Gemüsebu Nicht nur Verschmutzungen - mssive Ertrgsdepressionen durch Kohlmottenschildläuse Gunnr Hirthe, Adele Elwert, Lndesforschungsnstlt für Lndwirtschft und Fischerei MV, Kompetenzzentrum für Freilndgemüsebu (GKZ) Mit der mssiven Ausweitung von Rpsflächen für die Biokrftstoffproduktion seit Anfng der 1990er Jhre ist uch ds Überwinterungspotentil einiger Kohlschädlinge gestiegen. Neben dem Rpsglnzkäfer betrifft dies vor llem die m Rps überwinternde Kohlmottenschildlus ( Weiße Fliege ). Die höheren Durchschnittstemperturen der letzten Jhre hben diesen Schädling zusätzlich begünstigt. Mssive Beeinträchtigungen des Kohlnbus, besonders in Ost- und Norddeutschlnd, wren die Folge. Bei strkem Befll im Hochsommer und Herbst schädigen die den Phloemsft sugenden Kohlmottenschildläuse vor llem durch die Absonderung von Honigtu und den sich druf bildenden Rußtupilzen. Bei Kulturen wie Rosenkohl, Grünkohl oder Wirsing sind Qulitätsbeeinträchtigungen durch Verschmutzungen die Folge. Bisher wenig betrchtet wurden Ertrgseffekte durch die Sugtätigkeit der Kohlmottenschildläuse. Diese sind uch in nderen Kohlkulturen, z. B. Blumenkohl, Brokkoli und Kohlrbi zu erwrten. Die Plette zugelssener, wirksmer Pflnzenschutzmittel ist besonders bei Problemkulturen wie Rosenkohl limitiert. 2010 wr neben Perfekthion, Plenum 50 WG, Spruzit Neu und Clypso uch ds in bisherigen Versuchen hochwirksme OD über 11.2 verfügbr. Nch Problemen im Obstbu wurde es jedoch kurz nch der Genehmigung vom Mrkt genommen. Für die Zulssung weiterer Mittel wurden uch 2010 über den Arbeitskreis Lückenindiktion geplnte Versuche m GKZ durchgeführt. Dbei sollte der richtige Anwendungszeitpunkt ermittelt sowie chemische Bekämpfungsstrtegien getestet werden. D die uf den Blttunterseiten sitzenden Kohlmottenschildläuse mit herkömmlicher Spritzentechnik nur schwer getroffen werden können, wird vermehrt der Einstz von sogennnten empfohlen. Dbei hndelt es sich um nch oben gebogene Spritzbeine, die zwischen den Kulturreihen geführt werden und Info-Bltt 3/2011 137
eine bessere Benetzung der Blttunterseite ermöglichen. Inwiefern diese Technik die Wirksmkeit von Pflnzenschutzmitteln gegen die Kleine Kohlfliege erhöht, sollte ebenflls in diesem Versuch ufgezeigt werden. Versuch zur Wirksmkeit von Pflnzenschutzmitteln Versuchsnlge Aufbuend uf den Mittelprüfungen der vergngenen Jhre wurden die erfolgversprechendsten Mittel solo, in Kombintion, zu verschiedenen Anwendungszeitpunkten und mit unterschiedlicher Ausbringungstechnik (/Spritzblken) uf ihre Wirkung gegen die Weiße Fliege getestet (Tb. 1). Tb. 1: Vrintenübersicht VG Pflnzenschutzmittel 1 Unbehndelte Kontrolle Aufwndmenge Anwendungszeitpunkt 2 OD 0,48 l/h b 10 Lrven,, lle 7 T 3 OD 0,48 l/h 1. Behndlung bei 1. Adulten 2. Behndlung nch 21 T 4 160 g/h b 10 Lrven,, lle 7 T 5 6 7 + OD Tnkmischung 1. OD 2. 3. Mospiln SG + Micul 1. Actr (Angießen) 2. OD 160 g/h + 0,48 l/h 0,48 l/h 160 g/h 0,25 kg/h + 12 l/h 0,1 kg/h 0,48 l/h 1. Behndlung bei 1. Adulten 2. Behndlung nch 21 T 1. Behndlung bei 1. Adulten 2. Behndlung nch 7 T 3. Behndlung nch 14 T 1 T vor Pflnzung 1 x bei ersten Adulten 8 Mospiln SG 0,25 kg/h b 10 Lrven,, lle 7 T 9 wie VG 2, Spritzbehndlung ohne (Rückenspritze) 10 wie VG 4, Spritzbehndlung ohne (Rückenspritze) Die Prüfung der Mittel erfolgte n der Rosenkohlsorte Mximus. Gepflnzt wurde m 18.05.2010. Ds Mittel OD, welches um c. 2 Wochen verzögert wirken soll, wurde in den Vrinten mit früher An- 138 Info-Bltt 3/2011
wendung (Vr. 3, 5, 6, 7) bereits beim Auftreten erster dulter Kohlmottenschildläuse erstmlig gespritzt (01.07.2010) Dfür wurde uf die dritte Behndlung verzichtet. In llen nderen Vrinten erfolgte die erste von drei Anwendungen stndrdmäßig b einem Befllsniveu von 10 Lrven pro Pflnze (15.07.2010). In der Vrinte 7 (Angießen der Jungpflnzen mit Actr) wurde OD nur einmlig, früh eingesetzt. Mospiln SG wurde mit einer geringeren Aufwndmenge ls in vorherigen Versuchen getestet, d für diese Ausbringungsmenge Rückstndsdten vorliegen und eine Zulssung eher möglich ist. Der Wsserufwnd betrug bei Einstz von 1000 l/h nsonsten 600 l/h. Ergebnisse Bsierend uf den Auswertungen der Vorjhre km erstmls eine vereinfchte Boniturmethode zur Anwendung. An 5 Pflnzen pro Przelle wurden uf 10 Blättern der mittleren Blttetge die nsitzenden Lrven gezählt. Auf die Zählung dulter Tiere wurde verzichtet, d diese besonders bei wrmer Witterung leicht uffliegen und ddurch ds Ergebnis verfälscht wird. Die erste Auszählung der Kohlmottenschildläuse erfolgte vier Wochen nch der letzten Spritzung m 27.08.2010. Die sehr gute Wirksmkeit von OD wurde im Versuch bestätigt. Sowohl bei dreimliger, ls uch bei zweimliger, früher Behndlung wurden Wirkungsgrde von über 95 % erreicht (Abb. 1). erreichte Wirkungsgrde von c. 60 %, Mospiln SG mit der geringeren Aufwndmenge nur 40 %. Die Tnkmischung OD + erbrchte keine höhere Wirkung ls die zweimlige OD-Anwendung. Mit der Spritzfolge OD Mospiln SG + Micul wurden die Lrven der Kohlmottenschildläuse um 91 % reduziert. Ds Angießen der Jungpflnzen mit Actr zusmmen mit einer einzigen OD-Behndlung resultierte in einer 67-prozentigen Wirkung. Weder bei der Anwendung von OD noch bei ergb sich ein Zustznutzen durch den Einstz der. Die Wirkung von OD, ber uch hielt bei 3 mliger Anwendung über c. 8 Wochen n. Bei zweimliger Spritzung von OD km es schon früher zu einer Erholung der Popultion. Für Mospiln SG konnte nur eine c. 4 Wochen nhltende Wirkung festgestellt werden. Info-Bltt 3/2011 139
KMSL-Lrven je Bltt Verschmutzungsgrd der Röschen Wirkungsgrd in % 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Kontrolle 2 x 27.08. 23.09. 12.10. Mospiln TM +, 2x Spritzfolge - - Mospiln Actr Angießen +, ohne, ohne Abb. 1: Kohlmottenschildlusbefll 4, 8 und 12 Wochen nch der letzten Spritzung Aufschluss über die Genuigkeit der Boniturmethode ergb der Vergleich der Lrvennzhl mit der Verschmutzung der Röschen. Letztere wurde für den gesmten Strunk geschätzt. An Abbildung 2 lässt sich der gute Zusmmenhng zwischen bonitiertem Befll und der Verschmutzung erkennen. 1200 3,8 1000 800 3,6 3,4 3,2 600 400 3,0 2,8 2,6 200 0 Kontrolle Lrven je Bltt 23.09., ohne 2 x Verschmutzungsgrd Mospiln, ohne TM Spritzfolge + - -, 2x Mospiln Actr Angießen + 2,4 2,2 2,0 Abb. 2: Befll und Röschenverschmutzung 8 Wochen nch Spritzung 140 Info-Bltt 3/2011
Ertrg in dt/h D mit nchlssender Wirkung der Mittel zum Ende der Kultur eine gewisse Angleichung des Beflls eintritt, werden die zur Ernte festgestellten Unterschiede bei der Verschmutzung ursprünglich sogr größer gewesen sein. Erstmlig wurde uch der ungeputzte Ertrg (ohne Berücksichtigung der Verschmutzung) zwischen den behndelten Vrinten und der Kontrolle verglichen. Dbei wies die Kontrolle nur 60 % des Ertrgs der Vrinten mit höchster Befllsreduktion uf (Abb. 3) 250 200 b b b 150 c bc bc 100 50 0 Kontrolle 2 x TM + 2x SF 1. 2. 3. Mospiln Actr Angießen + Mospiln ohne ohne Abb. 3: Unterschiede im Ertrg der ungeputzten Röschen Zwischen den gut wirkenden Vrinten wren keine signifiknten Unterschiede feststellbr. Lediglich die Versuchsglieder Actr ngießen + 1 x OD (VG 7) und Mospiln SG (VG 8) schnitten beim Ertrg erheblich schlechter b ls die nderen Behndlungsvrinten. Es gb einen offensichtlichen Zusmmenhng zwischen Ertrg und Befll. Die Korreltion ist m höchsten, wenn mn den Befll 8 Wochen nch der letzten Spritzung zu Grunde legt (Abb. 4). Es trt in keiner Vrinte Phytotoxizität uf. Info-Bltt 3/2011 141
Rohertrg in dt/h 220 200 180 160 140 120 y = -5E-05x 2-0,0092x + 200,9 R² = 0,6896 100 0 200 400 600 800 1000 1200 KMSL-Lrven je Bltt Abb. 4: Rohertrg in Abhängigkeit vom Befll Diskussion Es zeigte sich, dss mit OD ein gut wirksmes Mittel verfügbr wäre. D die Verträglichkeit der OD-Formulierung momentn nicht usreichend geklärt ist, wird es wohl 2011 keine Genehmigung nch 11.2 für Rosenkohl geben. In nderen Kohlkulturen ist jedoch eine Genehmigung zu erwrten. Für Rosenkohl ist lngfristig die Zulssung des Mittels SC zu erwrten. D hier keine Ölformulierung vorliegt, wird es whrscheinlich weniger Probleme mit der Verträglichkeit geben. Am GKZ wird es 2011 einen Versuch zu diesem Produkt in Kombintion mit verschiedenen Netzmitteln und im Vergleich zu nderen Pflnzenschutzmitteln geben. Für ds Pflnzenschutzmittel sollte eine Zulssung ngestrebt werden, d es eine vergleichsweise gute Wirkung besitzt und ein wichtiger Bustein für ds Resistenzmngement sein könnte. Mospiln sollte nur in der höheren Aufwndmenge (0,5 kg/h) genehmigt und grundsätzlich zusmmen mit einem Öl gespritzt werden. Durch den Einstz von ließ sich keine Wirkungserhöhung erzielen. Eventuell ist die systemische Verteilung des Mittels in der Pflnze usreichend oder die noch jungen Bestände sind zum Zeitpunkt der An- 142 Info-Bltt 3/2011
wendung uch mit konventioneller Technik noch gut benetzbr. Der Nutzen von soll uch 2011 m GKZ geprüft werden. Die beobchteten Ertrgseffekte durch den Kohlmottenschildlusbefll sind besonders bei den Kohlkulturen interessnt, bei denen bisher der Befll, mngels Qulitätsbeeinträchtigungen, weitestgehend ignoriert werden konnte (z.b. Brokkoli, Blumenkohl). Info-Bltt 3/2011 143