Anhang A1. Schwingungen. A1.1 Freie Schwingung ohne Dämpfung. A1.2 Freie Schwingung mit Dämpfung PN0907

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Anhang A1 Schwingungen Am Beispiel eines Drehschwingers werden im Folgenden die allgemeinen Eigenschaften schwingfähiger Systeme zusammengestellt und diskutiert. A1.1 Freie Schwingung ohne Dämpfung Idealisierter Fall: Reibungsverluste vernachlässigt Bewegungsgleichung Drehmomentengleichung): Θ ϕ = Dϕ, Θ = Trägheitsmoment des Drehkörpers D = Richtkonstante Dϕ = rücktreibendes Drehmoment Die zugehörige Normalform für alle Schwingungssysteme) lautet: ϕ + ω ϕ = 0, mit ω = D Θ A1.1) A1.) Mathematisch handelt es sich um eine lineare homogene Dierentialgleichung. Ordnung. Die allgemeine Lösung ist die Summe von linear unabhängigen Lösungen. Lösungsansatz: ϕt) = Ae λt mit A und λ allgemein komplex. Die Lösung muss eine Funktion sein, die sich beim Dierenzieren bis auf eine Konstante reproduziert. Durch Einsetzen ergibt sich: λ = ω A1.3) λ 1, = ±iω A1.4) PN0907 Die noch unbestimmten Konstanten a und b werden durch die Anfangsbedingungen festgelegt, z.b.: ϕt = 0) = ϕ = a und ϕt = 0) = 0 = b. Damit folgt aus Gleichung A1.6) ϕt) = ϕ cos ω t mit der Frequenz ν = ω /π und der Schwingungsdauer T = π/ω. Das System schwingt harmonisch, d.h. co-)sinusförmig, mit konstanter Amplitude ϕ und die Eigenfrequenz ω, welche unabhängig von der Amplitude ist. Anmerkung: Die allgemeine Lösung A1.6 ist äquivalent zu der Lösungsform ϕt) = c cos ω t α). A1.7) Die beiden unbestimmten Konstanten a und b können durch die Konstanten c = 4a + b ) und α mit tan α = b/a α Phasenwinkel) ausgedrückt werden Additionstheorem für den Cosinus). A1. Freie Schwingung mit Dämpfung Realistischer Fall: Reibungsverluste berücksichtigt Bewegungsgleichung: Θ ϕ + r ϕ + Dϕ = 0 A1.8) mit dem Reibungs- oder Dämpfungs-)Drehmoment r ϕ, das proportional der Winkelgeschwindigkeit ist. Damit ergibt sich folgende Normalform: ϕ + β ϕ + ω ϕ = 0 mit β = r Θ, ω = D Θ. A1.9) Im Allgemeinen führt der Lösungsansatz ϕt) = Ae λt zu zwei Werten für λ: Allgemeine Lösung: ϕt) = Ae iω t + Be iω t. A1.5) ϕ ist eine messbare Variable und daher reell. Gesucht sind also nur solche Lösungen, die ein reelles ϕ ergeben. Das legt den Konstanten A und B die Bedingung B = A auf, d.h. wenn A = a + ib ist, muss B = a ib sein. ϕt) ist dann Euler-Formel) zweimal der Realteil von [a + ib) cos ω t + i sin ω t)]: Es sind drei Fälle zu unterscheiden: λ 1, = β ± β ω. a) β > ω Kriechfall b) β = ω Grenzfall c) β < ω Schwingfall A1.10) ϕt) = a cos ω t b sin ω t. A1.6) die drei charakteristisch verschiedene Bewegungsformen Abb. A1.1) beschreiben. Physikalisches Institut der Universität Bonn: Praktikumsanleitung A1.1

Anhang A1. Schwingungen A1.. Freie Schwingung mit Dämpfung A1..a) Kriechfall β > ω ) γ = β ω ist reell und positiv. λ 1 = β + γ und λ = β γ sind beide reell und negativ γ < β). Die allgemeine Lösung lautet: ϕt) = Ae λ 1t + Be λ t A1.11) mit den reellen Konstanten A und B, die durch gewählte Anfangsbedingungen festgelegt werden können. Das System schwingt nicht, sondern bewegt sich aperiodisch Abb. A1.1, unten). Ist es einmal aus der Ruhelage ausgelenkt, bewegt es sich asymptotisch kriechend zu ihr zurück z.b. Fadenpendel in Sirup statt Luft). A1..b) Aperiodischer Grenzfall β = ω ) Hier fallen die beiden λ-werte zusammen und es ist somit nur eine partikuläre Lösung gefunden. Zum Aufsuchen der zweiten, linear unabhängigen Lösung macht man den Ansatz: ϕt) = ft) e λt A1.1) und zwar mit der einfachsten Möglichkeit für ft), nämlich ft) = Bt. Das führt zu der Bestimmungsgleichung für λ: t λ + ω ) = λ + ω ). A1.13) Sie ist nur dann für alle Zeiten t erfüllt, wenn λ + ω = 0; insbesondere λ reell und negativ ist. Damit ergibt sich die Allgemeine Lösung: mit den Anfangsbedingungen: ϕt) = Ae ω t + Bte ω t ; A und B reell. A1.14) ϕt = 0) = ϕ = A ϕt = 0) = 0 = ω A + B. Damit : ϕt) = ϕ 1 + ω t) e ω t. A1.15) Auch in diesem Fall ist die Bewegung aperiodisch. ϕt) geht monoton gegen 0. Das System kommt in besonders kurzen Zeiten der Ruhelage sehr nahe. Z.B. wird in der charakteristischen Zeit T = π/ω bereits der Wert ϕt ) = 0, 014 erreicht. Diese Bewegungsform stellt den Grenzfall der aperiodischen Bewegung dar. Das System schwingt gerade eben nicht Abb. A1.1, Mitte). Abb. A1.1: Freie Schwingung für die Anfangsbedingung ϕ0) = 1 und ϕ0) = 0 für den Schwingfall oben), den aperiodischen Grenzfall mitte) und dem Kriechfall unten). Die Abszisse ist in Einheiten der Schwingungsdauer T angegeben. A1.

A1.3. Erzwungene Schwingung mit Dämpfung Anhang A1. Schwingungen Bei analogen Messgeräten mit schwingfähigen Messsystemen z.b. Drehspulinstrumente) ist man an kurzen Einstellzeiten auf den Messwert = Ruhelage) interessiert. Ihre Dämpfung wird daher in der Regel so gewählt, dass sie nahe dem aperiodischen Grenzfall arbeiten, und zwar gerade sowenig in Richtung Schwingfall β ω ), dass das Messsystem einmal durchschwingt und sich aperiodisch der Ruhelage nähert. A1..c) Schwingfall β < ω ) Wie im ungedämpften Fall ergeben sich zwei verschiedene komplexe Werte für λ: λ 1, = β ± i ω β = β ± iˆω. A1.16) Mit denselben Anfangsbedingungen wie im ungedämpften Fall erhält man die Lösung: ϕt) = ϕ e βt cos ˆωt mit ˆω = ω β. A1.17) Die Eigenfrequenz ˆω dieser Schwingung ist kleiner als die der ungedämpften Schwingung ω ). Der Unterschied ist aber für fast alle Schwingsysteme sehr klein. Die Amplitude: ϕt) = ϕ e βt A1.18) klingt exponentiell ab. Nach n bzw. n + 1 Schwingungen beträgt sie: ϕ n = ϕnt ) = ϕ e βnt = ϕ e βt ) n ϕ n+1 = ϕn + 1)T ) = ϕ e βn+1)t = ϕ e βt ) n+1, A1.19) wobei T = π/ˆω die Schwingungsdauer und n ganzzahlig ist Abb. A1.1, oben). Aufeinanderfolgende Maximalausschläge unterscheiden sich um einen konstanten Faktor, nämlich um das Dämpfungsverhältnis K: K := ϕ n ϕ n+1 = ϕ ϕ n ) 1/n = e βt. A1.0) Der Einuss der Dämpfung kann auch durch die Zeit τ charakterisiert werden, nach der die Energie des schwingenden Systems auf 1/e abgesunken ist Die Energie ist proportional zu ϕ t)): ϕ τ) = ϕ e βτ = ϕ e 1, A1.1) d.h. τ = 1/β. Ein gedämpftes Schwingsystem wird durch seinen Gütefaktor oder einfach seine Güte Q: Q := ω τ = ω β = π βt A1.) charakterisiert. Für die weitere Diskussion soll nur noch diese dimensionslose) Gröÿe verwendet werden. Drückt man die Eigenfrequenz ˆω durch die des ungedämpften Systems ω) und die Güte Q aus, so sieht man, dass diese Frequenzen nur wenig voneinander verschieden sind: ˆω = ω 1 β ω = ω 1 1 4Q. A1.3) Selbst für eine so geringe Güte wie Q = 5 ist ˆω = 0.995ω. Daher wird im Folgenden die Näherung ˆω ω verwendet. Damit ergibt sich: ϕt) = ϕ e ω t/q cos ω t, K = e π/q bzw. Q = π ln K. A1.4) Die Gröÿe ln K heiÿt logarithmisches Dekrement der gedämpften Schwingung. Eine Bestimmung der Güte Q kann also in einfacher Weise über eine Messung des Dämpfungsverhältnisses K = ϕ /ϕ n ) 1/n erfolgen. Nach Q Perioden ist die Energie der Schwingung auf den Bruchteil e π = 0, 0019 und die Amplitude auf den Bruchteil e π = 0, 043 abgesunken. A1.3 Erzwungene Schwingung mit Dämpfung Wirkt auf ein Drehschwingsystem ein cosinus-förmiges Drehmoment 1 M cos ωt, so gehorcht das System der Bewegungsgleichung: mit der Normalform: Θ ϕ + r ϕ + Dϕ = M cos ωt ϕ + β ϕ + ω ϕ = cos ωt mit : = M Θ. A1.5) A1.6) 1 Das ist der Spezialfall einer harmonischen Anregung mit einer Frequenz. Die allgemein periodische, nicht cos-förmige Anregung stellt eine Überlagerung solcher Spezialfälle mit verschiedenen Frequenzen dar Fourier-Zerlegung). A1.3

Anhang A1. Schwingungen A1.3. Erzwungene Schwingung mit Dämpfung Die mathematische Behandlung dieses Problems kann in eleganter Weise mit Hilfe der komplexen Darstellung der Funktionen durchgeführt werden. Wir wollen hier zunächst die physikalischen Aspekte in den Vordergrund stellen und die Rechnung rein reell durchführen. Wird ein schwingfähiges System von auÿen gestört, so löst die Störung eine gedämpfte Schwingung mit der Frequenz ˆω aus, die sich der eventuell vorhandenen Bewegung überlagert. Wirkt ein äuÿeres Drehmoment M cos ωt auf das System, so regt es eine solche gedämpfte Eigenschwingung an. Andererseits zwingt das äuÿere Drehmoment dem System auch eine Schwingung mit seiner Frequenz ω auf. Es entsteht eine Überlagerung von Bewegungen mit den beiden Frequenzen. Dieser Vorgang wird Einschwingen genannt. Nach einer Zeit t > τ ist der gedämpfte Anteil der Bewegung abgeklungen. Es ist ein Zustand erreicht, in dem die Energiezufuhr durch das äuÿere Drehmoment genau die Reibungsverluste deckt Stationärer Zustand). Das System schwingt mit mit konstanter Amplitude bei der Frequenz ω. Genau dieses Verhalten spiegelt auch die mathematische Behandlung wider: Die allgemeine Lösung der linearen, inhomogenen Dierentialgleichung Gl. A1.5) ist die Summe aus der allgemeinen Lösung der homogenen Gleichung und einer partikulären Lösung der inhomogenen Gleichung. Der erste Anteil ist bereits bekannt siehe Abschnitt A1.). Da wir uns auf kleine Dämpfungen beschränken, handelt es sich um eine gedämpfte Schwingung der Gestalt: ϕ hom. t) = e βt a cos ω t + b sin ω t). A1.7) Sie beschreibt zusammen mit dem zweiten Anteil den Einschwingvorgang. Der zweite Anteil ist eine ungedämpfte Schwingung mit der Anregungsfrequenz ω. Wir machen daher den allgemeinen Ansatz: ϕ inhom. t) = c cos ωt + d sin ωt. A1.8) Diese Gleichung beschreibt den stationären Zustandes, für den wir uns im Folgenden ausschlieÿlich interessieren. Wir wollen nun die Konstanten c und d so bestimmen, dass die inhomogene Gleichung erfüllt ist. Einsetzen ergibt: [ d ω ω ) cβω ] tan ωt = [ c ω ω ) dβω ]. A1.9) Diese Bedingung ist nur dann für alle Zeiten erfüllt, wenn beide eckige Klammern Die stationäre Schwingung ist unabhängig von den Anfangsbedingungen. Sie wird vom äuÿeren Drehmoment M cos ωt erzwungen, womit der Zeitnullpunkt bereits festgelegt ist. für sich verschwinden. Daraus errechnen sich die Konstanten zu: βω ω d = ω ω ) + 4β ω ; c = ω ) ω ω ) + 4β ω. A1.30) Mit der Abkürzung N := ω ω ) + 4β ω sieht man, dass gilt: ) ) N N d + c = 1. A1.31) Die beiden Konstanten sind nicht unabhängig voneinander. Sie lassen sich durch eine andere Konstante, den Phasenwinkel α, ausdrücken: d = sin α, c = cos α. A1.3) N N Damit wird ϕt) = N cos ωt cos α + sin ωt sin α) oder Additionstheorem für den Cosinus): ϕt) = mit tan α = βω ω ω. A1.33) ω ω ) + 4β ω cos ωt α) A1.34) A1.35) Das ist eine Schwingung mit der Frequenz ω. Sie hat eine Phasenverschiebung α gegen das äuÿere Drehmoment. Die Ausdrücke für ϕt) und tan α lassen sich mit Hilfe der Güte Q = ω τ = ω /β folgendermaÿen umschreiben: Die Amplitude ϕt) = und tan α = 1 Q ϕω) = cos ωt α) ω ω ) ω + ω Q ω ω ω ω. ω ω ) + ω ω Q A1.36) A1.37) A1.38) A1.4

A1.3. Erzwungene Schwingung mit Dämpfung Anhang A1. Schwingungen hat einen Resonanz-Nenner. Sie ist in Abb. A1., oben, als Funktion von ω/ω dargestellt. Die Amplitude wird maximal 3 für den Resonanzfall ω = ω. Sie nimmt dabei einen Wert an, der proportional zur Güte und zur Amplitude des erregenden Drehmoments ist: ϕ ω = ω ) = Q ω. A1.39) Vergleicht man diese Maximalamplitude mit der für ω = 0, so sieht man, dass die Güte auch aus diesen beiden Werten bestimmt werden kann: ϕ ω = ω ) = Qϕ ω = 0). A1.40) Für Systeme groÿer Güte können im Resonanzfall schon kleine periodische Störungen zu sehr groÿen Amplituden und damit zur Zerstörung des schwingenden Systems führen Resonanzkatastrophe). Als Maÿ für die Breite der Resonanzkurve ϕω) wählt man üblicherweise den Abstand ω der beiden Frequenzen ω 1, für die die Amplitude auf das 1/ -fache bzw. die gespeicherte Energie auf das 1/-fache des jeweiligen Wertes bei ω = ω abgefallen ist: ϕω 1 ) = ω ω1 ) ω + ω1 Q = ω Q = ϕω ). A1.41) Für hinreichend hohe Güten liegen ω 1 und ω sehr nahe beieinander. Wir benutzen daher die Näherungen und ω ω 1 = ω + ω 1 )ω ω 1 ) ω ω ω 1 ) ω ω 1 ω. A1.4) A1.43) 3 Das stimmt nur näherungsweise für hinreichend hohe Güten. Die Auswertung der Extremumbedingung dφω) dω = 0 ergibt: Amplitudeω) ω max Auslenkung: / N ω 1 1/Q Geschwindigkeit: ω/ N ω Die Frequenz ω max des Maximums der Auslenkungsmplitude bei der erzwungenen Schwingung ist verschieden von der Eigenfrequenz der freien Schwingung mit Dämpfung! Vergleichen Sie mit dem Schwingfall der freien Schwingung im Abschnitt A1..c)). Dagegen stimmt die Frequenz ω max für die Geschwindigkeitsamplitude mit der Eigenfrequenz der freien Schwingung mit Dämpfung überein. Der Anreger überträgt kinetische Energie auf das schwingfähige System. Der Energieübertrag ist optimal angepasst, wenn die Geschwindigkeitsamplitude bei der Anregungsfrequenz ω = ω maximal überhöht ist. Abb. A1.: Erzwungene Schwingungen: Amplitude und Phase A1.5

Anhang A1. Schwingungen A1.3. Erzwungene Schwingung mit Dämpfung Damit folgt: ω ω 1 ) = ±ω /Q bzw. ω 1 = ω ω Q. Die 1/ -Wert-Breite ω der Resonanzkurve ist die volle Halbwertsbreite der Energie-Resonanzkurve: ω = ω Q oder Q = ω ω. A1.44) Breite und Höhe der Resonanzkurve hängen also in umgekehrter Weise von der Güte Q ab. Für hinreichend schwach gedämpfte Systeme kann die Güte aus der Breite ω ermittelt werden. Schätzt man mit Hilfe dieses Ergebnisses den Fehler ab, der durch obige Näherung gemacht wird, so erhält man: Q = ω 1 + 3 ), d.h. ca. 10% für Q = 7, 5. A1.45) ω 4Q Auch die Phase der Amplitude zeigt eine charakteristische Abhängigkeit von ω und Q Abb. A1., unten). tan α = ωω 1 ω ω Q, ω ω tan α ω/ω α 0, ω = ω tan α = α π/, ω ω tan α ω /ω α π. A1.46) A1.47) Der Übergang der Phase von Werten nahe 0 zu fast π vollzieht sich in einem Frequenzbereich um ω herum, der von der Gröÿe ω ist. Der Übergang ist umso abrupter, je gröÿer Q ist. Für die beiden Werte ω 1 gilt mit der obigen Näherung: tan α = ω ω 1 ω ω1 Q ±1. A1.48) Die Phase α ist dann 45 bzw. 135. Das Verhalten eines harmonischen Schwingsystems ist also durch seine Eigenfrequenz ω und seine Güte Q völlig beschrieben. A1.6