ein affiner Teilraum. Wende das Teilraumkriterium an [Sei ϕ(r), ϕ(s) B mit R, S [O, P, Q], dann folgt [ϕ(r), ϕ(s)] = ϕ([r, S]) B] und B [ϕ(o), ϕ(p ), ϕ(q) ] }{{}}{{}}{{} =:O =:P =:Q Gleicher Schluss für vp 1 : Wende ϕ an: Damit folgt die Gleichheit. Speziell für dim A = 2: ϕ 1 ([O, P, Q ]) [ϕ 1 (O ), ϕ 1 (P ), ϕ 1 (Q )] = [O, P, Q] (1) Für G := [P, Q] gilt: [O, P, Q ] ϕ([o, P, Q]) = B ϕ(g) = [ϕ(p ), ϕ(q)] = [P, Q] = G (2) G H, G H =: {Q}; dann folgt {ϕ(q)} = ϕ(g H) ϕ(g) ϕ(h) = G H Daraus folgt {ϕ(q)} G H = {Q}, also ϕ(q) = Q. (3) Fall P G: also H = G. Fertig. Fall P G: H G = H G = ϕ bij. ϕ(h) ϕ(g) = = ϕ(h) G }{{} G Aus P = ϕ(p ) ϕ(h) folgt H = ϕ(h). 82

21.4. Geometrische Charakterisierung von Affinitäten Satz 32: (1) Sei A ein affiner Raum mit dim A > 1 über dem Körper K = F p (p > 2) oder K = Q. Für eine Abbildung ϕ : A A gilt: ϕ Affinität ϕ bijektiv und geradentreu (2) Sei K ein Körper mit Teilkörper Q, n > 1. Ist ϕ : K n K n bijektiv und geradentreu mit ϕ(0) = 0, so folgt: ϕ ist Q-linear. Beweis: (1) = : bekannt = : Wähle Koordinatensystem K = (0, B) und L = (ϕ(0), B). Schachtele mit den affinen Bijektionen D 1 K und D L zu ϕ := D L ϕ D 1 K : Kn K n (mit ϕ(0) = 0) Es gilt: ϕ ist geradentreu, bijektiv (bzw. Affinität) genau dann, wenn ϕ die entsprechende Eigenschaft hat. Daher gilt ohne Beschränkung der Allgemeinheit: ϕ : K n K n und ϕ(0) = 0. (1) (2) Restbehauptung: Für K 0 := F p oder Q gilt: ϕ ist K 0 -linear. Zu zeigen: Für P, Q K n, λ K 0 gilt: ϕ(λp ) = λϕ(p ), ϕ(p + Q) = ϕ(p ) + ϕ(q) Oder: Auf U 0 := K 0 P + K 0 Q ist ϕ U0 K 0 -linear. Dies ist leicht zu reduzieren auf den Fall: P, Q sind linear unabhängig: O := 0, P, Q in allgemeiner Lage, E := [O, P, Q] ist Ebene mit zwei verschiedenen Geraden [O, P ], [O, Q] E. Mit ϕ geradentreu und bijektiv folgt: [ϕ(o), ϕ(p ), ϕ(q)] = ϕ(e) 2 verschiedene Geraden; daraus folgt ϕ(e) ist Ebene, also {ϕ(0), ϕ(p ), ϕ(q)} in allgemeiner Lage, }{{} =0 d.h. ϕ(p ), ϕ(q) sind linear unabhängig. Daraus folgt: es existiert ρ Aut(K n ) mit ρ(p )ϕ(p ), ρ(q) = ϕ(q) Beachte: Ψ U0 := ρ 1 ϕ E : E E ist bijektiv, geradentreu und hat mindestens die Fixpunkte O, P, Q. Zeige: Ψ U0 = id ( ϕ U0 ist K 0 -linear; mit anderen Worten: U 0 besteht aus Fixpunkten von Ψ) 1. Schritt: Für alle n N : np Fixpunkte von Ψ (mit vollständiger Induktion) n = 0, 1: n 1 n: Falls (n 1)P = 0, so ist np = P Fixpunkt. Fertig. Falls R := (n 1)P 0 Fixpunkt ist, dann folgt nach Lemma: die parallelen 83

Geraden G 1 [O, Q] mit R G 1 und G 2 [O, P ] mit Q G 2 sind Fixgeraden G i und G 1 G 2 = {R + Q} ist Fixpunkt. Damit und mit [Q, P ] Fixgerade folgt, dass eine parallele Gerade G 3 durch R + Q Fixgerade ist. Also ist ein Fixpunkt. (R + Q + K(P Q)) K P = G 3 [O, P ] = {np } Analog: für alle m N : mq ist Fixpunkt. 2. Schritt: K 0 P (und analog K 0 Q) besteht aus Fixpunkten. Fall K 0 = F p : Fertig nach dem ersten Schritt, da F p = {n 1 Fp n N} Fall K 0 = Q: Seien m n > 0 in N. [mq, np ] ist Fixgerade. Die Parallele G 4 durch Q ist Fixgerade G 4 = K (mq np ) + Q Daraus folgt: G 4 [O, P ] =: {S} ist Fixpunkt mit S = n mp. Ferner ist S Fixpunkt, denn: {S + Q} = (K Q + S) }{{} [O,Q] Beides sind Fixgeraden, also ist {S + Q} Fixpunkt (K S + Q) }{{} [O,S] { S} = [O, S] (K (S + Q) + Q) 3. Schritt: Zu zeigen: für alle T U 0 : T ist Fixpunkt α, β K 0 : T = αp βq {T } = (KP + βq }{{} F ixpunkt } {{ } [O,P ] ) (KQ + αp }{{} F ixpunkt ) } {{ } [O,Q] 84