REFERAT NEDZLA CESKO MATR. NR DIPLOMARBEIT WS 05/06 FH-MAINZ PROF. SPIES

Transkript

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2 Die Geschichte Die Lage Denkmalschutz Anlässlich der internationalen Bauausstellung Interbau, die vom bis in Berlin stattfand, wurden zahlreiche renomierte Architekten eingeladen mit einem Entwurf einen Betrag zur Wiederbebauung des im zweiten Weltkrieg stark zerstörten Hansaviertel zu verwirklichen. Leider entschied man sich nach dem Krieg vielerorts ausgebrannte Häuser dem Erdboden gleich zu machen, anstatt die Häuser, deren Fassaden und Mauern erhalten geblieben waren, zu restaurieren und das Stadtbild zu erhalten. Le Corbusier plante in Berlin eine Unité d Habitation (Wohneinheit), die er in ähnlicher Weise bereits zuvor in Marseille und Nantes-Rezé und später in Briey en Forêt und Firminy verwirklicht hat. Le Corbusiers Entwurf unterschied sich von den Entwürfen der anderen Architekten vor allem in der Größe. Für ein Gebäude dieser Größe war im Hansaviertel kein angemesserer Bauplatz vorhanden. So wurde entschieden das Corbusierhaus weit außerhalb des Hansaviertels gegenüber des Olympiastadions zu erbauen. Das Corbusierhaus befindet sich in Berlin Charlottenburg, Westend, südlich des Olympiastadions nördlich des Grunewaldes und nördlich von Teufelsberg und Heerstrasse. Das Corbusierhaus steht unter Denkmalschutz. Das bedeutet unter anderem, dass die Färbung der bunten Balkone nicht verändert werden, da sie Teil des Gesamtkonzeptes sind. 2

3 Die Berliner Unité sollte eine Weiterentwicklung des Hauses von Marseille sein und darüber hinaus bot sich die Gelegenheit, diese Form von Stadt, wenigstens in einem kleinen Stück, konsequent umzusetzen. Neben dem Haus in bekannter Form wurde auch der Park mit in das Konzept einbezogen. An der Heilsberger Allee sollte ein Parkhaus entstehen und die Belieferung des Gebäudes sollte unter der Pilotisebene von der Südseite her geschehen. Damit wurde der Fußgängerverkehr vom Fahrverkehr getrennt. Auf dem Dach des Parkhauses wurde ein Freibad geplant. Im Park wurden Sportanlagen, Kleingärten und weitere Freizeiteinrichtungen vorgesehen. Nordöstlich des Gebäudes sollte eine Tribüne entstehen. 3

4 Merkmale Das Haus selbst entsprach weitestgehend der Marseiller Unité, jedoch mit ein paar Abweichungen. So sollte sich die Ladenstraße in der Mitte des 7. und 8. Geschosses befinden, in Marseille liegt sie in der Nordhälfte. Weiterhin wurden technologische Änderungen gemacht. Diese wurden erforderlich, weil die Bauzeit in Frankreich 4 Jahre betrug und in Berlin nicht so viel Zeit war. Auch in Berlin finden sich wieder die drei öffentlichen Bereiche: die Pilotis, in Fortsetzung der Bodenfläche, die Ladenstraße und die Terrasse auf dem Dach mit Einrichtungen wie Kindergarten und Schule sowie einer Laufbahn. Die Wohnungen selbst werden durch die Rue Interieurs, Erschließungsgänge im Inneren des Hauses erschlossen. Diese befinden sich in jedem 3. Geschoss, wobei die Maisonettewohnungen über oder unter ihnen über die gesamte Breite des Hauses gehen. Die Wohneinheiten docken mit einem kleinen Vorraum an der Rue Interieur an. Beim Betreten der Wohnung kommt man an der Küche vorbei, die über eine Durchreiche zum Erschließungsgang verfügt, worüber morgens Milch und Brötchen geliefert werden. Auf der zweigeschossigen Seite haben die Maisonetten einen doppelt hohen Luftraum mit einer ebenso hohen Loggia davor. Die obere Ebene ragt jeweils als Galerie in den Luftraum. Durch die Erschließung der Wohnung ergibt sich eine unterschiedliche Bereichszuordnung der beiden gegenüberliegenden Wohneinheiten. Während die obere Wohnung eine konventionelle Gliederung hat, unten das Wohnen und Essen und oben das Schlafen, müssen bei der unteren Wohnung Kompromisse für den Elternschlafraum gemacht werden. Der befindet sich entweder auf der Galerieebene oder hinter dem Wohnraum auf der Wohnebene. 4

5 Durch die Erschließung der Wohnung ergibt sich eine unterschiedliche Bereichszuordnung der beiden gegenüberliegenden Wohneinheiten. Während die obere Wohnung eine konventionelle Gliederung hat, unten das Wohnen und Essen und oben das Schlafen, müssen bei der unteren Wohnung Kompromisse für den Elternschlafraum gemacht werden. Der befindet sich entweder auf der Galerieebene oder hinter dem Wohnraum auf der Wohnebene. 5

6 Diese Planungen für Berlin entsprechen jedoch nicht der Ausführung des Gebäudes und der Wohnungen. Aus Brandschutzgründen musste in den Wohnungen der doppelt hohe Luftraum entfallen. Dadurch ergeben sich hier nicht die Probleme der Bereichszuordnung in der unteren Wohnung. Weil die vorgeschlagenen Wohnungen nach Ansicht der Bauherren nicht für Familien mit Kindern geeignet wären, wurden sie in Appartements für Junggesellen und kinderlose Ehepaare umgewandelt. Trotzdem zogen später viele Familien mit Kindern in das Haus. Weiterhin wurde auf die Ladenstraße verzichtet, angeblich wegen des erhöhten Transportaufwandes für die Waren. Es wurde für unsinnig erachtet, die Waren erst in das 7. Geschoss zu befördern, um dann von den Bewohnern in der unteren Hälfte des Gebäudes wieder hinuntergetragen zu werden. Im Bereich der Ladenstraße wurden dann ebenfalls Wohnungen gebaut. Einzig die Fassade weißt noch auf die Planung hin. Als Ersatz ist ein Supermarkt zwischen den Pilotis, neben dem Foyer, eingerichtet worden. Ebenfalls nicht gebaut wurde die Dachterrasse. Sie sollte zu einem späteren Zeitpunkt hergestellt werden, was aber bis heute nicht geschehen ist. Auch im Park wurde fast nichts vom Konzept verwirklicht. Das führte zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Architekten und den Bauherren sowie den Behörden. Corbusier soll am Ende sogar seinen Namen von dem Projekt zurückgezogen haben. Letztendlich entstanden in Berlin 530 Wohnungen mit 1- bis 5-Zimmerwohnungen. ng des Grundtyps in der Längsachse des Gebäudes, wobei die Zweizimmerwohnungen ebenfalls über zwei Geschosse gehen, die 4- und 5-Zimmerwohnungen durch die Kombination von Räumen, die nebeneinander in verschiedenen Achsen liegen. 6

7 Die öffentlichen Bereiche bilden zugleich die Freiflächen. Durch den Wegfall des Parkhauses wurden westlich des Gebäudes ein Parkplatz sowie Parkflächen zwischen den Pilotis geschaffen. Besucht man das Haus heute, hat man den Eindruck, es steht wirklich in einem Park. Das bemerkt man auch beim Blick aus den Wohnungen. Die Wohnungen selbst sind trotz der Änderung des Konzepts als großzügig zu beschreiben und lassen einen vergessen in so einem großen Haus zu wohnen. Dagegen wirken die Innenstraßen verlassen und bieten keinerlei Aufenthaltsqualität, sie sind nur der Zubringer zu den Wohnungen. Das Fehlen der Gemeinschaftseinrichtungen ist deutlich spürbar. Die Menschen leben nicht mehr miteinander, sondern nebeneinander. Die einzigen Orte, wo man sich begegnet sind die Aufzüge und der kleine Kiosk im Foyer. Da macht sich auch bemerkbar, dass der Supermarkt im Erdgeschoss im letzten Jahr trotz Protest der Bewohner geschlossen wurde. Aber die Bewohner identifizieren sich mit dem Haus, denn sie betrachten es als etwas besonderes in einem Corbusierhaus zu wohnen, zumal es sein einziges Bauwerk in Berlin ist. So wurde auch eine Gesellschaft zur Erhaltung des Hauses gegründet, die darauf achtet, dass das Gebäude in seinem Sinne erhalten wird 7

8 Soziale Struktur Nach der Fertigstellung 1958 zogen 1200 Menschen, mit zum Teil wiederstrebenden Gefühlen, in das Gebäude ein. Zumeist waren das Arbeiterfamilien. Es bildete sich schnell eine Gemeinschaft, was sicherlich auch an den vielen Kindern lag. Heute, nach über 40 Jahren, machen sich die Überalterung und das Fehlen der Kinder bemerkbar. Die Gemeinschaft ist nicht mehr so präsent. Eine Ursache dafür ist die zunehmende Individualisierung in der Gesellschaft. Die meisten jungen Leute, die das Haus beziehen, sind Studenten, welche die Wohnung von ihren Eltern bezahlt bekommen. Literaturverzeichnis Bauwelt 1987 Heft 38/39 Boesinger: Le Corbusier-oevre complète (vol. 6). Zürich: Verlag für Architektur,Artemis, Müller-Reppen, Frithjof: Le Corbisier s Wohneinheit Typ Berlin. Berlin: Verlag für Fachliteratur GmbH, 1958 Le Corbusier: Städtebau. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, 1979 Curtis, William J. R.: LeCorbusier - Ideen und Formen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, 1987 Warum die Unité d Habitation ; DBZ-Deutsche Bauzeitschrift; Jg.35; Nr.6, S ; 1987 Der Dampfer sinkt - Le Corbusiers Unité in Briey-la-Foret wird geschlossen ; Arch+; Jg.16; Nr.75/76, S.13;

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