Aufgabe 2 Dekonstruktion

Transkript

1 Entwerfen Experiment und Alltag Aufgabe 2 Dekonstruktion Stefan Forster Architekten: Oleanderweg, Halle-Neustadt, 2010.

2 Vor dem Eingriff Halle-Neustadt Halle-Neustadt (im Volksmund auch HaNeu) war eine Stadt im Bezirk Halle der Deutschen Demokratischen Republik. Sie wurde am 12. Mai 1967 zur eigenständigen und kreisfreien Stadt (Stadtkreis) erklärt, nachdem sie ursprünglich als neuer Stadtteil von Halle erbaut worden war. Im Gegensatz zu späteren Großplattensiedlungen der DDR wurde Halle-Neustadt großzügig geplant, mit Kunst am Bau versehen und vor allem im I. Wohnkomplex ( ) üppig begrünt. Dessen architektonischer Höhepunkt ist ein 380 Meter langer, 11-geschossiger Wohnblock, der Block 10, das größte je in der DDR gebaute Wohnhaus. Chefarchitekt von Halle-Neustadt war Richard Paulick; seine Stellvertreter und Leiter von Entwurfsgruppen waren Joachim Bach, Horst Siegel, Karl-Heinz Schlesier, Sigbert Fliegel und Harald Zaglmaier. Wohnkomplex III Der Wohnkomplex III wurde vom Architekten Horst Siegel geplant und ist ein Teil von Halle-Neustadt. Dieser Stadtteil wird als Architekturhistorisch erhaltenswert erachtet, allerdings entsprechen die Wohnungen nicht mehr den heutigen Lebensgewohnheiten. Das Gebiet liegt mit seinen vielen öffentlichen Grünräumen auf der nördlichen Seite der Magistrale und reicht bis zum neuen Stadtpark in Heide-Süd, von dem es profi tiert. Aus diesen Gründen ist das Gebiet vergleichsweise stabil. Die Zuordnung von Wohngebäuden und Zentrum ist typisch für die Planung der Neustädter Wohnkomplexe. Ein hohes Qualitätsmerkmal ist die künstlerische Gestaltung der Freiräume am zentralen Tulpenbrunnen. Die Brunnenanlage stammt aus dem Jahr 1978 und wurde von dem Hallenser Künstler und Burg-Absolventen, Heinz Beberniß, gestaltet.

3 Vor dem Eingriff Nach dem Eingriff Lage: Halle-Neustadt, Deutschland Teil des Wohnkomplex III von Horst Siegel Baujahr: 1971 Anzahl der Wohneinheiten: 125 Geschosszahl: 5 Vollgeschosse Bruttogeschossfl äche: ca m² Grundstücksfl äche: ca m² Verhältnis Geschossfl äche zu Grundfl äche (GFZ): 1,75 Prozent der verbauten Grundfl äche: ca. 25 % Lage: Halle-Neustadt, Deutschland Teil des Wohnkomplex III von Horst Siegel Baujahr: 2010 Anzahl der Wohneinheiten: 81 Geschosszahl: 3-5 Geschosse Bruttogeschossfl äche: ca m² Grundstücksfl äche: ca m² Verhältnis Geschossfl äche zu Grundfl äche (GFZ): 1,58 Prozent der verbauten Grundfl äche: ca. 25 %

4 Baulichen Maßnahmen Stiegenhäuser: Vor dem Eingriff wurden die Wohnungen durch 11 Stiegenhäuser erschlossen. Um mehr Wohnraum zu gewinnen wurden diese auf 6 reduziert. Dies wurde möglich durch die Umwandlung der Erschließung von Zweispänner auf Dreispänner. Geschosshöhen: Der Gebäude hatte 5 Vollgeschosse und war ein Plattenbau vom Typ P2. Die Sanitärund Wirtschaftsräume waren daher im Gebäudeinneren, während die Aufenthaltsräume an der Fassade waren. Um möglichst viele unterschiedliche Wohnungstypen zu schaffen, wurde im Zuge des Eingriffes Teile der zwei obersten Geschosse abgebrochen. Dadurch enstand Raum für Dachterrassen. Balkone: Auf der Südfassade wurden die besthenden Balkone überarbeitet und die Balkonfl ä- chen durch einbuchtungen in der Fassade erhöht. Freifl ächen: Auf der Südseite des Gebäudes wurden kleine Gärten für die Erdgeschosswohnungen errichtet. So bekam eine ehemals nicht genutzte Fläche eine neue Funktion. vor dem Eingriff (rot=stiegenhäuser) nach dem Eingriff

5 Wohnungstypen Vorher: Der Plattenbau hatte 125 gleich große Wohnungen, welche von einem Innenliegenden Stiegenhaus erschlossen waren. Da es heutzutage die idealisierte Kleinfamilie fast nicht mehr gibt und der Platzbedarf pro Person über die Zeit gestiegen ist, sind diese Wohnungen nicht mehr zeitgemäß. Nachher: Insgesamt gibt es am Oleanderweg heute 18 verschiedene Wohnungstypen von der Anderthalb-Zimmer-Wohnung bis zur zweigeschossigen Haus-im-Haus -Wohnung mit separatem Eingang und Privatgarten. Die neu angebauten, durchlaufenden, tiefen Balkone, sowie städtebauliche Eingriffe in Form mehrerer Durchgänge zum großen Grünraum südlich der Zeile steigern zusätzlich die Wohnqualität des Gebäudes. Dort, wo Teile der Obergeschosse rückgebaut wurden, befi nden sich nun große Dachterrassen. Beispielhaft ein Ausschnitt aus dem 1.OG. Auf der linken Seite befi nden sich zwei kleine Wohnungen mit Balkon, auf der rechten seite die Obergeschosse zweier Haus-in- Haus Wohnungen mit Garten und Balkon.

6 Umgebung Vorher: Das Gebäude liegt an der Galerie im Grünen welche zum Tulpenbrunnen, dem zentralen Platz des Gebäudekomplexes III führt. Die Gebäudescheiben stoßen teilweise an ihren Enden aneinander, wodurch sich große Höfe bilden und eine gewisse Privatheit schaffen. Die Gebäudezeilen selbst sind 5-geschossige Plattenbauten des Typs P2. Die Erschließung erfolgt vom Orleanderweg im Norden des Gebäudes. Dort befi nden sich auch Parkmöglichkeiten. Öffentliche Anbindung ist durch die Buslinie 36 auf der Hallorenstraße vorhanden. Weiters gibt es etlich Nahversorger in der Umgebung. Nachher: Zu Vorher hat sich von der Lage und Zugang zum Gebäude nichts verändert. Die Gärten und die Balkone befi nden sich auf der Südseite in Richtung der Galerie im Grünen.

7 Verkehr- und Wegesystem Verkehr: Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man von der Busstation der Linie 36 über die Galerie im Grünen, muss dann allerdings auf die Rückseite des Gebäudes, da sich dort die Eingänge zu den Stiegenhäusern befi nden. (blauer Weg) Mit dem Auto kommt man über den Oleanderweg zum Gebäude. Im großen Hof befi n- den sich auch Parkplätze. Wege: Die Zugänge zu den Gebäuden der Anlage befi nden sich alle im Norden, was teilweise zu längeren Wegen führen kann. Die Gebäude sind alle (bis auf den Umbau) als Zweispänner erschlossen. Dadurch ergeben sich zwar relativ wenige Gangfl ächen, es sind allerdings wesentlich mehr Stiegenhäuser notwendig.

8 Sonstiges Ansichten Kosten: Acht Millionen Euro sind in Sanierung und Umbau gefl ossen. Drei Viertel davon hat die Bauherrin des Projekts, die Gesellschaft für Wohn-und Gewerbeimmobilien Halle- Neustadt (GWG Halle) gestemmt, zwei Millionen stammen aus Fördertöpfen. Bauphysik: Ansicht Nord Durch die energetische Sanierung des Gebäudes sank der Primärenergiebedarf von 134,77 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr um mehr als die Hälfte auf 55,51. Damit sparen die Bewohner 58 Prozent Primärenergie ein. Abbildungen: Fotos: Jean-Luc Valentin Pläne: Stefan Forster Architekten Ansicht Süd Ansicht Ost Ansicht West Längsschnitt

9 Collage Johann-Böhm Wohnhausanlage

10 Collage Wohnhausanlage Siebenbürgerstraße