Grundlagen der Analysis (Rückblick auf die Schule)

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Transkript:

Kapitel Grundlagen der Analysis Rückblick auf die Schule). Bezeichnungen, Notation, Rechenregeln Notation.: Folgende Standardbezeichnungen und Symbole sollten aus der Schule bekannt sein und werden auch hier verwendet werden: 7.4.0 Mengen: {, 2, 3, x, y, z}, Elemente von Mengen: x A bedeutet x ist aus der Menge A, Vereinigung: A B = {x; x A oder x B}, Durchschnitt: A B = {x; x A und x B}, Teilmengen: A B heißt: alle Elemente von A sind auch in B enthalten, Differenzmengen: A \ B = {x A; x B}, N = die Menge der natürlichen Zahlen {, 2, 3,...}, N 0 = {0} N = {0,, 2, 3,...}, Z = die Menge der ganzen Zahlen = {..., 2,, 0,, 2,...}, Q = die Menge der rationalen Zahlen = { z n ; z Z; n N}, R = die Menge der reellen Zahlen, Intervalle: a, b) = {x R; a < x < b}, [a, b] = {x R; a x b}, a, b] = {x R; a < x b}, [a, b) = {x R; a x < b}, offene Intervalle, geschlossene Intervalle, halboffene Intervalle, halboffene Intervalle,

2 KAPITEL. GRUNDLAGEN DER ANALYSIS Unendlich : ±, Wurzel: x = y ist die positive Lösung von x 2 = y. Elementare Rechenregeln.2: Einige aus der Schule bekannte Rechenregeln fürs Potenzieren: x 0 = x α = x α, x α+β = x α x β, x α ) β = x α β.2 Folgen und Grenzwerte Die Grundlage der Analysis ist der Begriff des Grenzwertes, der hier rekapituliert werden soll:.2. Definitionen und Beispiele Definition.3: Folgen) Eine Folge x n ) = x, x 2, x 3...), manchmal auch x n ) = x 0, x, x 2,...), ist eine Zuordnung Index n N bzw. N 0 ) Wert x n R. Beispiel.4: a) x n = ) n ; n N. Die Folge x n ) ist,,,,...). b) x n = n ; n N. Die Folge x n) ist, 2, 3, 4,...). c) x n = n 2 ; n N. Die Folge x n ) ist 0, 3 4, 8 9, 5 6, 24 25,...). d) x n = + n )n ; n N. Die Folge x n ) ist 2, 9 4, 64 27, 625 256, 7776,...) 2.0, 2.25, 2.3703..., 2.444..., 2.4883...,...). 325

.2. FOLGEN UND GRENZWERTE 3 Beispiel.5: Einige simple Berechnungen mit MuPAD 2.0. Folgen können z.b. als Funktionen definiert werden: >> x := n -> + /n)^n n -> + /n)^n Der Folgengenerator $ dient zur Erzeugung von Folgen: >> xn) $ n =..5 2, 9/4, 64/27, 625/256, 7776/325 Gleitpunktnäherungen werden durch float erzeugt: >> floatxn)) $ n =..5 2.0, 2.25, 2.37037037, 2.4440625, 2.48832 Zunächst die formale Definition von Konvergenz und Grenzwert, die etwas abschreckend sein mag, aber keine Angst!) im WiWi-Kontext später auch nicht wirklich benutzt werden wird: Definition.6: Grenzwerte von Folgen) Eine Folge x n ) heißt konvergent, wenn eine reelle Zahl x existiert, sodaß sich intuitiv) alle Zahlen x n für großes n dem Wert x beliebig genau annähern. Formal: zu jedem noch so kleinen ɛ > 0 läßt sich eine reelle Zahl Nɛ) angeben, sodaß x n x ɛ gilt für alle Indizes n Nɛ). Anschaulich: alle Werte x n weichen für n Nɛ) maximal um den Wert ɛ vom Grenzwert ab. Der Wert x Schreibweise: heißt dann Grenzwert Limes ) der Folge x n ). x = n. Eine nicht konvergierende Folge heißt divergent. Satz.7: Eindeutigkeit von Grenzwerten) Grenzwerte sind eindeutig, d.h., zu x n ) gibt es höchstens ein x mit der obigen Eigenschaft. Einige einfache Beispiele mit formalem Beweis: Beispiel.8: Die konstante Folge x n ) = c, c, c,...) ist konvergent mit dem Grenzwert x = x n = c, denn für alle n gilt x n x = c c = 0 ɛ, wie auch immer ɛ > 0 vorgegeben wird. Formal: zu ɛ > 0 wähle Nɛ) =.

4 KAPITEL. GRUNDLAGEN DER ANALYSIS Nun ja, im obigen Beispiel war sogar das formale Nɛ) Kriterium sehr einfach zu handhaben. Im nächsten Beispiel wird es ein klein wenig komplizierter: Beispiel.9: Die Folge x n = n ist konvergent mit dem Grenzwert x = x n = 0. Formaler Beweis: zu beliebigem ɛ > 0 wähle Nɛ) = ɛ. Dann folgt für alle n Nɛ): x n x = x n 0 = x n = n = n Nɛ) = = ɛ. ɛ Und noch ein Beispiel, diesmal ohne formalen Beweis: Beispiel.0: Sei x n = c n mit einer Zahl c, ) also: c < ). Diese Folge konvergiert gegen den Grenzwert x = x n = 0. Z.B.: c = 0.5 : c n ) = 0.5, 0.25, 0.25, 0.0625, 0.0325...). Für c gilt diese Aussage nicht! Z.B.: c = : c n ) =,,,,...) konvergiert gegen ), c = 2 : c n ) = 2, 4, 8, 6,...) divergiert, bzw. konvergiert gegen ). Beispiel.: Einige Berechnungen mit MuPAD 2.0: >> x := n -> c^n >> xn) $ n =..0 n -> c^n 2 3 4 5 6 7 8 9 0 c, c, c, c, c, c, c, c, c, c Grenzwerte werden mit it berechnet. Die Hilfeseite dazu wird mittels?it angefordert: >>?it Ohne Weiteres kann der Grenzwert nicht bestimmt werden, da er ja von den Eigenschaften von c abhängt: >> itxn), n = infinity) Warning: cannot determine sign of lnc) [stdlib::it::itmrv] Nehmen wir an, es gilt 0 < c < : n itc, n = infinity)

.2. FOLGEN UND GRENZWERTE 5 >> assume0 < c < ): >> itxn), n = infinity) Nehmen wir an, c > : >> assumec > ): >> itxn), n = infinity) 0 infinity Ein Beispiel einer nicht konvergierenden Folge: Beispiel.2: Die Folge x n = ) n, also x n ) =,,,,...) ist nicht konvergent hat keinen Grenzwert). Formaler Beweis etwas abschreckend?): zu ɛ = 2 läßt sich kein Nɛ) finden. Angenommen, ein Grenzwert x existiert. Dann müßte Nɛ) existieren mit für alle n Nɛ). Es würde folgen: x n x ɛ, x n+ x ɛ x n x n+ = x n x + x }{{ x } n+ x n x + x x n+ ɛ + ɛ = 2 + 2 =. =0 Für die betrachtete Folge gilt aber x n x n+ = 2 für jedes n. Widerspruch! Damit muß die Annahme es existiert x falsch gewesen sein. Man sieht: die formale Definition mit ɛ und Nɛ) ist eigentlich nur was für die Mathematiker das sind i.a. Formalisten). Wie geht man stattdessen beim praktischen Rechnen vor? Es gibt Rechenregeln! Damit läßt sich ɛ und Nɛ) praktisch immer verbannen: Satz.3: Rechenregeln für Grenzwerte) Seien x n ), y n ) konvergierende Folgen, sei c eine konstante Zahl. Dann gilt: n) = c n, n ± y n ) = n ± n, n y n ) = n n, xn ) n =, falls y n n 0 gilt!), y n xn = x n, x n 0 vorausgesetzt).

6 KAPITEL. GRUNDLAGEN DER ANALYSIS Beispiel.4: Wir wissen bereits, daß konstante Folgen x n = c gegen c konvergie- 20.4.0 ren, und daß x n = n gegen 0 konvergiert eine Nullfolge ist ). Durch Einsatz der Rechenregeln folgt unmittelbar: usw., d.h.: n 2 = n n = n n = 0 0 = 0, n 3 = n Alle Folgen der Form x n = n k n 2 = n n 2 = 0 0 = 0, mit positiven Potenzen k sind Nullfolgen. Manchmal muß man etwas manipulieren und umschreiben: Beispiel.5: 2 n 2 + n 2 = 2 + ) n 2 = 2 + n 2 = 2 + 0 = 2. Hierbei wurde die Zahl 2 als konstante Folge angesehen und benutzt, daß wir = 0 schon kennen. Man sieht, mit etwas Geschick eingesetzt, machen n 2 die Rechenregeln die Berechnung von Grenzwerten oft sehr einfach. Manchmal muß man allerdings tricksen : Beispiel.6: n + n + n) n + + 2 2 n) n + n n) = = n + + n n + + n = n + ) n n + + n = = = n = n + n + n n n + + n = = = + n + n + = 0 n + n + n ) + n n + n + ) + ) n + + 0 + = 0.

.2. FOLGEN UND GRENZWERTE 7 Manchmal helfen alle Rechenregeln nichts, und man muß sich auf die Hilfe der Mathematiker verlassen, die z.b. folgende Konvergenzaussage beweisen können: Satz und Definition.7: Sei c eine reelle Zahl. Die Folge x n = + c n )n konvergiert gegen einen von c abhängenden Grenzwert x c), der auch als e c oder auch als expc) bezeichnet wird. Die Funktion exp : c e c heißt Exponential- Funktion. Der spezielle Grenzwert e = e für c = heißt Eulersche Zahl : e = + n 2.7828.... n) Beispiel.8: Einige Rechnungen mit MuPAD 2.0: die Exponentialfunktion heißt exp: >> it + /n)^n, n = infinity); exp) Mit % wird auf den letzten Wert zugegriffen: >> float%); 2.7828829 >> exp20) = exp20.0) exp20) = 4856595.4 Die Exponentialfunktion kann mittels plotfunc2d gezeichnet werden. Falls x vorher einen Wert zugewiesen bekommen hatte, muß dieser zunächst mittels delete gelöscht werden: >> delete x: >> plotfunc2dexpx), x = -2..3) Beispiel.9: unterjährige und stetige Verzinsung ) Ein Startkapital K 0 wird fest angelegt und jährlich mit dem zeitlich konstanten Zinssatz p verzinst z.b., p = 0.05 entspricht einem Zinssatz von 5%). In jedem Jahr wächst das Kapital um den Faktor + p an, wenn die Zinsen am Ende des Jahres ausbezahlt werden ganzjährige Verzinsung ), d.h., nach einem Jahr ist K 0 auf K = K 0 + p) angewachsen. Nehmen wir an, die Zinsen werden monatlich ausgezahlt mit dem monatlichen Zinssatz p/2) und verzinseszinsen sich ebenfalls, so vergrößert sich das Kapital in jedem Monat um den Faktor + p 2, d.h., nach einem Jahr ist das Kapital auf K = K 0 + p ) 2 2

8 KAPITEL. GRUNDLAGEN DER ANALYSIS angewachsen unterjährige Verzinsung, hier: monatliche Verzinsung ). Bei wöchentlicher Verzinsung wächst das Kapital pro Woche jeweils um den Faktor + p 52, also in einem Jahr auf K = K 0 + 52) p 52. Bei täglicher Verzinsung wächst das Kapital pro Tag jeweils um den Faktor + also in einem Jahr auf K = K 0 + p ) 365. 365 p 365, Man kann dieses Spiel weiter treiben und von stündlicher Verzinsung oder minütlicher Verzinsung reden. Im Grenzfall kontinuierliche Verzinsung ) läuft dies auf das Folgende hinaus: zerlege das Jahr in n gleiche Zeitabschnitte. Am Ende jedes Zeitabschnitts vermehrt sich das Kapital um den Faktor + p n, nach n Abschnitten also am Ende des Jahres) ist das Kapital auf K = K 0 + p ) n n angewachsen. Stündliche / minütliche / sekündliche /... Verzinsung heißt, daß man immer kleinere Zeitabschnitte betrachtet, d.h., den Grenzwert für n betrachtet: + n) p n = K0 e p. K = K 0 Zahlenbeispiel: StartkapitalK 0 = 000 DM oder Euro oder Islandkronen), Zinsatz p = 0.05 5%. Bei ganzjähriger Verzinsung hat man nach einem Jahr K = 050, bei kontinuierlicher Verzinsung K = 000 exp0.05) 05.27..2.2 Unendliches Die unendlichen Werte ± sind keine reellen Zahlen, sondern dienen nur als nützliche Abkürzungen, um gewisse Situationen zu beschreiben. Wir lassen ± als Grenzwerte zu: Definition.20: ± als Grenzwert) Eine Folge x n ) konvergiert gegen, wenn die Folgenglieder jede beliebig vorgegebene Schranke c > 0 überschreiten: zu jedem reellen c existiert eine reelle Zahl Nc), sodass x n c gilt für alle Indizes n Nc). Schreibweise: x n =. Eine Folge x n ) konvergiert gegen, wenn die Folgenglieder jede beliebig vorgegebene Schranke c < 0 unterschreiten: zu jedem reellen c existiert eine reelle Zahl Nc), sodass x n c gilt für alle Indizes n Nc). Schreibweise: x n =.

.2. FOLGEN UND GRENZWERTE 9 Beispiel.2: Die Folgen x n = n, x n = n 2, x n = n, x n = 2 n konvergieren gegen. Die Folgen x n = n, x n = 2 n 2, x n = n, x n = 2 n ) konvergieren gegen. 24.4.0 Beispiel.22: Achtung: die Folgen x n = ) n n also, 2, 3, 4, 5,...)) oder auch x n = 2) n also 2, 4, 8, 6, 32,...)) konvergieren nicht gegen oder, sie divergieren! Man darf getrost mit und rechnen, wobei folgende Rechenregeln gelten: Rechenregeln für ±.23: Sei c eine reelle Zahl. c ± = ±, c ± ) = ±signc) für c 0. Hierbei ist signc) das Vorzeichen von c. ± = 0, + =, =, = ) ) =, ) = ) =, =, = 0, c = für c >, c = 0 für 0 < c <, c = 0 für c >, c = für 0 < c <. Beispiel.24: Die Folge x n = n 3 + n konvergiert gegen : n3 + n) = n3 + n = + =. Aus dem obigen Ergebnis folgt sofort das nächste Ergebnis: Beispiel.25: Die Folge x n = n 3 +n konvergiert gegen 0: n 3 + n = n3 + n) = = 0. Beim Rechnen mit ± muß man aber etwas Vorsicht walten lassen. Wenn man auf eine der folgenden Situationen stößt, darf man nicht weiterrechnen, sondern muß die betrachteten Grenzwerte anders ermitteln:

0 KAPITEL. GRUNDLAGEN DER ANALYSIS Undefinierte Ergebnisse beim Rechnen mit ±.26: 0 ± ) = undefiniert, = undefiniert, + = undefiniert, c = undefiniert für c 0 und c =, c = undefiniert für c 0 und c =, 0 = undefiniert. Beispiel.27: Betrachte die Folge x n = n 3 n: n3 n)??) = n3 n??) =??) = undefiniert. Dies heißt nicht, daß kein Grenzwert existiert, sondern nur, daß wir den Grenzwert über die Rechenregeln mit ± nicht berechnen können. Man muß in einem solchen Fall genauer untersuchen. Z.B funktioniert folgendes Argument: n3 n) = n3 ) n 2 = n3 ) n 2 = ) n2 = ) = 0) =. Ein weiteres solches Beispiel: Beispiel.28: Betrachte die Folge x n = 2 n3 +n n 4 + : 2 n 3 + n 2??) n3 + n)??) n 4 = =??) = undefiniert. + n4 + ) Dies sagt wiederum gar nichts darüber aus, ob ein Grenzwert existiert oder nicht. In diesem Fall führt wieder ein wenig Manipulation zum Erfolg: ) 2 n 3 + n n 3 2 + n n 4 + = 2 2 + ) n = n 4 2 ) + n n + n 4 4 2 + = ) = 2 + = 0..3 Reihen Reihen sind Folgen s n ), in denen die Folgenglieder s n Summen sind:

.3. REIHEN Definition.29: Reihen) Eine Reihe i a i ist eine Folge s n ) von sogenannten Partialsummen s n = a + a 2 + + a n = a i. i= Die Reihe i a i heißt konvergent gegen s, wenn die Partialsummen gegen einen Grenzwert s konvergieren. Schreibweise: i= a i = s = s n = a i. Reihen können auch mit anderen Werten als i = starten.) i= Beispiel.30: Mit dem folgenden Beispiel soll Carl Friedrich Gauß das ist der Mann auf dem 0-DM-Schein, einer der größten Mathematiker aller Zeiten) als kleiner Junge seinen Lehrer in Bedrängnis gebracht haben. Dieser hatte die Aufgabe gestellt, die Zahlen von bis 00?) aufzuaddieren. In der Erwartung, die Klasse für eine Weile beschäftigt zu haben, wollte er den Raum verlassen um sich vergnüglicheren Dingen als dem Unterricht hinzugeben. Gauß hatte das Ergebnis, bevor der Lehrer den Raum verlassen konnte. Der kleine Carl Friedrich fand folgende explizite Formel für die sogenannte arithmetische Reihe : s n = Halten wir fest: i = + 2 + + n ) + n i= = 2 + 2 + + n ) + n ) n + n ) + + 2 + ) = 2 n + ) + n + ) + + n + ) + n + ) = 2 } {{ } n Summanden n n + ). i = i= n n + ). 2 Ein weiteres Beispiel, die geometrische Reihe :

2 KAPITEL. GRUNDLAGEN DER ANALYSIS Beispiel.3: Sei p eine reelle Zahl. Eine geometrische Reihe ist von der Form s n = + p + p 2 + + p n = p i. Auch in diesem Fall kann man eine explizite Formel für s n angeben: i=0 s n = Dies ist leicht nachzuvollziehen: i=0 p i = pn+ p = pn+ p. p) s n = p) + p + p 2 + + p n ) = + p + p 2 + + p n ) p + p + p 2 + + p n ) = + p + p 2 + + p n p p 2 p n p n+ = p n+. Mit der expliziten Summenformel ist die Konvergenz geometrischer Reihen leicht zu überprüfen. Für p < konvergiert p n+ gegen p = 0: i=0 p i = p für p <. Für p > ist der Grenzwert : i=0 p i p n+ = = p p p = p = p =. Beispiel.32: Einige Berechnungen mit MuPAD 2.0. Für die symbolische Berechnung von Summen ist die Funktion sum zuständig: >> sumi, i =..n) 2 n n - + -- 2 2 Durch Faktorisierung mittels factor ergibt sich oft eine einfachere Form: >> factor%) /2 n n + ) Die geometrische Reihe:

.3. REIHEN 3 >> sump^i, i = 0..n) >> assume0 < p < ): >> sump^i, i = 0..infinity) n p p - -------- p - - ----- p - Eine Öko-Anwendung der geometrischen Reihe : Beispiel.33: Ein Anfangskapital K 0 wird zu Beginn des 0-ten Jahres eingezahlt und mit dem konstanten jährlichen Zinssatz p verzinst. Jedes Jahr vermehrt sich das Kapital um den Faktor q = + p der Aufzinsfaktor ). Am Ende jeden Jahres wird dem Kapital jeweils ein fester Betrag R die Rente ) entnommen. Wie groß ist das Kapital K n zu Beginn des n-ten Jahres? Zu Beginn des ersten Jahres: Zu Beginn des zweiten Jahres: K = K 0 q R. K 2 = K q R = K 0 q R) q R = K 0 q 2 R q R. Zu Beginn des dritten Jahres: K 3 = K 2 q R = K 0 q 2 R q R) q R = K 0 q 3 R q 2 R q R. Man sieht, wie es weitergeht: zu Beginn des n-ten Jahres beträgt das Kapital K n = K 0 q n R q n R q n 2 R q R n = K 0 q n i=0 n R q i = K 0 q n R i=0 q i = K 0 q n R qn q. Damit ergibt sich die folgende Sparkassenformel für den Kapitalabbau durch Auszahlung einer festen Rente bei einem Zinssatz p: K n = K 0 q n R qn q q=+p) = K 0 + p) n R + p)n p. Für Reihen gibt es spezielle Konvergenzkriterien:

4 KAPITEL. GRUNDLAGEN DER ANALYSIS Satz.34: einige Konvergenzkriterien für Reihen) Betracht s n = n i= a i. Der Grenzwert für n kann nur existieren, wenn die Summanden a i ) eine Nullfolge bilden. Aber Achtung: selbt wenn i a i = 0 gilt, so ist im Allgemeinen die Konvergenz der Reihe i= a i nicht automatisch garantiert dies ist ein Divergenzkriterium, kein Konvergenzkriterium!). Quotientenkriterium ) Gilt für alle i ab einem beliebigen) Wert i 0 a i+ c a i für einen Wert c 0, ), so konvergiert i= a i. Majorantenkriterium ) Sei i= b i eine konvergente Reihe mit positiven Summanden. Gilt für alle i ab einem beliebigen) Wert i 0 27.4.0 a i b i, so konvergiert auch i= a i. Beispiel.35: Die Reihe n i i= i+ konvergiert nicht für n, da die Summanden a i = nicht gegen 0 konvergieren sie konvergieren gegen ). i i+ Beispiel.36: Die Reihe n i= i konvergiert nicht für n : zwar konvergieren die Summanden a i = i gegen 0, aber nicht schnell genug : 00 i= i = 8.5896..., 000 i= i = 6.800..., 0000 i= i = 98.5446.... Genauer gesagt: die Reihe konvergiert gegen : i= i =. Beispiel.37: Betrachte die Reihe n i=0 xi i!, wo x eine beliebige feste reelle Zahl ist beachte: 0! = ). Diese Reihe konvergiert nach dem Quotientenkriterium. Mit a i = xi i! ist der Quotient zweier aufeinander folgender Summanden a i+ a i = x i+ i+)! x i i! = x i+ i! x i i + )!.

.3. REIHEN 5 Mit i + )! = i + ) i i )... = i + ) i! folgt a i+ a i = x i! i + ) i! = x i +. Für hinreichend große i nämlich i 2 x ) gilt a i+ a i womit das Quotientenkriterium erfüllt ist. x 2 x + < x 2 x = =: c <, 2 Der Grenzwert heißt Exponentialfunktion e x bzw. expx). In der Tat stimmt die Reihe mit der in Satz.7 benutzten Definition überein was allerdings nicht ganz so trivial zu zeigen ist): e x = expx) = + x ) n x i = n i! = + x + x2 2 + x3 6 +. i=0 Die Reihendarstellung der exp-funktion bietet einige Vorteile. Für kleine Argumente x gilt z.b. die Näherung expx) = + x }{{} klein + x 2 2! }{{} noch kleiner + x 3 }{{} 3! + + x + x2 2. noch viel kleiner Betrachten wir die in Beispiel.9 eingeführte stetige Verzinsung. Bei einem jährlichen Zinsatz von x = p ergibt die jährliche Verzinsung das Anwachsen eines Kapitals um den Aufzinsfaktor + p pro Jahr. Die stetige Verzinsung ergibt den Faktor expp), der allerdings nur unwesentlich größer ist: expp) = + p + }{{} jährliche Verzinsung p 2 + } 2! {{} Zusatz durch stetige Verzinsung = + 0.05 }{{} jährliche Verzinsung + 0.0025 +. }{{} Zusatz durch stetige Verzinsung Vergleiche mit dem in Beispiel.9 berechneten Wert von K = 000 exp0.05) 05.27 für das Startkapital K 0 = 000 bei stetiger Verzinsung gegenüber K = 000 +0.05) = 050 bei jährlicher Verzinsung. Die zusätzlichen.27 bei stetiger Verzinsung entsprechen im Wesentlichen dem nächsten Term p2 2 der Exponentialreihe. Es gibt einige Situationen, wo man endliche) Reihen explizit berechnen kann und damit dann den Grenzwert bestimmen kann: Beispiel.38: Betrachte i=. Die entscheidende Beobachtung ist: i i + ) 4.5.0 a i = i i + ) = i i +

6 KAPITEL. GRUNDLAGEN DER ANALYSIS man bringe i i+ auf den Hauptnenner). Hiermit ergibt sich a i = i= i= i ) = i + i= n i i + i= = + 2 + 3 + + n 2 3 n n+ = n+. Man nennt so eine Summe auch Teleskopsumme : sie läßt sich zu einigen wenigen Termen zusammenschieben, da sich fast alle Summanden aufheben. Es folgt: i= i i + ) = i= i i + ) = ) =. n + Beispiel.39: Wir setzen das Majorantenkriterium aus Satz.34 ein, um zu zeigen, daß die Reihe i= i konvergiert. Dazu schätzen wir a 2 i = i gegen b 2 i = i i+) ab wir wollen ausnutzen, daß wir nach dem letzten Beispiel bereits wissen, daß b i= i konvergiert). Es gilt zwar nicht unmittelbar a i = a i b i, aber mit i 2 i i + ) 2 2 i 2 i 2 + i i 2 i; dies ist für alle i erfüllt) folgt Da b i = i= a i = i 2 2 i i + ) = 2 b i =: b i. i= b i = i= 2 b i = 2 i= bi = 2 konvergiert, ist nach dem Majorantenkriterium die Konvergenz von i= a i garantiert. Welchen Wert diese Reihe hat, haben wir damit allerdings nicht herausbekommen. Beispiel.40: Die im letzten Beispiel betrachtete Summe wird mit MuPAD 2.0 berechnet: >> sum/i^2, i =..infinity) 2 PI --- 6 Hierbei ist PI = π = 3.45... Zur Kontrolle vergleichen wir diesen Wert mit einer langen, aber endlichen Summe:

.3. REIHEN 7 >> float%).644934067 >> sum.0/i^2, i =..000).643934567 Das passt einigermaßen.) Einige weitere Summen, z.b. >> sumi + )/i/i + 2)/i + 5), i =..infinity) Oder auch i= i 3 : >> sum/i^3, i =..infinity) 323/900 zeta3) i= i + i i + 2) i + 5) : Nun ja, dieser Reihenwert hat keine elementare Darstellung. Stattdessen stellt MuPAD ihn mittels der unter Mathematikern) berühmten speziellen Funktion zeta die sogenannte Riemannsche Zeta-Funktion) dar. Das nützt uns hier relativ wenig, da wir mit dieser Funktion nicht näher vertraut sind. Zumindestens kann man hiermit aber bequem Gleitpunktnäherungen berechnen: >> float%).202056903 Zum Abschluß dieses Abschnitts noch eine exakte Aussage ohne Beweis): Satz.4: Die Reihe i k i= wenn k > gilt. konvergiert genau dann gegen einen endlichen Wert, Beispiel.42: Für k = 2 und k = 3 haben wir die Reihenwerte i= im Beispiel.40 bereits berechnet. In Beispiel.36 wurde k = 2 i k betrachtet und festgestellt, daß i= = i /2 i= i nicht konvergiert. Der Wert k = ist der Grenzfall: die sogenannte harmonische Reihe n i= i divergiert genauer: konvergiert gegen ). Der Summenwert wächst für n gegen, allerdings sehr langsam: >> DIGITS := 3: // nur 3 Dezimalstellen werden berechnet >> sum.0/i, i=..0), sum.0/i, i=..0^2), sum.0/i, i=..0^3), sum.0/i, i=..0^4) 2.93, 5.9, 7.49, 9.79